Herzensöffnung (2): Versöhnung. Hero Leander

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Herzensöffnung (2): Versöhnung - Hero Leander


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denn das war ja Ihre Initiative.“

      „Nein, nein, so war es nicht. Ich habe auch nur im Auftrag meines jetzigen Schwagers gehandelt.“

      „Sven, seien Sie nicht dumm. Das muss doch der neue Betreiber nicht wissen. Sie haben diese Feier in unser Hotel gebracht und sind dadurch positiv aufgefallen. Genießen Sie Ihren Erfolg“, meinte Svens Chefin.

      Zur gleichen Zeit wurden Maria und Wolfram drei Etagen höher munter. Sie lag in seinen Armen und träumte vor sich hin.

      „Bist du jetzt glücklich?“, wollte Wolfram wissen.

      „Ja, überüberglücklich! Als du die erste Ansprache gehalten hast und von mir sprachst, fand ich es nicht so toll, dass du so viel von mir und uns erzählt hast. Aber als ich mich später mit dem einen oder anderen aus unserem Dorf unterhalten habe, da verstand ich dich. Einige haben gestern wirklich umgedacht. Ich weiß, du hast immer gesagt, dass sie das tun werden. Ich habe es nicht glauben können. Du hast es geschafft. Danke! Danke! Danke!“ Marias Augen strahlten vor Glück. Sie umarmte ihren Wolfram, küsste ihn und wäre am liebsten den ganzen Tag mit ihm im Bett geblieben.

      Da klopfte es an der Tür, welche zum Kinderzimmer führte. Wolfram rief: „Kommt rein!“ Die Tür öffnete sich und fünf Kinder kamen auf die beiden zugerannt. Gerda und Kai kamen etwas verhalten, während Eva, Laura und Julia das Bett ihrer Eltern stürmten.

      „Aber wir dürfen doch gar nicht ins Zimmer, wenn eure Eltern noch im Bett liegen“, meinte Gerda zu Eva.

      „Doch!“, antwortete diese. „Das machen wir zu Hause oft so. Komm einfach mit. Zu fünft macht es bestimmt noch mehr Spaß als sonst zu dritt.“ Maria und Wolfram kannten das schon aus Sonnenberg. Sie taten so, als ob sie Angst hätten, und verkrochen sich unter der Bettdecke. Nun zerrten die Kinder an der Decke und hatten großen Spaß dabei. Plötzlich gab die Decke nach. Gerda und Kai blieben wie versteinert stehen.

      „Eure Eltern haben ja gar nichts an“, rief Gerda entsetzt.

      „Na und“, meinte Laura. „Die schlafen doch immer so.“

      Maria war nun etwas verlegen, weil sie nicht daran gedacht hatte, dass Jansens Kinder ja anders groß geworden waren.

      Wolfram zog die Decke wieder zurück und meinte: „Gerda, sieh mal, wenn Eva, Laura und Julia baden gehen, haben sie auch nichts an. Bei uns ist das ganz normal! Frag Eva.“

      „Stimmt das?“, fragte sie jetzt Eva.

      „Ja, bei uns am See baden die Erwachsenen auf der linken Seite mit Badeanzug und rechts ohne. Das stört zu Hause niemanden. Wenn wir baden, dann baden wir immer ohne was an. Mamma und Pappa auch. Das ist doch nicht schlimm.“

      Doch Gerda und Kai sahen das doch etwas anders. So etwas waren sie von zu Hause nicht gewöhnt. Um dieser Diskussion ein Ende zu machen, sagte Maria: „Jetzt geht euch erst mal waschen und anziehen, dass wir frühstücken gehen können.“

      Nachdem die Kinder ins Bad gerannt waren, zogen Maria und Wolfram sich an. Als alle fertig waren, fuhren sie mit dem Fahrstuhl runter in den Saal, wo das Frühstücksbuffet auf sie wartete. Von den anderen der Hochzeitsgesellschaft war noch niemand im Saal. Wolfram meinte: „Kinder! Ihr dürft so viel essen, wie ihr wollt. Heute dürft ihr euch selbst etwas nehmen, wie die Erwachsenen. Das gilt auch für euch, Gerda und Kai.“ Die kleine Julia nahm Wolfram auf den Arm, damit sie zeigen konnte, was sie essen wollte.

      Als alle am Tisch saßen, ging Wolfram zum Kellner und fragte, ob der Rest vom kalten Buffet von gestern Abend wie abgesprochen in zwölf gleiche Pakete verpackt worden sei. Der Kellner nickte, woraufhin Wolfram meinte, dass er diese Pakete nachher abholen wolle. Dann setzte er sich zu Maria und den Kindern und frühstückte erst mal reichlich.

      Nach einer Viertelstunde kam Sven ganz aufgeregt an den Tisch und sagte: „Wisst ihr, was heute Früh hier los war? Es gab eine Belegschaftsversammlung und wir wurden informiert, dass das Hotel verkauft worden ist und dass ich jetzt Bereichsleiter für den Gästebereich bin. Wolfram, ich weiß nicht, wie du das machst. Aber du hattest schon wieder recht, als du sagtest, ich solle erst mal abwarten. Ich werde auch mehr verdienen. Das Jahr fängt wunderbar an. Dabei war ich so in Sorge.“

      „Weiß Andrea das schon?“, fragte Maria.

      „Ja, ich komme gerade von oben. Sie liegt noch im Bett. Ich musste leider schon recht früh raus, wegen dieser Belegschaftsmitteilung.“

      „Sven“, sagte Wolfram, „die Wege des Herrn sind unergründlich! – Kannst du veranlassen, dass die Pakete vom gestrigen kalten Buffet mitnahmefertig sind? Wir wollen sie nachher mit ins Dorf nehmen, wenn wir die beiden Kinder zurückbringen.“

      „Na klar. Schließlich bin ich seit heute auch für die Küche verantwortlich.“

      Nach dem Frühstück zogen sie sich warm an, holten die zwölf Pakete aus der Küche und fuhren mit ihrem Leihauto rüber ins Dorf Håp Land. Dort ging es aber zuerst in die Dorfschenke, um eine Einladung für den Nachmittag zu hinterlegen. Sie baten den Wirt, diese ins Fenster zu hängen. Mit einem von den zwölf Paketen war er dann auch überzeugt und klebte die Einladung ins Fenster, sodass man sie von außen lesen konnte. Anschließend fuhren sie zu den Eltern von Gerda und Kai. Olaf und Ivonne freuten sich, dass sie ihre Kinder wiederhatten. Sie bedankten sich auch noch einmal, dass Maria und Wolfram sie so problemlos im Hotel untergebracht hatten. So hatten Olaf und Ivonne bis zum Schluss mitfeiern können. Olaf fragte trotzdem: „Gab es irgendwelche Probleme mit unseren beiden Kindern?“

      Maria und Wolfram sahen sich an und schüttelten die Köpfe. Wolfram übergab Ivonne eins von den zwölf Paketen. „Das ist für euch. Esst es schnell auf. Es wird sich nicht lange halten.“

      „Aber das ist doch nicht nötig. Das können wir nicht auch noch annehmen“, meinte Olaf.

      „Dann müssen wir es wegwerfen. Das wäre aber schade. Im Hotel darf es nicht mehr verwendet werden. Wer soll es also essen?“, entgegnete Wolfram.

      „Dann geben Sie es doch Marias Eltern“, meinte Ivonne.

      „Das ist nur eins von zwölf Paketen. Natürlich bekommen Marias Eltern auch eins. Dann sind aber immer noch zehn Pakete im Auto“, erwiderte Wolfram. „Olaf, Sie kennen die Leute im Dorf. Wie viele Familien haben so gut wie kein Einkommen?“

      „Es sind außer uns noch sieben Familien. Warum fragen Sie?“ Da rief Wolfram die Kinder und sagte zu ihnen: „Wollt ihr uns helfen?“ Aus fünf Mündern kam ein eindeutiges Ja.

      „Dann nehmt bitte die Pakete, die ich euch gleich aus dem Auto gebe, und tragt sie zu den Familien, die euch Onkel Olaf beziehungsweise euer Pappa sagen wird. Nehmt erst einmal vier Pakete und holt dann die anderen drei. Für die Kleinen ist das sicher zu schwer.“

      „Aber von den Familien waren gestern gar nicht alle bei der Feier“, gab Olaf zu bedenken.

      „Dann hatten sie vielleicht ein ähnliches Problem wie ihr. Umso mehr werden sie sich freuen.“ Zu Eva gewandt sagte Wolfram: „Eva, du bist doch schon groß. Sage bitte, dass es von gestern übrig ist und wir uns sehr freuen würden, wenn sie dieses Geschenk annehmen würden. Und ihr, Laura und Gerda, helft ihr bitte dabei. Wir müssen die leckeren Sachen sonst wegwerfen. Sagt ihnen das.“

      Er nahm die Kinder mit zum Auto, gab den großen vier Pakete und nahm noch einmal vier Pakete mit ins Haus. Die Kinder liefen los – zumindest die drei großen wussten ja, wo jeder wohnt.

      Im Haus gab er Ivonne noch ein Paket und sagte: „Es sind einfach zu viele. Da müsst ihr uns noch eins abnehmen. Für Marias Eltern liegen auch noch zwei im Auto.“

      Die anderen drei Pakete legte er in der Küche ab. Hier fragte Ivonne: „Stimmt es, dass … wie soll ich das sagen? Gerda sagte mir, dass Sie gar nichts anhatten, als sie mit Ihren Mädchen zu Ihnen ins Schlafzimmer gekommen sind. Das hätte ich von Ihnen und vor allem von Maria nicht gedacht.“

      „Ivonne, wir klären das besser mit Olaf und Maria. Ich möchte nicht, dass hier ein völlig falsches Bild entsteht.“


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