Seewölfe - Piraten der Weltmeere 75. Kelly Kevin

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 75 - Kelly Kevin


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      Impressum

      © 1976/2014 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-392-3

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      „Deck ho! Rauchzeichen Steuerbord voraus!“

      Die Stimme Donegal Daniel O’Flynns klang dünn in der endlosen Weite. Die „Isabella VIII.“ segelte über Backbordbug mit halbem Wind nach Westen, Jamaica lag querab. Philip Hasard Killigrew stand an der Schmuckbalustrade des Achterkastells und folgte mit leicht zusammengekniffenen Augen der Küstenlinie.

      Das undurchdringliche Grün tropischer Vegetation bedeckte die Insel. Es war nur ab und zu von roten Felsen aufgerissen und von den weißen, geschwungenen Linien der Sandbuchten unterbrochen.

      Kopfschüttelnd stellte Hasard fest, daß man schon Dan O’Flynns Falkenaugen haben mußte, um über den grünen Buckeln irgend etwas anderes zu erkennen als das opalisierende Geflimmer der heißen Luft. Er griff zum Spektiv und schwenkte langsam die Küste ab. Rote, felsige Landzungen begrenzten eine der Buchten. Sie schnitt tief ins Land – und tatsächlich stieg eine dünne graue Rauchfahne in den Himmel.

      „Ein Eingeborenen-Feuer“, sagte Ben Brighton, der neben den Seewolf getreten war.

      Unten auf der Kuhl hatten sich ein paar Männer versammelt und spähten angestrengt in die Richtung, die Dan O’Flynn angegeben hatte. Aber ohne Spektiv sahen sie nur die verwirrenden Schleier des Sonnenglasts. Mit Dans scharfen Augen konnte niemand aus der Mannschaft konkurrieren.

      Edwin Carberry, der Profos, schob sein zernarbtes Rammkinn vor.

      „Ich will verdammt sein, wenn da was raucht“, sagte er. Und mit zurückgelegtem Kopf rief er: „He, Dan, du gepökelter Hering, wo soll da denn Rauch sein, was, wie?“

      „Es ist Rauch“, sagte Hasard ruhig. Er ließ das Spektiv sinken. „Anluven!“ befahl er. „Wir gehen höher an den Wind!“

      „Aye, aye, Sir!“ ertönte Pete Ballies Stimme vom Ruder.

      Seine mächtigen Fäuste drehten das Rad. Die Rahen wurden dichter geholt. Der neue Kurs führte die „Isabella“ näher an die Insel heran, und im handigen Wind dauerte es nicht lange, bis die dunkle Wand des tropischen Urwalds und die Federwipfel der Palmen deutlicher aus dem Hitzegeflimmer traten.

      „Und wo, zum Teufel, ist jetzt der Rauch?“ brüllte Carberry mit seiner Donnerstimme.

      „Verschwunden!“ Sam Roskill grinste. „Wahrscheinlich, weil du mal wieder so viel Wind machst.“

      „He, du Rübenschwein! Willst du vielleicht behaupten …“

      „Da ist es wieder!“

      Luke Morgan wies aufgeregt zu der Bucht hinüber, der sie sich näherten.

      Die Rauchfahne ließ sich jetzt auch mit bloßem Auge erkennen. Eben noch war sie verschwunden gewesen, jetzt stieg sie erneut in den Himmel. Der Wind trieb die dünnen grauen Schlieren sofort auseinander. Wieder war für eine Weile nichts zu sehen, dann quoll von neuem Rauch hoch, diesmal in einer dicken dunkelgrauen Wolke.

      „Jemand geworfen grünes Blätter in Feuer“, radebrechte Batuti, der riesige Gambia-Neger, in seinem schauderhaften Englisch. „Rauchzeichen, ganz klar! Grünes Blätter nicht gut für Feuer zum Kochen.“

      Damit hatte er zweifellos recht. Ben Brighton warf Hasard einen fragenden Blick zu. Der Seewolf zuckte mit den Schultern.

      „Das kann alles mögliche bedeuten“, sagte er. „Eingeborene, Piraten – der Teufel mag es wissen.“

      „Nicht Feuer zum Kochen“, wiederholte Batuti seine Weisheit. „Grünes Blätter ungeeignet.“

      „Und ein Feuer zum Wärmen bestimmt auch nicht“, erklärte Carberry. „Bei dieser Hitze kocht einem ja sowieso das Wasser im Hintern.“ Wieder wandte er sein zernarbtes Gesicht der Großmars zu. „He, Dan! Kannst du nicht deine verdammten Augen aufreißen und herauskriegen, was da los ist?“

      „Reiß sie doch selber auf!“ rief Dan aus der Sicherheit der Großmars. „Nichts zu erkennen“, meldete er dann. „Das Feuer brennt hinter einem Felsen. Der Stein versperrt die Sicht, da können wir noch so nah heransegeln.“

      Hasard nickte nur. Dan O’Flynn starrte noch eine Weile zu der Bucht hinüber, dann verließ er seinen luftigen Ausguck und enterte ab. Arwenack, der Schimpanse, folgte ihm keckernd und sicherte sich einen Logenplatz auf Ed Carberrys breiter Schulter.

      Der Profos war zu sehr mit seinen Mutmaßungen beschäftigt, um den Affen zu vertreiben. Drüben auf der Insel hatte sich die Rauchwolke inzwischen aufgelöst. Doch schon waberte die nächste hoch, dann wieder eine, nach einiger Zeit die dritte.

      Schweigend beobachteten die Seewölfe das merkwürdige Schauspiel. Kein Zweifel: die Rauchzeichen hielten einen bestimmten Rhythmus ein. Mal stärker, mal schwächer, dann vergingen sie und blieben jedesmal für eine Weile verschwunden, bis das Ganze wieder von vorn begann. Viermal hatte sich der Vorgang bereits wiederholt, und es sah nicht so aus, als werde der Unbekannte in der Bucht so schnell aufgeben.

      „Leute von Schiff gebrochen“, sagte Batuti.

      „Schiffbrüchige meinst du?“ Dan grinste. „Wäre immerhin möglich. Oder vielleicht sind es Eingeborene, die sich gegenseitig etwas signalisieren.“

      Hasard schüttelte den Kopf. „Die Indianer zünden in solchen Fällen ihre Feuer auf Berggipfeln an. Nein, Batutis Vermutung hat schon etwas für sich. Irgend jemand scheint da Hilfe zu brauchen.“

      „Und wenn es eine Falle ist?“ sagte Ben Brighton mißtrauisch.

      „Wenn es eine Falle ist, werden die Kerle ihr blaues Wunder erleben“, sagte Carberry grimmig. „Denen ziehe ich die Haut in Streifen von ihren Affenärschen. Die werden …“

      „Warte erst mal ab, bis wir dort sind“, sagte Hasard trocken. „Wir segeln in die Bucht. Klar zum Wenden! An die Brassen! Ruder hart über!“

      Von einer Sekunde zur anderen kam Bewegung in die Mannschaft.

      Blitzartig war jeder an seinem Platz, Pete Ballies Fäuste wirbelten das Rad herum. Die „Isabella“ ging elegant durch den Wind, der jetzt über den anderen Bug einfiel, und wenig später rauschte sie auf die Bucht zu, über der immer noch Rauchzeichen in den blauen Himmel stiegen.

      „Fallen Anker!“

      Die Trosse rauschte aus. Mit aufgegeiten Segeln schwoite die „Isabella“ im blauen Wasser der Bucht. Der Anker faßte Grund.


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