Die medial-historische Entwicklung des Damen-Skispringens. Luis Holuch

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Die medial-historische Entwicklung des Damen-Skispringens - Luis Holuch


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Abbildungen

       Tabellen

       1. Prolog

      Es ist der 23. Februar 2017. Gegen sieben Uhr abends. Soeben hatte sich mein Freund und Kollege Roman Knoblauch via Nachricht bei mir verabschiedet. Er gehe jetzt mit seinem kongenialen Co-Kommentator Hans-Peter Pohl zum Abendessen. Und ich? Ich sitze allein an einem Tisch des Braugasthofs Falkenstein in Pfronten im Ostallgäu, genehmige mir ein handgebrautes Bier und Pfrontener Liebstes (Schweinemedaillons mit buntem Gemüse, Champignons und Eierspätzle).

      Könnte schlimmer sein, oder? Klar, schlimmer geht immer.

      Doch nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres werde ich das Gefühl weiterhin nicht los, dass es nicht wirklich läuft. Kann es ja auch nicht, nach fast zwei Dutzend Bewerbungen, die entweder im Sande oder in Absagen hinein verliefen.

      Ich bin ambitioniert, ehrgeizig, habe eine Vision und sehe meinen Traumjob Sportkommentator als Berufung, nicht nur als Beruf. Doch, ist das schon zu viel? Ich bin knapp 22 Jahre alt, habe ein Bachelorstudium in der Tasche, aber keinen Einstiegsjob. Doch warum? Keine Ahnung. Im typischen Bewerbungskreislauf des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts dominieren in Antworten auf Bewerbungen Phrasen und vorformulierte Stehsätze.

      Das komplette Gegenteil von mir und wie ich Sprache auffasse. Vor allem deshalb bin ich hin und wieder aufbrausend und harsch. Ich verstehe es einfach nicht. So werde ich nie herausfinden, was an meiner Persönlichkeit und meinem Lebenslauf falsch oder noch nicht ganz astrein ist. „Glaub mir Luis, du bist das größte Talent, das ich kenne. Und das in deinem Alter, da war meine Karriere eigentlich schon tot, bevor sie richtig begonnen hat. Irgendwann wirst du deine Chance kriegen“, wurde Roman im Laufe der Monate nicht müde zu betonen. Ich glaubte mich selber ja auch schon sehr weit zu sein und alle Anlagen zu besitzen, um es ganz nach oben zu schaffen. Doch ich hing fest und der Knoten wollte sich auch nicht lösen. Mehr noch: in diesem Moment war ich tieftraurig, nicht bei diesen Nordischen Ski-Weltmeisterschaften dabei zu sein. „Du hättest deine helle Freude hier“, sagte Roman, kurz bevor er ging.

      Klar, ich war im Oktober schon in Lahti gewesen und es hatte mir auch ohne WM schon sehr gut dort gefallen. Doch auch diese Reise, ein unfassbares Erlebnis, schien an mir vorbeigezogen zu sein wie ein schlechter Film. Das galt ohnehin für das zweite Halbjahr 2016. Bis ich im Januar in Oberstdorf bei den ersten Großschanzenspringen der Damen so großartige Erlebnisse hatte und mich mit tollen Menschen austauschen durfte und nach den ganzen gesundheitlichen Hiobsbotschaften neuen Mut und neue Energie gefasst hatte. Doch irgendwie scheint sie wieder etwas verpufft zu sein. Und dennoch: ich setzte mir das Ziel, dass diese Nordische Ski-WM die letzte ist, bei der ich nicht vor Ort sein oder zumindest berichten würde.

      Grundsätzlich ist vorweg anzumerken, dass sich dieses Buch auf das Ressort Sport im Journalismus konzentriert. Dieser Schwerpunkt wird weiter eingegrenzt dadurch, dass es ausschließlich um die Sportart Skispringen und nur um den Skisprung der Damen gehen soll; also wird das Themenfeld weiter eingegrenzt.

      Des Weiteren beschäftigt sich dieses Buch, wie im Titel schon erwähnt, mit zwei speziellen Gesichtspunkten des Damen-Skispringens: zum einen gibt es einen Fokus auf die Medienberichterstattung über die Sportart und zum anderen auf die historische Entwicklung dieser. Bei der ursprünglichen Bachelorarbeit handelte es sich um eine qualitative Untersuchung, Zahlen und Daten spielen also hauptsächlich bei der Betrachtung der historischen Entwicklung eine Rolle. Zudem soll klar gestellt werden, dass das Damen-Skispringen zwar als Sportart in den Medien jung sein mag, jedoch schon deutlich länger existiert, als in eben jenen Medien dargestellt oder abgebildet.

      Das Damen-Skispringen als solches wird in Kapitel zwei detailliert vorgestellt. Dieses beschäftigt sich mit der Frage nach Ablauf und Regeln der Sportart Skispringen, der Geschichte und Entwicklung des Damen-Skispringens und bietet zudem noch einen Blick auf das aktuelle Wettkampfgeschehen (Stand: nach der Saison 2016/2017), sowie auf die erste Teilnahme der Skisprungdamen bei den Olympischen Winterspielen im russischen Sochi im Jahre 2014.

      Im folgenden Kapitel wird der Workflow in der Skisprungberichterstattung dargestellt und erläutert. Dies soll die Frage, wie Journalisten arbeiten, konkret beantworten. Es werden Veränderungen in der Arbeitsweise und in der Qualität dargestellt. Das Kapitel beschäftigt sich zudem mit den Problemzonen in der Berichterstattung. Diese werden anhand von Schilderungen des Ex-Skispringers und ZDF-Experten Jens Weißflog beschrieben, welche aus seiner 2014 erschienenen Biografie stammen.

      Das vierte Kapitel enthält die Befragungsergebnisse der Leitfadeninterviews. Die zentralen Aussagen der Befragten werden hier dargestellt und näher erläutert und interpretiert. Zudem soll eine Gegenüberstellung unterschiedlicher Betrachtungsweisen und Bewertungen der Medienberichterstattung und der Entwicklung der Sportart erfolgen.

      Das Fazit in Kapitel fünf enthält schließlich die wesentlichen Erkenntnisse der Abhandlung und leitet aus diesen eine Handlungsempfehlung ab. Diese konzentriert sich ebenfalls sowohl auf die sportliche Perspektive als auch auf die journalistische.

      Im Anhang befinden sich neben den transkribierten Interviews sowie eine Übersetzung dieser, die nicht in deutscher Sprache geführt wurden, die verwendeten Literatur-, Web- und Buchquellen.

      Als weiterführende Information befinden sich dort zudem Steckbriefe der Interviewpartner – (ehemalige) Skispringerinnen, Journalisten und befragte Personen aus der Aktivenszene des Damen-Skisprungs.

      Das Ziel dieser Abhandlung ist es, einen detaillierten Überblick über die sportliche Entwicklung und Organisation des Damen-Skispringens zu bieten und diese, sowie den aktuellen Stand und Zukunftsperspektiven zu beleuchten. Zudem soll ein Eindruck über die mediale Darstellung des Damen-Skispringens – hauptsächlich qualitativ, aber auch quantitativ – vermittelt und bewertet werden.

       2. Untersuchungsgegenstand: Damen-Skispringen

      Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Vorstellung des Abhandlungsgegenstandes, nämlich der Sportart Damen-Skispringen. Zu diesem Zweck werden zunächst die Regeln der Sportart ganz allgemein und der Wettkampf erklärt. Darauf folgend wird auf Regelspezifizierungen für das Skispringen der Damen eingegangen.

      Es folgen detaillierte Ausführungen über die Geschichte des Damen-Skispringens, welche eine zentrale Komponente dieser Abhandlung ist. Neben Erläuterungen der Wettkampfsaisons wird auch eine Auflistung von Meilensteinen für das Damen-Skispringen vorgenommen, um so die Entwicklungsschritte bis zum Jahr 2017 darzustellen. Des Weiteren werden die ausgetragenen Wettkämpfe vorgestellt, sowie Veranstaltungsorte und teilnehmende Nationen thematisiert.

      Dieses Unterkapitel beginnt mit einer Erläuterung der allgemeinen Regeln in der Sportart Skispringen.

      Dabei geht es um die Wettkampfdurchführung per se, sowie die wichtigsten Regeln in Bezug auf die Ausrüstung der Springer und Springerinnen und Regularien für Skisprungschanzen. Das Reglement für die jeweiligen Geschlechter ist jedoch nicht identisch, sodass die Spezifizierungen für den Damen-Weltcup in einem gesonderten Unterkapitel dargestellt werden.

       2.1.1 Allgemeine Regeln und der Ablauf eines Skisprungs

      Grundsätzlich beschreibt der Begriff Skispringen das Springen von einer Schanze mit Ski an den Füßen. Die Aufgabe eines Skispringers sei es „mit möglichst wenig Anlauf möglichst wie zu springen“, sagt der deutsche Bundestrainer der Männer, Werner Schuster, in der ServusTV-Dokumentation Überflieger – die Kunst des Skispringens.

      Und er ergänzt „und das in einer Situation, wo es zählt“ –


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