Seewölfe - Piraten der Weltmeere 84. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 84 - Roy Palmer


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müssen.“

      Der Wikinger grinste. „Aye, aye, Sir.“ Er war der Steuermann und Miteigner des schwarzen Seglers, der unter Siri-Tongs Kommando stand, aber er nahm auch von Hasard Befehle entgegen.

      „Und noch was“, sagte Hasard, ohne eine Miene zu verziehen. „Faßt die Mädchen nicht an. Ich will es nicht, verstanden?“

      „Aye, aye, Sir.“

      Hasard eilte ins Freie. Da standen seine Männer und grinsten ihn erleichtert an: Carberry, Ferris Tukker, Batuti, Dan O’Flynn, Stenmark und Bob Grey. Etwa zwanzig der befreiten Italiener befanden sich in ihrer Gesellschaft, und die grinsten nicht weniger glückselig.

      Die Krokodilmänner standen mit gesenkten Häuptern vor einer der Hofmauern. Sie waren entwaffnet worden. Die Trophäen erlegter Schwarzalligatoren, die sie als Kopfschmuck trugen, wirkten jetzt nicht mehr furchterregend, sondern eher wie groteske Masken.

      „Wo sind Shane, Eike, Juan und der Boston-Mann?“ wollte Hasard von Ferris wissen.

      „Mit Della Latta und den anderen Italienern auf dem hinteren Hof“, erwiderte der rothaarige Riese. „Sie haben die Indianer, die sich dort auf sie gestürzt haben, ebenfalls überwältigt.“

      „Keinem wird ein Haar gekrümmt!“ rief Hasard – auf spanisch, damit auch die Assurini verstanden. „Es ist genug Blut vergossen worden. Wer sich zu widersetzen versucht, wird gefesselt, alle anderen Gefangenen bleiben frei.“

      „Mann, das ist aber unvorsichtig“, meinte Carberry.

      „Profos“, sagte Hasard. „Hast du etwas an meinen Anordnungen auszusetzen?“

      „Ich – nein, Sir!“

      „Dann spar dir solche Bemerkungen.“

      Hasard ging weiter, öffnete das Haupttor und eilte zum Fluß. Hinter ihm traten jetzt auch Della Latta und die anderen mit ihren Gefangenen aus dem Hauptgebäude der Zitadelle, aber er hatte keine Zeit für sie.

      Den Dank von Della Latta, dem ausgemergelten, von Chano geschundenen Kapitän der Galeasse, konnte er später immer noch entgegennehmen.

      Er kletterte in das erste Boot, das am Ufer anlegte. Es gehörte zum schwarzen Schiff. Unter den Ruderern erkannte er Oleg, Arne und den Stör – und auf der achteren Ducht saß Siri-Tong.

      Er stieg über die Duchten weg, zwischen den Männern hindurch, und rief dabei: „Zur ‚Isabella‘, schnell!“

      Neben der Roten Korsarin ließ er sich auf die Achterducht sinken. Sie umarmte ihn kurz und stürmisch. Ihre weichen, vollen Lippen drückten sich auf seinen Mund, und er erwiderte den Kuß heftig.

      „Bist du verletzt?“ fragte sie.

      „Nein. Ich erzähle dir alles, wenn wir bei Montanelli sind. Wie ist es an dem versteckten Einlaß zum Nebenarm gelaufen?“

      Sie lachte auf. „Hast du unsere Kanonen nicht krachen hören? Nun, es war die einfachste Sache der Welt. Acht Krokodilmänner zählten wir im Dunkeln in der Nähe der Quebracho-Bäume, aber sie kriegten es mit der Angst zu tun, als wir ihnen unsere Warnschüsse direkt vor die Füße setzten.“

      „Sie sind geflüchtet?“

      „Ja. Vielleicht tauchen sie über kurz oder lang bei der Zitadelle auf.“

      „Glaube ich nicht“, sagte Hasard. „Sie werden beobachtet und gehört haben, wie um die Zitadelle gekämpft wurde. Ich nehme stark an, sie haben es vorgezogen, alles im Stich zu lassen und sich in den Urwald zu verziehen.“

      Er blickte voraus. Die Silhouette der „Isabella“ wuchs gigantisch vor ihnen hoch. Ihr Mastwerk reckte sich knöchernen Riesenarmen gleich in den Nachthimmel.

      „Siri-Tong“, sagte der Seewolf. „Ich habe eine Trophäe für deine Kammer erbeutet.“

      „Himmel“, stieß sie aus. „Doch wohl kein Krokodil?“

      „Nein. Wir haben zwei Jaguare erlegt, deren Felle wir uns kameradschaftlich teilen.“

      Sie blickte ihn entsetzt an. „Was ist passiert? Willst du mich auf die Folter spannen?“

      „Nein. Du erfährst es gleich.“

      Das Boot glitt längsseits der „Isabella“. Eine Jakobsleiter war ausgebracht worden, sie baumelte bis auf die Wasserfläche. Hasard ließ Siri-Tong den Vortritt. Sie enterte als erste auf, dann folgte er ihr. Die anderen aus dem Boot schlossen sich an, weil sie es sich nicht entgehen lassen wollten, wenn der Seewolf von dem Landunternehmen berichtete.

      Ben Brighton und die anderen an Bord verbliebenen Männer empfingen sie mit großem Hallo und Hurra. Hasard winkte lächelnd ab, als die Crew ihm gratulieren wollte.

      „Danke für euren Einsatz“, sagte er. „Aber jetzt zu Montanelli.“ Er schritt voraus, quer über die Kuhl, zum Quarterdeck hinauf und dann durchs Steuerbordschott ins Achterkastell.

      Seine Schritte tönten dumpf auf den Planken des Ganges. Er erreichte seine Kammer, die Tür stand weit offen, aber es brannte kein Licht. Hasard spürte ein lähmendes Gefühl in den Knochen. Kam er schon zu spät? Konnte er sich über Montanellis Leichnam nur noch bekreuzigen?

      Er wandte sich zu Ben und Siri-Tong um, die als erste hinter ihm gingen. Ben gab ihm jedoch durch kein Zeichen, keine Miene zu verstehen, daß der Italiener während seiner Abwesenheit bereits ins Jenseits übergewechselt war. Er zog nur fragend die Augenbrauen hoch.

      Hasard trat in die Kammer.

      Der Kutscher hielt Wache bei dem todgeweihten Mann. Montanelli war am Vortag auf Hasards Befehl hin mit der Koje ganz nah an die Tür zur Heckgalerie transportiert worden. Auch sie stand offen, so daß der Mann genügend Luft zum Atmen hatte.

      Der Kutscher hatte jedoch Segeltuch vor die Außenseite der Füllung gespannt, um das Ungeziefer fernzuhalten.

      „Bitte kein Licht anzünden“, raunte er. „Das lockt die Moskitos und anderen Insekten in Schwärmen an.“

      Deshalb also hatte er die Kammer im Dunkeln gelassen! Hasard wagte es aber noch nicht, aufzuatmen.

      „Wie geht es unserem Freund?“ erkundigte er sich gedämpft.

      „Noch lebt er.“

      „War er inzwischen wieder bei Bewußtsein?“

      „Einmal“, erwiderte der Kutscher. „Ganz kurz. Er hat aber nichts gesagt.“

      „Seewolf!“

      Das war Montanellis Stimme! Hasard kniete sich sofort neben ihn hin und beugte sich tief über ihn.

      „Ich bin hier, Amigo“, sagte er auf spanisch. „Sprich nur.“

      „Wasser …“

      Siri-Tong wandte sich an Oleg, bevor auch sie sich zu dem Sterbenden kniete. „Signalisiere zum Ufer: Das erste Boot, das mit Proviant aus der Zitadelle übersetzt, wird sofort zur ‚Isabella‘ gepullt.“

      „Jawohl, Madame.“

      Oleg eilte aus der Kammer.

      Im fahlen Mondlicht, das in die Kapitänskammer drang, vermochten die schwarzhaarige Siri-Tong und die um Montanelli versammelten Männer das schwache Lächeln des Todgeweihten zu erkennen.

      „Es eilt nicht“, flüsterte er. „Ich muß ja doch dran glauben. Seewolf – gaukle mir nichts vor.“

      „Das tue ich nicht. Ich will dir den Abgang nur ein wenig versüßen, mein Freund.“

      „Danke. Die Lähmung durch – das Gift des Pfeiles – hat weiter um sich gegriffen. Aber den Mund – kann ich noch bewegen – und auch die Zunge – sie gehorcht mir …“

      „Hast du die Kanonen donnern und die Musketen krachen hören, Montanelli?“ fragte Hasard.

      „Ich – habe es also nicht geträumt?“

      „Chano


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