Der Bergboss und die Königskinder: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 3). Jork Steffen Negelen

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Der Bergboss und die Königskinder: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 3) - Jork Steffen Negelen


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die Hände. »Ich weiß, es war mein Fehler. Die Platte hätte wohl doch in der Säule bleiben müssen. Aber wer konnte denn ahnen, dass Gallbart sein Schatzversteck so raffiniert schützt? Diese Zwerge sind noch hinterlistiger als ich dachte. Wir werden wohl durch diesen Gang gehen müssen. Ich werde uns mit meinem Zauberstab den Weg beleuchten. Dann sehen wir wenigstens, wo uns dieser Gang hinführt.«

      Wieder ging Albanarius voraus und seine Kiste folgte ihm. Bebo sah sich noch einmal um und lief dem Zauberer hinterher. Der Gang führte zunächst nach oben, und als die beiden schon dachten, der Ausgang sei schon ganz nah und es gäbe jetzt keine weiteren bösen Überraschungen mehr, da kamen sie wieder im Schatzversteck an. Völlig überrascht drehten sie sich nach allen Seiten um und konnten es nicht glauben.

      Albanarius verlor fast die Beherrschung. Dann verschloss sich auch noch der Weg hinter ihnen mit einer schweren Steinplatte und alle beide saßen endgültig in der Falle.

      Der Zauberer fluchte los. »Das kann doch alles nicht war sein! Dieser verdammte Zwergenkönig hat uns gefangen! Alle Gänge sind verschlossen und wir haben keinen Plan von diesem Bergwerk!«

      Wild fuchtelnd leuchtete der Zauberer mit seinem Zauberstab mal hierhin und mal da hin. Doch es gab keinen weiteren Ausgang zu entdecken. Bebo griff den Zauberer am Ärmel seines Mantels und versuchte ihn zu beruhigen. »Jetzt lauf hier nicht so wild herum, das bringt uns gar nichts ein. Wir setzen uns hier hin und überlegen was wir falsch gemacht haben. Es gibt für alles eine Lösung. Bestimmt haben wir etwas übersehen.«

      Sie setzten sich beide auf Albanarius Kiste und für ein kurzes Weilchen fiel kein einziges Wort. Albanarius ging in Gedanken noch einmal das Geschehen seid ihrem Eindringen in das Bergwerk durch. Bebo beschäftigte sich dagegen mit dem Schatzversteck, in dem sie beide festsaßen. Sein Blick schweifte über einen dicken Sack mit Goldmünzen und ruhte daneben auf einer Stelle. Dort war im Boden so etwas wie ein Steinkreis eingelassen worden. Der Kobold sprang von der Kiste und sah sich den Kreis genauer an. Erst berührte er ihn mir den Händen, dann legte er sein Ohr auf den Boden und lauschte.

      Albanarius sah ihm mit aufkeimender Hoffnung zu und fragte ihn sogleich. »Kannst du etwas hören? Hast du da etwas gefunden? So sprich doch mit mir.« Bebo legte einen Finger auf den Mund und stand auf. Dann grinste er über sein ganzes Gesicht. »Ich hoffe doch, deine Kiste kann schwimmen. Ich habe das Rauschen von Wasser gehört.«

      Albanarius sprang auf, bückte sich und horchte selbst im Steinkreis. Dann stellte er sich vor Bebo und klopfte ihm auf die Schulter. »Mein Freund, da ist tatsächlich das Rauschen eines unterirdischen Baches zu hören. Wie bist du nur darauf gekommen?«

      Bebo nahm einen großen Edelstein und sah ihn sich an. Im Licht von Albanarius Zauberstab leuchtete er in einem satten honiggelb. »Artur sagt immer, dass man nur Antworten bekommt, wenn man Fragen stellt. Die richtige Antwort bekommt man nur für die richtige Frage. Und ich habe mich gefragt, was ein Zwergenkönig macht, wenn er hier bei seinem Schatz ist und genau weiß, dass vor dem Eingang seine Feinde warten. Für einen solchen Fall muss man doch einen Notausgang haben.«

      Albanarius nickte anerkennend und Bebo legte den Edelstein in die Mitte des Kreises. Dann sprach er eine Beschwörung aus. Er wiederholte sie immer wieder und da wo eben noch der Steinkreis mit dem Edelstein war, da bildete sich ein Loch. Albanarius leuchtete hinein und sah in eine dunkle Höhle. In ihr floss ein plätschernder Bach und der zeigte mit seinem Wasser die Richtung an, die der Zauberer und der Kobold jetzt einschlagen mussten.

      Albanarius ließ zuerst seine Kiste durch das Loch gleiten und dann sprangen sie beide hinterher. Hinter ihnen schloss sich der Zugang wieder und sie folgten dem eiskalten Wasser. Die Höhle verengte sich nach und nach, bis nur noch ein niedriger Gang übrig war und Albanarius sich immer mehr und mehr bücken musste. Doch dann kamen sie in eine geräumige Grotte. Ihre Wände waren schwarz und selbst das Wasser schien das Licht des Zauberstabs kaum wieder zuspiegeln.

      In Ihrer Mitte staute sich das Wasser zu einem kleinen See. Dann floss es weiter zur anderen Seite und verlor sich in der Dunkelheit des nächsten Ganges. Vorsichtig folgten sie diesem Gang und wieder tat sich vor ihnen eine Grotte auf. Diese war viel größer und höher. Ihren Boden bedeckte ein einziger See und die Decke erstreckte sich soweit in die Höhe, dass in ihrer Mitte ein Loch war, durch das die Sterne des nächtlichen Himmels schienen. Da war er also, der Ausgang.

      Im Wasser stehend schaute Albanarius sich um und Bebo rieb sich die Hände. Er holte seine Flugschale hervor. »Sieh dir das an, Albanarius. Es ist schon Nacht und die Sterne leuchten. Kein Wunder, das mein Magen so laut knurrt.« Albanarius fiel tatsächlich ein leises Knurren auf. War Bebos Magen wirklich so deutlich zu hören? Der Zauberer sah sich noch einmal in der Grotte um und erkannte im Wasser eine Welle, die sich schnell auf sie zu bewegte. Sofort sprach er einen Zauberspruch aus und ein feuriger Blitz peitschte durch das Wasser. Mit einem fürchterlichen Brüllen hob sich ein gigantisches Ungeheuer aus dem Wasser heraus.

      Bebo war zu Tode erschrocken und schrie den Zauberer an. »Albanarius, was ist das für eine Bestie?!«

      Der Zauberer schob den Kobold hinter sich und rief ihm zu. »Das muss Gallbarts Wächter sein! Ein uralter Grottenschrat, aus den Tiefen der Erde herbeigerufen, nur um diese Grotte zu bewachen. Spring auf deine Schale und lass dich nicht aufhalten. Ich werde dieser Bestie hier Manieren beibringen.«

      Bebo beschwor seine Flugschale und sprang sofort auf. Auch Albanarius nahm auf seiner Schale Platz. Doch der Grottenschrat war so groß, dass er ihnen den Weg nach oben zum Ausgang versperrte. Er sah aus wie eine schwarze Schlange mit kleinen Armen und einem Hundekopf mit einem großen Maul. Seine drei Augen funkelten in der Dunkelheit seiner Grotte. Deutlich waren seine langen Zähne zu erkennen. Böse knurrend sah er sich die beiden Eindringlinge an, dann hob er sich weiter in die Höhe und ein schauriges Knirschen und Knacken war zu hören. Der Grottenschrat wollte wohl seine volle Größe zeigen.

      Albanarius beeindruckte das nicht. Er verstärkte mit seiner Magie das Licht seines Zauberstabs und schimpfte wütend vor sich hin. »Mitten in der Nacht einen alten Mann und einen kleinen Kobold zu erschrecken, wo gibt’s denn so was noch mal? Warte ab du Monster, gleich werde ich dich in den Abgrund zurückjagen, aus dem dich die Zwerge einst gelockt haben.«

      Ein greller Blitz zuckte durch die Grotte und blendete den Grottenschrat. Er hielt sich seine kleinen Arme schützend vor die drei Augen und drehte seinen Kopf hin und her, doch er sah nichts mehr. Sein Schweif fuhr wie eine Peitsche wild durch das Wasser, aber es nützte ihm nichts.

      Bebo, Albanarius und die Kiste schwebten durch das Loch in der Decke und entkamen so Gallbarts schaurigen Wächter. Schnell flogen sie hoch über die Bäume des Waldes und waren heil froh, aus dem Schatzversteck herausgekommen zu sein. Vom Osten zog bereits die morgendliche Dämmerung herauf und kündigte den neuen Tag an. Aber noch waren der Zauberer und der Kobold nicht im Steinbruch.

      Sie entdecken die Straße, auf der Bebo am Tage zuvor den Kaufmannswagen gefunden hatte. Sie schlängelte sich wie ein helles Band durch den Wald. Einige Meilen folgten sie ihr, dann machte die Straße einen großen Bogen nach Westen und von diesem Bogen zweigte sich die alte Heerstraße nach Illwerin ab. Dieser Ort war vor vielen Jahrhunderten eine starke Festung und der Sitz mächtiger Könige. Jetzt war sie verfallen und wurde nur noch von Tieren und Pflanzen bewohnt.

      Bebo und Albanarius bogen ab und folgten dieser Heerstraße. Zahlreiche Händler aus den östlichen Reichen der Elfen nutzten diese Straße immer noch. Sie war der günstigste Weg um nach Viedana, Krell oder zu den Zwergen zu kommen. Die Waren der Elfen waren begehrt, vor allem ihre Stoffe und ihre Ledersachen.

      Die Sonne vertrieb immer mehr die Dunkelheit der Nacht und ging strahlend schön wie an jedem klaren Tag im Osten auf. Bebo und Albanarius flogen ihr beinah entgegen. Für einen Augenblick blendete sie so sehr, dass der Kobold seinen Blick ganz auf die Straße unter ihnen richtete. In diesem Augenblick sah er einen Wagen, der über die Straße raste und eine ordentliche Staubwolke aufwirbelte. Darüber regte sich Albanarius sogleich auf. »Es ist noch so früh am Morgen und dieser Krämer da unten hat nichts anderes im Kopf, als uns hier in der Höhe die Luft mit seinem Straßenstaub zu verpesten.«

      Doch dann erkannten sie den Grund der Eile dieses Wagens.


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