Seewölfe - Piraten der Weltmeere 405. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 405 - Roy Palmer


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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-813-3

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

       Zu zäh zum Sterben

       Kein Seewolf gibt auf und Hasard erst recht nicht …

       „Hasard ist tot!“

       Keiner sprach es aus, aber alle dachten es, obwohl die Erkenntnis ungeheuerlich, ja gleichsam lähmend und vernichtend war: Es gab keine Hoffnung mehr für den Seewolf. Keiner der Männer auf der „Isabella IX.“ oder der Mitglieder des Bundes der Korsaren glaubte noch daran, daß es eine Überlebenschance für ihn gab – von Ben Brighton, Big Old Shane, Ferris Tucker und Dan O’Flynn bis hin zu den Zwillingen, die ihren Schmerz hinter steinernen Mienen verbargen. Er war ertrunken – oder die Haie hatten ihn zerrissen. Es war endgültig: Tote kehren nicht zurück …

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       1.

      Mit einem unterdrückten Stöhnen flog Hasard außenbords. Die Besanrute hatte seinen Brustkorb getroffen. Er hatte das Gefühl, zerquetscht zu werden. Seine Lungen schienen eingeklemmt zu sein, er hatte nicht mehr die Kraft, zu schreien und konnte nicht mehr atmen. Eine unsichtbare Macht schien ihn vom Deck seines Schiffes zu entführen. Er stürzte in einen wild kreisenden, schwarzen Sog, der ihn in unendliche Tiefen riß.

      Er nahm kaum wahr, wie die Fluten über ihm zusammenschlugen. Alles schien in tiefster Finsternis zu versinken, jedes Gefühl erstarb. Die Schmerzen klangen ab und wichen einem trägen Gefühl der Erlösung und Sorglosigkeit.

      Genau dies war der kritischste, gefährlichste Punkt. Hasard drohte zu ertrinken, aber er spürte nicht, daß er Wasser schluckte. Sein Körper drehte sich im Wasser, die Arme und Beine waren bewegungslos wie die einer Gliederpuppe. Er drohte, immer tiefer abzusinken, verlor die Besinnung und war seinem Schicksal ausgeliefert.

      Plötzlich aber setzte doch eine instinktive Abwehr ein. Er begann, knappe, zuckende Schwimmbewegungen zu vollführen, die ihm etwas Auftrieb verliehen. Das Salzwasser drang in seine Atemwege ein, er fing an, zu spucken und zu husten, schluckte beinah noch mehr Wasser und hatte keine Luft mehr. Er krümmte sich, arbeitete heftiger mit den Armen und Beinen und riß die Augen weit auf. Die Gefahr, ohnmächtig zu werden, war gebannt. Aber die stechenden Schmerzen in seinem Brustkorb brachten ihn fast um.

      Hinzu kam eine aufsteigende, würgende Übelkeit, die ihm ebenfalls zuzusetzen begann. Er war kaum noch Herr seiner Bewegungen. Etwas schien an seinen Gliedmaßen zu zerren und ihn gefangenzusetzen und zu paralysieren. Wieder drehte er sich, und ein tosender Strudel griff nach seinem Kopf. Er glaubte, den Verstand zu verlieren.

      Er spürte kaum, wie sein Kopf durch die Wasseroberfläche stieß. Noch war er wie gelähmt und nahezu unfähig, zu atmen. Der übermächtige Schmerz in seinem Brustkorb schien ihn zerreißen zu wollen. Noch einmal ging er unter, schluckte Wasser, schoß wieder hoch und spuckte es hustend aus. Japsend schöpfte er ein wenig frische Luft und trat Wasser, um zu verhindern, daß er erneut wegsackte.

      Nach wie vor befand er sich in einem Zustand halber Betäubung, so daß er immer noch nicht die Kraft und den Willen zu einer Reaktion hatte. Hätte er jetzt um Hilfe gerufen, wäre seine Donnerstimme nicht zu überhören gewesen. Aber er blickte nur halb irritiert, halb verständnislos um sich und versuchte, durch ständige Arm- und Beinbewegungen ein erneutes Abgleiten in die Tiefe zu verhindern.

      Wer unvermutet ins Wasser fliegt, der steht unter einer Art Schockwirkung, die entweder Lähmung oder wilde Panik hervorruft. In dieser Situation ist es sogar leicht möglich, daß ein Mann einen Herzanfall erleidet und ihm erliegt.

      Hasard vermochte einen Anflug aufsteigender Panik zwar zu bezwingen, aber er war unfähig, die Männer der „Isabella“ zu alarmieren. Er trieb ab, war allein und konnte auf keine Hilfe mehr hoffen, hier, am späten Nachmittag des 24. Juni 1594 nördlich der Bahia de Nipe an der Nordostküste von Kuba. Es gab keine Rettung.

      Er konnte nur keuchen und nach Luft ringen. Sonst war er vollauf damit beschäftigt, sich durch paddelnde Armbewegungen und stetige Beinarbeit über Wasser zu halten. Was er tat, geschah nach wie vor eher unbewußt. Die Schmerzen und die Übelkeit wollten nicht nachlassen, rote und schwarze Schleier schienen vor seinen Augen zu wallen.

      Farbige, fallende Nebelschwaden – nur undeutlich konnte er die „Isabella IX.“ vor sich erkennen. Sie schien in einer anderen Sphäre zu segeln, fern und unerreichbar. Fast war er versucht, die Hand nach ihr auszustrecken, aber es blieb bei dem Verlangen, er drohte unterzugehen. Es kostete ihn seine ganze Kraft, wenigstens mit dem Kopf über Wasser zu bleiben, um ständig Luft schöpfen zu können.

      Etwas anderes schob sich in sein Blickfeld: gigantische Schatten. Sie wirkten wie unfertige, angedeutete Gemälde, Silhouetten vor dem blassen Himmel, die jeden Augenblick verwischen wollten. Täuschte er sich? Gaukelte ihm sein verwirrter Geist dieses Bild nur vor – oder existierte es wirklich?

      Flüche und Gebrüll ertönten, spanische Wortfetzen schallten zu Hasard. Zwei Kriegsgaleonen glitten auf ihn zu, eine war wie zum Greifen nahe. Was war geschehen? Er versuchte, sich an die Ereignisse zu erinnern, aber es fiel ihm nicht leicht.

      Doch allmählich fügte sich aus Bruchstücken und Fetzen wieder eine Vorstellung zusammen. Die „Isabella IX.“ und die „Le Vengeur III.“ hatten die Verfolgung des spanischen Kriegsverbandes aufgenommen, nachdem die Schiffe des Bundes der Korsaren im Nebel den Gegner verfehlt hatten.

      Eine rasche Umkehr erfolgte, und die „Isabella“ und die „Le Vengeur“ als die eindeutig schnellsten Schiffe hatten die Spanier als erste eingeholt. Zwei Schiffe gegen neun schwer armierte Kriegssegler – da stand ihnen einiges bevor.

      Auch die Spanier sichteten ihren Feind, und drei Galeonen und eine Karavelle gingen auf Gegenkurs und segelten ihnen entgegen. Sie sollten die „Isabella“ und Ribaults Schiff aufhalten, während der Restverband mit östlichem Kurs weiter in Richtung Schlangen-Insel segelte.

      Hasards Befehl lautete, nach Norden und Süden auszuweichen, die vier Kriegsschiffe zu umgehen und leerlaufen zu lassen, wieder auf den Verband der fünf anderen Kriegsschiffe zuzustoßen und dann mit aller Härte zuzuschlagen. Ribault fiel nach Süden ab, da er die Leeposition hatte. Der Seewolf hingegen brachte die „Isabella“ hoch an den Wind, der aus Nordosten wehte.

      Sofort reagierte der Gegner, und zwei Kriegsgaleonen luvten an, um die „Isabella“ zu fassen. Die dritte Galeone und die Karavelle fielen


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