Seewölfe - Piraten der Weltmeere 193. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 193 - Fred McMason


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zusammenzuckten. „Hoffentlich seid ihr lausigen Kanalratten bald voll aufgebraßt! Übers Wasser läuft der Teufel persönlich mit seiner Schwefellampe. Der Kahn säuft uns unterm Hintern ab, und ihr tranäugigen Miesmuscheln pennt! Wer nicht gleich an Deck ist, dem ziehe ich persönlich die Haut in Streifen von …“

      Smoky winkte gähnend ab.

      „Affenarsch und so weiter“, sagte er, „ich weiß. Was ist denn passiert?“

      „Das werdet ihr an Deck schon merken. Los, hopp auf!“

      Die Müdigkeit war schlagartig verflogen. Jeder aus der Crew wußte zwar, daß der Profos mitunter gern übertrieb, aber es mußte schon etwas Besonderes sein, sonst hätte er sie nicht geweckt.

      Innerhalb kürzester Zeit waren sie alle an Deck.

      Das Leuchten war mittlerweile so hell geworden, daß niemand eine Erklärung brauchte. Der Anblick der Wasserfläche sprach für sich, und so standen sie am Schanzkleid und blickten zuerst wortlos auf das rätselhafte Schauspiel.

      Die Wolke im Wasser hatte sich weiter ausgedehnt, war noch intensiver in ihrem Licht geworden und verstrahlte ihre milchige Helligkeit bis weit in die Tiefe.

      Noch zweimal wurde auf der „Isabella“ der Kurs geändert, doch inzwischen hatte sich das Licht immer weiter ausgebreitet. An den Rändern war es dünn und flatterig wie ein zerfetzter Vorhang. Im Zentrum dagegen konzentrierte es sich, und es sah tatsächlich so aus, als triebe eine gigantische Schwefelwolke umher.

      „Verdammt, was ist das nur?“ fragte der Decksälteste Smoky laut.

      Niemand wußte es, er erhielt auch keine Antwort, denn die anderen starrten wie gebannt auf diese geisterhafte Erscheinung.

      „Es scheint harmlos zu sein“, sagte Ferris Tucker, „denn Riffe sind darunter nicht zu sehen.“

      „Harmlos?“ spottete Luke Morgan. „Das kann genausogut ein unterseeischer Vulkan sein, und an der Stelle ist das Wasser so siedend heiß, daß sich unsere Planken auflösen.“

      „Du hirnloser Stint“, sagte Ed grollend. „Ein leuchtender Vulkan unter Wasser, was wie? Und unser Schiff zerkocht darin wie der Kohl in der Suppe vom Kutscher.“

      „Himmel“, sagte der Kutscher indigniert. „Ihr habt vielleicht eigenartige Vergleiche!“

      Er nahm eine Pütz, schwang sie über Bord, zog sie wieder hoch und hielt die Hand prüfend in das Wasser. Dann grinste er, hob die Pütz hoch und goß sie Luke Morgan über den Schädel.

      „Da hast du dein siedendes Wasser“, sagte er zu dem verdatterten Luke, von dessen Schädel das Seewasser auf die Planken troff, und der vor Verblüffung nicht einmal jähzornig reagierte, wie das sonst immer der Fall war.

      Jedenfalls war das Wasser von ganz normaler Temperatur, daran gab es keinen Zweifel.

      Langsam segelte die „Isabella“ jetzt in die ersten Ausläufer dieser milchiggrünen Wolke hinein.

      Fast jeder beugte sich vor, den Mund vor Staunen geöffnet, die Hände um den Handlauf des Schanzkleides gekrallt. Und die meisten erwarteten jetzt etwas.

      Aber es geschah nichts. Im Wasser tanzten fluoreszierende Wirbel, ganze Klumpen feiner leuchtender Materie ballten sich zusammen, strebten wieder auseinander, wanderten gemächlich in die Tiefe oder stiegen langsam zur Oberfläche.

      „Sieht wie Gelee aus“, stellte Smoky fest. „Das muß Tang sein oder etwas Ähnliches.“

      Die Massen bewegten sich zumeist träge in der Dünung. Das Licht, das noch weiter unten strahlte, wurde davon allerdings nicht berührt, und so schaukelte nur der obere Teil, der sein Leuchten zu den Rändern hin allmählich verlor, bis das Meer an den Ausläufern wieder pechschwarz wurde.

      Es war ein eigenartiges und unheimliches Phänomen. Die Wolke vermittelte tatsächlich den Eindruck, als würden unbekannte Geister sich anschicken, die Oberfläche zu erklimmen.

      Der einzige, der zum Erstaunen aller diesmal kein Wort sagte und auch keinen Kommentar gab, war der alte O’Flynn. Sein pergamentartiges Gesicht war undeutbar verzogen, und niemand wußte, was er sich bei diesem Vorgang dachte. Aber auch er blickte angestrengt ins Wasser, und mitunter schüttelte er den Kopf.

      Als der Seewolf sah, daß sie die leuchtende Wolke im Wasser ungehindert passieren konnten, verschwand auch seine anfängliche Besorgnis.

      Aus einem ihm völlig unerfindlichen Grund leuchtete das Meer, aber es war ein kaltes Leuchten, und es hatte mit irgendeiner Vulkantätigkeit nicht das geringste zu tun.

      Tief unter sich sah er den Rumpf der „Isabella“, sah im Leuchten des Wassers klar und deutlich den schwachen Bewuchs am Schiffsrumpf, die kleinen Muscheln und den Tang, der sich angesetzt hatte.

      Pete Ballie löste gerade Ben Brighton ab, und so gingen er und Hasard auf die Kuhl, um das Phänomen genauer zu betrachten.

      „Smoky“, sagte Hasard zu dem Decksältesten. „Laß in den großen Holzzuber ein paar Pützen Wasser hineinschütten. Nimm das Wasser dort vorn aus der leuchtenden Wolke.“

      „Aye, Sir“, sagte Smoky und angelte nach der Pütz.

      „Das Wasser ist nicht heiß, Sir“, sagte Luke Morgan. „Wir haben es schon ausprobiert.“

      „Das nehme ich auch nicht an, es ist wahrscheinlich ein anderer Vorgang, den ich mir nicht erklären kann.“

      Smoky schleuderte die Pütz in das helle Leuchten hinein, zog sie hoch und wollte sie in den Zuber leeren. Doch als die Pütz sich an Deck befand, war das Leuchten erloschen, und das Wasser sah genauso aus, wie es immer aussah.

      Das begriff erst recht niemand. Eben hatte es noch geleuchtet, und jetzt, als der Ledereimer auf der Kuhl stand, war das Licht erloschen.

      Smoky kratzte sich verblüfft den Schädel, leerte die Pütz in den Zuber und holte neues Wasser, Obwohl er diesmal ausschließlich in der hellen Wolke pützte, wiederholte sich der Vorgang.

      „Und jetzt?“ fragte er verdattert.

      „Jetzt lassen wir den Zuber einfach an Deck stehen“, erklärte Hasard. „Bei Tageslicht werden wir uns den Inhalt mal etwas genauer ansehen.“

      Hinter ihnen blieb die leuchtende Wolke zurück, und weit vor ihnen tauchte eine neue auf, nicht so stark konzentriert wie die erste.

      Ab und zu tummelte sich in dem Leuchten ein großer Fisch, oder sie sahen den Schatten eines Hais, der durch die leuchtende Wolke jagte, sich wie wild um sich selbst drehte und dann verschwand.

      Als der Zuber fast gefüllt war, kehrten Ben und der Seewolf wieder auf das Achterdeck zurück.

      „Ihr könnt weiterpennen“, sagte der Profos. „Das war nicht mehr als eine harmlose Naturerscheinung.“

      Die meisten folgten der Aufforderung jedoch nicht, denn das Erlebnis an sich war es, was ihre Nerven kitzelte, und so standen sie noch lange herum und diskutierten das Meeresleuchten.

      Zwei Stunden später, die meisten hatten sich wieder unter Deck verzogen, meldete der Ausguck ein Riff Steuerbord querab.

      Es war nur ein kleines Riff, über dem sich schäumend die Wasserwirbel brachen, aber bald darauf wurde das nächste gesichtet und an Deck gemeldet.

      Das Meeresleuchten war jetzt nur noch ganz schwach am achteren Horizont zu erkennen. Schließlich hörte es auf.

      Dafür tauchten jetzt immer mehr Riffe auf, an denen sich Schaumwirbel brachen, die weiß herüberleuchteten.

      Im Schein der trüben Lampe studierte Hasard die Seekarten, die sie von den Polynesiern hatten, und auch die Karte, die sie Don Maria José de Larra abgenommen hatten, aber diese Karten gaben keinen Aufschluß über das tiefer im Süden vermutete „Südland“, jenen sagenhaften Kontinent, der nur Gerüchten nach existierte.

      Einmal drehte der Seewolf sich zu Ben Brighton um und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger


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