Seewölfe - Piraten der Weltmeere 87. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 87 - Fred McMason


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es hängenblieb und der Buschmann nicht mehr zu sehen war.

      „Hat keinen Zweck mehr“, meinte er abfällig, „dem ist doch nicht mehr zu helfen. Seine Schuld, nicht meine!“

      Niemand widersprach. Es war ohnehin nicht gut, diesem Trunkenbold und durch sämtliche Laster auf die Stufe eines Tieres gesunkenen Mann zu widersprechen. Er war größer als zwei Yards und wog mehr als hundert Kilo, und wenn er zuschlug, schlug er seine Widersacher meist mit der bloßen Faust tot.

      Sie standen noch auf dem Steg und blickten ins Wasser. Der Kampf war noch nicht vorbei, er dauerte noch ein paar Minuten.

      Der Mestize zog noch einmal an dem Tau, das jetzt auch nachgab, nur hing nicht mehr viel daran.

      In dem Körper balgten sich die Piranhas, es waren nur noch ein paar Rippen übrig, ein Torso ohne Schädel, der sich etwas aus dem Wasser hob und dann versank. Sogar das Tau war plötzlich durchgebissen und hing schlaff durch.

      Wenn der Strom seinen Machtbereich in den nächsten Wochen wieder etwas veränderte und unter Aasgeier Pedros Hütte der Boden teilweise trocken wurde, würden die Leute staunen, wenn wieder einmal Teile eines Gerippes erschienen. Dann würden sie die Köpfe schütteln und sehr entrüstet tun, obwohl da einige Gerippe lagen, die noch den Stahl in den Knochen trugen, weil sie beim Kartenspielen oder Würfeln zuviel gewagt hatten.

      Der einäugige Pedro ließ die Knochen dann immer in einem Boot zum Atlantik fahren und ins Meer werfen, wo sie für immer verschwanden und niemand mehr nach ihnen fragte.

      Die Männer und Frauen kehrten in die Kneipe zurück und soffen weiter. Der Mestize stritt immer noch um den Preis des Goldmannes, den Pedro nicht nennen wollte.

      „Ich muß ihn erst von einem Fachmann beurteilen lassen“, sagte er störrisch, „so lange mußt du warten.“

      „Aber ich kann wenigstens auf Vorschuß saufen, oder?“ fragte Blatternarben-Jo ärgerlich.

      „Klar, das kannst du, klar doch!“

      Der Buschmann war vergessen. In der Kneipe würfelten sie, spielten Karten, soffen, fummelten an den Senoritas herum und begrüßten neue Gäste, die ihren letzten Verstand hier versoffen, hier in Remata de males, dem Höhepunkt allen Übels, dem Arsch der Welt, wie die paar Weißen es auch noch nannten.

      Immer wieder strömten Gäste herein: Abenteurer, Glücksritter, Goldsucher, spanische Deserteure, gestrandete Seeleute, ein bunt zusammengewürfelter Haufen Nationalitäten.

      Die Senoritas machten gute Geschäfte, Aasgeier Pedros Laden florierte mitunter bis zum frühen Morgen. Da wurde geklaut, betrogen und manchmal auch gemordet, wenn einer aufsässig war, wenn es Streit gab oder ein Fremder zuviel Geld zeigte.

      Es gab keine Polizei, keinen Alkalden, keinen Bürgermeister, niemanden, der etwas sagte oder etwas verbot. Die Spanier duldeten die Geschäfte, denn auch sie profitierten davon, und im übrigen wollten sie nichts von dieser Fieberhölle wissen.

      Deshalb wucherte das Geschwür so üppig.

      Bevor die kurze Dämmerung hereinbrach, erschienen zwei neue Gäste, ebenfalls leicht angetrunken.

      „Draußen segelt ein Schiff!“ brüllte der eine. „Sieht so aus, als ob es in die Bucht will!“

      „Spanier?“ fragte eine zaghafte Stimme, und schon waren drei oder vier Kerle, denen man den Spanier auf Anhieb ansah, an der Tür und wollten verschwinden.

      „Könnten Spanier sein, aber das Schiff ist nicht so plump gebaut wie die meisten Galeonen.“

      Alles stürzte nach draußen und blickte zum Atlantik, über dem, von Westen her, die letzten Sonnenstrahlen lagen.

      Ja, das Schiff war noch etliche Meilen entfernt, aber es nahm Kurs auf die Bucht, daran herrschte kein Zweifel. Ein stolzes Schiff war es, eine ranke, schlanke Galeone, die raumschots unter voller Besegelung lief.

      Die desertierten Spanier verzogen sich. Sie hatten keine Lust, an den Rahen des vermeintlichen Spaniers zu baumeln, wenn das Schiff auch noch so schön aussah, deswegen hing es sich an den Rahen noch lange nicht gut.

      Die Senoritas aber rieben sich insgeheim die Hände. Es schien Abwechslung zu geben und Geld. Bei den Neuankömmlingen mußten sie sich sicher nicht für ein paar lausige Schnäpse hinlegen, die ließen mehr da. Die ersten begannen, sich fachgerecht zu schminken und zu pudern.

      Die männlichen Gäste hatten mürrische Gesichter. Sie liebten es nicht sonderlich, wenn Konkurrenz auftauchte.

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