Seewölfe - Piraten der Weltmeere 281. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 281 - Fred McMason


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Carberry. Du beleidigst mich zwar ständig, aber das bin ich ja bei dir gewohnt. Warte hier, ich hole sie.“

      Weg war er, der Kutscher, und verschwand in der Kombüse, während die anderen mit todernsten Gesichtern herumhockten.

      Jetzt geriet der Kutscher allerdings ein wenig in Verlegenheit. Bisher hatte er sich ja ganz gut durchgemogelt, doch er hatte wiederum eine rettende Idee.

      Blitzschnell sah er sich um, ob der Profos gefolgt war. Aber der stand an Deck und motzte über die angeblichen Gewürzspinnen.

      In eine kleine Kruke füllte er etwas Rum und Essig, stellte sie vorsichtig auf die Back und näherte sich dann dem Mehlsack. Mit einem Ruck lüftete er ihn an und stellte ihn schnell zur Seite.

      Acht oder zehn „irische Triefaugen“ wollten davonflitzen, doch der Kutscher war schneller, und diesmal war er den verhaßten Kakerlaken sogar ein wenig dankbar. Er griff zu, sammelte eine halbe Handvoll und packte sie in die Kruke.

      In der scharfen Brühe soffen die Kakerlaken blitzschnell ab, krümmten sich zusammen und zogen die Beine an den Leib. Auch ihre mißgebildeten, stummelähnlichen Flügel legten sie an den Körper, und so hatten sie nicht mehr viel Ähnlichkeit mit rennenden Schaben.

      Der Kutscher schüttelte die Kruke heftig und ging dann auf die Kuhl zurück, wo ihm alle erwartungsvoll entgegenblickten.

      „Damit du nicht glaubst, du mußt hier ständig Kakerlaken essen“, sagte er pikiert. „Hier sind die Dinger.“

      Er drehte die Kruke um, der durch das Essig-Rum-Gemisch ein lieblicher Duft entströmte, und hielt zwei der zusammengekrümmten und fast unkenntlichen Biester in der Handfläche.

      Der Profos beugte sich vor und starrte sie an. Nein, Kakerlaken waren das ganz gewiß nicht, entschied er, denn die sahen ganz anders aus. Dann stieg ihm der Geruch verführerisch in die Nase.

      „Riecht nicht schlecht“, gab er widerwillig zu. „Trotzdem sieht das Zeug widerlich aus.“

      „Das will ich nicht abstreiten, Mister Carberry. Gar manches sieht widerlich aus, was man ißt. Krebse oder Langusten auch, und trotzdem munden sie vorzüglich. Diese orientalischen Gewürzspinnen werden getrocknet, damit sie ihr Aroma behalten, und später in Wasser gelegt. Dann geben sie das Aroma wieder ab, und hier ist der Erfolg. Du willst mir ja wohl nun nicht auch noch abstreiten, daß ich ein ganz klein wenig von der allgemeinen Kochkunst verstehe.“

      „Nein, das nicht“, sagte der Profos etwas hilflos. Wieder starrte er die gekrümmten Dinger an und schnupperte.

      „Riechen bißchen nach Rum und Wein“, meinte er lahm.

      „Stimmt. Ich sehe, du beginnst etwas davon zu verstehen. Nun lag ausgerechnet diese Gewürzspinne auf deinem Schinken, was für dich ein Anlaß war, mich körperlich zu bedrohen, ganz abgesehen von den Beleidigungen, die ich ja noch hinnehmen will. Na ja“, sagte der Kutscher entsagungsvoll, „lassen wir das, seien wir generös. Deinem Gesicht sehe ich jedenfalls an, daß du das Zeug in Zukunft auch nicht magst. Oder hast du deine Meinung geändert?“

      „Die – die sehen so eklig aus im Essen“, meinte Ed kleinlaut. „Und ausgerechnet ich erwische die Dinger immer.“

      Er schnupperte wieder, denn der Geruch der „orientalischen Gewürzspinne“ war tatsächlich nicht übel, und er hätte nie geglaubt, daß solche erbärmlichen Mistviecher ein solches Aroma von sich geben konnten. Aber sie sahen matschig aus, und es ekelte ihn davor. Gewürzspinne hin, Gewürzspinne her, er konnte sich damit nicht anfreunden.

      „Bitte“, sagte der Kutscher mit einer großzügigen Handbewegung, „du bist der Profos und für das Deck zuständig sowie für die Ordnung. Ich glaube, ich gehe nicht fehl in der Annahme, daß du auch künftig auf Spinnus orientalis gewürzikus verzichten willst. Und nichts liegt mir näher am Herzen als dein leibliches Wohl, Mister Carberry.“

      Bei diesen Worten drehte er lächelnd die Kruke um, die er über die Bordwand hielt, und ließ den Inhalt herausgluckern. Acht oder neun echte irische Kakerlaken, getarnt als orientalische Gewürzspinnen, platschten in den Hafen von Plymouth und sanken auf den Grund.

      Damit war der Kutscher aus dem Schneider, und Carberry sah ziemlich betreten drein. In den Gesichtern seiner Kameraden las er nicht gerade Begeisterung. Verdammt, er hatte sich um diese Art von Gewürzen noch nie gekümmert. Vielleicht nahmen die anderen ihm jetzt krumm, daß sie keine mehr hatten.

      Sie nahmen es ihm krumm. Am selben Tag noch, gegen Abend, denn der Kutscher wollte jetzt vor Ed nicht sein Gesicht verlieren.

      Es gab Kohl mit Fleisch, aber dieser Kohl schmeckte fade, da fehlten die Gewürze, dachte Ed. Er sah auch, daß die anderen mit geradezu verbissenen Gesichtern kräftig nachsalzten oder Pfeffer an den Kohl gaben. Aber er traute sich nicht so recht, ebenfalls nachzuwürzen.

      „Schmeckt es dir nicht?“ fragte der Kutscher besorgt. „Du kaust ja mit richtig langen Zähnen. Man sagt immer: ‚Wenn die Maus satt ist, schmeckt das Korn bitter.‘ Bist du schon satt?“

      „Äh – nein, aber ein wenig lau schmeckt es. Da fehlen Gewürze.“

      Eds Stimme klang fast kläglich und entschuldigend.

      „Tjaa, Gewürze“, murmelte der Kutscher. „Werden wir wohl besorgen müssen, obwohl das hier schwerfällt. Deshalb nahm ich ja auch die Gewürzspinnen mit. Schade drum, aber nicht zu ändern. Aber du wirst dich schon daran gewöhnen, mein Lieber. Ich will nicht als der Mann gelten, der anderen Kakerlaken ins Essen schmuggelt, denn die Dinger sahen wirklich so aus, da muß ich dir recht geben.“

      Der Profos räusperte sich verlegen und mampfte weiter.

      „Eigentlich bist du ein feiner Kerl, Kutscher“, sagte er dann, was man wohl als so eine Art Entschuldigung auffassen konnte.

      Der Kutscher seufzte tief.

      „Eigentlich“, sagte er, „bin ich manchmal ein richtiger Sauhund. Aber ich muß das mit Köpfchen wieder ausgleichen, was die anderen mit roher Kraft tun, wenn du verstehst, was ich meine.“

      „Ja, ich verstehe“, sagte Ed spontan, obwohl er gar nichts verstand, denn er wußte nicht genau, was der Kutscher überhaupt meinte.

      „Äh – entschuldige, wenn ich dich vorhin so angebrüllt habe, Kutscher.“ „Mistbock hast du mich genannt“, sagte der Kutscher schwer. „Entschuldige, alter Junge.“

      „Und Kombüsenwanze.“

      „War nicht so gemeint, Kutscher.“

      „Und mickriger Seewurm.“

      „Das sind so meine Ausdrücke“, murmelte Ed.

      „Und geteerte Kanalratte.“

      „Geteerte Kanalratten gibt’s gar nicht“, sagte Ed. „Das brauchst du nicht auf dich zu beziehen.“

      „Jedenfalls war ich ziemlich traurig, als ich das hörte. Dabei habe ich es doch nur gut gemeint“, sagte der Kutscher leicht schluchzend.

      Das wiederum rührte den Profos, und sein weiches Herz kam zum Vorschein. Er legte dem Kutscher den Arm um die Schultern und nickte ihm beruhigend zu.

      „Nun kotz mal hier keine Knochen“, sagte er burschikos. „Ein Kerl wie du, der nimmt doch mir nichts übel.“

      „Dann nimmst du mir auch nichts übel?“

      „Kein bißchen“, versicherte Ed. „Und von nun an hast du jede Woche eine Kakerlake bei mir gut. Sollte dir also mal eine ins Essen fallen, dann werde ich nicht einmal husten. Und wirklich, Kutscher: Es ist schade, daß wir diese ägyptischen Gewürzkaker …, äh, -spinnen über Bord gekippt haben.“

      Der Kutscher zwinkerte dem Profos zu.

      „Ich habe noch ein paar“, sagte er vertraulich. „In der Kombüse sieht noch eine andere Kruke.“

      „Dann ist ja alles in Ordnung, du verdammtes Schlitzohr.“

      Das


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