Seewölfe - Piraten der Weltmeere 228. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 228 - Fred McMason


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und als er sein Augenlid anhob, war auch teilweise die Pupille zu sehen. Und noch etwas erstaunte ihn: Pablos Körper fühlte sich eigentlich ganz normal an. Da gab es keinen Wechsel von heiß auf kalt.

      „Sieh dir das mal an, Kutscher“, sagte er. „Und dann erkläre mir, was du davon hältst!“

      Der Kutscher war zunächst ratlos. Dann aber nickte er.

      „Du selbst, Sir, hast ihm gleich literweise Essig eingeflößt, noch bevor das Gift richtig zu wirken begann. Daran scheint es zu liegen. Ich habe jedenfalls keine andere Erklärung.“

      Hasard versuchte Pablo auf die Beine zu helfen, doch das gelang ihm nicht. Der Neue fiel immer wieder um, aber er öffnete ein paarmal den Mund und setzte zum Sprechen an.

      „Merkwürdig bleibt es doch“, sagte der Seewolf und kriegte ganz schmale Augen. „Ausgerechnet er“, setzte er leise und nachdenklich hinzu.

      Dann drehte er sich um und blickte achteraus.

      Am hellblauen Himmel stand keine einzige Wolke. Der weiße Fetzen, der wie ein kleines Wölkchen aussah, war nichts anderes als die Segel des Fühlungshalters, der wie Pech in ihrem Kielwasser hing und sich nicht abschütteln ließ. Immer noch verschwand er hin und wieder hinter der Kimm, aber nach kurzer Zeit tauchte er beharrlich wieder auf.

      Hasard glaubte, daß hinter dem schnellen Fühlungshalter noch ein weiterer lauerte, um über die „Isabella“ herfallen zu können, wenn es soweit war.

      Aber wie sollten die Kerle das eigentlich feststellen, überlegte er. Dazu mußten sie schon aufsegeln, oder aber die „Isabella“ würde früher oder später aus dem Kurs laufen, wenn es niemanden gab, der das Ruder bediente.

      Eine verteufelte Situation, eine absolut hilflose Lage, in der sie nichts, aber auch gar nichts tun konnten, denn das Gift hatte anscheinend schon jeder im Körper.

      Als er sich wieder abwandte, sah er gerade noch, wie sich der Decksälteste Smoky zusammenkrümmte und auf die Knie fiel. Noch bevor er sich der Länge nach ausstreckte, war schon der Kutscher bei ihm und goß ihm Essig in den Hals.

      Wenn es bei Pablo geholfen hatte, dachte er, oder seine Lage wenigstens gebessert hatte, dann mußte es auch bei Smoky helfen, gerade in dem Augenblick, als er zusammenbrach.

      Aber es half bei Smoky nicht, und das stimmte auch den Kutscher sehr nachdenklich.

      Auf der Karavelle, die weit hinter der „Isabella“ segelte, war der Teufel los.

      Rum wurde getrunken, ein paar Weiber kreischten, die schon leicht angetrunken waren, und nur sehr wenige waren noch nüchtern.

      Der schwarzhaarige Pirat, von seinen Kumpanen auch der Wilde Saufbold genannt, war in den Fockmast aufgeentert und hatte lange Zeit durch das Spektiv geblickt.

      Erfahren hatte er aber so gut wie nichts, und als er wieder an Deck stand, ließ er sich seine Enttäuschung nicht anmerken.

      Er ging nach achtern, wo der glatzköpfige Nuno am Ruder stand. Der Schlagmann, der sonst immer auf der Galeere Dienst tat, sah immer noch mitgenommen aus. Dort, wo ihn Carberrys schwere Fäuste getroffen hatten, schillerten farbige Beulen, und um seinen dicken Hals lief eine dunkelrote Linie, als sei er stranguliert worden.

      Er trug wieder seine kurzen, bis knapp an die Knie reichenden Leinenhosen und hatte seine mächtigen Säulenbeine auf die Planken gestemmt. Seine Schweinsäuglein waren fast zugeschwollen, und selbst Don Bosco fand ihn zum Fürchten. Diese schweren Treffer von dem Profos der „Isabella“ hatte er mittlerweile wieder verdaut, und nur die Beulen und Blutergüsse kündeten noch davon.

      Der Herrscher von Tortuga hatte es Nuno immer noch nicht ganz verziehen, daß er so fürchterliche Prügel bezogen hatte. Er selbst war bei der Schlägerei in der Hafenkneipe nicht dabei gewesen, aber seine Kumpane hatten ihm von dem harten Kampf berichtet.

      „Tut sich schon was?“ fragte Nuno lauernd.

      Don Bosco schob die schwarzhaarige, glutäugige Conchita unwillig beiseite, die sich im näherte und ungeniert ihre schlanken Arme um seinen Hals legte.

      „Das geht nicht von einer Stunde zur anderen“, sagte Don Bosco. „Noch segelt der Kahn ganz normal, und von einem Signal ist bisher nichts zu sehen.“

      „Ob Pablo es überhaupt geschafft hat, das Wasser zu vergiften?“

      „Selbstverständlich“, erwiderte der schwarzhaarige Pirat überzeugt. „Ich bin auch sicher, daß die ersten Kerle bereits besinnungslos herumliegen. Aber es braucht eben seine Zeit.“

      Sein Blick ging zur Kimm, wo die Beute als feiner Strich zu erkennen war. Er nickte grinsend, dann begann er plötzlich schallend zu lachen, bis Nuno ihn verständnislos anblickte.

      „Die haben eine harte Nuß zu knacken“, sagte er laut, „und sie werden lange herumrätseln, was da wohl passiert ist. Wenn sie es merken, ist es zu spät.“

      Er wartete Nunos Antwort nicht ab, sondern drehte sich wieder um und blickte achteraus, wo die Galeere heransegelte. Von der „Isabella“ aus konnte man sie nicht sehen.

      Don Bosco lehnte sich aus Schanzkleid, ließ sich von der sanften Dünung wiegen und dachte, über seinen Plan nach, den er in Gedanken noch verfeinern wollte. Er war nicht der Mann, der das Fell des Bären verkaufte, wenn er diesen Bären noch gar nicht gesehen hatte. Er rechnete sich nur kühl und präzise seine Chancen aus.

      Rein kämpferisch, das war seine erste Chance gewesen, gelangt er an die Seewölfe nicht heran, obwohl er zahlenmäßig weit überlegen war. Die „Isabella“ zu entern, das schied also aus. Die Seewölfe würden ihr Schiff mit dem letzten Lebensfunken verteidigen, und es niemals aufgeben, solange einer von ihnen lebte.

      Folglich würden Mannschaft und Schiff zum Teufel gehen, und damit waren die vermuteten Schätze an Bord ebenfalls weg. Don Bosco wollte aber noch weitaus mehr. Auf der Schlangen-Insel sollten, den Gerüchten nach, unermeßliche Schätze lagern, die die Seewölfe im Lauf ihrer zahlreichen Kaperfahrten zusammengetragen hatten. Dazu brauchte er die Mannschaft lebend, sonst war dieser Traum ausgeträumt.

      Verlief die Sache mit dem eingeschmuggelten Pablo gut, und daran zweifelte er nicht, dann hatte er alles das, was er wollte: die „Isabella“ selbst, die Bordschätze und die sagenhafte Beute von der Schlangen-Insel.

      Sogar ein allerletzter Triumph blieb ihm noch: Er würde es sein, der diese harten Kerle besiegt hatte, der mit der Legende der Unsterblichen aufräumte, der den Seewolf und seine Crew an die Ketten der Galeere gebracht hatte und sie nun bis in alle Ewigkeit rudern lassen würde.

      Diese Tatsache mußten sämtliche karibischen Piraten dann anerkennen, und damit wuchs seine Macht.

      Anfälle von Größenwahn waren ihm fremd, vielleicht hatte er deshalb so lange überlebt und sich behaupten können.

      Er gab einem seiner Kerle einen schnellen Wink. Obwohl der Mann leicht angetrunken war, blieb er sofort achtungsvoll stehen.

      „Laß ein Segel wegnehmen, damit wir etwas achteraus bleiben, und bring mir das Spektiv.“

      „Sofort, Don Bosco.“

      Der schwarzhaarige, überaus stark tätowierte Pirat hatte die Hände lässig auf den Handlauf des Schanzkleides gestützt und sah zu, wie eins der Segel geborgen wurde. Das setzte die Fahrt der Karavelle nur unmerklich herab, aber es gab doch weniger Vortrieb, und schon bald würde die voraussegelnde „Isabella“ wieder unter der Kim verschwunden sein.

      Don Bosco blickte ihr nach und zog das Spektiv so weit auseinander, daß er gerade noch die Segel seiner Beute undeutlich erkennen konnte.

      Noch ist sie nicht sturmreif, überlegte er, aber Pablo würde das schon schaffen. Auf den Mann konnte er sich grundsätzlich verlassen. Sehr lange würde es nicht mehr dauern.

      Er versuchte, sich in die Lage des Seewolfs zu versetzen, aber das gelang ihm nur sehr schlecht, denn der Mann paßte in keine Schablone und handelte mitunter völlig anders, als man von ihm erwartete.

      Logisch


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