Seewölfe - Piraten der Weltmeere 557. Burt Frederick

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 557 - Burt Frederick


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      Impressum

      © 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-964-2

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

       Old Donegals Wunschbaum

       Am Schwarzen Meer scheint sein Traum in Erfüllung zu gehen

      Ein kühler Wind stieß in den Talkessel und zerriß die Nebelschwaden. Der Reiter ließ sich aus dem Sattel gleiten. Er leinte sein Pferd an. Die Haltebalken umgaben den Platz wie ein achteckiges Geländer. Die düsteren kleinen Holzhäuser ringsum hatten verschwommene Konturen. Der vom Wind getriebene Nebel strich über sie hinweg. Der Reiter eilte auf jenes Haus zu, das als einziges eine überdachte Veranda hatte. Er trat ein, ohne zu klopfen. Als Bote hatte er das Recht.

      Sergej Garianidse saß am Tisch und schaufelte gebratenen Speck mit Eiern in sich hinein. Das prasselnde Kaminfeuer verbreitete Behaglichkeit.

      „Setz dich, Wano“, sagte Garianidse kauend und ohne aufzublicken. „Du hast gute Neuigkeiten, nehme ich an.“

       „Eine Dubas liegt seit gestern abend im Hafen von Otschamtschire“, antwortete der Reiter und zog sich einen Schemel heran. „Eine Dubas mit nichts als Engländern an Bord, Gospodin! Es sieht so aus, als ob sie Ausrüstung und Proviant brauchen.“

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Sergej Garianidse – Der ehemalige Angehörige der Geheimpolizei Iwans des Schrecklichen flieht vor seiner eigenen Vergangenheit, wofür er allen Grund hat.

      Dato Laseischwili – Der reiche Kaufherr bewirtet die Arwenacks mit einem georgischen Gastmahl, daß denen die Augen übergehen.

      Josef Uschguli – Er hat gerade sein hundertfünfzigstes Lebensjahr beendet, und das löst bei Old O’Flynn eine Reaktion aus.

      Old O’Flynn – Für Josef Uschguli ist er „ein junger Mann“, was er auch gerne sein möchte, nur hängt sein Leben bereits an einem seidenen Faden.

      Philip Hasard Killigrew – Der Seewolf hält die kleine Hafenstadt am Schwarzen Meer für ein Paradies, aber die Hölle liegt gleich nebenan.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       1.

      Garianidse blickte auf. Er war ein untersetzter Mann mit kantigem Schädel. Das dunkelblonde Haar trug er kurzgeschnitten. Der sichelförmige, äußerst buschige Schnauzbart verlieh seiner Miene einen stetigen Ausdruck von Geringschätzigkeit.

      Über der hakenförmigen Nase standen zwei eisgraue Augen, die jedem Gesprächspartner das Gefühl gaben, keine Geheimnisse vor diesem Mann haben zu können. Bekleidet war Garianidse mit dem gewohnten weißen Leinenzeug, das er in der Hüfte mit einem Ledergürtel straffte. Unter dem Tisch hatte er die Beine mit den schweren Schaftstiefeln ausgestreckt.

      Sergej Garianidse war Georgier – wie Wano, sein Verbindungsmann in Otschamtschire, dem kleinen Hafen an der Schwarzmeerküste.

      Garianidse legte Messer und Gabel nieder und grinste. „Mein lieber Wano“, er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, „du darfst mir glauben, daß ich einiges erlebt habe – in der Zeit, in der ich dem russischen Zarenreich dienen durfte. Ich bin mit den absonderlichsten Begebenheiten konfrontiert worden. Du kannst dir nicht vorstellen, welche Phantasie Menschen entwickeln, wenn sie sich in einer Notlage befinden. Einmal hatte ich einen Burschen zu verhören, der einen Mordanschlag auf Zar Iwan geplant hatte. Und was meinst du, was dieser Unglückswurm behauptete?“ Garianidse beugte sich vor und hieb mit der Faust auf den Tisch. „Nun, was meinst du?“

      Wano zog die Schultern hoch. „Ich – ich weiß – es nicht“, stotterte er, obwohl er wußte, daß sein Gegenüber Zaghaftigkeit nicht leiden konnte. Er hatte der Opritschnina angehört, der berüchtigten Geheimpolizei Iwans des Schrecklichen. Nach dem Tod des Zaren war Garianidse in den Kaukasus zurückgekehrt, wo er nun seinerseits ein Schreckensregiment führte.

      „Ich nehme an“, fuhr Wano mit unsicherer Stimme fort, „daß der Beschuldigte sich eine Geschichte ausgedacht hat, die an den Haaren herbeigezogen war.“ Wano war ein kräftig gebauter schwarzhaariger Mann mit dichtem Vollbart. Obwohl furchtlos, fühlte er sich in Garianidses Nähe stets klein und unbedeutend.

      „Mehr als das, Wano, viel schlimmer.“ Der ehemalige Opritschninamann ließ sich wieder gegen die Stuhllehne sinken. „Dieser elende Bastard hat bei seiner Ehre geschworen, daß seine Mutter eine Hexe sei. Bei seiner Ehre! Stell dir so etwas vor! Die Ehre eines Meuchelmörders! Es folgte dann seine Behauptung, aufgrund erblicher Veranlagung ebenfalls vom Teufel besessen zu sein. Für seine Missetaten sei er folglich nicht selbst verantwortlich, sondern man müsse seine Mutter bestrafen, oder den Gehörnten persönlich. Nun“, Garianidse lachte rauh, „meine Männer und ich haben uns diesen Unsinn eine Weile angehört, und dann haben wir den Kerl an den Armen aufgehängt und ihm die Beine langgezogen. Du kannst dir nicht vorstellen, mit welcher Eile der Teufel aus ihm ausfuhr!“ Er lachte schallend und hieb sich vor Vergnügen auf die Schenkel.

      Wano erschauerte. Er zwang sich, mitzulachen. Pflichtgemäß fragte er: „Und was ist aus dem Mann geworden?“

      Garianidse beruhigte sich schnaufend. Er wedelte wegwerfend mit der Hand. „Gemeinsam mit dem Teufel verließ ihn auch die Seele. Ich persönlich hätte eine Gerichtsverhandlung mit Todesurteil lieber gesehen. Aber mit der Folter ist das so eine Sache. Man verschätzt sich sehr leicht. Kerle, die robust aussehen, sind die reinsten Schwächlinge, und die kleinen Dürren sind oft die zähesten, die man sich nur vorstellen kann.“ Er richtete sich auf dem Stuhl auf, stützte die Ellenbogen auf die Tischkante und faltete die Hände unter dem Kinn. „Verzeih mir mein Abschweifen, verehrter Berichterstatter. Hast du verstanden, was ich damit ausdrücken wollte?“

      „Ja, Gospodin“, erwiderte Wano. Er wußte, daß der Bandenführer es liebte, mit dem russischen Wort für „Herr“ angeredet zu werden, weil es ihn an seine Zeit bei der Opritschnina erinnerte.

      Niemals wäre Garianidse nach Georgien zurückgekehrt, wenn nach dem Tod Iwans im Jahr 1584 im russischen Reich nicht geänderte Verhältnisse eingekehrt wären. Fjodor, der unfähige Sohn Iwans des Schrecklichen, war ein Nichts. Die Regentschaft führte dessen Schwager Boris Godunow, und es mehrten sich die Stimmen, die davon sprachen, daß Boris über kurz oder lang zum Zaren gekrönt werde.

      „Gut“,


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