Seewölfe - Piraten der Weltmeere 229. John Curtis

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 229 - John Curtis


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      Impressum

      © 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-565-1

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Fußnoten

      1.

      Totenstille herrschte an Bord der Galeere „Conchita“. Nur das Glucksen des Wassers an den Bordwänden war zu vernehmen, und manchmal drang von weit weg grölendes Gelächter an die Ohren der Seewölfe, die angekettet auf ihren Ruderbänken hockten. Die ganze Crew, alle, ohne jede Ausnahme. Sie befanden sich im Vorschiff der Galeere, während weiter hinten, im letzten Drittel, noch acht abgezehrte Gestalten auf den Ruderbänken hockten, angekettet wie sie. Gefangene Kapitäne, deren Schiffe Don Bosco versenkt und deren Besatzungen der Tortuga-Pirat entweder als Sklaven verkauft oder in wilden Orgien getötet hatte.

      Der restliche Teil der Besatzung der Galeere, üble Schnapphähne Don Boscos, die immer dann auf die Ruderbänke mussten, wenn nicht genügend Gefangene zur Verfügung standen, die aber selbstverständlich nicht angekettet wurden, feierte mit dem Herrscher von Tortuga in dieser Nacht eine wilde Orgie in einer der vielen Höhlen, die diese kleine Insel zu einem idealen Piratenversteck machten.

      Der Seewolf starrte vor sich hin. Er war nicht der Mann, der so ohne weiteres den Mut sinken ließ. Aber diesmal befand er sich in einer nahezu ausweglosen Lage. Es war nocht nicht einmal zehn Minuten her, daß Don Bosco und dieser dreimal verfluchte Nuno, der Schlagmann der Galeere, der ihnen allen das Leben zur Hölle machte, gegangen waren. Zurückgelassen hatte Don Bosco die Drohnung, daß er am nächsten Morgen, falls der Seewolf nicht das Geheimnis der Schlangeninsel preisgeben und Don Bosco die Schätze dieser Insel ausliefern würde, jede Stunde einen Mann der „Isabella“-Crew töten lassen werde. Und den Anfang werde er mit den beiden Schiffsjungen seiner Besatzung machen, hatte er dem Seewolf gesagt, ohne zu ahnen, daß diese beiden Jungen die Söhne des Seewolfs waren.

      Der Seewolf knirschte mit den Zähnen. Himmel, was sollte er tun? Seine Söhne, seine Männer opfern? Seine Freunde auf der Schlangeninsel verraten – wobei immer noch zweifelhaft blieb, ob damit überhaupt etwas gewonnen war? Der Seewolf kannte Schnapphähne wie diesen Don Bosco. Sie waren völig unberechenbar.

      Der Seewolf und seine Männer hatten sich schon in manch einer üblen Lage befunden, aber so ausweglos wie diese war noch nie eine gewesen. Dieser Don Bosco war einer der gefährlichsten Männer, deren Kurs der Seewolf mit seiner „Isabella“ je gekreuzt hatte.

      Schon die Arte und Weise, wie er die „Isabella“ und ihre ganze Besatzung in seine Gewalt gebracht hatte, war geradezu teuflisch gewesen. Er hatte den Seewölfen Pablo, diesen verdammten Giftmischer, untergejubelt. Einen Schurken, der so vertrauenserweckend und ehrlich wirkte, daß sie alle auf diesen Kerl hereingefallen waren und ihn an Bord der „Isabella“ genommen hatten. Alle?

      Der Seewolf korrigierte sich. Nein, nicht alle. Nein, nicht alle. Batuti und Old O’Flynn hatten Hassard gewarnt. Sie hatten diesen Pablo nicht gemocht, sie hatten ihn abgelehnt, und der alte O’Flynn hatte sogar behauptet, dieser Mann brächte den Tod an Bord der „Isabella“. Und wie meistens hatte Hassard das für eine Spinnerei des Alten gehalten.

      Gibt, das sie alle lähmte, paralysierte, hatte dieser Pablo ihnen ins Trinkwasser gemischt und sich dann selber an Deck im scheinbaren Schmerz und in Todesangst gekrümmt. Zum Schluß waren nur noch Dan und der alte O’Flynn aktionsfähig gewesen, und sie hatten Don Bosco einen Kampf geliefert, ehe er die „Isabella“ zu entern vermochte, der Don Bosco seine Karacke kostete und seine Wut zur Weißglut anfachte. Nein, von diesem Mann war kein Pardon zu erwarten, nicht die geringste Milde.

      Das alles ging dem Seewolf in dem lastenden Schweigen durch den Sinn, als er endlich den Kopf hob und im Schein der blakenden Schiffslaternen zu seinen beiden Söhnen hinüberblickte, die neben dem riesigen Carberry auf der Ruderbank angekettet worden waren. Die beiden erwiderten den Blick des Seewolfs, aber sie sagten nichts. Sie wirkten blaß, ließen sich ihre Angst aber nicht anmerken. Denn auch sie hatten begrifften, daß sie sterben würden, falls ihr Vater nicht alles sagte, was der Tortuga-Pirat von ihm wissen wollte. Carberry richtete sich auf. Sein narbiges Gesicht wirkte düster, auch er war ohne den geringsten Hoffnungsschimmer, das sich das Blatt diesmal wieder zugunsten der Seewölfe wenden würde.

      „ Wir stecken bis über die Ohren in der Scheiße, Sir“, sagte er grollend. „Ich hätte diesem verfluchten Pablo den Hals umgrehen sollen, aber ich war genauso dämlich wie die meisten von uns allen, dich eingeschlossen, Sir. Und jetzt werden wir die Suppe, die wir uns eingebrockt haben, wieder auslöffeln müssen. Aber das sage ich dir, Sir: Ehe der alte Carberry zur Hölle fährt, wird dieser verfluchte Don Bosco noch an den Profos der „Isabella“ denken! Das verspreche ich die bei allem, was mir heilig ist.“

      Die anderen sahen Carberry an, Ferris Tucker, der rothaarige Schiffszimmermann der „Isabella“ ein wahrer Hüne von Gestalt, nickte. „Klar, Ed, auch ich werde mich nicht einfach abschlachten lassen. Die werden sich noch wundern. Und außerdem, wenn ihr es wissen wollt, ich glaube noch lange nicht daran, daß dieser Don Bosco und seine Dreckskerle uns wirklich zur Hölle schicken und sich mit den Schätzen der Schlangeninsel dann ein herrliches Leben machen werden. Da dürften noch ein paar andere ein Wörtchen mitzureden haben. Der Wikinger zum Beispiel und Siri-Tong. Dieser Happen ist zu groß für Don Bosco, aber wie sehr er sich verschluckt hat, das wird er erst merken, wenn der alte Thorfin ganz Tortuga in Schutt und Asche legt, wenn Siri-Tong auf dieser verdammten Insel eine Orgie mit ihm feiert, bei der Gevatter Tod zum Tanz aufspielen wird. Das ist meine Meinung, und ich mach euch nichts vor. Unsere Lage ist beschissen, aber das war sie schon oft. Du mußt diesen Kerl hinhalten, Sir. Irgend etwas muß uns einfallen, und zwar bis morgen Früh, Sir …“

      Carberry drehte sich um und starrte Ferris Tucker an.

      „Du hast recht, Ferris“, sagte er, und seine Stimmer dröhnte durch die Galeere, daß die Männer im achteren Drittel erschrocken zusammenfuhren. „Und ich glaube, mir ist eben schon etwas eingefallen“, fügte er drohend hinzu. Dann sah er die Zwillinge an, die neben ihm auf der Ruderbank hockten, angekettet wie er. „Ihr beide verhaltet euch morgen, wenn man euch losschließen will, ganz still, klar? Den Rest überlaßt mir.“

      Der Seewolf zuckte zusammen.

      „Was hast du vor, Ed?“ fragte er leise.

      Aber Carberry machte nur eine Kopfbewegung nach hinten.

      „Überlaß mir das, Sir. Es geht morgen früh um das Leben deiner beiden Söhne, und ich will doch gleich meinen eigenen Affenarsch in Streifen geschnitten an die Großrah hängen, wenn ich zulasse, daß einer dieser Kerle auch nur Hand an sie legt. Aber mehr sage ich nicht.“

      Die Seewölfe starrten ihren Profos an, dann steckten sie, soweit das möglich war, die Köpfe zusammen. Eine dröhnende Stimme aus dem achteren Drittel der Galeere ließ sie zusammenfahren.

      „Du klopfst ziemlich rauhe Sprüche, Mann“, sagte ein großer Kerl, dessen Gesicht von einem wilden,


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