Cadwell und die Banditenstadt: Harte Western Edition. Heinz Squarra

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Cadwell und die Banditenstadt: Harte Western Edition - Heinz Squarra


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Tage brauchte Mike Cadwell, bis er endlich hungrig und total entkräftet Dayton erreichte.

      Der Doc saß auf dem Stepwalk vor dem Saloon und sah ihn kommen.

      „Du solltest fit sein“, brummte er bitter. „Du bist ein Wrack — ein jämmerliches Wrack, das ich umblasen könnte.“

      „Verschiebe deinen Kampf, Doc. Ich will nicht kneifen, aber jetzt kann ich nicht warten. In welcher Richtung ist er geritten? Er muss doch hier gewesen sein?“

      „Dayton hat ihn gesehen“, sagte der Doc. „Er hat hier seine überflüssigen Pferde verkauft und ist nach Südosten. Du wirst ihn nicht mehr einholen.“

      „Einmal muss er anhalten.“

      „Er hat aber viel Gold — und vielleicht hat er es jetzt schon zu Geld gemacht. Ein Mann mit viel Geld kann überall untertauchen. Bleib hier.“

      Mike schüttelte den Kopf.

      „Nein, Doc. Wenn ich am Ende dieses Lassos bin, dann will ich umkehren und du sollst deinen Kampf haben. Jetzt aber muss ich weiter, denn die Fährte wird mit jedem Tag kälter.“

      „Und wenn ich dich hindere?“

      „Du wirst mich nicht hindern. Doc. Versuche es besser nicht — so dankbar ich dir bin, ich würde dich vielleicht über den Haufen schießen.“

      „Ah, ich weiß, dass du ein höllisch schnelles Eisen hast. Well, Mike Cadwell, dieser Name war vor einigen Jahren ein Begriff in Texas. — Auch ich komme aus Texas, Stranger —ich kenne deinen Ruf.“

      „Du wirst warten?“

      „Okay, du sollst deine Chance haben. Du brauchst nicht in diese Drei Hütten Stadt zurückzukommen. Ich werde dich finden, Cadwell.“

      Zusammen betraten sie den Saloon und stellten sich an die Theke.

      Der Wirt kam aus einem Hinterzimmer und verzog das Gesicht

      Der Doc lachte.

      „Ich habe dir doch gesagt, dass Cadwell wiederkommt, du Nashorn. Er wollte nicht glauben, dass dein Partner ein Schuft ist, Cadwell.“

      „Hat er meinen Wallach hier verkauft?“

      „Ja“, sagte der Wirt. „Ich habe ihm achtzig Dollar dafür gegeben.“

      „Das ist er auch wert“, brummte Mike. Er zählte seine Goldkörner auf den Tisch, denn Dayton wechselte auch Gold in harte Dollars um. „Was gibst du dafür, Dayton?“

      Der Wirt blickte erst das Gold an, dann Mike, dann den Doc und schließlich wieder das Gold.

      „Dreihundert“, sagte er widerstrebend.

      ,,Okay, zweihundertzwanzig und mein Pferd.“

      Eine Stunde später stand Mikes Pferd gesattelt auf der Straße. Mike zog sich schwerfällig in den Sattel und sah den Doc an.

      „Einen Rat“, sagte der Doc. „Reite langsam, lege öfters Pausen ein und schone dich — sonst schaffst du es nicht. Ich werde in sechs Monaten in San Antonio zum Rodeo kommen — ich hoffe, ich treffe dich dort.“

      Mike nickte vage und ritt an.

      „Ich werde kommen“, sagte er über die Schulter.

      6

      Mike Cadwell beherzigte den Rat des Doc. Er brauchte drei volle Wochen, bis er die kleine Stadt Riverton am Pecos River erreichte.

      Riverton bestand aus einer langen Straße, die zu beiden Seiten von verschieden großen Holzhäusern flankiert wurde. Die Straße selbst war breit, staubig und von tiefen Fahrrinnen durchfurcht. Nach der Mitte der Stadt zu wurden die Häuser größer und gerader.

      Riverton hatte drei Saloons, eine Bank und eine Poststation.

      Mike ging zuerst in die Bank. Er hielt es für sehr wahrscheinlich, dass Okland seinen Weg den Pecos heruntergenommen hatte und in dieser Stadt sein Gold in harte Währung umsetzte.

      Hinter dem Schalter stand ein schmalbrüstiger Clerk mit gelblicher Gesichtsfarbe, der über die blütenweißen Ärmel seines Hemdes schwarze Stulpen gezogen hatte. Der Mann reckte seinen spindeldürren Hals und blickte Mike fragend an.

      „Ist bei Ihnen ein Mann gewesen, der vor ungefähr drei Wochen Gold umtauschte? — Gold für zirka einhunderttausend Dollar?“

      Der Clerk riss die Augen auf und legte seinen Kopf noch schiefer,

      „So viel Geld haben wir nur selten im Safe“, sagte er bedauernd. „aber warten Sie mal — ja, da war ein Mann, der diesen Betrag umtauschen...“

      Der Clerk wurde plötzlich weggestoßen und dafür trat ein untersetzter Gent an den Schalter. Der Mann hatte ein breitflächiges Gesicht und wirkte fast brutal. Er war nach der neuesten Mode gekleidet und in seiner Krawatte steckte ein wertvoller Edelstein.

      „Sie wünschen?“, fragte der Mann eisig, während er Mikes abgerissene Kleidung schnell taxierte.

      „Sind Sie der Boss?“

      „Ja.“

      „Ich suche einen Mann, der vor drei Wochen einhunderttausend Dollar in Gold bei Ihnen flüssig machen wollte.“

      „Tut mir leid“, sagte der Mann hinter dem Schalter kurz. „Auskünfte werden hier nicht gegeben. — Mister Lewis, richten Sie sich danach, sonst sind Sie fristlos entlassen!“

      Mike lächelte knapp und ging hinaus. Was er von dem Clerk bereits gehört hatte, genügte ihm. Okland war also hier gewesen. Er hatte seinen Weg nach Texas genommen.

      Mike schlenderte unter den Vorbauten entlang bis zum ersten Saloon. Er trat in den Raum und ging langsam bis zur Theke. Außer ihm waren noch zwei Männer im Saloon. Hinter der Bar lehnte der Keeper und döste vor sich hin.

      „Einen Whisky“, sagte Mike sanft.

      Der Keeper füllte ein Glas und schob es über die Theke.

      Einer der Männer, die im Raum saßen, erhob sich und stellte sich neben Mike. Herausfordernd musterte er ihn.

      Mike trank sein Glas leer, nickte dem Keeper zu und stellte es ab.

      „Noch einen“, bestellte er.

      Durch die Tür kam ein neuer Gast. Er blickte den Mann neben Mike grinsend an und sagte:

      „Lute, der noble Gast hat eine verdammt feine Nase gehabt, dieser Bursche hat sich in der Bank nach etwas Bestimmtem erkundigt.“

      Schlagartig war Mike hellwach. Was war hier los? Nun erhob sich auch der dritte Mann und stellte sich an die Wand.

      Mikes Nachbar lachte böse.

      „Kommst du aus New Mexiko?“, fragte er Mike.

      „Ich komme aus Dayton, falls ihr dies meint“, sagte Mike, dabei spannte er unmerklich die Muskeln an und stemmte sich vom Bartisch etwas ab.

      „Red“, sagte der mit Lute angesprochene Mann, „versuch es!“

      Red kicherte. Es war der Mann hinter Mike.

      „Wohin willst du das Blei haben?“, fragte er mit verächtlich herabgezogenen Mundwinkeln.

      „Wer hetzt euch auf mich?“, fragte Mike.

      Lute zuckte die massigen Schultern.

      „Warum sollen wir es ihm nicht sagen? Er fährt in der nächsten Minute doch in die Hölle. Well, Stranger, da kam vor einigen Wochen ein Gent mit vielen Bucks durch diese Stadt. Okland hieß er, ich kenne ihn von früher, als er noch kein Gent war, sondern ein lausiger Buschklepper wie ich. Okland ist ein vorsichtiger Mann — und deshalb lebt er sicher auch noch. Er sagte uns, dass ein toter Mann in der Nähe von Dayton liegt, der bei seinem Wegritt noch seufzen konnte. — Ich verstehe selbst nicht, warum er dir das Seufzen nicht verdammt schnell abgewöhnte — nun, vielleicht scheute er sich, denn ein


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