Seewölfe - Piraten der Weltmeere 134. Fred McMason

Читать онлайн книгу.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 134 - Fred McMason


Скачать книгу
sagte er lächelnd. „Wer also, denken Sie, sollte uns überfallen, und aus welchem Grund?“

      Van Haas deutete mit der Hand auf die Laderäume.

      „Ich sehe, daß Sie geladen haben, Sir. Was es ist, weiß ich natürlich nicht, aber es wird schon einigen Wert besitzen, etwas das man brauchen kann“, setzte er hinzu. „Das also ist der erste Grund. Der zweite ist El Corsario, wie er sich nennt, ein größenwahnsinniger Spanier, der sich einbildet, jedes Schiff das hier vorbeisegelt, müsse eine Art Tribut an ihn errichten.“

      „Wie ich sehe, haben Sie Ihren Tribut nicht freiwillig entrichtet“, sagte Hasard trocken und deutete auf das Wrack.

      „Richtig, Sir! Unser Kapitän sah keinerlei Veranlassung, diesem El Corsario Anteile aus unserer Gewürzladung zu überlassen. Auch die Stoffe, die wir auf einer großen Insel tauschten, wollte er nicht hergeben. El Corsario nahm sich daher, was ihm gefiel. Und ihm gefiel alles“, setzte De Haas bitter hinzu.

      „Sie haben sich gewehrt?“

      „Das Resultat sehen Sie da drüben. El Corsario bot etwa zwanzig Schiffe auf, kleine und große. Uns blieb nur die Flucht, und auch die gelang nicht, jedenfalls nur teilweise.“

      „Was verlangen Sie als Gegenleistung für Ihre Warnung?“ fragte der Seewolf.

      „Symbolisch nur eine Handvoll Nägel. Unsere Warnung ist nicht gerade uneigennützig. Wir wollen nicht, daß diesem gottverdammten Halunken noch mehr in die Hände fällt. Deshalb mein Rat, Sir: Segeln Sie weit hinaus, mindestens zehn, zwölf Meilen, sonst geht es Ihnen wie uns.“

      Hasard nickte langsam und sah dem Mann wieder in die Augen. „Wo ist Ihr Kapitän?“

      „El Corsario hat ihn und den Bestmann gefangen genommen und sie eingesperrt. Er will sie hinrichten lassen, Hängen, wie er sagte.“

      „El Corsario“, sagte Hasard verächtlich. „Der scheint sich hier als Volksheld aufzuspielen. Der faule Zahn sollte ihm schleunigst gezogen werden.“

      „Es hat keinen Zweck, sich mit ihm anzulegen, Sir, wirklich nicht. Seine Übermacht ist zu groß, und er hat viele Leute.“

      Hasard gab dem Moses Bill einen Wink.

      „Bringe einen Schluck zur Begrüßung, Junge“, sagte er.

      Die Seewölfe lauschten den Worten der drei anderen Holländer, die haarklein von dem Angriff berichteten und wie El Corsario sie auseinandergenommen hatte.

      Ferris Tucker, der rothaarige Schiffszimmermann, unterhielt sich mit einem, der das gleiche Handwerk gelernt hatte. Es war ein holländischer Schiffsbaumeister, der als Zimmermann zur See fuhr.

      „Jetzt seid ihr also dabei, euer Wrack aufzuriggen. Wie wollt ihr das schaffen?“ fragte er. „Habt ihr Ersatzmaste?“

      „Einen haben wir, den anderen flicken wir zusammen. Die Segel sind ebenfalls wieder geflickt und die Löcher an der Wasserlinie alle ausgebessert. Uns fehlt nichts weiter als eine Handvoll Nägel, wie schon der Bootsmann sagte.“

      „Die kriegt ihr von mir“, versprach Ferris, „und wenn ihr noch etwas braucht, kriegt ihr es ebenfalls, wenn der Seewolf, äh – der Kapitän nichts dagegen hat.“

      Der Holländer starrte ihn mit offenem Mund an.

      „Sagtest du eben Seewolf, Rotschopf?“ fragte er entgeistert.

      Tucker sah, daß auch die anderen nich umdrehten, Hasard anstarrten und kein Wort hervorbrachten. Sekundenlang wurde es auf der „Isabella“ totenstill.

      Der Bootsmann faßte sich als erster. Respektvoll trat er einen Schritt vor Hasard zurück.

      „Ihr seid der Seewolf?“ fragte er erschreckt. „Der Mann, von dem ganz Spanien spricht?“

      „Ich bin es“, sagte Hasard leichthin. „Deshalb braucht euch doch nicht der Schreck in die Knochen zu fahren.“

      „Auf Ihren Kopf ist von den Spaniern eine hohe Belohnung ausgesetzt, Sir“, sagte der Bootsmann.

      „Wollt ihr sie euch verdienen?“

      „Godverdomme, nein, Sir! Ihr seid also der Seewolf! Wenn El Corsario euch fängt, wird er euch an die Spanier ausliefern, um die Belohnung zu kassieren, obwohl er bei seinen eigenen Landsleuten nicht sehr geschätzt wird, denn auch von ihnen verlangt er Wegezoll.“

      Hasard lachte laut, auch der Profos und ein paar andere fielen in das Gelächter ein.

      „Dazu muß El Corsario mich aber erst einmal haben, Minheer van Haas. Und das geht nicht von heute auf morgen.“

      Hasard ließ den Männern Wein reichen und trank ihnen zu.

      „Dieser Korsar, wie er sich nennt, hat wohl eine Menge Schätze angehäuft?“ fragte er.

      „Mit Sicherheit, Sir.“

      „Man sollte sie sich ansehen“, schlug der Profos händereibend vor.

      „Ja, das sollte man wirklich, Ed. Du wolltest doch ohnehin eine Kneipe ausräumen. Wir sollten uns das wirklich in aller Ruhe überlegen.“

      Die Männer sahen, wie es in den eisblauen Augen des Seewolfs aufblitzte, und sie wußten jetzt schon alle, daß Hasard dicht an der Küste vorbeisegeln würde und gleichzeitig wieder etwas ausheckte, das El Corsario letzten Endes nicht gerade freuen würde.

      Der holländische Bootsmann rang die Hände.

      „Sir“, sagte er beschwörend, „ich weiß, was man über Sie erzählt. Die Spanier zucken zusammen wenn der Name Lobo del Mar fällt, sie haben Angst vor jedem Raid des Seewolfs. Aber hier begeben Sie sich unnötig in Gefahr. Sie werden gegen zwanzig Schiffe nichts ausrichten können.“

      Hasard verschränkte die Arme über der Brust.

      „Nun, wir haben keine sonderliche Eile, Bootsmann, uns bleibt also Zeit zum Überlegen. Nun jedoch zu euch: Wir haben einen Besan als Ersatz, ihr sollt ihn haben, er würde genau passen, und wir werden euch helfen, das Schiff aufzuriggen.“

      „Das kann ich nicht verlangen, Sir, das können wir nicht annehmen.“

      Hasard antwortete nicht darauf. Statt dessen fragte er: „Wie weit entfernt befindet sich El Corsarios Versteck?“

      „Etwa dreißig Meilen nordwärts, Sir! Ganz in der Nähe gibt es eine Oase mit frischem Quellwasser. Eine Bucht befindet sich dort, länger als diese und nur schlecht einsehbar von See aus. Weit draußen liegt ständig ein Schiff vor Anker, ein kleineres kreuzt Tag und Nacht in der Nähe.“

      Hasard wußte, daß er diesen Leuten Vertrauen schenken konnte. Er hatte ein sicheres Gespür dafür. Er konnte Halsabschneider und Schnapphähne von ehrlichen Leuten auf Anhieb unterscheiden, und er hatte sich so gut wie noch nie geirrt.

      „Laß das große Beiboot abfieren, Ed“, sagte er zum Profos. „Und holt den Besan, den wir als Ersatz haben. Dann suche dir ein paar Freiwillige, die den Leuten beim Aufriggen helfen.“

      „Aye, aye, Sir!“ brüllte Ed.

      Freiwillige fand er mehr als genug, und so war es verständlich, daß bei den zurückhaltenden Holländern lauter Jubel ausbrach, obwohl der Bootsmann immer wieder betonte, wie peinlich ihm das alles sei, und daß er selbst schon klarkommen würde.

      2.

      Die Holländer waren frische, aufrichtige Kerle, wie die Seewölfe schnell feststellten.

      Allerdings befand sich ihr Zweimaster in einem reichlich erbarmungswürdigen Zustand.

      Ferris Tucker, der mit fünf anderen Männern an Deck stand, sah sich kopfschüttelnd um. Überall gab es Planken, die sich nach oben bogen, die zerfetzt und zersplittert waren. Er entdeckte zahlreiche Einschläge von Eisenkugeln, und obwohl sie das Deck schon aufgeklart hatten, wie sie sagten, glich es immer noch einem Trümmerhaufen. Wie mochte


Скачать книгу