Seewölfe - Piraten der Weltmeere 360. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 360 - Roy Palmer


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nicht an“, sagte Willem.

      „Da würde ich nicht so sicher sein.“ Die Black Queen hatte eins der Schapps geöffnet und nahm eine große Flasche Wein und dickbauchige Kelche heraus, die sie verteilte. „Ich habe es dir schon gesagt, Willem, es ist stündlich mit ihrem Angriff zu rechnen. Jaime Cerrana kann es dir bestätigen.“

      „Ja, Cerrana.“ Willem nahm den Kelch mit süffigem spanischem Rotwein nur zögernd entgegen. Doch als sie anstießen und er den ersten Schluck kostete, konnte er nicht umhin, den Rest gleich in einem Zug die Kehle hinunterzustürzen. „Dieser Cerrana“, sagte er. „Was ist das überhaupt für ein Mensch?“

      „Ein spanischer Rebell und mein Verbündeter“, erwiderte die Queen. „Ich kann mich voll und ganz auf ihn verlassen. Auch das habe ich dir schon gesagt, Willem.“

      „Wann?“

      „Heute nacht.“

      „Ach ja, richtig, heute nacht.“ Der Dicke grinste. Jetzt, nachdem das Schädelbrummen aufgehört hatte, war die Erinnerung an die Bier-und-Gürteltier-Orgie wieder etwas ungemein Angenehmes. Entschlossen erhob er sich. „Fahren wir also fort mit der Besichtigung der Schiffe, damit wir zu einem Abschluß gelangen. Ich nehme doch an, daß es hier auch genügend Raum für meine Bierfässer und die Brauerei-Ausstattung gibt?“

      „Aber natürlich.“ Sie führte ihn in die tiefer gelegenen Decks der Galeone, und hier konnte Willem die Stauräume in Augenschein nehmen, die wahrhaftig enorm groß wirkten. Ein neues Ziel schwebte ihm vor. Auf Tortuga oder Hispaniola, das stand schon jetzt für ihn fest, würde er so schnell wie möglich eine neue Brauerei aufbauen.

      Die Black Queen begann jetzt, ihm die Zukunft unter ihrer Herrschaft in den buntesten und schönsten Farben zu malen. Bereitwillig ging er darauf ein und sah sich unter anderem schon als Inhaber des Biermonopols für den Machtbereich der Queen.

      Etwas Besseres konnte ihm, Willem Tomdijk, gar nicht geschehen. Er war somit bereit, auf jeden Fall mit Nachdruck für die Umsiedlung zu stimmen. Er rechnete auch nicht damit, daß es viele Gegenstimmen geben würde.

      Eine Ansprache hatte er bereits gehalten. Die Männer hatten nur Augen für die Queen gehabt. Sie würden sich ihrem Kommando anschließen, da hatte er keine Zweifel. Außerdem war sich jedermann in El Triunfo der Bedrohung durch die Spanier bewußt – mit all ihren Konsequenzen. Das Dasein der Engländer und Franzosen in El Triunfo konnte nicht mehr von langer Dauer sein. Schon zu lange überfielen sie vorbeisegelnde Schiffe, die Siedlung war den Machthabern in Cartagena ein Dorn im Auge. Sie sollte völlig zerstört werden. Honduras – so hatten die Spanier dieses Land getauft – sollte wieder ganz spanischer Besitz werden, ohne „störende Umtriebe“.

      Unter einigen Komplikationen wurde Willem Tomdijk in die Jolle abgefiert und dann zur „Aguila“ hinübergepullt. Jaime Cerrana übernahm es, den Dicken überall an Bord der Kriegsgaleone herumzuführen.

      Auch die „Aguila“ war ein prachtvolles Schiff. Willem hatte das bereits festgestellt und erhielt jetzt die Bestätigung dafür. Der Dreimaster war gut in Schuß, die Decks und das Rigg waren tadellos in Ordnung.

      Nur diese Spanier gefielen ihm nicht besonders. Die Black Queen und Caligula aber, die ihn auch jetzt begleiteten, überzeugten ihn davon, daß Jaime Cerrana und die ganze Crew in ihrer Eigenschaft als Meuterer mit den eigenen Landsleuten nicht mehr viel im Sinn hatten.

      „Sie haben den Kapitän und die Offiziere getötet, ebenso die meisten Seesoldaten“, sagte die Queen. „Ist das nicht Beweis genug, wie sehr auch sie Spanien hassen?“

      „Ja“, erwiderte Willem. „Eigentlich schon.“ Und damit gab er sich zufrieden.

      Zu Fuß kehrte die Gruppe wenig später nach El Triunfo zurück. Willem wollte erst die Siedler versammeln und abstimmen lassen, dann sollte entschieden werden, ob die „Caribian Queen“ und die „Aguila“ in die Hafenbucht verholt wurden oder nicht.

      Die Black Queen und Caligula begleiteten den Bürgermeister wieder. Die Queen wollte genau verfolgen, wie die Versammlung verlief. Nicht zuletzt war sie auch immer noch neugierig auf die Schätze, die im Keller der Mission verborgen gehalten wurden.

      Unruhig schritt Siri-Tong auf dem Achterdeck der „Le Vengeur III.“ auf und ab. Immer wieder blickte sie in den undurchdringlichen Busch, aber dort regte sich nichts, Jean Ribault und Carlos Rivero kehrten nicht zurück.

      Sie blieb bei Barba und dem Rudergänger Jenkins stehen. „Es wird Zeit, daß wir etwas unternehmen.“

      „Ja, Madam“, pflichtete ihr Barba, der bärtige Riese, sofort bei. „Zu viele Stunden sind vergangen. Vielleicht ist Ribault und dem Spanier etwas zugestoßen.“

      „Das glaube ich nicht“, sagte Jenkins. „Sie wissen, was auf dem Spiel steht. Sie haben alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen und sind bestimmt in die Siedlung geschlichen, ohne bemerkt zu werden.“

      „Vorhin war es mir so, als rufe jemand“, sagte die Rote Korsarin nachdenklich und mit besorgter Miene. „Ich habe das untrügliche Gefühl, daß etwas schiefgelaufen ist. Meine Gefühle trügen mich selten.“

      „Barba sieht nach, was alles im Busch herumkraucht“, sagte der Riese. „Vielleicht schnappe ich einen Siedler, der Auskunft geben kann über das, was vorgefallen ist.“

      „Oder aber wir bringen Jean Ribault und Rivero auf diese Weise erst richtig in Gefahr“, sagte Jenkins. „Wir sollten uns gut überlegen, was wir tun.“

      Ähnliche Überlegungen stellten auf dem Hauptdeck auch die Männer aus Siri-Tongs Crew und Ribaults Kameraden an. Sven Nyberg beispielsweise wollte der Roten Korsarin den Vorschlag unterbreiten, sofort einen Stoßtrupp mit dem Auftrag loszuschicken, nach dem Verbleib der beiden Männer zu forschen.

      Pierre Puchan kratzte sich angestrengt an der Perücke, aber viel kam dabei nicht heraus. Dave Trooper und Gordon McLinn, die beiden „Schnellmerker“, überlegten und überlegten, aber zu einem Ergebnis gelangten sie nicht. Überhaupt: Keinem wollte etwas wirklich Sinnvolles einfallen, das Jean Ribault und Carlos Rivero aus einer eventuellen Notlage heraushalf.

      Ihnen waren die Hände gebunden. Sie durften weder riskieren, die „Le Vengeur III.“ zu verlassen und im Dschungel nach den beiden Männern zu suchen – wegen der ständigen Gefahr, als Spione verdächtigt, gestellt und gefangengenommen zu werden – noch mit dem Schiff die Mündung des Rio Leán zu verlassen und El Triunfo anzusteuern.

      Unter den gegebenen Voraussetzungen schien es nur ratsam zu sein, weiterhin hier, hinter dem dichten grünen Vorhang von uralten Mangroven und Spanischem Moos, vor Anker liegenzubleiben und die weitere Entwicklung der Dinge abzuwarten.

      „Wir warten noch“, sagte Siri-Tong mit verdrossener Miene. „Aber wenn wir zur Mittagsstunde immer noch keine Nachricht von den beiden haben, breche ich selbst auf. Du, Barba, wirst mich dann begleiten.“

      „Ja, Madam“, sagte der Riese. Sein Blick war auf die feuchte Hölle des Urwaldes gerichtet.

      Vögel und Affen kreischten und schnatterten, eine Wasserschlange glitt vom Ufer in den Fluß. Was ging in der Selva vor, wie war die Lage in El Triunfo?

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