Mit Dem Wind. Elizabeth Johns

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Mit Dem Wind - Elizabeth Johns


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„Holen Sie die Leine ein“, wies er sie an.

       Als sie zog und das Objekt näherkam, verspürte sie Freude und hatte gleichzeitig das Gefühl, etwas geschafft zu haben.

       Unglücklicherweise war der Fisch zu klein, um ihn zu behalten.

       Aidan zeigte ihr geduldig, wie sie den Fisch vom Haken nehmen konnte, ohne sich selbst zu verletzen. Sie war zu aufgeregt, um zu bemerken, dass er direkt hinter ihr stand und seine Hände auf ihren lagen.

       „Er ist ganz sicher schleimig“, sagte sie, obwohl sie es schaffte.

       Er lachte und wurde dann still, als er sie mit einem Blick bedachte, der ihr bewusst machte, dass sie in seinen Augen kein Kind mehr war. Vielleicht sah er in ihr eher eine nervige, jüngere Schwester seines Freundes. Ihr Herz schlug schneller und sie atmete anders. Plötzlich fiel ihr auf, wie verletzlich sie gegenüber diesem Mann war, aber sie hatte keine Angst vor ihm. Sie blickte ihm direkt in die dunklen Augen, als er seine Hand hob, um ihr ein widerspenstiges Haar von der Wange zu wischen.

       „Sie sollten besser wieder zum Unterricht gehen“, flüsterte er atemlos.

       „Ja, das sollte ich wohl“, sagte sie, als seine Worte sie aus ihrem Traum weckten. „Danke, dass Sie mir gezeigt haben, wie man angelt.“

       „Es war mir ein Vergnügen, mylady.“ Er sah sie an und sein Glück verwandelte sich in Traurigkeit.

       „Vielleicht können wir noch einmal angeln, bevor Sie wieder nach Oxford gehen?“

       „Ich kann morgen wieder mit Ihnen angeln, falls Sie mich hier treffen können.“

       Sie nickte voller nervöser Vorfreude, nachdem sie den schönsten Nachmittag verbracht hatte, an den sie sich erinnern konnte, obwohl sie wusste, dass ihre Eltern das nicht gutheißen würden. „Ich werde hier sein.“

       Er bückte sich, um ihr Buch und ihre Decke aufzuheben, während sie versuchte, ihre Röcke zu ordnen, dann gab er ihr beides. Ihre Hände berührten sich und sie spürte ein merkwürdiges Gefühl der Freude, das sie noch nie zuvor erlebt hatte. Sie lächelte und ging davon, während sie sich fragte, was das alles bedeutete.

      Sie hörte ein Klopfen an der Tür. Bevor sie antwortete, wischte sie sich eine Träne fort, die über ihre Wange geperlt war.

      Hannah trat ein und ihre braunen Augen wurden riesig, als sie die Unordnung sah, die Anjou mit der Truhe veranstaltet hatte und als sie die räumliche Enge in Augenschein nahm.

      „Gibt es etwas, was Sie benötigen, mylady? Wohin soll ich die Sachen aus Ihrer Truhe packen? Hier kann man sich kaum umdrehen!“

      „Ich habe gefunden, was ich wollte. So wie es aussieht, kann man nichts auspacken. Es gibt nur dich, unsere Truhen und mich.“

      „Sehr wohl. Ich werde versuchen, zumindest eine Schüssel oder ein wenig Wasser für Sie zum Waschen zu bekommen“, antwortete Hannah, die einen missbilligenden Ausdruck in ihrer sonst sanften Miene zeigte.

      Anjou nickte und Charles kam herein, als die Zofe ging.

      Kapitel Zwei

      „Wie geht es dir bisher?“, fragte Charles.

      Anjou seufzte höhnisch. „Es waren erst zwei Stunden, Charles!“

      „Ich wollte lediglich ein wenig Konversation machen.“ Er lachte leise. „Willst du während der ganzen Reise in dieser winzigen Kabine bleiben?“

      „Ich glaube, das werde ich. Der Kapitän schätzt meine Anwesenheit offensichtlich nicht an Bord“, sagte sie mit für sie ungewöhnlicher Gereiztheit.

      „Mach dir keine Gedanken wegen Edward. Er hatte seit Jahren keinerlei Kontakt zu wirklichen Damen.“

      „Das ist vermutlich auch das Beste“, murmelte sie.

      „Wie auch immer, du kannst nicht wochenlang in dieser Kabine bleiben.“

      „Du solltest von allen Leuten am besten wissen, dass ich kein Problem damit habe, allein zu sein.“

      „Stimmt, aber es gibt schon einen Grund dafür, dass es den Begriff „Lagerkoller“ gibt. Du kannst nicht für über einem Monat in einem kleinen, dunklen Zimmer ohne Fenster bleiben.“

      Sie verzog ihren Mund. „Vielleicht gehe ich mit dir umher, wenn der Kapitän schläft.“

      „Das könnte schwierig werden. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so wenig schläft wie Edward Harris. Wie auch immer, ich werde versuchen, es dir angenehm zu machen. Ich kann nicht behaupten, dass ich dem mit Freuden entgegensehe, nach allem, was er am Ufer gesagt hat, aber er ist im Grunde ein guter Mensch - ich kenne ihn seit der Schule. Er hatte es nicht leicht, daher ist seine schroffe Art schon verständlich.“

      „Was meinst du damit?“, fragte Anjou mit unglaublicher Neugierde, was den gutaussehenden Kapitän anging, auch wenn es sie geärgert hatte, wie er sie behandelte. Sie beobachtete Menschen genau, was sie auf ihre schüchterne Art zurückführte. Er war definitiv ein Gentleman, auch wenn er es gut verbarg. Warum hatte sie sich anfangs in seiner Gegenwart wohl gefühlt?

      „Ich meine, er kommt aus einer erstklassigen Familie, aber sein nutzloser Vater hat das ganze Vermögen der Familie durchgebracht. Er ging von zuhause fort, um seine Geschwister finanziell zu versorgen, und hat ein beachtliches Vermögen erwirtschaftet. Die meisten Leute meiden ihn deshalb.“

      „Die Engländer vielleicht. Die Franzosen würden ihm Beifall klatschen.“

      „Falls sie sich die Mühe machten, ihn zu fragen, bevor sie ihm den Kopf abschlagen. Egal, ich werde zurückkommen, sobald Edward ein wenig schläft.“ Charles drehte sich zum Gehen um, aber hielt inne. „Falls du zufälligerweise auf ihn triffst, denk daran, was ich dir gerade gesagt habe.“

      „Natürlich. Ich werde mich vermutlich eher ducken und den Mund halten. “

      Er lächelte und klopfte zweimal auf die Kabinentür, bevor er sie hinter sich schloss.

      Anjou dachte an ihre Unterhaltung mit Lady Easton vor einiger Zeit, als sie zuerst mit der Idee gespielt hatte, sich selbst auf die Suche nach Aidan zu machen.

      „Ich muss gestehen, die Reise ist sehr lang“, hatte Lady Easton gesagt. „Wir waren auf einem sehr großen Schiff, dass nicht schnell fuhr. Es gab Tage, an denen wir uns überhaupt nicht bewegten, wie es schien! Ich habe gehört, dass es einige neu entwickelten Schiffe gibt, die die Reise in unter einem Monat schaffen! Ich glaube, sie sind kleiner, aber es wäre eine Überlegung wert. Wir hatten eine kleine Kabine mit einem Wohnzimmer, das der Kapitän normalerweise für seine Familie benutzt, obwohl sie während des Krieges nicht reisten. Ich weiß nicht, wie es auf anderen Schiffen aussieht.“

      „Ich kann mir einen ganzen Monat auf einem Schiff nicht vorstellen“, hatte Anjou mit Grauen gesagt. „Ich kann kaum die kurze Fahrt über den Kanal aushalten.“

      „Ich finde die Fahrt über den Kanal auch sehr oft unangenehm“, gestand Lady Easton mitleidig. „Es scheint immer raue See zu herrschen. Zum Glück werde ich nicht seekrank. Mein Bruder und meine Schwester hingegen schon, und meine Zofe!“ Sie lachte, als sie sich daran erinnerte. „Armes Ding - sie war fast die ganze Reise über in ihrer Koje.“

      „Ich habe mehr Angst als alles andere, glaube ich.“

      „Die meisten Menschen finden, dass sie sich daran gewöhnen und es nach einem Tag oder zweien besser geht.“

      „Womit kann man sich die Zeit vertreiben?“

      „Ich habe den größten Teil der Reise damit verbracht, Lord Eastons Kriegswunden zu versorgen. Ich würde das keinem empfehlen“, scherzte Lady Easton. „Ich würde allerdings Medizin mitnehmen, wenn ich noch einmal


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