Seewölfe - Piraten der Weltmeere 309. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 309 - Roy Palmer


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ein blutroter Teppich unter den an Ketten hängenden Kesseln ausbreitete.

      Ben, Shane, Ferris Tucker, Old O’Flynn, Carberry, Smoky und die anderen Männer näherten sich ebenfalls dem offenen Schott. Wer in der Kombüse noch Platz fand, der betrat sie, die übrigen verharrten draußen und lauschten den Worten des Seewolfs.

      „Das Wasser ist hier noch kälter als um Gotska Sandö herum“, erklärte Hasard. „Man hat wirklich das Gefühl, darin zum Eiszapfen zu gefrieren. Kutscher, rück mal mit einer Flasche Aquavit heraus.“

      „Aye, Sir.“ Der Kutscher brauchte nur eins seiner Schapps zu öffnen, und schon hatte er den kostbaren Schnaps zur Hand, von dem er ein paar Gallonen in Flaschen abgefüllt hatte. Teils benutzte er den Aquavit zum Behandeln von Wunden, teils hielt er ihn bereit, um ihn an die Mannschaft austeilen zu können, wenn es „Besanschot an“ hieß.

      Hasard entkorkte die Flasche und nahm den ersten Schluck. Der Aquavit brannte wie Feuer in seiner Kehle und in seinem Magen und wärmte ihn sofort auf. Dan war als nächster dran, dann durften auch die anderen trinken. Für jeden war ein Schluck in der Flasche, und selbst die Zwillinge durften mal probieren.

      „Die Lady ist einen Buckel hochgestiegen“, sagte Hasard dann. „Ganz leicht wird es nicht, sie da wieder herunterzuholen. Aber wir haben ja Zeit genug, alles gründlich vorzubereiten.“

      Er blickte ins Freie. Es wurde jetzt dunkel, die Schatten der Dämmerung hatten den letzten blassen Schimmer Tageslicht fast völlig verdrängt.

      „Vor morgen früh können wir aber sowieso nichts unternehmen“, fuhr er fort. „Um kurz vor sieben Uhr wird es hell, dann prüfen wir die Lage erneut und beschließen, wie wir vorgehen wollen. Ben, du teilst jetzt die Abend- und Nachtwachen ein. Und noch etwas: Wir fahren den Heckanker mit der kleinen Jolle nach achtern aus.“

      „Aus Sicherheitsgründen?“ fragte Carberry.

      „Ja, Ed. Wir müssen damit rechnen, daß der Wind eventuell auffrischt. Das würde bedeuten, daß er unser Schiff noch weiter auf die Klippe drücken könnte.“

      „Oder aber er donnert sie voll drauf“, sagte Shane. „Ohne Wassereinbruch kämen wir dann nicht mehr davon, und wir könnten wie die Verrückten an den Pumpen schuften, während Ferris die Lecks abdichtet.“

      „Das passiert aber nur, wenn der Wind weiterhin aus Südwesten weht“, sagte Old O’Flynn. „Und was ist, wenn er umspringt?“

      „Das ist dann genauso schlimm für uns“, erwiderte Hasard. „Mit dem Idealfall, daß er um hundertachtzig Grad dreht und uns von dem verdammten Felsen schiebt, dürfen wir gar nicht erst rechnen.“

      „Nee“, murmelte nun auch Mac Pellew. „Nicht bei dem sagenhaften Glück, das wir haben.“

      „Sir“, sagte Ben. „Ich hätte einen Vorschlag. Wenn wir uns mächtig beeilen, können wir vielleicht doch noch versuchen, die Lady mit dem Heckanker herunterzuziehen. Ich meine – wir sollten es wenigstens versuchen. Schaden kann es nicht.“

      „Ich bezweifle nur, daß wir damit Erfolg haben“, sagte der Seewolf. „Aber bitte – von mir aus kann es sofort losgehen.“

      Er bestimmte Gary Andrews, Luke Morgan, Sam Roskill, Jack Finnegan und Paddy Rogers als die Männer, die die kleine Jolle zu Wasser bringen und den Heckanker nach achtern ausfahren sollten. Sie eilten davon, lösten die Zurrrings des Bootes und fingen an, es über das Hauptdeck aufzuhieven.

      Hasard und Dan suchten ihre Kammern im Achterkastell auf und zogen sich trockene Kleidung an. Als sie auf die Kuhl zurückkehrten, hatten die Männer die Jolle bereits an Backbord abgefiert und schickten sich eben an, abzuentern.

      Hasrad stieg zum Achterdeck hoch, Dan begab sich auf das Quarterdeck und nahm mit Shane, Ferris, Roger Brighton und Nils Larsen am Achterspill Aufstellung. Die Spaken steckten bereits, sie brauchten nur noch auf Hasards Befehl zu warten.

      Ben, Jan Ranse und Piet Straaten gingen auf den Befehl des Seewolfs hin auf die Heckgalerie und bereiteten den Heckanker zum Abfieren vor. Die Jolle glitt nach achtern.

      Gary und Luke streckten die Hände nach dem Anker aus, Gary rief: „Es kann losgehen!“

      Hasard gab den Männern am Spill ein Zeichen. Sie bewegten sich im Kreis, der Anker senkte sich zu Gary, Luke, Sam, Jack und Paddy hinunter. Gary und Luke nahmen ihn in Empfang, hingen ihn hinter dem Heck zwischen zwei vorkragende Spaken, zurrten ihn fest und griffen wieder nach den Riemen.

      Die Bootsbesatzung pullte an. Das Achterspill drehte sich wie von Geisterhand bewegt. Als die Jolle die nötige Distanz zum Heck der „Isabella“ erreicht hatte, rief Hasard: „In Ordnung! Das reicht jetzt! Fallen Anker!“

      Gary und Luke kippten die Spaken etwas an und ließen den Stockanker achtern ins Wasser rutschen. Die Trosse spannte sich leicht, Hasard ließ durch vorsichtige Arbeit am Spill prüfen, ob der Anker auch wirklich fest auf dem Grund saß.

      Er saß fest, und wie! Offenbar hatte er sich hinter Steinen festgekrallt und rührte sich nicht mehr vom Fleck. Damit hatte die Bootsbesatzung ihr Werk erfüllt und konnte zum Schiff zurückkehren.

      Es war inzwischen ganz dunkel geworden. Die Jolle war nur noch wie ein Schemen zu erkennen, als sie sich der Bordwand näherte und längsseits glitt.

      Ben, Jan und Piet waren mittlerweile von der Heckgalerie auf das Quarterdeck zurückgekehrt und unterstützten Dan, Shane, Roger, Ferris und Nils am Spill. Hasard gesellte sich ebenfalls zu ihnen und half ihnen. Sie stemmten sich gegen die Spaken und brachten das Spill um gut eine Drehung herum, dann aber stießen sie auf energischen Widerstand.

      Die Heckankerleine kam bis zum Brechen steif, doch die „Isabella“ reagierte nicht. Sie rührte sich um keinen Zoll von dem Klippenfelsen fort.

      „Verfluchter Dreck!“ begann Shane zu wettern. „Das schaffen wir nie!“

      „Sollen wir euch helfen?“ schrie Carberry. „Los, vier Mann zu mir! Wir entern das Quarterdeck und drücken gegen das verdammte Spill, daß die Schwarte raucht!“

      „Das hat auch keinen Zweck!“ rief Hasard. „Aber versuchen könnt ihr es ja!“

      Carberry ließ sich das nicht zweimal sagen. Er nahm Batuti, Stenmark, Matt Davies und Blacky mit, und so waren es am Ende vierzehn Männer, die sich gegen die Spillspaken preßten, um sie wenigstens ein paar Handspannen weiter zu bewegen.

      Aussichtslos – es knarrte und knackte nur ein wenig, aber ein Erfolg stellte sich nicht ein.

      Die Bootsbesatzung war jetzt an Bord zurückgekehrt und begann, die Vorbereitungen zum Hochhieven der Jolle zu treffen. Hasard sah es und rief: „Ihr braucht das Boot nur sicher zu vertäuen! Vielleicht brauchen wir es morgen früh wieder!“

      „Aye, Sir“, sagte Gary Andrews. „Sollen wir euch am Spill ablösen?“

      „Wohl kaum“, sagte Smoky, der Decksälteste. „Das bringt nämlich nichts. Wir verarbeiten höchstens noch die Spaken zu Kleinholz.“

      Hasard hatte es gehört, ließ von der Spake ab, die er mit Ben zusammen bedient hatte, und trat an die Schmuckbalustrade des Quarterdecks.

      „Ich bin ganz deiner Meinung, Smoky“, sagte er. „Wir brechen den Versuch jetzt ab, er führt uns nicht weiter. Um Kraft zu sparen, müssen wir Taljen dazwischenscheren, aber das verschiebe ich lieber auf morgen früh. Es ist jetzt schon so dunkel.“

      „Ja, Sir“, pflichtete Carberry ihm bei. „Trotzdem schöne Scheiße, was?“

      „Das kann man wohl sagen.“ Hasard wischte sich den Schweiß von der Stirn, dann stützte er die Hände auf und beobachtete seine Männer, die sich nach und nach alle wieder auf ihre Posten zurückbegaben. Die Stimmung sank jetzt auf den Nullpunkt, es wurde gemurrt und geflucht.

      „Diese verdammten Inseln“, sagte Ferris Tucker. „Ich hätte Lust, sie allesamt mit Flaschenbomben wegzusprengen.“

      „Scheiß-Finnland!“ stieß Old O’Flynn


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