Seewölfe - Piraten der Weltmeere 268. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 268 - Fred McMason


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Ausdrücken und warf ihnen die Feigheit räudiger Schakale vor.

      „Erhabener“, sagte der Steuermann flehend, „wir waren führerlos, als Ihr getroffen wurdet. Aus Sorge um Euch setzten wir den Kampf nicht fort, nur um Euch so schnell wie möglich aus der Kampfzone zu bringen.“

      Dafür hatte Ali allerdings kein Verständnis.

      „Ausreden!“ schrie er. „Ausflucht von feigen Hunden. Ich hätte es noch verkraftet, wenn der Satan entwischt wäre, aber ich verkrafte nicht, daß er mein bestes Schiff genommen hat. Ihr hättet weiterkämpfen müssen, solange, bis dieser Satan in Grund und Boden geschossen worden wäre, aber ihr kneift einfach aus und läßt die Feluke im Stich mit allem, was an Bord war. Ihr erbärmlichen Schakale.“

      Ali trat wieder zu, wahllos drosch er seine harten Fäuste den entsetzten Kerlen an die Köpfe. Mit jedem Schlag, den er verteilte, beschimpfte er sie pausenlos.

      Jetzt blieb nur noch Muley Salah, dachte er, den er hinter der Sambuke der anderen Seewölfe hergeschickt hatte. Vielleicht schaffte Salah es noch, diesen Kerlen eins überzubraten.

      Wenn Ali allerdings gewußt hätte, daß Salah einschließlich seiner drei Feluken längst versenkt worden war, hätte er wahrscheinlich einen Schlaganfall erlitten. Und er wußte auch nicht, daß es der Seewolf persönlich gewesen war, der eine dieser Feluken zum Teufel geschickt hatte.

      „Herr“, begehrte der Steuermann auf, und diesmal sagte er nicht Erhabener zu Ali. „Ihr seid ungerecht. Die Männer haben gekämpft, aber ich sagte schon einmal, daß es um Eure Sicherheit ging. Seht doch, Herr, die Männer sind alle verwundet. Sie haben ihr …“

      „Schweig, du Hund! brüllte Ali. „Du bist jedenfalls nicht verletzt, du erbärmliche Ratte. Und du wagst es, mir gegenüber so respektlos aufzutreten? Das wagst du?“

      Ali trat einen schnellen Schritt vor, und sie erschauerten wieder einmal, als sie sahen, wie flink und schnell der alte zernarbte Knochen noch war.

      Ihre Blicke vermochten den Bewegungen kaum zu folgen, so blitzschnell ging alles.

      Mit einer kaum sichtbaren Drehung seines rechten Armes riß Uluch Ali dem Steuermann den scharfgeschliffenen Krummdolch aus dem Gürtel. Eine weitere Drehung, und der Steuermann verkrampfte die Hände um seine Brust. Als die anderen genau hinsahen, bemerkten sie den Schaft des Dolches, der dem Steuermann zwischen den Händen herausragte. Der Krummdolch selbst steckte in seiner Brust.

      Ein letzter erstaunter und fragender Blick des Steuermannes traf Uluch Ali. Dann schloß sich sein Mund und er kippte lautlos von der Ducht zur Seite.

      Ehe die anderen einen einzigen Gedanken fassen konnten, war der Steuermann tot.

      Jetzt demonstrierte der alte Pirat noch einmal, welche Kräfte in seinen Armen steckten. Mühelos zog er den Toten mit einer Hand hoch, und ebenso mühelos hievte er ihn über Bord.

      Als die Leiche klatschend im Meer versank, waren die restlichen Überlebenden wie erstarrt. Niemand wagte, Ali anzublicken. Der Schreck saß ihnen tief in den Knochen.

      Alis Wut und Brutalität waren immer noch unberechenbar, und keiner von den Kerlen wußte, ob er nicht gleich der nächste war, über den sich Alis Zorn entlud.

      „Wohin segelt ihr?“ fauchte er die Männer an.

      „Südwärts, Erhabener, in Richtung Benghasi.“

      „Nehmt die Segel weg, ihr Hunde!“

      Selbst die, die schwer verletzt waren, sprangen hoch und gehorchten zitternd dem scheinbar unsinnigen Befehl. Aber Ali hatte auch dafür seine Gründe.

      „Damit euch Feiglingen die Flausen vergehen, werdet ihr jetzt pullen. Und ihr Schnappsäcke pullt nicht nach Benghasi, sondern nach Tripolis. Und jetzt klar bei Riemen!“

      Sie griffen zu den Riemen, nachdem das Notsegel eingeholt war. Und dann pullten sie unter Alis wilden Flüchen und Gebrüll wie die Wilden.

      „Pullt!“ schrie er. „Pullt! Und wenn euch Halunken die Knochen abfallen. Ihr seid Feiglinge, Hunde, Hurensöhne! Ihr hättet besser im Kampf gegen die verdammten Christenhunde fallen sollen, als einfach auszukneifen. Ihr habt Schande über mich gebracht, und das werdet ihr mir alle büßen.“

      Er setzte sich auf die Ducht und beobachtete unter halbgeschlossenen Lidern lauernd die pullenden Kerle. Sobald einer nur etwas langsamer wurde, sprang Uluch Ali auf und schlug zu.

      Wie ein verbissener wütender und unberechenbarer Tyrann belauerte er die Männer. Selbst wenn er scheinbar eingenickt war, entging ihm nichts.

      Weil die Kerle das wußten, konnte er sich auch zwischendurch, wenn die Schmerzen stärker wurden, ein kleines Nickerchen erlauben. Aber durch seine wirren Träume geisterte ein schwarzhaariger Satansbraten, und dessen höhnisches Lachen ließ ihn alle Augenblicke aufschrecken. Im Geist sah er vor sich die sechs Kerle und die beiden Lümmel, die es ihm mit unglaublicher Härte gezeigt hatten.

      Diese Christenhunde durften kein zweites Mal entwischen. Er hatte die Mittel dazu, um notfalls den ganzen Mittelmeerraum absperren zu können. Er mußte diesen Seewolf kriegen, um den Preis seines eigenen Lebens, und er fieberte dem Tag entgegen, an dem dieser Teufel auf den Knien vor ihm herumrutschen und um sein Leben flehen würde.

      Wirklich? Würde er um sein Leben flehen? Quatsch, dachte Ali ohne Illusionen, der Kerl würde nicht um sein Leben flehen, und die anderen Hunde auch nicht. Sie würden hohnlachend in den Tod gehen; und selbst die schlimmste Folter würde sie nicht zum Winseln bringen. Das war nichts als reines Wunschdenken, aber ihm würde die Genugtuung bleiben, die Köpfe dieser Christenhunde in den Sand rollen zu sehen.

      Durch seinen Schädel zuckten in regelmäßigen Intervallen immer wieder grelle Blitze, und unwillkürlich verzog er dabei sein Gesicht.

      Das ließ seine ohnehin miese Laune noch schlechter werden.

      Dann fuhr er herum, als sich der Takt der Riemen leicht veränderte, und er blinzelte unter halbgeschlossenen Augenlidern zu den Kerlen hin.

      Einer hatte aufgehört zu pullen. Er hielt ein kleines Wasserfäßchen in den Fäusten und ließ den Inhalt gierig in seinen Hals laufen.

      Ali war mit einem Satz bei dem Mann und schlug ihm die flache Hand mehrmals ins Gesicht. Das Wasserfäßchen hatte er ihm mit einem Ruck entrissen.

      „Ein Feigling säuft kein Trinkwasser!“ schrie er. „Für erbärmliche Ratten ist Salzwasser gut genug. Hier wird überhaupt nicht gesoffen, jedenfalls nicht eher, bis wir in Tripolis sind. Und jetzt nach achtern, du Sohn einer läufigen Ziege.“

      „Ich hatte Durst, Erhabener“, wimmerte der Kerl, als Ali ihn brutal nach achtern zog.

      „Feiglinge haben keinen Durst“, sagte der Pirat. „Und wenn – hier gibt es Wasser genug.“

      Ein harter Schlag in den Rücken warf den Mann über das Dollbord. Ali packte ihn an den Füßen, stieß ihn über Bord und ließ seinen Schädel ins Wasser hängen. So hielt er den zappelnden Kerl eine Weile fest. Dann zog er ihn wieder zurück.

      Der Mann war im Gesicht blauverfärbt und fast bewußtlos. Seine Augen quollen ihm aus dem Schädel. Er sackte zusammen, krümmte sich dann und übergab sich laut.

      „Wenn du das Boot vollkotzt“, sagte Ali gleichgültig, „dann schwimmst du nach Tripolis. Und jetzt scher dich wieder an den Riemen! Wer von euch Durst hat, der möge sich melden. Ich werde ihm dann zu trinken geben, soviel wie er will.“

      Mit vor Wut verzerrtem Gesicht sah er zu, wie sie pullten. Sie rissen sich fast die Knochen aus dem Leib. Schweiß lief über ihre Gesichter, sie keuchten, und als sie immer matter wurden, sagte Ali: „Das geht alles viel zu langsam. Von nun an werden wir einen Takt schneller pullen, und diesen Takt werde ich euch vorsingen.“

      So prügelte und drosch er seine abgeschlafften Kerle über das Meer, und wer nicht parierte, der durchlebte Höllenqualen, ganz davon abgesehen, daß Ali ihnen ständig damit drohte, die Köpfe abhacken zu lassen, sobald sie Tripolis erreicht


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