Seewölfe - Piraten der Weltmeere 307. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 307 - Roy Palmer


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waren sie alle gute Seeleute – sturmerfahrene und salzgewässerte Rauhbeine. Die Crew stand Hakulinen in nichts nach. Es waren zwanzig Kerle, die kräftig zulangen konnten, wenn Not am Mann war, und denen auch das schwerste Wetter keine Angst bereitete.

      Sie spuckten gegen den Wind, und in den Hafenstädten der Ostsee ließen sie „die Puppen tanzen“, wie sie sagten. Wo sie auch „einfielen“, gab es meistens eine Schlägerei, die mit Kneipentrümmern, blauen Augen, blutigen Schrammen und leichten Knochenbrüchen endete. Sie tranken wie die Teufel, oftmals so lange, bis sie nicht mehr auf ihren Beinen stehen konnten.

      Kreuzen mußte die „Katkorapu“ an diesem späten Vormittag, denn der Wind wehte aus südwestlicher Richtung. Mal segelte sie einen Kreuzschlag nach Westen, dann wieder einen nach Süden, es ging immer zwei Schritte voran und einen zurück. Ein mühsames Werk – die Männer fluchten nicht schlecht und hofften auf eine Veränderung, ein Drehen des Windes, das ihnen die Arbeit erleichterte und das Schiff schneller vorantrieb.

      Pulkila öffnete das Kombüsenschott und blickte zu Mäkilä, der mit angestrengter Miene in einem seiner Kessel herumrührte.

      „Paß auf“, sagte er. „Der Kapitän stellt dich heute auf die Probe. Wenn dein Fraß wieder ungenießbar ist, gibt es Ärger.“

      Mäkilä knallte den Deckel auf den Kessel, bückte sich und stocherte in der Glut des Holzkohlenfeuers herum. Er war ein Kerl, der geradewegs einer der Höhlen hätte entsprungen sein können, in denen in grauer Vorzeit die Vorfahren der Menschen gelebt haben sollten: ungeschlacht, gebückt, finster, mit groben Händen an langen Armen. Seine Augen waren winzig und lagen tief in den Höhlen, seine Stirn war flach, die Nase platt und die Unterlippe seines Mundes leicht aufgeworfen.

      Zornig blickte er sich zu Pulkila um. „Nenn meine Suppe keinen Fraß. Sag dem Kapitän lieber, er soll für die nächste Fahrt mehr Fleisch einkaufen.“

      „Es ist genug Fleisch an Bord.“

      „So? Ich lüge also?“

      Pulkila trat näher an den Koch heran. „Paß bloß auf, wie du sprichst. Ich bin hier der Bootsmann, vergiß das nicht. Wenn ich herausfinde, daß du heimlich Dörrfleisch und Speckseiten für dich beiseite schaffst, bist du die längste Zeit auf der „Katkorapu‘ gefahren.“

      „Das könnte mir ganz gut passen“, sagte Mäkilä giftig.

      Pulkila verlieh ihm einen Stoß, der ihn um ein Haar in das Feuer beförderte.

      „Du würdest nie wieder auf einem anderen Schiff anheuern!“ sagte er hart. „Wir hatten schon mal einen Kerl wie dich an Bord. Der Kapitän hängte ihn schließlich zum Zappeln an der Großrah auf. Nun? Wo bleibt dein großes Schott, Mäkilä?“

      Mäkilä griff nach der Kette, an der der größte Kessel hing, hielt auf diese Weise das Gleichgewicht, verbrannte sich aber fast die Finger.

      „Ist schon gut“, stotterte er. „Die Suppe ist gleich fertig. Schickst du mir einen Mann, der mir beim Austeilen hilft?“

      „Ja“, erwiderte der Bootsmann, dann drehte er sich um und verließ die Kombüse. Als er das Schott hinter sich zurammte, dachte er: Es gibt bestimmt noch Schwierigkeiten, verdammt noch mal. Hoffentlich kommen wir überhaupt heil in Lübeck an.

      Sturm und Regen ließen auf sich warten, nur der Wind aus Südwesten nahm an Stärke etwas zu. Matti Hakulinen stand in unveränderter Haltung an der Heckreling des Schiffes. Der Profos Alavus scheuchte die Deckswache von einer Seite zur anderen, denn die Stellung der Rahen und Segel mußte alle halbe Stunde geändert werden. Der Rudergänger bemühte sich, keinen Fehler zu begehen, er spürte Hakulinens Blick auf sich. Kuhmo schoß in der Nähe des Großmastes Taue auf, schaute von Zeit zu Zeit hoch und nickte beifällig, wenn Alavus die Crew anbrüllte, weil die Segel nachgetrimmt werden mußten.

      Die Freiwache war froh, daß sie ausspannen konnte, hatte aber einen Bärenhunger.

      Pulkila rief einen dieser Männer – einen gewissen Abromeit – zu sich und sagte: „Du hilfst Mäkilä, die Suppe ins Vordeck zu tragen. Nun troll dich schon, beeil dich.“

      Abromeit ging mit mürrischer Miene zur Kombüse, öffnete das Schott und trat auf den Koch zu, der gerade ein paar Holzscheite in die Glut unter den Kesseln geschoben hatte. Kleine Flammen stiegen aus dem glosenden Rot auf und griffen nach dem frischen Holz, die Hitze nahm zu.

      „Ist das nicht zuviel?“ fragte Abromeit.

      Mäkilä sah ihn feindselig an. „Auf diesem Kahn wird wohl nur gemekkert, wie? Kümmre dich gefälligst um deinen eigenen Dreck. Ihr Kerle wollt eure Suppe doch heiß vorgesetzt kriegen, oder?“

      „Ja. Trotzdem solltest du ein paar Scheite aus dem Feuer herausnehmen. Das ist ein offener Herd, und wenn die See schwerer wird oder das Schiff richtig zu stampfen anfängt, können die Flammen rausschlagen. Oder es fliegt Glut raus.“

      Wütend schlug der Koch die Feuertür zu. „Und das hier ist eine dicke Eisentür. Ich weiß schon, was ich tue.“

      „Na gut. Los jetzt, wir von der Freiwache wollen nicht länger auf den Fraß warten.“

      „Wie war das?“ Mäkilä rückte in drohender Haltung auf Abromeit zu.

      „Ich sagte, besonders gut riecht die Suppe nicht.“

      „Aber sie schmeckt!“ schrie Mäkilä.

      Jemand von der Freiwache hieb auf der anderen Seite der Längswand gegen die Planken, daß es dröhnte, dann war eine dumpfe Stimme zu vernehmen: „He, wird’s bald? Oder habt ihr euch schlafen gelegt?“

      „Da hörst du’s“, brummte Abromeit. „Vorwärts, es hat keinen Zweck zu streiten.“

      Er griff nach dem schweren Henkel des Kessels. Mäkilä zerdrückte einen Fluch auf den Lippen und packte widerstrebend mit an. Sie hievten den Kessel vom Feuer, trugen ihn zum Schott hinaus, suchten durch das zweite Schott des Vordecks das Logis auf und begannen vor den mißtrauischen Gesichtern der Männer mit dem Austeilen der Mittagsmahlzeit.

      Pulkila brüllte seine Befehle, Alavus trieb die Deckswache mit der Neunschwänzigen zum schnelleren Arbeiten an – die „Katkorapu“ wendete vom Steuerbord- auf den Backbordbug, um einen neuen Kreuzschlag nach Westen zu fahren.

      So bahnte sich das Verhängnis an. Der Herd stand in der Kombüse in Längsschiffrichtung, auf der Steuerbordseite. Mäkilä hatte die Feuertür zwar dichtgeschoben, aber nicht zugeriegelt, und diese Nachlässigkeit sollte böse Folgen haben, denn als die Galeone jetzt auf dem Backbordbug lag und dementsprechend Lage schob, rutschte die Glut mitsamt der nachgelegten Holzkohle gegen die Feuertür.

      Die Feuertür sprang auf, und die Glut prasselte auf die Planken. Noch bemerkte es niemand, noch waren alle zu sehr mit ihren Aufgaben beschäftigt. Mäkilä selbst hatte den Suppenkessel erst zur Hälfte geleert, so daß noch einige Zeit vergehen würde, bis er in die Kombüse zurückkehrte.

      Obendrein murrten die Männer der Freiwache über das schlechte Essen, eine Auseinandersetzung bahnte sich an.

      Die Glut verteilte sich über die Kombüsenplanken und rollte auf einen trokkenen Putzlumpen zu, den Mäkilä schon seit gut vier Wachen nicht mehr benutzt hatte. Der Lumpen fing Feuer und wurde zur Fakkel, der rötliche Schein der Flammen warf gespenstische Muster auf die Kombüsenwände. Da aber das Schott inzwischen von selbst wieder zugefallen war, wurde auch jetzt kein Mensch darauf aufmerksam.

      Innerhalb weniger Minuten stand die Kombüse in hellen Flammen.

      Pulkila sah als erster den Qualm, der aus den Ritzen des Kombüsenschotts drang, und stieß einen Alarmruf aus. Alavus und Kuhmo fuhren zu ihm herum, wunderten sich über seine entsetzte Miene, folgten seinem Blick und begannen selbst zu schreien und zu fluchen.

      Jetzt hoben auch Matti Hakulinen und der Rudergänger die Köpfe. Hakulinen eilte nach vorn, blieb an der Balustrade stehen, die das Achterdeck von der Kuhl trennte, und rief: „Sechs Mann sofort in die Kombüse! Was, zum Teufel, ist da los? Kippt


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