Seewölfe - Piraten der Weltmeere 351. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 351 - Roy Palmer


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zwischen zwei Bissen. „Kutscher, Mac, wo, zum Teufel, habt ihr so lange gesteckt?“

      „Wir haben uns noch mal um unsere Verwundeten gekümmert“, erwiderte der Kutscher, „und ihre Verbände gewechselt.“

      „Und wie geht es ihnen jetzt?“ fragte Hasard. Er stand an der Querbalustrade des Quarterdecks und stützte die Hände auf dem Holzlauf ab.

      „Besser“, erwiderte Mac grinsend. „Sie haben den Wunsch geäußert, wieder zum Dienst antreten zu dürfen.“

      „Abgelehnt“, sagte Hasard. „Sie sollen ihre Blessuren ordentlich auskurieren. Wenn die Wunden wieder aufbrechen und neu zu bluten anfangen, wird ihre Lage kritischer.“

      „Das habe ich Nils, Al, Luke und Bill auch erklärt“, sagte der Kutscher. „Aber meine Worte stoßen auf taube Ohren.“

      Carberry schluckte den letzten Bissen herunter und sagte: „Soll ich mal mit ihnen reden? Mich verstehen auch Schwerhörige.“

      „Das ist nicht nötig, Ed“, sagte der Seewolf. „Ich unterhalte mich nachher noch mit ihnen. Sie werden schon einsehen, daß es besser ist, vernünftig zu sein.“

      Ben war neben ihn getreten. „Was unternehmen wir wegen des Besanmastes?“ fragte er. „Wir haben keinen Ersatz an Bord und brauchen ein ordentlich gewachsenes Stück Holz.“

      Hasard legte den Kopf in den Nacken und blickte zu Dan hoch, der seine Betrachtungen inzwischen auf das Land konzentriert hatte.

      „Dan, etwas weiter im Inneren gibt es Wald, wenn mich nicht alles täuscht!“ rief er.

      „Ja! Was für Bäume es sind, kann ich aber noch nicht genau erkennen. Vielleicht Kiefern – oder Pinien!“

      „Pinien wären nicht schlecht“, sagte der Seewolf. „Aber noch besser wäre eine Eiche. Ich spreche nachher mit Ferris darüber, er wird mit einem Trupp an Land gehen, wenn der Bugspriet fertig ist.“

      Das Frühstück war beendet, die Männer gingen wieder an die Arbeit. Das Wasser wurde mit den Lenzpumpen aus dem Schiffsbauch geholt, es lief durch die Speigatten ab. Überall an Deck wurde gehämmert und gezimmert, aufgeklart, gesägt und kalfatert. Die Laute, begleitet von den Flüchen und barschen Anweisungen Carberrys, hallten durch das ganze Schiff.

      Luke Morgan richtete sich von seiner Koje auf, schwang die Beine über die Umrandung und ließ sie baumeln.

      „Verdammter Mist“, sagte er. „Hört ihr das?“

      „Ja“, erwiderte Al Conroy und seufzte. „Es herrscht reger Betrieb. Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen.“

      „Ich auch“, sagte Bill, der auf seinem Lager lag und auf der Unterlippe herumkaute. „Die anderen schuften, und wir sind zum Nichtstun verdammt. Das ist nicht richtig.“

      „Ganz meine Meinung“, pflichtete Nils Larsen ihnen bei. „Ich habe von dem Faulenzen auch die Nase voll.“

      Luke ließ sich vom Kojenrand rutschen und ging im Logis auf und ab. „Also los, Männer. Melden wir uns zum Dienst zurück. Auf was warten wir noch?“

      „Der Kutscher hat uns gewarnt“, gab Al zu bedenken.

      „Blödsinn“, sagte Luke. Sein hitziges Gemüt geriet wieder einmal erheblich in Wallung. „Ich will dir mal was sagen, Mister Conroy: So schlimm sind unsere Verletzungen gar nicht. Oder hast du vielleicht eine Kugel im Kreuz stecken?“

      „Natürlich nicht, das weißt du doch.“

      „Ja. Und ich weiß auch noch was anderes. Der Kutscher und Mac haben uns vom Krankenraum ins Logis verfrachtet. Das ist ein gutes Zeichen. Wir brauchen keine Behandlung mehr, wir sind wieder auf dem Damm. Glaubt einer von euch, daß er sich aufgrund seiner Verwundung nicht aus der Koje erheben kann?“

      „Ich glaub’s nicht“, sagte Nils und stand ebenfalls auf. „Und was mich betrifft, ich kann frische Luft ganz gut vertragen. Hier unten fallen mir vor lauter Langeweile die Balken auf den Kopf.“

      Al stieß ein zustimmendes Brummen aus. „Das gilt auch für mich.“ Er setzte sich auf.

      Bill stand nun auch auf und reckte die Arme. „Einverstanden. Die Lady muß geflickt und instand gesetzt werden, das ist eine Arbeit von mehr als einem Tag. Jede Hand wird gebraucht. Aber das Problem ist, was wird der Kapitän sagen?“

      „Gar nichts“, entgegnete Luke. „Er ist froh, wenn wir mit anpacken.“

      „Und der Profos?“ fragte Bill.

      „Mit dem rede ich“, erklärte Luke energisch. „Ich kann genauso laut brüllen wie er.“

      Sie vernahmen jetzt das Gepolter, das aus der Zimmermannswerkstatt und Schmiede herüberdrang, und Nils sagte: „Ich glaube, das ist Ferris. Mal sehen, vielleicht kann er unsere Hilfe brauchen.“

      Die vier verließen das Logis und enterten in die Werkstatt auf, die ein Deck höher lag. Nils hatte die Führung übernommen. Als er im offenen Schott verharrte und Luke, Al und Bill hinter ihm stoppten, drehten sich Ferris, Jack und Paddy zu ihnen um. Sie hatten sämtliche erforderlichen Werkzeuge wie Schlegel, Sägen, Dechsel, Beitel, Bolzentreiber, Stangenbohrer, Scharfeisen und Zimmermannsaxt bereits an Deck gebracht und waren jetzt dabei, die Ersatzspiere anzuheben und hinauszutragen.

      „Sieh mal, wen wir da haben“, sagte Jack Finnegan.

      „Donnerwetter“, sagte Paddy Rogers. „Seid ihr schon wieder munter?“

      „Klar“, erwiderte Luke hinter Nils’ Rücken. „Und wir können es kaum erwarten, irgendwo kräftig mit anzupacken.“

      Ferris Tucker schüttelte den Kopf. „Daraus wird nichts. Schlagt euch das aus dem Kopf. Hasard hat den Befehl gegeben, daß ihr im Logis bleibt.“

      „Reich mal die Spiere rüber“, sagte Al. „Die trage ich ganz allein nach draußen. Genügt das als Beweis?“

      „Quatsch“, sagte der rothaarige Riese. „Du scheinst einen Hirnriß zu haben, Mister Conroy. Der muß sorgfältig ausgeheilt werden. Oder soll ich dir von Will ein paar feine Nadelstiche verpassen lassen?“

      „Nichts sollst du“, sagte Al. „Und über deine Witze kann ich auch nicht lachen.“

      Ferris grinste. „Na, das Schott könnt ihr ja schon wieder ganz schön aufreißen. Aber wie ihr ausseht – wie die wandelnden Leichen.“

      „Wie Mumien“, sagte Jack und grinste ebenfalls. „Das Großsegel hat wohl nicht ausgereicht, für eure Verbände, meine ich.“

      „Wir brauchen uns das nicht anzuhören“, sagte Luke grimmig. „Los, wir melden uns beim Kapitän.“

      „Nein, ihr marschiert zurück ins Logis“, sagte Ferris.

      „Hör mal zu, Mister Tucker“, sagte Nils Larsen. „Eigentlich hast du uns gar keine Befehle zu geben, weißt du das?“

      „Macht doch, was ihr wollt. Aber laßt wenigstens Bill aus der Sache raus.“

      „Ich bin kein kleiner Moses mehr“, sagte Bill energisch. „Ich kann meine Entscheidungen allein treffen.“

      „So?“ Ferris’ Stimme klang sarkastisch. „Hat der Mensch da noch Töne? Die Luft im Logis scheint euch wirklich den Geist vernebelt zu haben, ihr Helden. Nur zu. Meldet euch bei Hasard und teilt ihm mit, was ihr entschieden habt.“

      „Kehrt marsch“, sagte Nils. „Ab zum Achterdeck.“

      Wenig später erschienen sie durch das Vordecksschott auf dem Hauptdeck und schritten in Kiellinie auf die Hütte zu. Die Kameraden sahen verblüfft von ihrer Arbeit auf, Carberry klappte der Unterkiefer herunter. Für einen Augenblick wußte er tatsächlich nicht, was er sagen sollte. Er lief aber dunkelrot im Gesicht an und stemmte die Fäuste in die Seiten, was ein untrügliches Zeichen für ein bevorstehendes Gewitter mit Wolkenbruch war.

      Nils, Luke, Al und Bill erreichten


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