Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Erhard Heckmann

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Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt - Erhard Heckmann


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1933 für 750 Guineas aussortierte. 1946 fohlte sie für Boussach den Tourbillon-Hengst Ambiorix, der nach dem Sieg im Grand Criterium zum Zweijährigen-Champion aufstieg und 1961 in Amerika die Liste der erfolgreichsten Beschäler anführte.

      Später, als mit Pharis und Djebel zwei weitere großartige Rennpferde als Beschäler zur Verfügung stand, wurden die Bousaccschen Pedigrees noch typischer, und Durbar II, Asterus, Tourbillon, Pharis und Djebel verknüpften sich immer enger mit der Stutenherde. Und damit begann das Dilemma, denn Boussac hatte alle seine hochklassigen Blutströme so stark miteinander kombiniert, dass es keine Chance mehr gab, seine Stuten mit den eigenen Hengsten zu paaren. Boussacs Versuche, mit dem Import zweier sensationeller Pferde, Whirlaway und Coaltown der Zucht neues Blut zuzuführen, schlugen fehl. Die letzten französischen Derbysieger aus der Kombination Pharis und Tourbillon wurden 1952 und vier Jahre später abgesattelt. Bis jedoch wieder ein klassischer Siegerhengst aus der Boussac-Stutenherde durchs Ziel ging, sollten 22 Jahre vergehen. Doch dieser 1975 geborene Acamas (Prix du Jockey Club) stammte, wie die Prix de Diana-Siegerin von 1966, Crepellana (Crepello), von einem in England stehendem „fremden“ Hengst, von Mill Reef.

      1956 gewann Marcel Boussac zum 19. Male das Besitzer-Championat nach der Gewinnsumme. Es war aber auch der Anfang vom Ende, denn bis 1969 gab es für diesen großen Züchter nur noch drei wichtige Siege: Zweimal Prix Vermeille und das Grand Criterium. Für Boussac war das viel zu wenig. Es war ihm nicht gelungen, einen erstklassigen Deckhengst als dringend benötigten „Outcross“ zu erwerben. Und somit stand auch nach dem Tod der letzten beiden seiner vier großen Beschäler, Pharis 1957 und Djebel ein Jahr später, kein gleichwertigen Ersatz zur Verfügung.

      Boussac versuchte noch verschiedene Rezepte enger Inzucht, doch bis auf eine Ausnahme schlug auch das fehl. Und die Ausnahme war die 1946 geborene Coronation, die als Zweijährige den Prix Robert Papin gewann, und ein Jahr später die 1000 Guineas und den „Arc de Triomphe“. Gezogen war diese schöne Stute von dem Tourbillon-Sohn Djebel aus der Tourbillon-Tochter Esmeralda, die als klassische Siegerin im „Arc de Triomphe“ auf den Ehrenplatz gelaufen war. Im Gestüt hinterließ diese erheblich nervöse Stute kein lebendes Fohlen.

      1980 schloss der Franzose für immer die Augen. Die großen Sorgen, die ihm seine Zucht zuletzt bereitete, hat er sicherlich mitgenommen wie die um sein zerbrochenes Textilimperium, das bei allem Einsatz für seine Belegschaft – so wurde berichtet – nicht mehr zu retten war und auch den persönlichen Bankrott bedeutete.

      Die Einzelheiten werden im Laufe der Zeit in der lebendigen Erinnerung wohl etwas verblassen, dass aber ein Marcel Boussac den erstklassigen Speed, den eine Stute namens Durban aus ihrer Familie mitbrachte, mit dem Stehvermögen verband, das Ksar vertrat, und das sich in dem großartigen Tourbillon vereinte, das wird so schnell nicht vergessen werden.

       Tourbillons Vater Ksar 1921 (Freies Foto by Handicapper, Public Domain, via Wikimedia Common)

      J. B. JOEL

      war ein hoch erfolgreicher englischer Züchter vor dem Zweiten Weltkrieg, der sein Vermögen in Südafrikas Diamanten- und Goldminen machte, und einer von drei Brüdern, die sich alle mit dem Vollblut befassten. Bruder Woolf verstarb bereits 1898, während J. B. Joel das Chidwickbury Stud kaufte und vergrößerte, und der dritte im Bunde, S. B. „Zoli“ Joel, im Rennsport ebenfalls aktiv blieb, und an Pommern den Triple Crown-Sieger von 1915 besaß. Die getrennten Farben von „Jack“ Barnado Joel und S. B. „Zoli“ Joel wurden durch die Cousins Harry „Jim“ Joel, der das Erbe seines Vater „Jack“ Barnato antrat, als dieser 1940 starb, während der Sohn von „Zoli“ Joel, Stanhope Joel, bis 1976 lebte und an Busted (1967; Crepello) Englands „Pferd des Jahres 1967“ besaß. In den gleichen Farben lief auch der St. Ledger-Sieger Chamossaire (1942: Precipitation), der ein Hurry On-Enkel war.

      Harry „Jim“ Joel zog den Champion Royal Palace (1964; Ballymoss), den Ledger-Sieger Light Cavalry (1977; Brigadier Gerard), der nach Argentinien umsiedelte, und die 1978 geborene Mill Reef-Tochter Fairy Footsteps (1000 Guineas), die 1987 in ihre neue Heimat USA reiste. Als Jim 1992 starb wurde das Gestüt verkauft. Ehe er jedoch von dieser Welt abtreten musste, hatte sich 1987 noch sein größter Wunsch erfüllt: Sein Maori Venture, trainiert von Andrew Turnell und geritten von Steve Knight, hatte bei seinem einzigen Auftritt zu Aintree die Grand Nationell gewonnen. Erfahren hat das sein Besitzer auf dem Flug von Südafrika vom Kapitain der Maschine. Damit hatte Jim Joel das ungewöhnliche Doppel geschafft, denn zwanzig Jahre früher hatte sein Ballymoss, den der berühmte Noel Murless trainierte, unter George Moore schon das Epsom Derby gewonnen.

      Seine Familie besaß klassische Pferde seit 1900, und J. B. Joels Farben, schwarz, rote Kappe, wurde zu elf klassischen Siegen getragen. Darunter viermal in den Oaks und in drei Derbys, für die Sunstar 1911, Humorist 1921 und der Triple Crown Sieger Pommern 1915 gesorgt haben. Ersterer, der zur Eclipse-Hengstlinie zählte und von neun Starts sechs und 16.398 Pfund Sterling gewann, war für einen Derbysieger ziemlich „ordinär“ gezogen, denn sein Vater Sundridge war ein sehr schnelles Pferd, das 16 Sprintrennen gewann. Dass Sundridges Sohn überhaupt im Derby antreten konnte war seinem ausgefuchsten Trainer C. Murton, und im Rennen einem Glanzritt von George Stern zu verdanken. Der Trainer konnte damals die Lahmheit noch rechtzeitig beheben, und der Jockey ritt ihn mit aller Vorsicht. Dennoch gewann er das Rennen mit zwei Längen gegen Lord Derbys Chaucer-Sohn Steadfast, der etwas Startverlust hatte und seine nächsten acht Rennen gewann, auf drei Beinen, denn 400 Meter vor dem Ziel gab das verletzte Bein wieder nach. Anschließend ging der kernige Hengst in die Zucht, wirkte erfolgreich und zeugte in 15 Gestütsjahren 580 Fohlen. Zu seinen besten Söhnen zählte Buchan (1916), der die 2000 Guineas, je zweimal die Eclipse Stakes und Chester Vase gewann, sich aber auch in den Prince of Wale’s-, Champion Stakes, Doncaster Cup und dem Großen Preis von Paris durchsetzte und die Stallions 1927 anführte. Ein anderer Sohn war Craig an Eran (1918), Derbyzweiter hinter Humorist wie Buchan zu Grand Parade. Auch er gewann die 2000 Guineas, St. Jame’s Palace- und Eclipse Stakes, wurde Vater von Admirl Drake (1931), u. a. Sieger im Großen Preis von Paris, dem Grand International zu Ostende und 1955 Champion-Beschäler in Frankreich. Galloper Light (1916) war ein weiterer „Sunstar“, der den Großen Preis von Paris gewann, während er in der Zucht zweimal die Liste der Stutenväter anführte. Auch Sunstars Halbschwester Princess Dorrie schlug nicht aus der Art und gewann die 1000 Guineas und die Oaks.

      Ein ganz anderer Typ war der Sieger der Dreifachen Krone. Pommern (1912; Polymelus), der sieben von neun Starts und alle drei Rennen wegen des ersten Weltkrieges zu Newmarket gewann, wobei die September Stakes das St. Ledger ersetzten. Der von Charles Peck trainierte Hengst erledigte diese Aufgaben leicht unter Steve Donoghue, war elegant, sehr schön, ohne jeden Fehler und aus einer St. Simon-Enkelin gezogen. Im Gestüt war er kein Erfolg, und moderne Pedigree-Spezies glauben, dass das an der sehr starken Inzucht gelegen haben könnte, die 3 x 3 auf Hampton und 4 x 3 auf die Hermittochter Distant Shore bestand. Der 2000 Guineas-Sieger Adams Apple, der nach Argentinien exportiert wurde, und Glommen (1922), Sieger im Goodwood Cup, zählten zu den besten Produkten dieses Hengstes.

      Der Polymelus-Sohn Humorist gewann sein Derby gegen 22 Konkurrenten unter Donoghue mit einer Halslänge und war drei Wochen später bereits tot. Dieser Hengst muss ein gutes Pferd gewesen sein, denn er litt an Tuberkulose und verblutete während der Mittagspause in seiner Box. Sein Sieg war der letzte der elf Klassiks für Jim Joel, und dieser Derbysieger konnte nun, wie es geplant war, auch Sunstar als Beschäler nicht ersetzen. Der Züchter machte noch etwa 20 Jahre weiter, doch die beste Zeit war damit schon zu Ende.

      Natürlich braucht ein „großer“ Züchter auch das notwendige Quentchen Glück, gute Berater, und die meisten von ihnen hatten auch hervorragende Trainer für ihre Pferde. Auch seine zwei Brüder Woolf und S. B „Solly“ waren im Rennsport verankert. Während Woolf Joel 1898 starb, hatte Bruder „Zoli“ noch viele Jahre schöne Erfolge.

      In den 19 Jahren, die der Auflösung des Gestüts des Duke of Westminsters 1900 folgten, war J. B. Joel der erfolgreichste Züchter in England, dessen Hauptrivalen W. Hall Walkers Tully Gestüt in Irland und Lord Derbys Zuchtstätte in England waren.


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