Ein Hauch von Bergamotte. Monika Hoesch

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Ein Hauch von Bergamotte - Monika Hoesch


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delegierend, ihre weitere Expedition. Ein intimes Zwiegespräch mit sich und seinen Gefühlen.

      Luna holte ein Notizbuch aus ihrer Tasche und schrieb ihre Gedanken auf, beginnend mit den Worten: ‚Robin, ich wünschte du wärst hier!‘

      Nachdem sie ihr Gefühlsleben niedergeschrieben hatte, nahm sie aus ihren Sachen einen Skizzenblock heraus. Sie zeichnete auf der ersten Seite des Blockes in der unteren rechten Ecke den Zug der Wildgänse. Ihr erstes Abenteuer! Sie schnitt die Seite auf Postkartengröße zu, fasste ihr Erlebnis auf der Seitenrückseite in Worte und adressierte die improvisierte Karte an Robin. Sobald sich eine Gelegenheit ergab, würde sie ihre Grüße an ihn auf die Reise bringen.

      Entgegengesetzt dem Zug der Wildgänse, war der Norden als erstes Ziel geplant. Der Wind spielte mit. Jetzt wo die Temperaturen noch angenehm waren, musste sie den nördlichen Regionen den Vorrang geben. Es würde sehr schnell kühler werden und die Nächte konnten sehr lang sein in der kalten Jahreszeit. Sie nahm sich vor, den Tag solange zu nutzen, wie die Bedingungen es zuließen, um möglichst weit voran zu kommen.

      Luna machte sich den Wind zum Freund. Letztendlich war er es, der über Erfolg oder Scheitern entschied und er war es auch, der befehlend das Tempo der Reise diktierte.

      Der Tag neigte sich dem Ende. Ebenso die kommenden Tage, die auffallend rasch vergingen. Sie liebte die Morgenröte. Diesen lieblichen warmen Gruß der frühen Stunden, wie auch den Nebel über den Feldern, der den beginnenden Tag in ein mystisches Licht tauchte.

      Aber auch die Sonnenuntergänge, die kurz vor dem Einschlafen beständig ihre gerade schlummernde Melancholie weckten. Es war besonders schön unter freiem Himmel zu schlafen. Der Nachthimmel schickte sein unermessliches Sternenmeer. Die Sterne hüllten sie ein wie ein schützender Dom. Eingebettet in Decke und Schlafsack lag sie warm vermummt da und träumte sich an vertraute Orte und in die umschließenden Arme geliebter Menschen.

       John

       „Das Glück ist näher als du glaubst!“

      Es war deutlich Musik zu hören. Sanfte Töne hüllten die Luft in Wohlklang. Die Saiten der Gitarre klangen warm, angenehm – zum Mitsummen einladend. Luna sah ihn auf dem Bordstein sitzen. Den Kopf zum Korpus der Gitarre geneigt, die Augen geschlossen. In sich gekehrt spürte er merklich seine Musik. Er zupfte die Saiten fast zärtlich. So, als hätte er Angst sie zu verletzen. Man sah, es erfüllte ihn mit Glück sie zu berühren, ihr poetische Klänge zu entlocken – seiner geschätzten Gitarre.

      Sie ging näher und blieb vor dem Musiker stehen. Luna setzte sich zu ihm auf den Boden und hörte still zu. Nur ganz kurz blickte er auf und sah ihr in die Augen, um sie im nachfolgenden Augenblick wieder zu schließen.

      Luna tat es ihm gleich. Sie schloss ihre Augen und hörte ihm zu. Gedankenversunken lauschte sie seinem Gesang und nahm ihn andächtig in sich auf. Leise sang er sein Lied, das von Liebe und Frieden erzählte. Seine Aussage war, dass man sich vorstellen solle, keinen Besitz zu haben, dass es keine Ländergrenzen gäbe, keine Religionen, keinen Grund für Habgier und keinen Hunger in der Welt. Davon, dass die Menschen ihn vielleicht für einen Träumer hielten, aber dass er nicht der Einzige wäre und er hoffe, dass man sich ihm anschließt, damit eines Tages die ganze Welt mit all ihren Menschen eins sein würde.

      Sein dunkles Haar ging ihm bis zur Schulter. Hinter seiner Nickelbrille verbargen sich traurige Augen. In der Winzigkeit jenes Augenblicks war es Luna sofort aufgefallen, wie herzbewegend sein Ausdruck war. Seine traurigen Augen waren es, die sich in ihren Geist brannten.

      Sein Bart wirkte wie ein zum Schutz getragenes Gewand. Es war merkwürdig, dass kein anderer Mensch in der Nähe war. Niemand beachtete ihn. Niemand hörte ihm zu. Es war, als wäre Luna die Einzige, die ihn hier sah und hörte. Wären die wunderbaren Klänge nicht gewesen – wer weiß, vielleicht hätte auch sie ihn nicht bemerkt.

      Die Musik hatte sie zusammengeführt. Einer Fügung gleich, lockte seine Melodie, lotsten harmonische Klänge sie in seine Richtung und nun sang er dieses Lied, das Luna sehr nachdenklich machte, scheinbar nur für sie. Sie hörte das Lied einmal, zweimal, dreimal. Er wiederholte es immer wieder. Als könne er nur dieses eine Lied spielen. Luna wartete das diesmalige Ende vom Lied ab und sprach ihn beherzt an.

      „Hallo! Ich heiße Luna. Dein Lied ist sehr schön!“

      Er hob den Kopf, öffnete die Augen und schaute sie mit seinem melancholischen Blick an. „Hey, Luna. Ich bin John. Ich freue mich sehr, dass es dir gefällt. Das bedeutet mir unglaublich viel!“

      Sie nickte freundlich und wies auf seine Gitarre. „Ich hörte deine Musik und konnte gar nicht anders. Ich musste zu dir kommen. Sie klingt so ehrlich und berührend. Ich finde nicht, dass du ein Träumer bist. Ich wünsche mir auch eine Welt, die eines Tages eins sein wird, dass die Menschen füreinander da sind, sich gegenseitig respektieren und das Wesentliche hüten, wie Seelenfriede und Herzenswärme. Denkst du, dass das der Sinn des Lebens ist?“

      Luna hörte ihm aufmerksam zu. Seine Worte erinnerten sie an ihre Mutter und an die wunderbaren Dinge, die sie stets gesagt hatte und an die Zeit in der sie sich ihre Liebe noch zeigen konnten. Sie spürte in ihrer Erinnerung ihre schützenden Arme, die sich sicher und gleichsam sanft wie ein wärmender Mantel um sie legten, auf sie Acht gaben und hielten.

      Ihre Augen füllten sich mit Tränen und John fragte sie: „Du scheinst nicht glücklich! Warum bist du nicht glücklich, Luna?“

      Luna antwortete nicht. Sie wischte sich ergriffen die übers Gesicht laufenden Tränen weg.

      „Was macht dich so traurig, kleine Luna?“

      Sie schaute ihn mit weinenden Augen an. „Meine Eltern leben nicht mehr. Sie fehlen mir so sehr!“

      John rückte zu ihr hinüber, neigte sich ihr zu und streichelte zärtlich über ihr Haar. Eine Geste, die ihr wohl bekannt war. „Weißt du, ich bin auch alleine. Ich hatte eine Frau, die mein Herz mit Liebe füllte. Das wiederum erfüllte mich mit Glück. Jetzt habe ich nur noch meine Musik und ich versuche meine ganze Liebe, die ich in mir habe in sie hineinzulegen.“

      Luna seufzte und antwortete leise: „Ich weiß, was du meinst. Ich verstehe dich gut. Ich habe Robin. Robin ist mein Bruder und er macht das auch. Er füllt mein Herz mit Liebe! Ich liebe ihn sehr, John.“

      Er nickte und nahm ihre kindliche Hand fest in seine, dabei strich sein Daumen liebevoll in einem fort über ihren Handrücken. „Das ist Glück, Luna! Großes Glück! Du solltest das niemals vergessen. Lieben und geliebt zu werden, das ist der Sinn des Lebens. Es macht dich als Mensch vollkommen! Du musst immer deinem Herzen folgen, dann wirst auch du glücklich sein! Die Zeit, die du mit deinen Eltern verbringen durftest, war für dich eine erfüllte und unglaublich schöne Zeit. Vergiss das nicht wenn du deinen Weg fortsetzt. Sei dankbar für das was gewesen ist und behalte diese Erinnerungen für immer im Herzen. Es erlebt zu haben – das ist großes Glück. Im Herzen leben die Erinnerungen. Du trägst sie in dir und niemand kann sie dir nehmen. Das Glück ist näher als du glaubst, Luna. Es ist in dir drin!“

      Johns Daumen streichelte immer noch ihre kindliche Hand, dann drehte er sie um und zeichnete mit seinem Zeigefinger eine imaginäre Musiknote in ihre Handinnenfläche. „Geh deinen Weg, kleine Luna. Wenn du mich brauchst, lege deine Hand


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