Seewölfe - Piraten der Weltmeere 76. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 76 - Roy Palmer


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      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

      Impressum

      © 1976/2014 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-393-0

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      1.

      „Schlag zu!“

      Rolando Garcia y Marengo sagte es laut, aber ohne jegliche Emotion. Gelassen, die Beine leicht abgewinkelt und die Arme vor der Brust verschränkt, so stand er an der vorderen Schmuckbalustrade des Achterdecks und blickte auf die Kuhl.

      Die komplette Mannschaft seiner „Libertad“ hatte sich dort versammelt, um der Züchtigung beizuwohnen. Das gemeine Schiffsvolk, wie er diese Männer zu nennen pflegte.

      Er verachtete sie. Er schikanierte sie, wo und wann er konnte, weil er nur so seine Position als Kommandant des kleinen Geleitzuges halten und festigen konnte – meinte er.

      Juan Maria Ortuno, der erste Offizier, war hinter ihn getreten. Er war ein ziemlich junger Mann mit markanten Zügen und sicherem Auftreten, einer von der schneidigen Sorte.

      „Der Profos zögert“, sagte er. „Er scheint Skrupel zu haben.“

      Die Augen des Kommandanten wurden schmal.

      „Schlag zu, Buacel!“ rief er seinem Stockmeister unten auf der Kuhl noch einmal zu. „Auf was wartest du, du Hund?“

      Buacel nickte. Er schwitzte. Aber es war nicht die Sonne der Karibik, die ihm zusetzte. Es war sein innerer Zustand.

      Die Mannschaft umringte ihn im Halbkreis, aber er sah keinen von den Burschen an und schaute auch nicht zu Rolando Garcia y Marengo, dem ersten Offizier und den anderen Offizieren zum Achterdeck hoch. Er blickte nur auf den halbnackten Mann unter ihm und versuchte, sich so etwas wie Wut auf ihn einzureden.

      „Libertad“ hieß diese Galeone Seiner Majestät, König Philipps II. von Spanien, „Freiheit“. Aber dieser Name war der reine Hohn, denn was das Prinzip vom Zuckerbrot und der Peitsche betraf, so hatte der Kommandant nur letztere gewählt, um sich den nötigen Respekt zu verschaffen.

      Dicht neben Buacel standen der bullige Arnoldo, der hagere Jorge und Laverda, einer, der immer hämisch zu grinsen pflegte – auch jetzt. Sie befanden sich in vorderster Reihe. Schweigend schauten sie dem verdammten Schauspiel zu. Aber Buacel wußte ganz genau, daß sie sich am liebsten auf ihn gestürzt hätten.

      Hinter ihnen drängten sich die anderen, rund zwei Dutzend Männer. Viel zu wenig für das große, schwer beladene Schiff. Ja, sie war total unterbemannt, die „Libertad“, und bei den anderen vier Galeonen des kleinen Konvois war es nicht viel besser.

      Nur zwei oder drei Männer reckten die Hälse, um von hinten besser sehen zu können. Das Gros spuckte heimlich aus und fluchte, denn keiner hatte dabeisein wollen, wie einer von ihnen ausgepeitscht wurde. Aber Rolando Garcia y Marengo hatte es so angeordnet.

      Buacel hob die neunschwänzige Katze.

      Drohend verharrte sie einen Augenblick in der Luft, dann sauste sie auf den Rücken des Verurteilten nieder.

      Seine Kameraden hatten ihn halb ausziehen und auf der Kuhlgräting festbinden müssen. Mit dem Bauch nach unten. So fest, daß er keinen Finger mehr rühren konnte. Der Kommandant hatte es befohlen.

      Die Lederstriemen der Peitsche klatschten auf den bloßen Rücken. Der Mann brüllte auf. Er hieß Santino. Juan Maria Ortuno hatte ihn beim Stehlen in einer der Vorratskammern erwischt, und dann hatte Garcia y Marengo diese drakonische Strafe verhängt.

      Auf dem Achterdeck stieß der Kommandant einen verächtlichen Laut aus. „Hört euch diesen Weichling an. Gleich beim ersten Hieb fängt er an zu schreien, dabei hat er noch neunzehn zu schlucken.“ Er hob die Stimme. „Hombre, du bist ein Feigling! Ein altes Waschweib, kein Seemann! Schämen solltest du dich!“

      Santino lag mit zusammengepreßten Zähnen da. Tränen der Wut standen in seinen Augen.

      „Mach weiter, Buacel“, zischte er. „Ich werde nicht mehr schreien, keinen Ton geb ich mehr von mir, ich schwör’s dir.“

      Und Buacel hieb wieder zu.

      Garcia y Marengo hob den Kopf und schob dabei das Kinn etwas vor. Seine Augenbrauen hatte er leicht hochgezogen, sein Blick glitt wie gelangweilt über die prall gebauschten Segel des Schiffes. Es war eine Geste größter Überheblichkeit, eine Demonstration von Arroganz und uneingeschränkter Macht und zugleich Selbstdarstellung. Er, Kapitän Rolando Garcia y Marengo, Befehlshaber über diesen Konvoi, duldete keine Unbotmäßigkeiten an Bord, und handelte es sich auch um die geringsten Kleinigkeiten.

      Wieder und wieder klatschte die Geißel auf Santinos Rücken. Aber er schrie nicht mehr. Er gab keinen einzigen Wehlaut mehr von sich. Beim zwölften Hieb wurde er besinnungslos. Arnoldo, der Bullige, stöhnte vor ohnmächtiger Wut. Die Mannschaft stand mit verzerrten Mienen.

      „Fester!“ rief Garcia y Marengo Buacel zu. „Besorge es ihm ordentlich, oder ich lasse dich auch noch auspeitschen, du Bastard!“

      Buacel duckte sich unter diesen Worten. Der Schweiß lief ihm in Rinnsalen den Körper hinab. Er befand sich im schwersten Konflikt mit sich selbst, denn innerlich hielt er mehr zu der Besatzung als zu jenem bornierten Schuft oben auf dem Achterdeck. Aber er mußte sich beugen. Meuterei? Daran war gar nicht zu denken. Die Offiziere hatten die Hände auf den Kolben ihrer Pistolen und warteten fast darauf, daß so etwas ausbrach. Sie würden jeden Aufstand im Ansatz ersticken.

      Buacel wußte, daß Widerstand sinnlos war. Also schlug er zu. Was blieb ihm anderes übrig?

      Noch heftiger als zuvor tanzten die Lederriemen der Gerte über Santinos Rücken.

      „Das Klauen wird dem Kerl vergehen“, sagte Rolando Garcia y Marengo zu seinem ersten Offizier. „Und so wie ihn lasse ich jeden dieser Halunken durchwalken, der sich einbildet, solche Extratouren reiten zu können.“

      „Verdient hätten sie’s alle“, erwiderte Ortuno schadenfroh. „Sie sind Bastarde. Der Abschaum der Menschheit.“

      „Man sollte sie alle hinrichten“, sagte der Kapitän.

      „Aber wir brauchen sie …“

      „Leider. Und sie sind noch viel zu wenig, diese Teufel.“

      „Wir hätten noch mehr Leute pressen sollen“, sagte Ortuno. „Es ist unsere heilige Pflicht gegenüber der Krone, den Geleitzug sicher nach Havanna zu führen.“

      Garcia y Marengo wandte sich ihm zu und musterte ihn kalt. „Wem sagst du das, du Aufschneider? Hältst du mich für einen Narren?“

      „Um Himmels willen, nein, Senor“, beeilte sich Ortuno zu versichern. „Ich meinte


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