Seewölfe - Piraten der Weltmeere 94. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 94 - Fred McMason


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blieben dort liegen wie eine kleine weiße Kappe.

      Auch Dan O’Flynn im Ausguck sah nichts weiter als eine grauweiße Wand, die auf ihn zurückte und alles einhüllte.

      „Runter mit den Segeln!“ befahl Ben. „Wir treiben weiter, egal was passiert. Wir haben zuviel Fahrt drauf.“

      Im Nu wurden die Sturmsegel aufgegeit. Diesmal war keiner dabei, der ihnen versprach, die Haut in Streifen von ihren verdammten Affenärschen zu ziehen, keiner, der Kommandos brüllte oder wilde Drohungen ausstieß.

      Das Schiff war so gut wie tot ohne den Seewolf, ohne Carberry, Tucker und Matt Davies. Sie waren keine Mannschaft mehr, so spürten es alle überdeutlich.

      „Drei Mann nach vorn auf die Back!“ rief Ben Brighton. „Dan, aus dem Großmars abentern, ebenfalls nach vorn. Achtet auf den geringsten Schatten, packt die Haken und haltet sie so weit nach vorn wie es geht.“

      Viel würde es nicht nutzen, dachte Ben, denn die Bewegungsenergie des Schiffes hielten vier oder fünf Mann nicht plötzlich auf.

      Aber vielleicht wurde der unvermeidliche Rammstoß auf diese Weise wenigstens etwas abgemildert.

      Auf dem Achterdeck beriet er sich mit dem Decksältesten Smoky.

      „Wenn uns einer dieser Giganten zu nahe gerät, Smoky, dann seht zu, daß ihr Enterhaken rüberwerfen könnt. Hängt Leinen an die Haken, vertäut das Schiff, haut Löcher ins Eis, aber haltet den Kahn fest. Wenn wir an einem der Eisberge liegen, besteht die Gefahr eines Zusammenstoßes nicht mehr. Wir treiben dann mit dem Klotz mit und bleiben ungefähr in der Nähe. Sag Al Conroy, er soll eine Culverine abfeuern.“

      „Aye, aye“, sagte Smoky, und dann grinste er schief.

      „Manchmal hast du ganz gute Ideen. Ich frage mich, weshalb du es noch nicht zum Kapitän gebracht hast!“

      „Hau ab, du lausiger Stint!“

      Smoky gab dem Waffen- und Stückmeister Al Conroy Bescheid, daß er eine Culverine abfeuern solle. Vielleicht konnten der Seewolf und die anderen sich danach orientieren. Dann ging er weiter nach vorn zur Back, wo die Männer bereitstanden und das dichte Schneetreiben mit den Blicken zu durchdringen versuchten.

      „Mann, ist das ein mulmiges Gefühl“, sagte Gary Andrews. „Jeden Moment kann so ein Ding auftauchen und uns rammen.“

      „Du sollst nicht quatschen, sondern aufpassen“, sagte Smoky. „Halt die Klüsen offen, da vorn bewegt sich was.“

      Was da auf sie zutrieb, war grau und undefinierbar, ein vager Schatten nur, den man kaum sah. Da halfen auch Dans scharfe Augen nicht viel, er sah nicht mehr als die anderen.

      Die Bugwelle der „Isabella“ hatte sich längst verloren. Sie schob keinen Bart mehr vor sich her, also hatte sie auch nicht mehr viel Fahrt drauf. Das war einigermaßen beruhigend.

      Der Schatten rückte näher heran, eine treibende Wand, durch nichts aus dem Kurs zu bringen, drohend und unheilvoll rückte sie heran, ein kaum sichtbarer Gigant, der ihnen den Tod bringen konnte, wenn sie nicht aufpaßten.

      Ein brüllender Abschuß ließ sie zusammenfahren. Keiner war auf den grollenden Donner vorbereitet, der das Schiff erbeben ließ. Al Conroy hatte die Culverine abgefeuert, um den verschwundenen Männern ein Zeichen zu geben.

      Der Pulverrauch wehte übers Schiff, und der Rückstoß hatte die Culverine zurückgejagt, bis die Brooktaue sie auffingen.

      „Achtung!“ brüllte Smoky. „Bringt die Haken raus!“

      Die Wand war jetzt heran, und im selben Augenblick vernahmen sie deutlich unten am Kiel des Schiffes ein leichtes Schurren.

      Haken wurden ins Eis getrieben, die Seewölfe stemmten sich mit aller Kraft dagegen, bis die „Isabella“ leicht aus dem Kurs schor und längsseits an dem Eisberg vorbeitrieb.

      Immer noch drückten sie mit aller Kraft, um ein Auflaufen auf die harte Fläche zu verhindern, dann sah es so aus, als hätten sie es geschafft.

      Spitz zugeschliffene Haken an langen Leinen bohrten sich ins Eis, hakten sich fest und wurden vorsichtig dichtgeholt, damit sie sich nicht wieder losrissen. Immer mehr Haken flogen hinüber.

      „Gefühlvoll nachfieren!“ schrie der Decksälteste.

      „Der ahmt den Profos nach“, meinte Andrews, „bloß das Fluchen hat er noch nicht richtig gelernt.“

      Etwa zwanzig Yards trieb das Schiff noch zur Längsrichtung des Eisberges, den dichte Schneeflocken einhüllten. Dann erst stoppte die „Isabella“ endgültig.

      Jeff Bowie und Bob Grey sprangen an Land, vorsichtshalber durch zwei Leinen gesichert, damit sie auf dem glatten Untergrund nicht abrutschten und ins Wasser fielen. Sie nahmen die Leinen und Hämmer entgegen, die man ihnen reichte, und trieben mit wuchtigen Schlägen eiserne Haken ins Eis. In der Zwischenzeit hielten die Seewölfe das Schiff mit den anderen Tampen fest. Danach wurden Taue ausgebracht und dichtgeholt, bis die „Isabella“ fest an dem Eisblock lag, dessen Größe sich bei dem Schneetreiben nicht einmal annähernd schätzen ließ.

      Ben Brighton war eine große Sorge los. Ihr Schiff konnte nur noch unter äußerst widrigen Umständen mit einem Eisberg kollidieren, eine Möglichkeit. die fast auszuschließen war.

      Der zweite Trumpf lag ebenfalls klar auf der Hand: Der Eisberg driftete längst nicht so schnell wie das Schiff, er war viel schwerfälliger und unbeweglicher in der See. Das hieß, daß sie sich nicht allzuweit von der Insel entfernen würden, auf der Hasard und die anderen gefangen waren.

      Das waren zwei nicht zu unterschätzende Vorteile. Jetzt konnten sie einigermaßen ruhig die hereinbrechende Nacht abwarten.

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