Seewölfe - Piraten der Weltmeere 270. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 270 - Fred McMason


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verfärbte sich leicht. Dann hob er den Finger seiner rechten Hand und begann laut zu zählen. Dabei deutete er auf die Kapitäne, die den Verband befehligt hatten.

      „… sechs, sieben, acht“, sagte er. „Nun werden wir einmal Punkt eins beleuchten. Die Schiffe, die ich auf mein Flaggschiff angesetzt habe, sind also zum größten Teil vernichtet worden. Punkt zwei bedarf ebenfalls der Erleuchtung. Die Sambuke mit diesen Hunden, die die Schätze von der ‚San Marco‘ geklaut haben, ist also entwischt. Es ist ihr sogar gelungen, durch Gibraltar in den Atlantik zu entwischen. Punkt drei waren merkwürdigerweise schon wieder die angreifenden Spanier, die sich mit den Engländern auf sehr seltsame Weise verbrüdert haben. Da scheinen ja Dinge im Mittelmeer vor sich zu gehen, von denen ich nichts weiß. Absolut nichts!“ schrie er dann zornig. „Was ihr mir gemeldet habt, ist also ein großartiger Erfolg, ein feiner Erfolg. Ich habe jetzt auf der Jagd nach diesen Halunken so viele Schiffe verloren, daß ich sie kaum noch zählen kann. Da treten wir mit etlichen hundert gegen lausige zwanzig an, und trotzdem verlieren wir ständig. Woran mag das liegen, ihr Herren?“

      Seine Stimme troff vor Süße, als er die Frage stellte, aber niemand konnte sie beantworten.

      „Vielleicht, Erhabener“, sagte einer die Piraten schließlich, „weil wir die Hunde lebendig fassen müssen. Als Leichen hätten wir sie schon längst gehabt.“

      „Leichen werden wir hier bald genug haben!“ wetterte Ali. „Nicht, daß mir Shanoun alles vermasselt hat, jetzt versagt ihr Kröten ebenfalls. Ich bin blamiert, sogar die Türken werden mich auslachen.“

      „Über uns werden sie ebenfalls lachen, Erhabener“, jammerte der Piratenkapitän.

      Ali schüttelte lächelnd den Kopf. Er verbarg seinen Zorn und blieb immer noch ganz ruhig und eiskalt, obwohl ihn diese ständigen Niederlagen innerlich zerfraßen.

      „Über euch wird keiner lachen“, sagte er dann. „Weil es nämlich nicht schön ist, über Tote zu lachen. Toten soll man ja auch nichts Schlechtes nachsagen.“

      Er stand auf und spuckte auf die Planken. Dann ging er die Reihen der Kapitäne ab und stach einem nach dem anderen den Zeigefinger hart an die Brust.

      „Du, und du, und du“, sagte er. „Und ihr beiden ebenfalls. Ihr tretet vor. Die drei anderen bleiben, wo sie sind. Damit ist gleichzeitig das Gerichtsverfahren gegen euch eröffnet. Und damit es schnell beendet ist, verurteile ich euch fünf feige räudige Halsabschneider auf der Stelle zum Tode. Das Urteil wird sofort vollstreckt.“

      Er winkte den Schlagmann herbei, der wiederum einer ganzen Horde unrasierter Strolche ein Zeichen gab.

      Sie stürzten sich auf die Kapitäne und hielten sie fest.

      „Ihr drei“, sagte Uluch Ali zu den übriggebliebenen Kapitänen, „werdet ausgepeitscht, an den Füßen hängend, natürlich. Und von nun an werde ich den Einsatz persönlich leiten, und wenn ich das in die Hand nehme, dann wird es auch klappen, sonst bringe ich mich selbst um. Fang endlich an und glotz keine Löcher in die Luft!“ brüllte er seinen Henker an.

      Erbarmungslos ließ Uluch Ali an diesen verhängnisvollen Tag tatsächlich fünf Männer köpfen. Und wieder mußten die anderen zusehen, bis ihnen die Übelkeit im Magen hochstieg.

      Dann wurde das Deck gesäubert. Die drei überlebenden Kapitäne wurden an den Füßen aufgehängt und ausgepeitscht.

      Ihr Gebrüll hallte über den Hafen bis weit nach Oran hinein. Uluch ließ die bewußtlosen Kerle danach abnehmen und steckte sie als Rudersklaven auf seine Galeere.

      „Es wird Zeit, daß hier wieder einmal ein kräftiger Wind weht“, sagte er abschließend. „Ein richtiger Mann muß wieder für Zucht und Ordnung sorgen, sonst geht hier alles kaputt. Euch lausiger Brut werde ich jetzt einmal zeigen, wie man diese Christenhunde schnappt.“

      In Oran ging das nackte Entsetzen um, als die Kunde von Uluch Ali durch die Stadt lief. Sie alle zitterten vor der Allmacht des Erhabenen und fürchteten sich vor ihm.

      Die Leute verkrochen sich in ihren Hütten und blieben unsichtbar, denn wo Uluch Ali auftauchte, da rollten Köpfe, da geschah unendliches Leid, und da wurden harmlose Männer als Sklaven auf die Galeere gepreßt.

      Und niemand konnte gegen ihn aufmucken, denn die Türken hatten ihn als Beylerbey eingesetzt, und dieses Amt gab ihm so unvorstellbare Macht. Macht über Leben und Tod, so wie Ali es genoß.

      Jetzt wollte er nur noch die Seewölfe, das hatte er sich sozusagen als letztes Lebensziel gesteckt, denn die waren es, die alles in Gang gebracht und den größten Teil seiner Flotte vernichtet hatten.

      Notfalls wollte er sie auch nicht lebendig einbringen. Sie waren ihm jetzt tot fast schon lieber.

      Noch an diesem Tag nach dem großen Aufräumen hetzte er alle ihm zur Verfügung stehenden Fahrzeuge westwärts zum großen Treiben, und überall wechselten die Kapitäne.

      Die vierschrötigsten und brutalsten stellte er nach achtern, auch wenn sie dumm wie leeres Maisstroh waren. Die Hauptsache, sie waren Kämpfer und kniffen nicht aus.

      Er selbst setzte sich mit seiner Galeere an die Spitze, denn sie war bei den vom Atlantik wehenden Westwinden das schnellere Schiff, weil Männer es pullten, die erbarmungslos geprügelt wurden.

      Aus diesem Grund war sie schneller als die Segler, die gegen den Westwind erst aufkreuzen mußten.

      Sie jagten mit allem, was sie hatten, aus dem Hafen in die offene See hinaus.

      Die letzte große Jagd auf den Seewolf begann. Uluch Ali wußte jetzt, daß dieser verhaßte Mann eine Tartane segelte, und nicht mehr das gekaperte Flaggschiff.

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