Seewölfe - Piraten der Weltmeere 410. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 410 - Roy Palmer


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war eine glückliche Fügung. Bevor der Sturm endgültig losgebrochen war, hatten die Decksleute es auf de Pinzóns Befehl hin ausreichend festgezurrt und beschwert.

      Don Antonio stand da und blickte an sich hinunter. Sein Gesicht hatte die Farbe alten Talges, von der Amtswürde des „Señor Gouverneurs“ war rein äußerlich nichts geblieben. Aber auch innerlich war er erledigt: Er hatte nichts mehr, keinen Besitz, keinen lächerlichen Silberling mehr, nur noch die Ringe an seinen Fingern. Sonst war ihm alles genommen worden.

      Der Gedanke daran trieb ihm fast die Tränen in die Augen. Das Selbstmitleid brachte ihn um. Warum hatte ihm das zustoßen müssen? Warum hatte nicht alles klappen können? Er hatte es sich so fein ausgedacht: Ein bißchen ausruhen und feiern und dann nach Kuba übersetzen, in Havanna wieder den Gouverneurspalast beziehen und mit der altgewohnten Selbstherrlichkeit wie ein Kaiser regieren. So hatte er sich das ausgemalt, und er hatte sich bereits überlegt, wie er sich der Verbündeten entledigen sollte, die allmählich unbequem und lästig wurden.

      Aber ein Teufel in Menschengestalt hatte die Schaluppe entführt – so hatte der Kerl das dargestellt, der die Wache an Bord gehabt hatte. Weder Don Antonio noch seine Kumpane ahnten, daß der „Attentäter“ jener Philip Hasard Killigrew gewesen war, dem der Angriff auf die Schlangen-Insel im Grunde genommen gegolten hatte. Don Antonio wußte nur eines: Er war dem Tod wieder einmal sehr, sehr nah gewesen.

      Sein wertvolles Leben war ständig in Gefahr. Er schluchzte trocken und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. Wie tief er gesunken war! Man hatte ihn gedemütigt, solange er sich noch an Bord der „San José“ befunden hatte, er war unter Kammerarrest gestellt worden. Und jetzt mußte er sich mit der Gesellschaft dieser Primitivlinge abfinden, die nichts anderes im Sinn hatten, als zu fressen und zu saufen.

      Er hockte mit ihnen auf dieser elenden Insel fest und hatte keine Chance, in absehbarer Zeit der Hölle zu entrinnen. Er mußte dahinvegetieren, schlimmer als jedes Tier, konnte sich nicht waschen und nicht pudern, hatte keine kandierten Früchte mehr und keinen Portwein, die ihm über den schlimmsten Gemütszustand hinweghalfen, und er war vor allen Dingen seiner finanziellen Mittel beraubt – was noch viel schlimmer war.

      Diese Kerle – er konnte sie nicht mehr sehen. Zwei von ihnen hockten im Sand und sahen ihn wie einen Fremden an. Er wandte ihnen den Rücken zu und schritt zum Boot. Verzweifelt überlegte er dabei, was er unternehmen sollte. Gab es keine Möglichkeit, die verfluchte Insel zu verlassen und Kuba doch noch zu erreichen?

      Fahnenflüchtige. Deserteure allesamt, Kerle, die keinen Schuß Pulver wert waren – und mit dieser Bande hockte er zusammen. Das war eine Schande, schlimmer noch als die Schmach, die er auf der „San José“ erlitten hatte. Er mußte danach trachten, sie loszuwerden. Einen anderen Weg gab es nicht, sonst war er verloren.

      Die beiden Männer, die am Strand saßen und hinter dem Dicken herstarrten, hießen Victor und Ermano. Sie waren beide Decksleute. Ermano hatte die Wache an Bord der Schaluppe gehabt, als der Fremde plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Er hatte ihn, Ermano, niedergeschlagen und ihn später, als er wieder bei Bewußtsein war, von Bord gejagt.

      Victor war derjenige, der Ermano hatte ablösen sollen. Im berauschten Zustand hatte er mit der Jolle wie ein Verrückter nach der Schaluppe gesucht. Es hatte Streit gegeben, und um ein Haar hätten de Pinzón und Don Antonio Ermano erwürgt, als dieser wieder aufgetaucht war. Dann aber hatte Ermano erklären können, was geschehen war, und irgendwie hatten sie es ihm auch geglaubt.

      Was man ihnen einmal an Disziplin eingebleut hatte, war seit dem Verschwinden der Schaluppe ohnehin restlos in die Binsen gegangen. Ermano behauptete, ein „gehörnter Teufel mit einer Faust aus Eisen“ habe sie entführt. Es war wohl dem tief verwurzelten Aberglauben dieser Kerle zuzuschreiben, daß sie es ihm tatsächlich abnahmen.

      Wenn nun schon der Teufel und die Wasserdämonen die Hand im Spiel hatten – was nutzte das Ganze ihnen dann überhaupt noch? Wer desertierte, kriegte früher oder später doch seine Strafe, auf die eine oder andere Weise. Der Raub der Schaluppe und der Hurrikan waren Zeichen, die man nicht unterschätzen durfte. Vielleicht war es doch falsch gewesen, den Verband im Stich zu lassen.

      Und wer war schuld daran? Natürlich der dicke Gouverneur. Er hatte sie dazu überredet. Und de Pinzón hatte gleich bereitwillig mitgemacht. Er war auch so ein krummer Hund, darüber waren sich zumindest Victor und Ermano inzwischen einig.

      Victor verzog verächtlich das Gesicht und spuckte in den Sand. „Schau ihn dir an, den Fettsack. Sieht er nicht aus wie ein überfütterter Truthahn, der kaum die Kraft hat, sich auf den Beinen zu halten?“

      „Dann schon eher wie ein Wildschwein“, sagte Ermano.

      „Ich hätte Lust, ihm einen Tritt zu verpassen.“

      „Und das, was er uns versprochen hat?“

      „Ein schöner Posten in Havanna? Daran glaub’ ich nicht mehr“, erwiderte Victor.

      „Ich auch nicht.“

      „Warum schnappen wir uns nicht das Boot?“

      „Und die anderen?“ fragte Ermano. „Wir können sie doch nicht einfach im Stich lassen.“

      Victor grinste hämisch. „Nicht? Was würden sie denn deiner Ansicht nach tun, wenn sie’s könnten?“

      „Sie würden abhauen“, erwiderte Ermano.

      „De Pinzón und der andere Fettsack sowieso“, sagte Victor. „Deswegen empfehle ich dir, es dir gründlich zu überlegen – ehe sie uns zuvorkommen. Wir brauchen nur einen günstigen Zeitpunkt abzupassen, beispielsweise den Einbruch der Dunkelheit.“

      „Ja. Gut. Ich überlege es mir“, sagte Ermano. Er beobachtete weiterhin mit finsterer Miene Don Antonio de Quintanilla, der in diesem Augenblick an dem Boot vorbeiging, ihm aber weiter keine Beachtung zu schenken schien.

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