Seewölfe - Piraten der Weltmeere 336. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 336 - Roy Palmer


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Lebensbedingungen bot.

      Sobald sie dieses Problem gelöst hatten, würde es fortan keine Schwierigkeit mehr darstellen, die Schlangeninsel und ihre Bewohner auf Dauer mit allem Notwendigen zu versorgen.

      Aus diesem Grunde war der Inselrat zusammengetreten, zu dem der Seewolf, Siri-Tong, der Wikinger, Jean Ribault, Arkana und ihre Tochter Araua sowie Karl von Hütten gehörten. Man hatte beschlossen, auf einer der Caicos-Inseln eine Plantage zu errichten, und der Seewolf hatte es übernommen, mit der „Isabella“ und seinen Männern nach einem geeigneten Indianerstamm Ausschau zu halten. Es mußte sich dabei aber um Indios handeln, die sich auf Ackerbau verstanden und möglichst auch auf Viehzucht. Solche Stämme gab es im Süden Nordamerikas – und so war die „Isabella“ dorthin gesegelt.

      Es verstand sich von selbst, daß man die Indios nicht als Sklaven, sondern als Partner und Freunde behandeln würde. Sie würden auf der Plantageninsel ihren eigenen Ältestenrat haben, außerdem sollten sie für ihre Arbeit Bezahlung erhalten. Die Einzelheiten würden sich aus den Verhandlungen mit den Indios ergeben.

      So blieb nur die Möglichkeit, nach Menschen zu suchen, die freiwillig zu einer Übersiedlung auf die Plantageninsel bereit waren. Wo waren sie zu finden? Hasard hatte einmal vernommen, und auch die von Arkana gefundenen Boote und Toten bewiesen das ziemlich sicher, daß im Süden Nordamerikas Indianerstämme existierten, die mit ihrem Dasein nicht zufrieden waren und hin und wieder versuchten, mit Kanus, Piraguas, Balsas und ähnlichen simplen Wasserfahrzeugen zu den Inseln der Karibik überzusetzen.

      Bislang waren solche Unternehmungen wahrscheinlich immer kläglich gescheitert, denn die Indianer waren keine richtigen Seefahrer, sie betätigten sich allenfalls als Fluß- oder Küstenfischer. Doch wenn jemand diesen Menschen half, dann konnte es sein, daß sie tatsächlich bereitwillig das Festland verließen und auf einer Insel eine neue Heimat gründeten – das Paradies, das ihnen bisher versagt geblieben war.

      Sollte es sich nicht doch nur um eine Legende handeln, dann hatte Hasard Chancen, den Plan in die Tat umzusetzen. Wo er die Siedler für die Plantagenkolonie aber genau finden würde, wußte er noch nicht. Der Süden von Nordamerika war groß, er bestand nicht nur aus Florida, und es gab auch nicht nur die Seminolen, sondern eine Vielzahl von Eingeborenenstämmen, mit denen er Kontakt aufnehmen konnte. Die Suche würde viel Zeit in Anspruch nehmen, dessen war er schon jetzt sicher.

      Die Ostküste von Florida lag den Caicos-Inseln am nächsten, deshalb hatte der Seewolf beschlossen, sie als erstes anzulaufen, statt beispielsweise in den Golf von Mexiko zu segeln und die Mündung des Mississippi oder eines anderen großen Flusses als Ziel zu wählen. Bei den derzeit schlechten Windverhältnissen war es ohnehin ratsam, nicht zu große Entfernungen überbrücken zu wollen und dann womöglich tagelang in einer Kalmenzone gefangengesetzt zu sein.

      Doch es gab noch einen anderen Grund für Hasard, zunächst die Ostküste dieses „Blumenlandes“ abzuforschen. Hier lag Fort St. Augustine, die bedeutendste Niederlassung der Spanier in dieser Gegend, die 1565 gegründet worden war. Vielleicht lohnte es sich, auch den Spaniern „ganz nebenbei“ einen Besuch abzustatten.

      Von diesem Teil des Planes waren die Arwenacks hellauf begeistert, sie konnten es daher kaum erwarten, Fort St. Augustine zu erreichen. Die „Dons“ endlich mal wieder auf ihre Art zu begrüßen – das war ganz nach ihrem Geschmack.

      Hasard ging all das wieder durch den Kopf, während er eine Abzweigung des Sumpfkanals benutzte und die Jolle noch ein Stück tiefer in die eigentümliche Landschaft steuerte, die von den Franzosen und den Kreolen auch „Bayou“ genannt wurde. Schließlich blieben sie tatsächlich auf einer Untiefe sitzen. Jack Finnegan und Paddy Rogers gingen außenbords, brachten das Boot wieder frei, kehrten aber mit einer Ladung von Blutegeln an Bord zurück, die sich mit geradezu unheimlicher Geschwindigkeit an ihren nackten Oberkörper festgesaugt hatten.

      Fluchend befreiten sie sich von den Plagegeistern, Blacky und Gary halfen ihnen dabei. Hasard stand wieder auf, zog den Messingkieker auseinander und spähte eine Weile in alle Himmelsrichtungen.

      Dann ließ er ihn sinken und sagte: „Schluß für heute, wir pullen zurück zur ‚Isabella‘.“

      Auch er hatte die Nase voll. Es war seine erste Erkundungsfahrt durch das rätselhafte und geheimnisvolle Land Florida, doch Begeisterung vermochte das, was er gesehen hatte, auch in ihm nicht zu erwecken.

      Sam Roskill hatte den Posten des Ausgucks im Großmars der „Isabella“ übernommen und die kleine Jolle auf ihrer Fahrt durch das Sumpfland keinen Moment aus den Augen gelassen. Jede Phase hatte er durch das Spektiv verfolgt, das baumlose Gebiet gestattete ihm einen großartigen Überblick. Das war aber auch das einzig Positive. Paradiesisch schöne Plätzchen mit viel Grün und unzähligen Blumen, an denen strahlende Menschen lebten, die ihnen begeistert zuwinkten, konnte auch er nicht entdecken.

      Die Luft flimmerte vor Hitze. Mückenschwärme standen wie gewaltige Säulen über dem Schilfdickicht und vibrierten drohend, als wollten sie jeden Augenblick über das Schiff herfallen. Die Stille wirkte tödlich, sie schien nahendes Unheil anzukündigen.

      „Sie kehren zurück!“ meldete Sam. „Viel scheinen sie nicht entdeckt zu haben!“

      „Das glaube ich“, sagte Old Donegal Daniel O’Flynn. Er stand auf dem Achterdeck, am Backbordschanzkleid neben Ben Brighton, Big Old Shane und Ferris Tucker, und spähte argwöhnisch in das von der Sonne ausgebleichte Dickicht, aus dem sich die Jolle hervorschob. „Wir haben uns den falschen Platz ausgesucht.“

      „Ja“, pflichtete Ferris ihm bei. „Mir scheint, das ist der Arsch der Welt.“

      „Schlimmer“, sagte der Alte. „In solchen Sümpfen hausen Geister und Dämonen, die nur auf ein paar arme, verirrte Seelen warten, denen sie das Blut aus den Adern saugen können.“

      Big Old Shane drehte sich um.

      „Fein“, sagte er grollend. „Und Hexen gibt’s hier sicher auch. Wenn mich nicht alles täuscht, ist eben so ein Biest auf einem Schwabber übers Schilf geflogen.“

      „Du kannst mich ruhig auf den Arm nehmen“, sagte Old O’Flynn so beherrscht wie möglich. „Ich weiß, von was ich rede. Eines Tages wirst auch du einsehen, daß ich immer recht gehabt habe. Es gibt übersinnliche Erscheinungen.“

      „Ja, schon gut“, sagte der graubärtige Riese. „Ich will mich nicht mit dir streiten. Es ist viel zu heiß dazu.“

      Die Jolle glitt längsseits und hielt an, die Männer vertäuten sie an der Bordwand. Dann enterten sie an der Jakobsleiter auf, sprangen auf das Hauptdeck und erstatteten ihren Kameraden Bericht, die sich mit wenig erwartungsvollen Mienen um sie versammelten. Der Angriff der Blutegel auf Jack und Paddy war das Interessanteste. Mit angeekelten Mienen betrachteten die Männer die Wunden, die die Tierchen hinterlassen hatten.

      Der Kutscher rückte mit seiner Truhe an, entnahm ihr ein Fläschchen und bepuderte Jacks und Paddys Rücken mit einem Pülverchen. Er nickte, packte seine Sachen wieder zusammen und wandte sich zu den anderen Männern um.

      „Was schneidet ihr denn für Gesichter?“ sagte er erstaunt. „Wißt ihr nicht, daß ein Aderlaß hin und wieder wahre Wunder vollbringt?“

      „Ja, schon gut“, erwiderte Carberry ziemlich hastig und aufgebracht. „Das ist bekannt. Aber uns geht es prächtig, keiner von uns hat so eine Sauerei nötig. Nun hau schon ab und verschone uns mit deinen Vorträgen.“

      Betreten blickten sich die Männer untereinander an.

      „Die Hitze schafft einen wirklich“, sagte Smoky. „Wenn nicht bald wenigstens ein laues Lüftchen weht, geht uns das Klima noch auf den Geist, und wir springen uns gegenseitig an die Gurgeln.“

      Hasard hatte inzwischen das Achterdeck geentert und nahm sich noch einmal die Karten vor.

      „Ich habe mich nicht geirrt“, sagte er zu Ben, Shane, Ferris, den beiden O’Flynns, Roger Brighton und Nils Larsen, die zu ihm traten. „Die Eintragungen auf den Karten stimmen mit meinen Positionsberechnungen überein.“

      „Ja,


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