Seewölfe Paket 21. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 21 - Roy Palmer


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Gesundheitszustand zu übergeben.“ Er gab dem Ersten Offizier und den beiden Seesoldaten einen Wink, sich um den Arbeitseinsatz der Lakaien zu kümmern.

      Mit hängenden Schultern schlurften sie los, geführt von dem immer noch grinsenden Schiffszimmermann.

      Vor dem Großmast war ein halbes Dutzend Sägeböcke aufgebaut worden. Decksleute mühten sich mit breitblättrigen Handsägen ab, vorgezeichnete Planken präzise auf das richtige Maß zurechtzuschneiden.

      Rodrigo blieb stehen und sah den Ersten fragend an.

      „Meinen Sie, das wäre etwas für unsere Amigos aus dem Gouverneurspalast?“

      „Eine leichte Arbeit“, sagte der Offizier. „Für den Anfang dürfte es genau das Richtige sein. Später können Sie ihnen dann handfestere Aufgaben geben.“

      „Si, Señor.“ Rodrigo forderte vier der Decksleute an den Sägeböcken auf, ihre Arbeit einzustellen. „Meldet euch bei Anselmo und helft ihm beim Pechkochen.“

      Die Männer strahlten und liefen los. Die Vorbereitung des Kalfaterpechs war ein amüsanter Zeitvertreib, verglichen mit der knochenschindenden Sägerei.

      Währenddessen ließ der Erste den vier Gefangenen die Handfesseln abnehmen. Mißmutig rieben sich der Schwammige und seine drei Kollegen die schmerzenden Handgelenke.

      „Ihr übernehmt die Aufsicht“, sagte der Erste zu den beiden Seesoldaten, „und seid mir persönlich für die Kerle verantwortlich. In zwei Stunden werdet ihr abgelöst.“

      Die Soldaten salutierten. Dann trieben sie die Gouverneursdiener auf die Sägeböcke zu, wo Rodrigo bereits darauf wartete, ihnen die Handhabung des Werkzeugs zu erklären.

      „Ich weise darauf hin“, sagte der Schwammige gepreßt, „daß wir gemäß Dienstvertrag nicht verpflichtet sind, derartig niedere Arbeiten …“

      „Das hast du fein gesagt“, unterbrach ihn Rodrigo grinsend. „Aber ihr werdet gleich merken, wieviel Spaß es macht, so eine Planke abzuschnippeln. Schön paßgenau muß alles sein, und ihr werdet euch mit uns freuen, wenn unsere ‚San José‘ in ein paar Tagen aussieht wie nach dem Stapellauf. Übrigens – wenn mich nicht alles täuscht, habt ihr als Arrestanten keinen Dienstvertrag, oder? Seid also froh, daß es auf einem Schiff keinen Steinbruch gibt.“

      Die beiden Soldaten lachten leise. Naserümpfend wechselten die Lakaien Blicke. Doch es gab keine Möglichkeit mehr, der entwürdigenden handwerklichen Arbeit zu entrinnen. Rodrigo zeigte ihnen, wie sie die Säge ansetzen mußten, und dann gab es keinen Zeitverlust mehr.

      Schnaufend vor Selbstmitleid wuchtete der Schwammige die erste Planke in den Sägebock, rückte das eingeritzte Ende zurecht und setzte das doppelt handtellerbreite Sägeblatt an. Immer wieder rutschte er ab, und schon nach wenigen Minuten rann ihm der Schweiß in Strömen über das Gesicht. Seinen Lakaienkollegen erging es kaum besser, und als sie die ersten vernünftigen Schnitte zustande brachten, zeichneten sich bereits große Schweißflecken auf ihrer verschmutzten Nobelkluft ab.

      Und jedesmal, wenn sie keuchend innehielten, erinnerten sie die beiden Posten mit freundschaftlichen Stößen ihrer Musketenkolben daran, daß es noch lange nicht an der Zeit war, eine Pause einzulegen.

      Den sehr ehrenwerten Lakaien verging jegliche Lust, weiteren Protest zu äußern.

      Etwa eine halbe Stunde war seit dem Arbeitsbeginn der vier Gefangenen verstrichen.

      Völlig unerwartet meldete sich der Schiffsarzt bei Capitán Cubera auf dem Achterdeck.

      „Ich hoffe, Sie haben keine weiteren Verluste zu verzeichnen“, sagte Cubera mit hochgezogenen Augenbrauen.

      „Gottlob nicht“, entgegnete der Arzt. „Alle Verwundeten sind bestens versorgt und auf dem Weg der Besserung. Ich will nichts prophezeien, aber wir können guter Hoffnung sein, daß alle durchkommen werden. Meine Helfer und ich sind derzeit dabei, die Verbände der zuerst versorgten Schwerverwundeten zu erneuern.“

      Cubera musterte ihn forschend.

      „Sie haben etwas anderes auf dem Herzen, Doktor. Das sehe ich Ihnen an der Nasenspitze an.“

      Der Schiffsarzt faltete die Hände vor dem Bauch.

      „Ihre Fähigkeit, einen anderen bis auf die Knochen zu durchschauen, ist bemerkenswert, Capitán. Aber Sie haben recht. Ich habe mich breitschlagen lassen, für Don Antonio de Quintanilla den Vermittler zu spielen.“

      Cubera stieß einen leisen Pfiff aus.

      „Sieh einer an! Was führt der Dicke jetzt im Schilde? Will er etwa auch wegen menschenunwürdiger Behandlung protestieren wie seine Speichellecker?“

      „Nichts dergleichen.“ Der Arzt schüttelte lächelnd den Kopf. „Im Gegenteil. Er zeigt sich äußerst reumütig und hat mich bedrängt, mit Ihnen zu reden.“

      „Ich bin äußerst gespannt“, gab Cubera zu.

      „Um mich kurz zu fassen: Don Antonio bietet seine Mitarbeit an. Er möchte seinen Beitrag leisten, damit der Verband möglichst bald wieder einsatzbereit ist.“

      Capitán Cubera glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen.

      „Das ist wieder eine Hinterlist“, sagte er spontan. „So etwas sagt de Quintanilla nicht, ohne etwas im Schilde zu führen.“

      Der Arzt wiegte den Kopf.

      „Mit Verlaub, ich bin sicher, daß Sie ihm unrecht tun, Capitán. Wegen seines Holzsplitters im Hintern hat er zwar anfangs sehr viel herumgejammert und gestöhnt. Aber seit einigen Stunden hilft er im Lazarett nach Kräften mit.“

      „Seit er weiß, daß das Gefecht vorbei ist.“

      „Kann man ihm das verdenken?“

      „Vielleicht nicht. Also, wie ist Ihr Eindruck? Meint er es ehrlich?“

      Der Arzt zögerte nur einen Atemzug lang.

      „Ich will meine Hand nicht für ihn ins Feuer legen. Aber ich glaube, daß er wirklich meint, was er sagt. Ich könnte mir vorstellen, daß er so eine Art von Wiedergutmachung anstrebt.“

      Cubera rieb sich das Kinn mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand.

      „Also gut“, sagte er nach einer Weile. „Ich traue dem Dicken zwar noch immer nicht, aber er soll seine Bewährungsprobe haben. Schicken Sie ihn herauf.“

      „In Ordnung, Capitán“, sagte der Arzt, lächelte, vollführte eine Kehrtwendung und marschierte los.

      Bereits fünf Minuten später erschien der schwergewichtige Gouverneur watschelnd auf der Kuhl und manövrierte seine Leibesfülle durch das Gewühl der Arbeitenden in Richtung Achterdeck. Dabei war es unvermeidlich, daß er in die Nähe seiner schweißgebadeten Lakaien geriet.

      Der Schwammige erblickte ihn als erster und richtete sich in jäh erwachender Hoffnung auf. Auch die anderen hielten mit ihrer Arbeit inne.

      „Señor Gouverneur!“ rief ihr Wortführer weinerlich. „Sehen Sie nur, welche Schande man uns antut. Bitte sorgen Sie dafür, daß mit dieser Erniedrigung Schluß ist. Ihr Wort hat doch immer noch Gewicht.“

      Don Antonio verharrte schnaufend und bedachte seine Diener mit einem verächtlichen Blick aus kleinen, hinter Fettpolstern fast verschwindenden Augen.

      „Memmen“, sagte er herablassend und ließ seine Stimme dabei laut und vernehmlich klingen. „Da jammert ihr wie Waschweiber, nur weil ihr ausnahmsweise ein bißchen arbeiten müßt! Schämen solltet ihr euch. Seid lieber froh, daß ihr euren Beitrag leisten dürft, die Kampfkraft unseres Verbandes wiederherzustellen.“

      Die Lakaien starrten ihn an und verstanden die Welt nicht mehr. Dem Schwammigen sackte das Kinn herab. Sein Mund stand immer noch offen, als sich Don Antonio längst abgewandt hatte, ohne ihn und die anderen noch eines Blickes zu würdigen.

      Mühsam bewältigte der Gouverneur den beschwerlichen Weg über den Niedergang auf


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