Seewölfe - Piraten der Weltmeere 288. Frank Moorfield

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 288 - Frank Moorfield


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andere als freundlich gesonnen.

      Wenn es ihm gelang, Killigrew und seine Leute vernichtend zu schlagen, dann hatte er nicht nur die Pläne Elisabeths I. durchkreuzt, sondern würde auch die hohe Belohnung kassieren, die die spanische Krone auf die Ergreifung von „El Lobo del Mar“ ausgesetzt hatte.

      Mit Hilfe französischer Piraten und vieler Spitzel, darunter auch dem Bukkeligen namens Albert, hatte do Velho sein Spiel vorangetrieben. Und er tat es immer noch. Es war ihm sogar gelungen, Easton Terry, den Kapitän der „Fidelity“, zum Verrat zu bewegen.

      In den vergangenen Tagen und Nächten hatten heftige Kämpfe die Bucht von Concarneau an der Südwestküste der Bretagne erschüttert. Grammont, der Piratenführer, hatte sich insbesondere mit seinen Schiffen „Louise“ und „Coquille“ in die Gefechte gestürzt und alles darangesetzt, den englischen Galeonen „Hornet“ und „Fidelity“ die Stirn zu bieten.

      Als Albert, der Mann mit dem falschen Buckel, samt seinen Galgenstricken die „Hornet“ überfallen hatte, um sich ein bißchen die eigene Tasche zu füllen, da hatte er genau den Zeitpunkt gewählt, an dem die Galeone ziemlich angeschlagen war – ebenso wie die „Coquille“ der französischen Piraten. Hinzu kam noch das Wasser, das nach wie vor in das Achterschiff einsickerte.

      Die übrigen Männer aus dem Aktionstrupp des Seewolfs waren nun ebenfalls an Bord der „Hornet“ geentert. Darunter Easton Terry, der Verräter und ehemalige Kapitän der „Fidelity“, den der Seewolf überführt hatte, sowie Jules Arzot, ein gedrungener Kerl von der „Louise“ und das blonde Engelchen aus dem Bordell von Quimper mit dem hübschen Namen Lucille.

      Was sich den Augen der Seewölfe da wenige Augenblicke später im Schein einer Öllaterne erschloß, sah auf den ersten Blick wirklich nicht übel aus. Lucille war schlank, langbeinig und wohlproportioniert. Sie hatte große, blaue Augen eine kleine Nase und volle, sinnliche Lippen. Und das alles wurde von ihrem langen, blonden Haar eingerahmt.

      Doch dieser „blonde Engel“ hatte es, wie Hasard zu berichten wußte, faustdick hinter den Ohren. Als er Lucille auf der Pinasse überwältigt hatte, um ihre Flucht zu verhindern, hatte er mit ihrem Kratz- und Beißtalent Bekanntschaft geschlossen.

      Selbst Old Donegal mußte zweimal schlucken, als er Lucille erblickte. Doch fast im selben Augenblick zog ihm ein kalter Schauer über den Rücken, denn das engelhafte Wesen begann urplötzlich zu schreien und zu toben. Laut kreischend versuchte sich Lucille den Griffen von Blacky und Smoky zu entwinden, die sie zum Achterdeck geführt hatten.

      „Hilfe – ein Dämon!“ schrie sie. „Mon Dieu, das kann doch nur ein Gespenst sein! Oder aber der Teufel, der aus der Hölle entsprungen ist!“ Sie zitterte am ganzen Körper, ihre vollen Lippen bebten vor Angst.

      Erst jetzt sahen die Männer die Ursache des Geschreis. Sie hieß Arwenack. Der Schimpanse hockte auf einer umgestülpten Pütz, fletschte die Zähne und trommelte auf seiner Brust herum. Und da er die Angst des blonden Mädchens bemerkte, fletschte er die Zähne um so heftiger. Die Sache schien ihm einen Heidenspaß zu bereiten, zumal die ganze Crew fürchterlich zu lachen begann.

      „Hast du noch keinen Affen gesehen?“ fragte Hasard.

      Lucille schüttelte heftig den Kopf. „Ein Gespenst, ein Dämon, ein Teufel …“ wiederholte sie stammelnd, und in diesem Augenblick war nur wenig von ihrer Kratzbürstigkeit zu erkennen.

      „Das ist weder ein Dämon noch ein Teufel“, erklärte Hasard, „sondern ein harmloser Affe – ein Tier aus dem Dschungel und zudem noch ein recht kluger Kopf, mit dem wir uns alle recht gut verstehen. Wenn du dich an Bord dieses Schiffes wie eine Lady benimmst, brauchst du keine Angst vor Arwenack zu haben.“

      Lucille nickte schicksalergeben, ihre Erregung schien sich langsam wieder zu legen. Schon bald war sie wieder in ihrem Element und deckte die Seewölfe mit Flüchen und Verwünschungen ein, so daß selbst Edwin Carberry noch einiges für sein Spezialgebiet hinzulernen konnte.

      „Du heiliger Bimbam“, murmelte er fast andächtig, „hoffentlich hat Sir John das nicht gehört. Und wenn doch, dann wird die alte Nebelkrähe in den nächsten Tagen ganz schön den Schnabel wetzen.“

      Die Gefangenen wurden rasch eingesperrt, denn es gab wichtigere Arbeit für die Seewölfe.

      Die „Hornet“ war am Sinken, und zwar deutlich sichtbar, von Minute zu Minute. Der Kampf gegen den buckligen Albert und seine Bande hatte doch einige Zeit in Anspruch genommen, in der kein Wasser mehr gelenzt worden war. Jetzt lag das Heck der Galeone schon bedrohlich tief im Wasser. Es mußte auf schnellstem Weg etwas geschehen, darüber war sich jeder an Bord im klaren.

      „Wäre es nicht besser gewesen, wenn wir die Gefangenen gleich zur ‚Fidelity“ hinübergebracht hätten?“ fragte Sam Roskill. „Falls wir selbst noch überentern müssen, werden sie uns nur ein Klotz am Bein sein.“

      Big Old Shane nickte zustimmend.

      „Ich möchte mir beim Schwimmen auch nicht unbedingt diese bucklige Ratte unter den Arm klemmen. Am liebsten hätte ich dem Kerl gleich den Hals umgedreht, denn ihm haben wir den ganzen Schlamassel schließlich zu verdanken.“

      Hasard schüttelte den Kopf.

      „Noch steht uns das Wasser nicht bis zum Hals, und wir würden durch die ganzen Aktivitäten nur wertvolle Zeit verlieren. Im Moment wird hier jede Hand gebraucht.“

      „Aber was willst du tun?“ fragte Big Old Shane. „Das Lenzen wird das Schiff nicht mehr retten.“

      „Ganz recht“, erwiderte Hasard, „aber wir können das Sinken des Schiffes durch die Arbeit an den Pumpen hinauszögern. Wenn du einen Blick zum Horizont wirfst, wirst du sehen, daß bereits das erste Morgengrauen beginnt. Bald wird die Ebbe einsetzen, und das sollten wir ausnutzen. Wenn wir die ‚Hornet‘ in die Nähe des Strandes manövrieren, gelingt es uns vielleicht, sie bei Ebbe auf Grund zu setzen. Wahrscheinlich lassen sich die Schäden auf diese Weise beheben. Zumindest könnten wir damit das zeitraubende Aufslippen umgehen.“

      Ferris Tucker, der Schiffszimmermann, rieb sich unternehmungslustig die Pranken.

      „Das ist der beste Vorschlag, den ich in dieser lausigen Nacht gehört habe“, sagte er. „Ich bin sogar zuversichtlich, daß es klappen wird. Wir müssen versuchen, diesen Vorschlag in die Tat umzusetzen. Also ab an die Pumpen! Das ist vernünftiger als das Umdrehen und Langziehen irgendwelcher Piratenhälse!“

      Die Crew war begeistert. Für alle war es selbstverständlich, daß sie bis zum Umfallen pumpen würden, wenn es eine Chance gab, die „Hornet“ zu retten.

      So schufteten die Männer denn auch, bis ihnen der Schweiß in Strömen über die Gesichter rann.

      Den zweiten guten Vorschlag in dieser Nacht hatte Edwin Carberry zu unterbreiten. Mit dem Einverständnis Hasards und dem Wohlwollen der Crew ließ er den Buckligen aus der Vorpiek holen und an eine Pumpe stellen.

      „So, du entbuckeltes Rübenschwein“, sagte er. „Jetzt wird mal kräftig zugepackt, denn dir haben wir die ganze Feuchtigkeit hier zu verdanken. Hopp, hopp, an die Arbeit! Wenn du schlapp machst, kriegst du was über den Achtersteven. Und wenn der letzte Tropfen gelenzt ist, wirst du deine Tage und Nächte damit verbringen, immer hübsch die Daumen auf die Löcher zu pressen, die du gebohrt hast. Verstanden?“

      Albert nickte eingeschüchtert. Es blieb ihm keine Zeit, darüber nachzudenken, daß sich beileibe nicht alle Forderungen des grimmig dreinblikkenden Profos so mir nichts dir nichts erfüllen ließen. Hastig begann er zu lenzen, und zur Genugtuung der Seewölfe tropfte ihm schon nach kurzer Zeit der Schweiß von der Stirn.

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