Seewölfe - Piraten der Weltmeere 134. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 134 - Fred McMason


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      Impressum

      © 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-458-6

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

      1.

      Für den Profos Edwin Carberry gab es an diesem sonnigen Tag nicht den geringsten Anlaß zum Meckern.

      Die „Isabella VIII.“ segelte mit einer frischen achterlichen Brise nordwärts, dem fernen England entgegen. Die Dünung war sanft, der Himmel von azurner Bläue und die Stimmung an Bord direkt fröhlich.

      Das Schiff blitzte vor Sauberkeit, die Segel waren getrimmt, und, genau genommen, hatte außer dem Rudergänger niemand etwas zu tun.

      Deshalb stand Carberry auf dem Quarterdeck, ließ seine Blicke vom Wasser zum Land wandern und fand trotz aller angestrengten Suche nichts, was zu bemängeln war.

      Ein wenig verdroß ihn das. Himmel, auf einem Schiff wie diesem gab es immer etwas zu tun, und wenn die Kerle herumstanden, faselten und sich unterhielten, dann wurden ihnen höchstens die Knochen morsch.

      Segel nachtrimmen? Nein, die standen wie eine Eins, da gab es nichts zu trimmen. Das Deck? Aufgeklart und sauber! Die Ladung, bestehend aus Reis, Seide und Schätzen war in Ordnung.

      „Dem alten Plymson seine Kneipe müßte mal wieder aufgeräumt werden“, sagte er zu Hasard, der an der Schmuckbalustrade stand und zum Land hinüberblickte, das etwa eine Meile entfernt war. Dieses Land war flach, nur ab und zu von kleinen Dattelpalmen bewachsen, und von Büschen und niedrigen Pflanzen unterbrochen.

      Der Seewolf sah seinen Zuchtmeister an und musterte das fast häßliche, narbige Gesicht und das trotzig vorgeschobene Rammkinn, das Carberrys innerlichen Unmut deutlich ausdrückte. Der Profos war nicht zufrieden, obschon er allen Grund hatte, zufrieden zu sein.

      Hasard lächelte. Der laue Wind spielte mit seinen langen schwarzen Haaren, und ließ sein Gesicht verwegen und hart erscheinen.

      „Du kannst es wohl gar nicht mehr erwarten, Ed? Bis nach England haben wir noch eine gewaltige Strecke vor uns, und du wirst dich noch eine Weile gedulden müssen, bis du mit Plymsons Perücke die Theke aufwischen kannst.“

      „Mit ihm selbst vor allem“, sagte der Profos grimmig. „Weißt du, Sir, wie ich mir das vorstelle? Wir gehen ganz harmlos grinsend in seinen Saftladen, trinken einen und fangen Stunk an.“

      „Weshalb denn das?“

      Carberry räusperte sich verlegen. „Ich meine natürlich, der alte Plymson wird Stunk anfangen und …“

      „Weshalb sollte er?“

      „Jedenfalls wird es Stunk geben – wie auch immer“, versprach der Profos düster. „England, Plymson und wir, das kann gar nicht gutgehen, da treffen so viele Dinge aufeinander, daß es irgendwann ganz einfach zu einer Explosion kommt. Und natürlich bleibt uns nichts anderes übrig, als uns zu wehren.“

      „Natürlich nicht“, sagte Hasard sanft und warf wieder lächelnd einen Blick in das narbige Gesicht, das sich jetzt zu einem Grinsen verzog und fast verträumt wirkte.

      Hasard kannte seinen Zuchtmeister genau, besser als der sich selbst, und so spürte er überdeutlich, daß Carberry irgend etwas brauchte, um sich abzureagieren. Es lief ihm alles zu glatt, im Moment gab es keine Abwechslung, es war ruhig, und es war einfach nichts los.

      Einzig und allein aus diesem Grund kribbelte es Ed in den Fäusten, und deshalb reagierte er sich mit düsteren Versprechungen ab.

      So wie der Seewolf ihn kannte, hätte Ed jetzt am liebsten gleich und sofort des alten Plymsons Kneipe ausgeräumt, mit den Galgenvögeln, die dort verkehrten, den Fußboden aufgewischt und die Kneipe samt ihren Huren, Säufern und Schnapphähnen zu Kleinholz verarbeitet.

      Als Hasard nichts mehr entgegnete, warf der Profos noch einen irritierten Blick auf ihn, zuckte dann mit den Schultern und ging über den Niedergang zur Kuhl hinunter, wo der Kutscher mit einigen anderen Seewölfen stand und zum Land zeigte.

      „Datteln sind das“, sagte er und unterstrich seine Worte dabei mit Gesten, „süß und fein, sage ich euch, eine Bereicherung für unseren Speisezettel. Aber leider legen wir dort nicht an.“

      „Datteln“, sagte Ed verächtlich und sah, wie der Kutscher zusammenzuckte. „Diese klebrigen Riesenwanzen! Die sind höchstens was für Affen, aber nicht für uns.“

      „Datteln sind gesund“, widersprach der Kutscher empört.

      „Und ich sage dir, das sind klebrige Mistdinger, und wenn ich das sage, dann stimmt es auch. Halte hier keine Reden, Kutscher, sieh lieber zu, daß heute keine Kakerlaken oder Ratten in der Suppe schwimmen.“

      Der Kutscher glaubte, sich verhört zu haben.

      „Kakerlaken, Ratten?“ stammelte er ungläubig. „Ja, zum Teufel!“ schrie er laut und reckte seine magere Brust heraus. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist, he? Das lasse ich mir von dir nicht unterstellen, Ed, das geht zu weit, geht das! Ich gebe mir die größte Mühe, ein anständiges Essen auf die Back zu bringen, und dann kreuzt du auf und quasselst dummes Zeug! Dir ist wohl eine Kakerlake über die Leber gelaufen, was? Was, wie?“ wiederholte er Ed Lieblingsworte, um ihn zu ärgern.

      Es sah nach einem handfesten Streit aus, doch dann staunten alle, denn der Profos wandte sich ab und stellte sich ans Schanzkleid.

      „Du verstehst wohl auch keinen Spaß mehr, du Kombüsenwanze“, sagte er, ohne sich umzublicken.

      „Das – das war ein Spaß?“ fragte der Kutscher, wobei er ratlos und verwirrt in die Runde blickte. „Das habe ich natürlich nicht gewußt, Ed.“

      Carberry brummte etwas, das kein Mensch verstand, worauf der Kutscher sich umdrehte und laut lachte. Allerdings hörte sich das Lachen eher nach dem Gemecker einer Ziege an.

      „Was gibt es da zu lachen, verdammt?“ fragte Ed.

      „Ich lache über deinen Spaß“, versicherte der Kutscher, und damit hatte er dem Profos das Wasser abgegraben. Säuerlich grinsend ging Carberry nach vorn, doch hinter seinem breiten Rücken tippte sich der Kutscher bedeutungsvoll an die Stirn.

      „Er kann es auf den Tod nicht leiden, wenn nichts passiert“, sagte der Kutscher leise. „Dann brennen ihm die Kaldaunen durch.“

      Eine halbe Stunde später allerdings gab es einen Zwischenfall, und es passierte tatsächlich etwas, das sie jäh hochriß.

      Die „Isabella“ befand sich nur noch knapp drei Kabellängen vom Land entfernt und segelte auf eine kleine Landspitze zu, hinter der sich eine ebenso kleine Bucht verbarg, als Bob Grey aus dem Ausguck laut rief: „Deck! Ein Schiff in der Bucht,


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