100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 1. Erhard Heckmann

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100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 1 - Erhard Heckmann


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auch Pelican, Hoonah, Angoon, Kake oder Tenakee. Wie aber fast überall in Alaska bieten sich auch in dieser Gegend Wasserflugzeuge oder Charterboote an, um beispielsweise Admiralty Island (Bärenbeobachtungen) oder Gustavus und den Glacier Bay National Park zu erreichen. Straßenanschluss findet sich jedoch nur in zwei Alaska-Häfen, Haines und Skagway. Beide Straßen, der „Haines Cut-Off“ und der „Klondike“ führen auch zum berühmten Alaska Highway, und damit nicht nur in diesen amerikanischen Bundesstaat, sondern auch in den Yukon, die Northwest Territories, nach British Columbia und Alberta. Die Fähre gegen Asphalt tauschen lässt sich auch schon in Prince Ruppert, wo der Yellowhead Highway Richtung Rocky Mountains startet und der „Cassiar“ zum nördlichen Watson Lake am Alaska Highway zieht. Aber auch diejenigen Touristen, die diese Anschlüsse auf dem Festland gar nicht suchen sind hervorragend unterwegs, mit dem Schiff und all den vielen Urlaubszielen, die diese Fähren ansteuern. Auch für das BC Ferries System, das an den Küsten und zu vielen Inseln unterwegs ist, gilt als populärste Tour die auf der Inside Passage, von Port Hardy nach Prince Ruppert. Hier finden ihre Gäste den Anschluss an die Fähren nach Alaska, rollen von Bord oder wählen die Achtstundentour nach Skidegate auf den Queen Charlotte Islands, der Heimat der Haida-Indianer.

      An nächsten Morgen steht der Shuttle Bus kurz nach 5 Uhr vor der Hoteltür. Fünfzehn Minuten später checken wir ein, und nach weiteren sechzig lichtet die Fähre ihren Anker. Die ersten fünfzehn Stunden der Inside Passage liegen nun endlich vor uns. Und was schrieb Sabine dazu in ihr Tagebuch?

      „Noch immer hatten wir unsere zwei schweren Koffer, und jeder eine große Umhängetasche im Schlepptau. Wer im Auto auf die Fähre fuhr, hatte es natürlich bequemer. Wir schleppten und zogen dagegen alles hinter uns her. Erhard wuchtete die Lasten über enge Treppen nach oben bis ins Kabinendeck. Dann wurde ich in einer Ecke mit all der Bagage abgestellt, denn Erhard musste die Kofferschließfächer finden und von wenigstens zwei die Schlüssel abziehen, damit wir heute lastenfrei wurden. Er hatte darüber gelesen und wusste vom Prospekt, dass sie direkt am Treppenaufgang von den Autos kommend auf Deck fünf zu finden waren. 24 Stunden pro Fach für einen Dollar. Das war doch eine preiswerte Lösung. Kabinen gibt es natürlich auch, aber tagsüber wäre das überflüssig. Zehn Minuten später war er wieder da. Die großen Hartschalenkoffer passten haarscharf, und somit war es gut, dass er von allen drei noch freien Fächern die Schlüssel abgezogen hatte, um auch die schweren Taschen unterzubringen. In Prince Ruppert wiederholte sich die Prozedur. Nur, dort ging es um die Kabinenschlüssel. Wer am schnellsten ist, hat seine Bleibe zu erst. Auf alle Fälle gehörten wir auch dort zur Abteilung „Attacke“, denn irgendwie steckt das in uns. Und nach einem schnellen Check – Betten, WC, Dusche und Strom OK, Bullauge wasserdicht – ging die Erkundung sofort weiter. Bar (wichtig), Sicherheitsboote – wo und reichen sie aus –, Notausgänge, wie zu öffnen, und welche Pfeife pfeift wie viele Pfeiftöne, ehe man springen muss? So etwas weiß ich in kürzester Zeit, egal wo ich bin. Ein Auge und ein Ohr sind immer nach hinten gerichtet. Erst danach kommt alles andere. Jedenfalls wurde es eine gigantische Dreitagesfahrt in einer Landschaft aus Wald, Bergen mit Schneegipfeln, Gletschern und Inseln. Mit Sonne und Regen. Rechts und links Blicke der Superlative. Ein stilles Wasser, Wale. Ruhe und Frieden. Wir haben gefilmt, fotografiert, gestaunt und genossen. Allerdings rückte auch der Norden näher und die Kälte wurde spürbar. Eisschollen zogen vorüber, und beim Filmen froren mir am eiskalten Metall die Hände ein. Der Fahrtwind schnitt eisig, und ich dachte an Afrikas Sonne. Ab und an gab es einen heißen Tee. Auch alle Eitelkeiten flogen über Bord. Ich zog zwei Pullover unter die Windjacke, denn drinnen sitzen in der warmen Ecke ist bei dieser Landschaft keinesfalls eine Lösung. Man muss draußen stehen, um nichts zu verpassen. Und so sammelte ich auch erste Eindrücke von Alaskas Kälte und mochte derzeit an die vor mir liegenden Wochen nur mit Gänsehaut denken …“

      Nun, es war zwar hin und wieder kalt. Direkt an den Gletschern auch saukalt. Regen gab es auch, und nicht nur entlang dieser Küstengebirge. Insgesamt war es aber einfach nur großartig. Am ersten Tag strahlte sogar die Sonne, und später hatten wir unser Wohnmobil, dessen Heizung morgendliche Frische auch an den kühlsten Tagen nichts anhaben konnte. Momentan aber ist Alaska noch weit und somit Zeit, nach der Ausfahrt von Port Hardy und dem Frühstück das Schiff zu erkunden. Danach stehen wir an der Reling und sind gespannt, was wir alles sehen werden. Ich hatte zwar auch gelesen, dass diese Fahrt nicht selten von Nebel und Regen beherrscht wird, doch heute ist es ein strahlender Samstagmorgen der hielt, was er versprach. Und vielleicht stimmt es ja doch, was eine Werbebroschüre zu British Columbia meint: „Es ist ein ganz spezieller Platz, den man zu Wasser und zu Land erkunden muss und, hast Du das getan, dann bist du ein anderer Mensch, wenn Du von deiner Reise zurückkommst“. Hier an dieser Stelle haben wir zwar erst wenige Meilen unter dem Kiel, doch nehme ich es vorweg, dass es „fast“ stimmt. Und warum diese kleine Einschränkung? Es trifft auch über diese zauberhafte Provinz hinaus zu. Uns zwei hat dieses Land, trotz aller Liebe zu Afrika, auch in seinen Bann gezogen und zugleich zu absoluten Wohnmobil-Fans gemacht. Und nach dieser Reise stand für mich auch fest, dass ich, obwohl die normale Lebensarbeitszeit schon überschritten war, noch einige weitere Jahre „im Geschirr“ bleiben werde, denn Reisefans sind wir inzwischen auch.

      Da standen wir nun an der Reling bei einer Hafenausfahrt, auf die wir uns so sehr gefreut hatten. Und sie gehörte zur „Queen of the North”, einer mächtigen Fähre für 600 Passagiere und mit allem Komfort. Speisesaal, Cafeterias, Aussichts-Lounge, Geschäfte, Touristeninfo, Schlafsessel und Kabinen inbegriffen. 1966 gebaut, verkehrt die 125 Meter lange „Königin des Nordens“ seit 1980 auf dieser Route. In ihrem Bauch verschwinden maximal 110 Fahrzeuge, und für den Antrieb sorgen 15.600 PS. Und auf diesem Schiff lassen wir uns inzwischen den frischen Wind auf dem obersten Deck um die Nase wehen. Die Blicke folgen der spektakulären Küstenlinie und hüpfen durch das Gewirr der Inseln. Sie alle gehören zu einem küstennahen Inselschild, das die Gewässer, und damit auch die Schiffe, vor den rauen Wellen des Nordpazifiks schützt. Was vorbeizieht ist pure Natur. Wasserfälle, kalbende Gletscher, auftauchende Wale und Seelöwen, kreisende Weißkopfseeadler, Gebirgszüge, die 2.000 Meter aufragen und Grizzlys an einsamen Ufern, die den massiven Regenwäldern dort Einhalt gebieten. Es scheint also zu stimmen, was die Autokennzeichen dieses Staates behaupten: „Beautifull British Columbia“. Eigentlich sollte dieser nur „Columbia“ heißen, doch weil bereits in Südamerika ein solcher existierte und auch die „Amerikaner“ ihr Land so nennen wollten entschied Queen Victoria, dass die neue Provinz den Zusatz „British“ erhält. Damit hatte sich auch der zweite Vorschlag - British Caledonia – erledigt, obwohl auch dieser eine Basis gehabt hätte. „Caledonia“ stand für Schottland und, sieht man vom Engländer James Cook einmal ab, waren es Schotten, die Kanadas Westküste erschlossen. An dieser Schiffsstraße dehnt sich auch die Zeit, denn die Landschaft ist das Ergebnis von 200 Millionen Jahren Erdgeschichte, die wir, mit der Sonne im Gesicht und zurückgelehnt, nun genießen dürfen.

      In Prince Ruppert läuft die „Queen“ pünktlich um 22 Uhr 30 ein, aber dennoch bestätigt sich die gebuchte Übernachtung als richtig, denn als der Alaska-Anschluss nach vierzig Minuten seinen Anker lichtet warten wir noch immer und schauen zu, wie die Fahrzeuge aus dem Bauch unseres Schiffes rollen. Erst danach sind die Passagiere an der Reihe. Dass vierzig Minuten nicht reichen würden, hatte ich nicht geahnt, doch ich wusste, dass keines der beiden Fährsysteme seine Abfahrtszeiten zu Gunsten eines Anschlusses verschiebt, und hatte auch mit möglicher Verspätung gerechnet. Das nächste Warten war an der Shuttlebus-Haltestelle des Fährterminals vorprogrammiert, weil Samstagsnacht dieser Bus nicht fährt. Und wenn das die dort bereits „diskutierende Menge“ begriffen hat, dann wird die Schlange am Taxistand sehr schnell sehr lang. Also ziehen wir unsere Koffer schnellstens „Richtung Stadt“ und fangen vor dem Terminal ein Taxi ab. Zwanzig Minuten später zahlen wir 6.50 $ und sind für heute am Ziel. Das „Coast Prince Ruppert“, gezielt ausgesucht, bestätigte auch seine Internet-Beschreibung: Ordentlich, sauber und gleichzeitig eine Haltestelle der Fährbusse. Wir werden also keine Koffer schleppen müssen, wenn es weitergeht.

      Prince Ruppert, am Ende des Yellowhead Highways, liegt an der Mündung des Skeena Rivers auf Kaien Island. Mit guter Infrastruktur und umgeben von bewaldeten Bergen, Inseln und fischreichen Gewässern lockt es jährlich mehr als 300.000 Besucher an. Innerhalb der Stadt spielt die Cow Bay eine Sonderrolle. Sie gilt als romantisch und gemütlich, und weil sie einer der ältesten Stadtteile ist, stehen auch


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