Echnaton im Feuersturm. Mario Monteiro

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Echnaton im Feuersturm - Mario Monteiro


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Hände. Ziemlich nassgeschwitzt sahen sie aus. Trotz laufender Klimaanlage.

      »Sie fuhren also von zuhause weg und dann ging’s direkt an den Strand?« Hellwig sah ihr in die Augen. »Ich meine, ohne Umwege? Sie haben vor ihrer Abfahrt nicht jemand getroffen, der sich an Sie erinnern könnte? Sie fuhren also ohne weiteren Umweg direkt ans Meer. Und Sie haben auf dem Weg ans Meer niemand getroffen? Nirgends vorbeigeschaut? Immerhin. Es hätte doch sein können …?«

      »So früh doch nicht«, antwortete sie keck. »Wen soll ich denn getroffen haben. Sagte doch schon, dass ich direkt an die See gefahren bin.«

      Ob sie vielleicht nicht doch so ganz kurz in der Villa Birnbaum vorbeigesehen hätte. »Nur einen Moment vielleicht?«, erkundigte sich Hellwig. »Um etwas abzuholen oder dort zu lassen. Schließlich war doch Herr Birnbaum Ihr Chef?«

      Hellwig schien es, als ob Farbe aus Ihrem Gesicht gewichen wäre. Trotz der Schminke »Ich sagte doch schon, dass ich freitags meinen freien Tag habe.« Es klang ziemlich patzig. Dann betupfte sie die schweißnasse Stirn mit ihrem Seidentüchlein.

      »So, sagten Sie das?«, täuschte der Kommissar. »Waren Sie nun am Freitag Morgen in der Villa Birnbaum oder nicht?«

      »Nein.«

      »Und dennoch stellten Sie Ihren Wagen in einem Seitenweg der Lessing Straße ab?«

      Herrgott noch mal. Der Eichenweg, fiel ihr jetzt ein. Sie musste Zeit gewinnen. Plötzlich war sie mitten im Verhör.

      Kommissar Hellwig lächelte nicht mehr, als er einen gelben Zettel aus dem Aktendeckel holte. »Das hier ist ein Strafmandat, Frau Breitenbach. Links auf dem Eichenweg ist nämlich Parkverbot.«

      Mit eisigen Augen blickte er über den Tisch. »Sie glaubten wohl, so früh käme niemand vorbei, um Parksünder aufzuschreiben. Das war Ihr Irrtum. Und mitten im Eichenweg hatten Sie Ihren Wagen abgestellt, weil Sie in der Lessingstrasse nicht gesehen werden wollten. Sehen wir uns mal die Uhrzeit auf dem Strafzettel an. Um fünf Uhr vierzehn stand ihr Wagen im Eichenweg. Um diese Zeit waren Sie bereits im Hause von Herrn Birnbaum. Sie gingen durch den Hintereingang in den Garten. In der Küche säuberten Sie die Thermoskanne, hämmerte er auf das Mädchen ein. Die Spuren des schweren Giftes wollten Sie beseitigen. Denn Sie selbst schütteten die lebensgefährliche Substanz in die Kanne. Nichtsahnend bereitete Elfriede Biegner das Kaffeepulver für den nächsten Morgen vor. Die leere Giftampulle warfen sie noch am Abend zuvor in den Müll. Und wieder hatten Sie Pech. Denn am anderen Morgen stieß der Müllwagen mit einem Bus zusammen Die Leute vom Müll verspäteten ihr Tour um eine Stunde. Zeit genug für uns, um das leere Gläschen in der Abfalltonne zu finden. Sie, Frau Breitenbach, sind die Mörderin von Friedrich Backhaus!«

      Suzanne brach zusammen und schluchzte, als sie Hellwig abführen ließ.

      Nach dem Mittagessen fragte Herbert Hellwig seinen Assistenten: »Wie war das eigentlich mit dem Unfall von Backhaus. Schon was rausgekriegt?«

      »Stimmt genau«, berichtete der Assistent. Backhaus hatte vor Jahren tatsächlich einen schweren Motorrad-Unfall. Damals verletzte er sich die linke Hand, während die rechte ihre volle Kraft behielt.

      Hellwig grinste »Wie war das noch mit den Würgespuren an Birnbaums Hals?«

      Besserer nickte. »Stimmt genau, rechts hat er viel stärker zugepackt.«

      »Aber trotzdem«, meinte der Assistent. »Backhaus hin oder her. Was ist nun mit Polle? Hatte er nicht auch sein Tatmotiv?«

      »Ganz zweifellos«, gab Hellwig zu. »Doch manchmal spielt das Schicksal mit. Vor einer Stunde hat die Staatsanwaltschaft Bernhard Polle aufgestöbert. Zwei Tage nach seiner Entlassung aus der Strafanstalt erlitt Polle einen schweren Schlaganfall. Er sitzt gelähmt in einem Rollstuhl und muss gefüttert werden. In seinen Händen kann er keinen Suppenlöffel halten.«

      RHAPSODIA SUDAMERICANA

      Südamerikanische Lebenslust! Ein Gewitter aus brasilianischem Samba, Rumba aus der Karibik, Mambo und Merengue. Wer kam da noch mit?

      Die vorletzte Vorstellung am Freitag Abend. In weniger als sieben Minuten werden farbenprächtig bekleidete Künstler aus Kolumbien und Bolivien, aus Ecuador und Brasilien über die Bühne rauschen.

      Vorhang auf! Rasender Beifall. Nur Henry McSimpson in der ersten Reihe applaudierte nicht und selbst, als das noch immer beschwingte Publikum den Saal verließ, blieb er noch immer schweigend sitzen, denn der vermögende Amerikaner auf Platz 14 war zu dieser Zeit schon tot.

      Tod durch Ersticken, stellte ein eiligst herbeigerufener Arzt als Todesursache fest und das war in einem Festsaal erster Klasse so sonderbar, dass die Polizei gerufen wurde.

      Kriminalkommissar Hellwig besah sich den Toten sehr aufmerksam. Der Kopf der Leiche war nach vorne auf die Brust gesunken und es schien kein Anzeichen eines vergangenen Todeskampfes gegeben zu haben.

      Während die Fotografen den plötzlich verstorbenen Besucher von allen Seiten knipsten, fragte der Kommissar den eiligst herbeigerufenen Dr. Bellinghaus:« Wann trat der Tod nach Ihrer Meinung ein?«

      »Ungefähr vor zwei, vielleicht auch zwei und einer viertel Stunde«, meinte Dr. Bellinghaus und sah sich den Toten nochmals an.

      »Und wann begann die Vorstellung?« Diese Frage war an den Direktor des Theaters gerichtet.

      »Genau um 21 Uhr«, schoss der Show Bussiness Manager heraus.

      Hellwig sah einen Moment auf seine Uhr und berechnete die Zeit. Der verstorbene Revue-Besucher könnte infolgedessen den Beginn der Vorstellung noch erlebt haben.

      Im grellen Licht der Scheinwerfer zogen sie dem Amerikaner die Jacke aus, lösten seine Krawatte und öffneten das Hemd bis hinunter zum Gürtel. Vorsichtig fuhr der Kommissar mit seinem behandschuhten Zeigefinger auf der kalten Brust des Toten hin und her, bis er oberhalb der behaarten Brust an eine Stelle kam, die ihm besonders auffallen musste.

      »Und das hier?« Fragend blickte er Dr. Bellinghaus an.

      »Dies könnte vor Eintritt der Leichenblässe gerötet gewesen sein, vielleicht entzündet durch einen Insektenstich«, meinte Dr. Bellinghaus.

      »Dann müssten wir ja fast den Stachel finden«, und dabei schaute Hellwig seine umherstehenden Mitarbeiter belustigt an. Genau so, als ob er im Saal nach einer Wespe suchte.

      »Besorgen Sie mir doch bitte für morgen Abend eine Eintrittskarte für die Show«, bat er beim Abschied den Theaterleiter. »Vorzugsweise Reihe 1a und wenn möglich auf diesem Platz, den Mr. McSimpson heute Abend eingenommen hatte.« Ohne ein weiteres Wort verließ der Kommissar das Theater.

      Am nächsten Morgen begann die Obduktion des Leichnams, während man sich in Hellwigs Büro mit anderen Fragen beschäftigte. Fernschreiben und Mails gingen hin und her. Computerdaten über das Personal des Theaters wurden sorgsam geprüft und noch am frühen Nachmittag erhielt man eine komplette Liste aller Künstler der südamerikanischen Truppe.

      »Die Unterlagen sind jetzt komplett, Herr Kommissar«, sagte die sowohl adrette als auch pflichtbewusste Kriminalassistentin zu ihrem Boss.

      »Gut so«, meinte Hellwig. »Dann kann ich mir ja dieses Spektakel heute Abend auch ansehen.« Dabei sprach er mehr zu sich selbst.

      »Es wird Ihnen sicher gefallen, Herr Hellwig«, sagte die Assistentin leise. »Mir hat es sehr gefallen. Ich war gestern Abend dort. Allerdings …«, und dabei lächelte sie ein wenig, »vorletzte Reihe, da ist’s billiger.«

      Hellwig sah sie kurz an. »Gestern Abend also waren sie dort? Und fiel Ihnen da nichts Besonderes auf?«, wollte er wissen.

      »Eigentlich nicht. Nun, ich weiß nicht recht.« Sie wusste in diesem Moment wirklich nicht, was sagen sollte. Marianne überlegte kurz. »Ja, vielleicht. Ganz am Anfang. Das war wirklich richtig komisch. Da kam so ein brasilianischer Trompeter auf die Bühne. Wissen Sie, Herr Hellwig. Gleich als er anfangen wollte zu blasen. Da kam gar kein Ton aus der Trompete, die blies gar nicht. Vielleicht so ein


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