Seewölfe - Piraten der Weltmeere 497. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 497 - Fred McMason


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„obwohl er ein Gebet sicher sehr nötig hätte.“

      „Sein letztes wird er bald sprechen“, meinte Ed, „falls er nicht wieder das Fluchen vorzieht.“

      Das Gekeife drinnen wurde noch lauter. Carberry trat ein. Sein Gesicht war so drohend und finster, wie sie es bei ihm schon lange nicht mehr gesehen hatten.

      Auf der Koje lag Webster. Um das rechte Schultergelenk trug er einen Verband, und er war sehr munter. Den Profos hatte er noch nicht bemerkt. Er geiferte und schimpfte jedoch mit dem Kutscher und Mac, die beide recht hilflos daneben standen.

      „Ihr giftigen Nattern und Ottern!“ zeterte er. „Der Himmel wird über euch einstürzen, verdammt sollt ihr sein, im Fegefeuer sollt ihr auf ewig schmoren!“

      Er ließ weitere Unflätigkeiten und Beschimpfungen vom Stapel.

      „Müssen wir uns das von diesem Drecksack eigentlich gefallen lassen?“ fragte Mac Pellew erbittert. „Da verbindet man diesen lausigen Hurenbock, und er beschimpft uns pausenlos.“

      „Der geht mir schon seit einer ganzen Weile auf den Geist“, sagte der Kutscher ärgerlich.

      Als Webster wieder zu einer Haßtirade ansetzte, schob sich der Profos ins Blickfeld.

      „Sieh an, unser frommer Hurensohn reißt wieder das Maul auf“, sagte Carberry gefährlich leise. „Obwohl er bereits belehrt wurde, daß ihm das beim nächstenmal keineswegs bekommen werde.“

      Carberry hatte beide Fäuste in die Seiten gestemmt. Ein Zeichen dafür, daß bei ihm alles auf Sturm stand.

      Als Webster diesen furchterregenden narbigen Klotz mit dem unnachgiebigen und harten Gesicht sah, zuckte er eingeschüchtert zusammen.

      „Der Henker“, keuchte er entsetzt. Dann schloß er krampfhaft die Augen.

      Edwin Carberry trat noch zwei Schritte näher heran. Seine Stimme war sehr sanft, fast gemütlich, aber immer wenn er in diesem Tonfall sprach und noch dazu die Pratzen in die Seiten stemmte, dann bestand nicht nur Sturmgefahr, dann drohte ein vernichtender Orkan.

      „Jetzt werde ich dir mal was sagen, du Schweinepriester. Zweimal habe ich deine Holzhackervisage nur gestreichelt, beim drittenmal wird das anders sein. Dann fallen dir achtern die Klüsen aus dem bigotten Schädel. Höre ich nur noch eine einzige Unflätigkeit, dann werden wir dich unter dem Schiff durchziehen, und zwar so lange, bis du an deinen eigenen Flüchen erstickst. Ob du dabei zur Hölle fährst, wird keinen Mann jucken, höchstens die Haie. Aber selbst die werden dich stückweise wieder auskotzen. Hast du das ganz genau verstanden, du schmieriger Bastard?“

      Webster schluckte nur, gab aber keine Antwort.

      „Ob du das verstanden hast, will ich wissen!“ brüllte der Profos.

      Webster fuhr schlotternd aus seiner liegenden Stellung hoch. Sie sahen, wie er am ganzen Körper zitterte, wie sich seine Lippen bewegten und er mühsam Worte formte.

      „Ich – ich habe verstanden.“

      „Dann ist es gut“, sagte Carberry gefährlich leise. Er drehte sich zu Mac und dem Kutscher um. „Es ist doch merkwürdig mit diesem unheiligen Bimbam. Bei seinen Schäfchen reißt er das Maul auf und tönt in voller Lautstärke herum. Jetzt flüstert er nur noch. Ein feiner Held. Ihr könnt jetzt gehen, Kutscher, der Lümmel braucht vorerst keinen Feldscher mehr. Schickt mir Matt und Jeff in den Krankenraum.“

      „In Ordnung“, sagte der Kutscher. „Bin heilfroh, wenn ich dieses salbadernde Rübenschwein nicht mehr sehen muß.“

      Mac Pellew nickte bekräftigend.

      „Ich auch“, sagte er. Beide gingen zum Schott. Als sie es öffneten, räusperte sich der Profos.

      „Ist was?“ fragte der Kutscher.

      „Hm, wie hast du das Rübenschwein genannt?“

      Der Kutscher runzelte die Stirn und dachte nach. Dann sagte er: „Ich sprach von einem salbadernden Rübenschwein, Ed.“

      „Hm, hört sich verdammt gut an. Salbaderndes Rübenschwein, das muß ich mir merken. Könnte glatt von mir sein.“

      Er grinste ein bißchen, der Profos, aber das Grinsen fiel sehr dünn aus und veranlaßte Webster zu heftigen Schluckbewegungen.

      Kurz darauf traten Matt Davies und Jeff Bowie ein. Carberry hatte sie ganz bewußt ausgewählt, denn beide Männer trugen furchterregende Prothesen, die in scharfen eisernen und stark gekrümmten Haken endeten. Jeff Bowie trug die Hakenhand links, da wo ihm früher mal Piranhas die Hand abgefetzt hatten.

      Matt Davies trug sie rechts, in einer extra von Ferris Tucker angefertigten Spezialmanschette, die in einem Metallring mit spitzgeschliffenem Haken auslief.

      Als die beiden Hakenmänner eintraten, verfärbte sich Webster. Er starrte auf die fürchterlichen Waffen und begann wieder zu zittern.

      „Ihr bleibt hier im Krankenraum“, sagte Carberry, „damit das salbadernde Rübenschwein nichts anstellen kann. Paßt gut auf ihn auf und achtet auch auf seine Worte. Wenn auch nur der leiseste Fluch über seine Sabberrinne dringt, dann könnt ihr ihn …“

      Der Profos ging näher an Matt heran und tat so, als flüstere er ihm was ins Ohr, was Webster nicht hören durfte. Matt kapierte auch sofort und grinste bösartig.

      „Und das dürfen wir wirklich tun?“ fragte er, wobei er mit der linken Hand über seinen Haken strich.

      „Sobald er zu fluchen anfängt oder sich schlecht benimmt.“

      Der Profos sah Webster an und grinste boshaft und schrecklich über sein ganzes narbiges Gesicht.

      Webster hatte den Eindruck, als beginne jetzt das Inferno. Er verhielt sich mucksmäuschenstill, als das narbige Ungeheuer schrecklich lachend den Raum verließ.

      Die beiden Hakenmänner setzten sich auf eine Koje und behielten Webster im Auge. Aber auch sie grinsten auf unbeschreiblich drohende Art und betrachteten immer wieder lauernd ihre scharfgeschliffenen Eisenhaken, die Webster als fürchterlich und schrecklich empfand.

      Matt streckte die Prothese grinsend vor und sagte: „Damit können wir fast alles. In der Nase bohren, Faßspunde einschlagen, Holz hacken, stoßen, schlagen und ziehen.“

      „Du hast noch was vergessen“, sagte Jeff Bowie. „Wir können ihm damit auch noch den Arsch aufreißen, bis zum obersten Kragenknopf. Glaubst du, daß er das überleben würde?“

      „Vielleicht einen Tag lang“, schätzte Matt. „An dem Tag wird er aber nicht mehr viel Freude haben.“

      Jeff Bowie nickte sinnend.

      „Glaube ich auch. Von den anderen Kerlen hat’s bisher auch noch keiner überlebt, jedenfalls nicht lange.“

      Webster verkroch sich immer mehr in der Koje und wagte kaum noch zu atmen, als er hörte, wie die beiden mit ihren Taten prahlten. Dabei war alles nur Stuß, aber es zeigte erstaunliche Wirkung.

      Webster, der noch gestern und heute geschimpft, getobt, gebrüllt und gedroht hatte, war sehr kleinlaut geworden und hütete sich, auch nur einmal das Maul zu öffnen, um zu geifern.

      Still und reglos lag er da, die Augen geschlossen, damit er die beiden fürchterlichen Kerle nicht sehen mußte.

      Nur einmal räusperte er sich leise, weil ihm ein riesiger Kloß im Hals steckte.

      Schon dieses leise Räuspern aber mißfiel den beiden Hakenmännern.

      Sofort stand einer auf und fragte leise: „War das eben etwa ein Fluch? Da werde ich den Kerl doch gleich einmal ein bißchen mit dem Haken kitzeln.“

      „Ich weiß nicht so genau“, hörte er den anderen sagen. „Warten wir doch mal ab, ob sich das wiederholt.“

      Aber es wiederholte sich nicht. Webster wagte kaum noch zu atmen. Die beiden Hakenmänner sahen sich an und grinsten niederträchtig. Im Krankenraum war es unheimlich still


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