Seewölfe - Piraten der Weltmeere 145. Kelly Kevin

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 145 - Kelly Kevin


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konnten. Das war die einzig richtige Taktik, es gab nichts daran auszusetzen — nur daß die Spanier die Bedeutung der unscheinbaren Bronzerohre nicht kannten.

      Ohne Vormarssegel und mit beschädigtem Besan war die „Isabella“ in ihrer Manövrierfähigkeit erheblich eingeschränkt. Aber die Brandsätze reichten weiter als Kanonenkugeln und trafen genauer. Das Verhängnis würde über die Spanier hereinbrechen, bevor sie den Gegner überhaupt vor die Rohre bekamen.

      „Brandsätze nach Steuerbord“, befahl Hasard. „Steuerbord- und Backbordkanonen klar! Etwas abfallen, Pete!“

      „Abfallen!“ ertönte die ruhige Stimme des Rudergängers, dessen ankerklüsengroßen Fäuste das Rad bewegten.

      „Heckdrehbassen klar! Al, du schießt Störfeuer, sobald die Kähne Feuer gefangen haben und wir an ihnen vorbeigelaufen sind. Wir nehmen die beiden restlichen Spanier aus der Luvposition. Bill, runter vom Mars!“

      Der Moses enterte ab.

      Im selben Augenblick rollte dröhnend der Donner der ersten Breitseite über das Wasser. Querab von der „Isabella“ hatten sich die „Hoek van Holland“ und die „San Cristobal“ ineinander verbissen. Jetzt endlich, fast zu spät, ließ der Capitan der „Esperanza“ anluven. Hinter ihm ging auch die „Sevilla“ über Stag. Die beiden Galeonen lösten sich aus dem Verband und kämpften sich hart am Wind auf die „Isabella“ zu, die raumschots wie ein zorniger Schwan durch die Dünung pflügte.

      Der Capitan der „Esperanza“ verließ sich darauf, daß er im entscheidenden Moment blitzschnell abfallen und ausweichen konnte.

      Hasard zog die Lippen von den Zähnen.

      Ein Blick zeigte ihm, daß am Steuerbordschanzkleid zwei Brandsätze feuerbereit waren. Dan O’Flynn und Ferris Tucker bedienten die Bronzerohre, Blacky und Smoky hielten sich mit weiteren Raketen bereit. Hasard wartete. Die Sekunden schienen sich zäh wie Leim zu dehnen. Ein knapper Befehl! Die „Isabella“ luvte um eine Kleinigkeit an und bewegte sich knapp außerhalb des Schußbereichs der Gegner.

      „Feuer!“ befahl der Seewolf.

      Zischend und funkensprühend lösten sich zwei der kleinen Raketen aus den Bronzerohren.

      Im Bogen flogen sie durch die Luft, senkten sich über den beiden feindlichen Galeonen und fanden mit tödlicher Präzision ihr Ziel. Ein vielstimmiger Entsetzensschrei klang herüber. Als die Brandsätze explodierten und ihr mörderisches, unlöschbares Feuer in alle Richtungen schleuderten, hatten Dan und Ferris bereits die Bronzerohre nachgeladen.

      „Feuer!“ befahl Hasard mit steinernem Gesicht.

      Zwei neue Raketen zogen zischend ihre Bahn. Wieder trafen sie, entflammten die Segel der Galeonen und entfachten Dutzende von Brandnestern, die sich mit rasender Geschwindigkeit durch Planken und Mastholz fraßen. Auf den beiden spanischen Galeonen brach helle Panik aus.

      Brennend trieben sie in der Dünung.

      Die „Isabella“ fiel ab und ging mit dem Heck durch den Wind. Wie das leibhaftige Verhängnis rauschte sie auf den kläglichen Rest des Verbandes zu – und die beiden spanischen Kapitäne verloren die Nerven.

      Panisches Entsetzen diktierte das Manöver, mit dem sie halsten und ihre Schiffe vor den Wind brachten.

      Die zerraufte „Isabella“ hatte keine Chance, sie einzuholen. Doch das war nicht der einzige Grund, sie ziehen zu lassen. Hasard beging nicht den Fehler, seine Gegner zu unterschätzen. Die „Esperanza“ und die „Sevilla“ standen in hellen Flammen, aber Wind und Strömung drückten sie herum, und noch waren ihre Backbordgeschütze feuerbereit.

      Die Heckdrehbassen der „Isabella“ hämmerten los.

      Stenmark und Al Conroy, der schwarzhaarige Stückmeister, jagten Kugel um Kugel ins Schanzkleid der brennenden „Sevilla“, um ihr die Zähne zu ziehen. Auf dem Achterkastell fuchtelte der spanische Capitan verzweifelt mit den Armen. Die Geschützmannschaften, starr vor Entsetzen, besannen sich auf ihre Aufgabe, doch auch diesmal war die „Isabella“ schneller.

      „Anluven“, befahl Hasard.

      Etwas schwerfällig schwang die Galeone nach Backbord herum, aber noch rechtzeitig. Mit halbem Wind lief sie aus dem Schußbereich der „Sevilla“, und als die Breitseite donnerte, klatschten die schweren Eisenkugeln wirkungslos ins schäumende Kielwasser.

      „Spart eure Munition, Al und Sten!“ rief der Seewolf. „Achtung, Backbordkanonen! Wir mischen jetzt da oben ein bißchen, klar? Wenn’s geht, möchte ich den Spanier mit acht sauber gestanzten Löchern in der Wasserlinie auf Tiefe gehen sehen!“

      Ein paar Männer hoben die Köpfe und grinsten.

      „Acht sauber gestanzte Löcher in die Wasserlinie, habt ihr’s gehört, ihr Rübenschweine?“ tobte der Profos. „Luke Morgan, du Affe, paß auf, wo du mit der verdammten Lunte herumfuchtelst! Wer auch nur einen Zoll zu hoch oder zu tief hält, kriegt von mir persönlich den Hintern tätowiert, ist das klar, ihr Heringe?“

      Hasard grinste ebenfalls.

      Neben ihm beobachtete Ben Brighton mit schmalen Augen die „Hoek van Holland“, die von dem Spanier in die Leeposition gedrängt worden war. Jetzt lief sie hart am Wind und machte klar zur Wende. Ben warf dem Seewolf einen raschen Blick zu, und Hasard zog die Lippen von den Zähnen.

      „Nicht schlecht, der Holländer“, stellte er fest. „Er wird schön langsam wenden, am Bug des Spaniers vorbeischeren und ganz schnell anluven, wenn es Zunder gibt …“

      „… und wir schlagen zu, ehe die Dons wieder feuerbereit sind“, sagte Ben zufrieden.

      Genauso geschah es.

      Der Spanier, schon ohne Bugspriet und mit einem Loch im schlappen Besan, suchte der feindlichen Galeone mit den Bugdrehbassen die Takelage zu zerfetzen. Die „Hoek van Holland“ ging gelassen auf Abstand und wendete gemächlich, als müsse der Kapitän erst noch überlegen, was jetzt zu tun sei. Die gesammelte Aufmerksamkeit der Spanier richtete sich nach Norden. Was sollte hinter ihnen, im Süden, auch schon groß passieren? Da hatte es eine vom Sturm beschädigte Galeone mit vier kampfstarken, schwer armierten Kriegsschiffen zu tun, die ihre Beute systematisch zu Treibholz verarbeiten würden.

      Daß dem nicht so war, bemerkten die Männer der „San Cristobal“ zu spät.

      Die „Hoek van Holland“ ging durch den Wind, fiel ab und wurde ganz plötzlich bedrohlich schnell. Ihrer Backbordbreitseite wandte die „San Cristobal“ den schmalen Bug zu. Dumpf dröhnten die Kanonen, die Spanier erhielten zwei Treffer ins Vorkastell, doch das trübte nicht die triumphierende Gewißheit, daß der Gegner schutzlos ihrer eigenen Breitseite ausgeliefert war.

      Der Feuerbefehl des spanischen Capitans und das blitzartige Anluven der Holländer fielen zusammen.

      Rauch wölkte, donnernd entluden sich die Kanonen der „San Cristobal“. Tod und Verderben heulten über das Wasser, doch da hatte sich die „Hoek van Holland“ längst aus der Gefahrenzone gemogelt.

      Der Wutschrei der Spanier schallte bis zur „Isabella“ herüber.

      Eine Wut, die schon Sekunden später in Entsetzen umschlug. Denn da entdeckte der Capitan die Galeone, die unbemerkt von achtern aufgesegelt war – und auch der letzte Mann an Bord der „San Cristobal“ begriff, daß nichts und niemand das Verhängnis mehr aufhalten konnte.

      Acht Siebzehnpfünder-Culverinen krachten – acht Löcher klafften in Höhe der Wasserlinie in der Bordwand der „San Cristobal“.

      „Arwenack!“ schrie der Schiffsjunge Bill irgendwo mit vor Begeisterung überschnappender Stimme.

      Die anderen fielen ein und stimmten den alten Schlachtruf an, daß es ihren Gegnern in den Ohren gellte: „Arwenack! Ar-we-nack!“

      Ein ohrenbetäubendes Krachen fuhr dazwischen.

      Sekunden später folgte die zweite schmetternde Detonation.

      Auf


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