Seewölfe - Piraten der Weltmeere 106. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 106 - Roy Palmer


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würde sie gern auf der ‚Isabella! behalten, während wir de Galantes und seine Schufte jagen. Ich finde, wir können die beiden hier an Bord besser überwachen und versorgen. Oder riskieren wir, daß sich ihr Zustand verschlimmert?“

      Der Kutscher lächelte schwach. „Einem salzgewässerten Rauhbein setzen die Schiffsschwankungen wohl nicht zu, auch nicht, wenn er sterbenskrank ist. Und ich hoffe nicht, daß wir Sturm kriegen.“

      Hasard war den Niedergang hinuntergestiegen und trat auf sie zu. „Gut, dann bringen wir sie am besten in eine Kammer des Achterkastells. Einverstanden?“

      „Ja“, sagte Siri-Tong. Sie winkte Thorfin Njal und ein paar anderen zu. „Aber geht behutsam mit ihnen um.“

      „Kutscher, du bleibst bei ihnen in der Kammer“, ordnete Hasard an. „Wenn du etwas benötigst oder mal kurz abgelöst werden willst, wendest du dich durch die Achterdeckswache an mich, verstanden?“

      „Aye, Sir.“

      Sie hoben den Stör und Missjöh Buveur auf und trugen sie weg. Hasard wollte jetzt endlich aufbrechen, aber es gibt wieder eine kurze Verzögerung, weil die Auslegerboote der Insulaner eingetroffen waren.

      Sie gingen längsseits der „Santa Ana“, und kurze Zeit darauf waren Thomas Federmann und der Häuptling Zegu an der Spitze eines rund zwanzigköpfigen, aufgeregten Trupps Männer über die Jakobsleiter aufgeentert.

      Sie liefen über die Kuhl der spanischen Galeone, und Thomas Federmann rief Hasard, Siri-Tong und den anderen auf der „Isabella“ auf englisch zu: „Ciro de Galantes und seine Piraten haben einen Wächter auf der Insel getötet und vier verletzt.“

      „Der Teufel soll diese Hunde holen“, entgegnete der Seewolf. „Bleibt auf der Manila-Galeone, Thomas! Wir legen ab und segeln dem schwarzen Schiff nach. De Galantes hat es an sich gerissen.“

      „Das haben wir von Land aus verfolgt. Ich meine, wir – wir haben es uns zumindest gedacht, daß es de Galantes war, der auf euch feuerte.“ Federmann verhaspelte sich beim Sprechen und gestikulierte, er war völlig aus der Fassung.

      Zegu schüttelte die Faust. „Pele, die feuerspeiende Göttin, wird sich an den Unholden rächen!“ rief er auf spanisch.

      „Noch etwas!“ schrie der Deutsche. „Die Piraten haben vier Mädchen aus dem Dorf entführt – Alewa, Waialae und zwei andere, die eine kranke alte Frau pflegten. Wir dürfen sie nicht gefährden!“

      „Himmel“, sagte Hasard. „Ich habe es mir doch fast gedacht, daß de Galantes noch eine andere Teufelei ausgeheckt hat.“

      „Das darf uns nicht hindern, ihm nachzujagen“, erklärte die Rote Korsarin hart.

      „Nein, auf keinen Fall. Wir müssen einen Weg finden, das schwarze Schiff zurückzuerobern und auch die vier Mädchen zu befreien. Wir müssen.“ Hasards Miene war von steinerner Härte. „Thomas, Zegu!“ rief er. „Unterstützt unsere Leute auf der ‚Santa Ana‘. Und folgt uns, sobald ihr könnt. Unser Kurs ist Nordwesten. Wir tun alles, was in unseren Kräften steht – für die Mädchen!“

      Smoky, Jeff, Sam und die drei Wikinger Eike, Arne und Oleg hatten die Festmacherleinen gelöst. Allmählich verlor die „Isabella VIII.“ die Berührung mit der Manila-Galeone.

      „Großsegel und Fock!“ brüllte Carberry. „Und wenn wir aus der Abdeckung der verdammten Galeone heraus sind, setzen wir alles, was wir an Fetzen an Bord haben, verstanden, ihr gepökelten Heringe? Auch dein Hemd, Matt Davies!“

      Matt grinste. Er hatte sich das Hemd ausgezogen, weil er einen Eisensplitter in den linken Arm erhalten hatte und der Kutscher ihn so besser hatte verarzten können. Außer Matt war im Gefecht mit den Spaniern des Manila-Verbandes nur Smoky verletzt worden; er hatte eine blutige Streifwunde auf der Schulter. Doch die war auch nicht weiter der Rede wert.

      „Ich begleite euch!“ schrie Thomas Federmann noch von der „Santa Ana“ herüber.

      Hasard schüttelte den Kopf. „Du wirst bei deinen Leuten gebraucht. Mach dir keine Sorgen, wir sehen uns bald wieder.“

      Federmann, Zegu und alle anderen auf dem spanischen Schatzschiff winkten ihnen nach. Die „Isabella“ glitt aus dem Windschatten des „Nao de China“, luvte an und segelte schneller werdend mit Steuerbordhalsen und auf Backbordbug liegend aus der Gefechtszone.

      Schwelende Wrackteile der drei Kriegsgaleonen trieben noch im Wasser und blieben als Zeugen des Kampfes hinter ihnen zurück. Zwei Beiboote mit überlebenden Gegnern steuerten auf die Insel zu, die die Polynesier Maui nannten. Sie lag nördlich von Hawaii. Smoky und seine Helfer würden aber keine Schwierigkeiten haben, diese Männer aufzufischen.

      Hasards Blick zurück zur „Santa Ana“ und nach Hawaii hinüber war düster. „Verdammt“, sagte er. „Thomas Federmann ist ein Kämpfer für die Gewaltlosigkeit. Er predigt den Frieden in diesem Paradies und hat ihn erhalten.“

      „Du vergißt, daß wir ihn und seine Freunde vor einem Angriff der Piraten bewahrt haben“, sagte Siri-Tong.

      „Das ja, aber jetzt haben wir ihnen neuen Verdruß gebracht. Wir müssen das unbedingt wieder ausbügeln. Erst dann ist das Gleichgewicht in diesem Gebiet wiederhergestellt.“

      Thorfin Njal, der sich inzwischen wieder zu ihnen gesellt hatte, sagte: „Bei Odin, hoffen wir, daß wir das schwarze Schiff überhaupt noch wiedersehen.“

      Seine Skepsis war begründet.

      Der Viermaster war am dunklen nordwestlichen Horizont verschwunden.

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