Anders – aber trotzdem glücklich. Anke Dalder

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Anders – aber trotzdem glücklich - Anke Dalder


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über unterschiedlich behinderte, traumatisierte und aus verschiedenen Gründen stigmatisierte Hunde zu schreiben. Via Internet wurde ein Aufruf gestartet, in dem Halter solcher Hunde gebeten wurden, die Geschichte ihres Tieres zu erzählen. Das Ergebnis liegt gerade in Ihren Händen. Sie werden staunen, zu welchen Leistungen auch behinderte Hunde fähig sind. Sie werden erfahren, dass die meisten von ihnen eigentlich ein fast normales Leben führen können. Sie werden lesen, welche kreativen Maßnahmen die Halter dieser Hunde ergreifen, um ihrem Schützling das Leben zu erleichtern. Sie werden mitfühlen, werden den gemeinsamen Weg dieser Menschen mit ihrem Hund, die Höhen und Tiefen miterleben. Und vermutlich werden Sie auch die eine oder andere Träne vergießen, aber Sie können teilhaben am Leben ganz vieler besonderer »Fellnasen«.

      Ich hoffe, dieses Buch trägt dazu bei, Vorurteile abzulegen und unnötige Euthanasie zu verhindern. Und wenn auf diese Weise vielleicht ein weiterer behinderter, traumatisierter oder stigmatisierter Hund ein liebevolles Zuhause findet, in dem er bis zu seinem letzten Atemzug ein hundewürdiges Dasein führen kann, hat sich die Mühe auf jeden Fall gelohnt. Denn für genau diese »Fellnasen« wurde das vorliegende Buch geschrieben.

       Anke Dalder und Lucky

       Asta

      von Dorothee Kossatz

      Als Inhaberin eines Hundesalons schere und pflege ich ehrenamtlich einmal pro Monat die Hunde in einem nahe gelegenen Tierheim. Einer meiner ersten »Kunden« dort war eine kleine, schwarze Dackel-Pudel-Mischlingshündin namens Asta. Sie lag in einem Körbchen in ihrer Box und schaute mich kritisch an. Auf meine Frage nach ihrer Herkunft erzählte man mir eine fast schon unglaubliche Geschichte: Asta hatte ihre ersten beiden Lebensjahre auf einem Scheunenboden verbracht, wo sie von Bauern gehalten wurde, um Ratten und Mäuse zu jagen – eine irrwitzige Aufgabe! Die Kinder des Bauern ärgerten die Hündin häufig, indem sie ihr z. B. Fressen hinhielten, was sie ihr schließlich aber doch nicht gaben. Immer wieder wurden diese Leute von Nachbarn beim Tierschutzverein angezeigt, aber während der Kontrollbesuche befand sich Asta erstaunlicherweise stets im Wohnzimmer. Der Verein hatte daher zunächst nichts ausrichten können. Schließlich gelang es den Tierschützern jedoch, die Familie »auf frischer Tat zu ertappen«. Für Asta war damit ihre Sternstunde gekommen. Entgegen der Meinung vieler Leute haben Hunde und Katzen es nämlich teilweise im Tierheim besser als bei manch einem Besitzer. Unsere Asta zumindest hat im Tierheim erstmalig Liebe und Zuneigung erfahren dürfen.

      Der Tierheimleiter erzählte mir, Asta hätte schon jeden Mitarbeiter gebissen. Aufgrund ihrer geringen Größe hätten sich zwar immer wieder Leute für sie interessiert, aber wegen ihres Beißverhaltens sollte sie nur in erfahrene Hände abgegeben werden. So war sie nach vier Jahren immer noch nicht vermittelt. Um Asta scheren zu können, band ich ihr zunächst ihre Schnauze zu und mein Helfer hielt sie fachgerecht fest. Trotzdem gelang es ihr zu beißen. Sie war voller Angst und Misstrauen gegenüber Menschen, sodass sie gar nicht anders konnte. Aber von Mal zu Mal wurde es besser, und nach etwa einem Jahr reichte es aus, sie beim Scheren am Kopf zu halten.

      Als im September 2001 meine fast 18 Jahre alte Yorki-Chihuahua-Mischlingshündin Fluffy starb, überlegte ich, Asta zu uns zu holen. Aber ich brauchte erst mal etwas Zeit, um über den Verlust von Fluffy hinwegzukommen. Natürlich hatte ich auch einige Bedenken: Würde Asta sich mit meinen beiden Perserkatzen vertragen? Was wäre, wenn sie sich nicht an meine Familie gewöhnte, die sie im Urlaub betreuen würde? Würde sie uns überhaupt ihr Vertrauen schenken können nach den schlechten Erfahrungen in ihren ersten Lebensjahren? Mitte November waren wir dann wie üblich im Tierheim, um die Hunde zu scheren. An diesem besagten Tag passierte etwas Seltsames: Ich ging zu Astas Box und sie knurrte mich wie immer, in ihrem Körbchen liegend, an. Daraufhin sagte ich zu ihr, wir würden sie gern bei uns aufnehmen, sie solle es sich überlegen. Plötzlich sprang Asta auf und schleckte – was sie zuvor noch nie getan hatte – mein Gesicht, als ob sie begriffen hätte, dass ich ihr ein neues Leben anbot.

      Einen Monat später holten wir sie zu uns nach Hause. Der erste Tag gestaltete sich wider Erwarten problemlos. Als Asta unsere zwei Perserkatzen das erste Mal sah, tanzte sie aufgeregt um sie herum und wollte sie beschnüffeln. Pascha, der alte Kater, gab ihr drei Tatzenhiebe auf die Nase, damit war die Rangordnung geklärt.

      In den darauf folgenden Wochen traten folgende Probleme auf:

       Asta fraß nicht in Ruhe an dem ihr zugedachten Platz, sondern schaute sich am Napf stets aufgeregt um, nahm sich dann etwas daraus und verschlang es hektisch auf dem Teppich.

       Sie vertrug sich nicht mit anderen Hunden. Es gab nur wenige Artgenossen, die sie mochte. Wie wir schließlich herausfanden, waren das ausschließlich blonde oder rothaarige Rüden. Bei Begegnungen mit Schäferhunden hängte sie sich in die Leine und sprang ihnen direkt an die Kehle. Nach einiger Zeit erkannten wir, dass sie dieses Verhalten bei fast allen Hunden mit Stehohren zeigte.

       Asta entwickelte einen starken Beschützerinstinkt, der sich auf alles bezog, was uns gehörte. So bewachte sie auch unseren Einkaufskorb samt Inhalt vor den Katzen in der Wohnung. Außerhalb der Wohnung wurde unser Eigentum ebenfalls streng von ihr behütet.

       In den ersten zwei Wochen schnappte sie in manchen Situationen auch nach uns. Einmal wollte ich z. B. eine Socke wegräumen, die neben ihr auf dem Sessel lag. Asta erschrak und wollte beißen. Da meine Handlung allerdings ziemlich unbedacht war, schimpfte ich nicht.

       Bedingt durch die ersten zwei Lebensjahre auf dem dämmerigen Dachboden litt Asta leicht an grauem Star. Daher schaute sie sich anfangs bei Spaziergängen im Dunkeln oft hektisch um. Dieses Verhalten gab sich nach einigen Wochen von allein, nachdem die Hündin Vertrauen zu uns aufgebaut hatte.

      Das erste Problem lösten wir, indem wir Astas neuen Napf gegen ihren alten aus dem Tierheim austauschten. Außerdem verlegten wir den Futterplatz in eine ruhige Ecke des Schlafzimmers. Um Astas Verhältnis zu anderen Hunden zu verbessern, suchten wir drei Monate später eine Hundeschule auf. Wir hatten damit bewusst einige Wochen gewartet. Asta sollte erst einmal zu uns eine gewisse Bindung und Vertrauen aufbauen. Sie hatte nie gelernt, ein Sozialverhalten zu entwickeln. Im Hundeverein wurde Asta schließlich umgänglicher mit ihren Artgenossen. Nach und nach fing sie auch an zu spielen: erst allein, und dann entdeckte sie, dass es mit Frauchen und Herrchen viel mehr Spaß macht. Ab und zu spielt sie inzwischen auch schon mit anderen Hunden. Das Schäferhund-Problem zu lösen, gestaltete sich etwas schwieriger, da Asta leider, kurz nachdem sie zu uns gekommen war, von einem Hund dieser Rasse angefallen und gebissen wurde. Dieses Erlebnis verstärkte natürlich wieder ihre Aggression. Aber wir arbeiteten ständig daran. Jetzt, nach etwa drei Jahren, verhält sich Asta auch Hunden mit Stehohren gegenüber relativ normal; sie knurrt vielleicht mal kurz, doch ansonsten gibt es kein Problem mehr beim Spazierengehen. Das haben wir erreicht, indem wir vor allem bei uns keine Emotionen aufkommen ließen, wenn uns solche Hunde begegneten. Ein Hund spürt sofort, was am anderen Ende der Leine los ist, und reagiert dementsprechend darauf. Ich kaufte für Asta außerdem ein sogenanntes Feltmann-Geschirr, das keinen Druck auf den Halsbereich des Hundes ausübt, wie normale Halsbänder es tun. Mithilfe dieses Geschirrs erreichte ich eine gute Leinenführigkeit bei meinem Hund. Durch regelmäßiges Training und mehrere kurze Übungseinheiten pro Tag hat Asta inzwischen einen sehr guten Grundgehorsam. Auch Sportarten wie Dogdancing und Agility begeistern sie sehr.

      Dem starken Beschützerinstinkt arbeiten wir ebenfalls nach wie vor entgegen. Wir verbieten Asta in solchen Situationen ihr Verhalten mit etwas lauterer Stimme und bestimmten Worten wie z. B. »Nein«. Außerdem lassen wir die betreffenden Personen oder Tiere zu dem von ihr bewachten Gegenstand hingehen und Asta einige Meter entfernt abliegen,


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