Super, Mann!. Fabian Vogt

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Super, Mann! - Fabian Vogt


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liegt, dass es heutzutage eben nicht nur einen Anspruch an den Mann gibt – „Sei ein guter Ernährer!“ – sondern Dutzende. Jede und jeder hat eine diffuse Vorstellung davon, was einen Mann ausmacht und konfrontiert uns schonungslos mit all diesen radikalen Anforderungen. Ist doch so! Irgendwie sollen wir alles gleichzeitig sein: wunderbare Ehemänner, großartige Väter, fürsorgliche Söhne, erfolgreiche Geschäftsleute, gute Freunde, fleißige Haushaltsgehilfen, leidenschaftliche „Lover“ und glaubensstarke Visionäre. Kein Wunder, dass wir oft nicht mehr wissen, wo uns der Kopf steht.

      Höchste Zeit also für eine fröhliche Erkundungsreise: Was ist ein wahrer „Super-Mann“? Tja, wer sagt uns, welche Eigenschaften unser Mann-Sein gesund und stark machen? Und wie können wir gerne und ungehemmt Männer sein und bleiben, ohne dabei oberflächlichen Macho-Klischees auf den Leim zu gehen oder die Menschheit unter unserem Profilierungswahn leiden zu lassen? Das muss doch machbar sein. Himmel hilf!

      Nun: Weil solche Selbsterfahrungstrips allzu oft bierernst und ziemlich unentspannt daherkommen, geht es in diesem Buch in erster Linie darum, sich mal unterhaltsam mit den unterschiedlichen Männer-Rollen auseinanderzusetzen, denen wir so gerne genügen wollen. Heiter und gelassen. Das Mann-Sein ist schon herausfordernd genug. Und vielleicht hilft ja gerade ein unverkrampfter Blick auf unsere Rollen, unserer männlichen Sehnsucht Schritt für Schritt auf die Schliche zu kommen. Würde mich freuen, wenn es klappt.

      Herzlich

       Fabian Vogt

      PS: Liebe Frauen, die Ihr dieses Buch in die Hände genommen habt, um endlich zu begreifen, warum Eure Macker sich so verhalten, wie sie es tun, denkt daran: Wenn wir erst echte Männer sind, dann haben wir es nicht mehr nötig, uns als solche aufzuspielen. Ihr solltet diesen Aufklärungsprozess also mit allen Kräften fördern. Und vielleicht seid Ihr ja nach dieser Lektüre etwas gnädiger mit uns. Ganz bestimmt sogar.

       gerade so geschrieben habe

      Ich komme gerne abends nach Hause. Sehr gerne sogar. Nach einem langen Arbeitstag. Der Körper ist matt. Der Geist hat sich wund kommuniziert. Die Seele hängt noch halb auf der Autobahn. Und die Aussicht auf ein süffiges Glas Rotwein in meinem Ohrensessel erscheint mir wie ein Vorgeschmack auf das Paradies.

      Doch dann steht meine Frau in der Tür. Wie ein übereifriger Feldwebel. Nicht etwa bösartig. Oder gar mit Nudelholz. O nein. Sie sieht wundervoll aus. In ihrem ausgeleierten Labber-Shirt. Liebenswert und attraktiv. Und ihre Absichten sind ganz rein. Sie möchte mir nur – verantwortungsbewusst, wie sie ist – so etwas wie einen knappen Überblick über das Tagesgeschehen geben … und meine sich daraus ergebenden Pflichten sanft andeuten. Meist klingt das dann ungefähr so:

      Hallo! Gut, dass du endlich da bist! Wurde auch Zeit. Die Heizung gluckert seit heute Mittag so komisch. Schau doch bitte mal nach. Im Bad wird es gar nicht mehr warm. Ach ja, deine Mutter war auf dem Anrufbeantworter, sie wartet auf einen Rückruf. Was ganz Dringendes.

      Unser Sohn hat vorhin einen riesigen Spiderman aus Pappmaschee und Fango gebastelt, den du dir unbedingt angucken musst. Na, vielleicht soll das Schlamm-Ding auch Dumbledore darstellen. Irgend so ein Fantasy-Wesen eben. Ja, er wartet im Garten auf dich.

      Dieses hemmungslose Schluchzen ist übrigens unsere Tochter. Sie versteht Mathe nicht und heult seit über einer Stunde rum. Na, ich versteh’s auch nicht. Kümmer du dich bitte. Ihr müsst nur noch die Aufgaben 2 bis 49 machen. Das sollte in knapp einer Stunde erledigt sein. Morgen schreibt sie außerdem eine Arbeit in Biologie. Wiederhole doch bitte mit ihr noch mal alle Grundarten der Quastenflosser und das Paarungsverhalten schlesischer Frettchen.

      Ist das Brot, das du mitbringen solltest, in der Tasche? Sag ja nicht, dass du es vergessen hast.

      Warte. Richtig, da war noch was: Dein Kollege braucht dringend eine Kopie des Vertragsentwurfs mit Hamburg. Ganz dringend sogar. Na, er sagt: Bis Mitternacht reicht.

      Da fällt mir ein: Du bist doch heute dran mit Geschirrspülmaschine ausräumen. Und mit Treppe fegen. Von dem Elektronikschrott, der seit vier Wochen zum Bauhof soll, ganz zu schweigen.

      Außerdem fragt Alex, ob du heute Abend mit ihm in den neuen „Hobbit“-Film oder in „Stirb langsam 14“ gehen willst. Na, ich glaube ja nicht, dass das gut für dich wäre.

      Sag mal, ist dir eigentlich bewusst, dass du in letzter Zeit gar nicht mehr so oft joggen warst? Ich finde, man sieht’s auch. Da an den Hüften – und hier im Gesicht.

      Was noch? Genau! Hast du, wie besprochen, das Hotel für die Herbstferien gebucht? Da waren ja nur noch sehr wenige Zimmer frei. Und ich will auf jeden Fall Blick zum Meer. Auf jeden Fall!

      Außerdem bricht der Kaninchenstall auseinander. Nicht, dass unser Hoppelchen ausbüxt. Mich würd’s ja freuen, aber die Kinder wären untröstlich.

      Nicht zu vergessen: Der Steuerberater braucht kurzfristig eine umfangreiche Rückmeldung über deine unfassbaren Nebenverdienste als Autor von Männer-Büchern.

      Die Nachbarn wollen jetzt doch klagen, wenn unsere Äpfel weiter in ihre Einfahrt plumpsen. Wurde ziemlich laut heute.

      Davon mal abgesehen: Es wäre doch total schön, wenn wir zwei mal wieder einen Abend ganz für uns hätten.

      Manchmal nimmt mich meine Frau dann noch zärtlich in den Arm, streichelt mir einmal beruhigend über die Wange und flüstert mir ins Ohr: Du siehst müde aus, mein Schatz. Sehr sogar. Du solltest dringend etwas entspannen. Aber bitte erst, wenn du die ganzen Sachen erledigt hast.

      Und dann kommt er, der schneidende, der einzigartige Satz, der wie ein Damoklesschwert über fast der Hälfte der Menschheit hängt: Sei ein Mann!

      O ja, das wäre ich gerne. Wenn ich nur endlich wüsste, wie. Wie geht das? Ich sage mal so: Wenn ich meiner Frau glauben soll, dann hat Mann-Sein etwas damit zu tun, dass ich all die Rollen ausfülle, in denen sie mich braucht. Und in denen die Welt mich braucht. Und in denen mich die Gesellschaft Europas so gerne erfolgreich sehen möchte.

      Denn: Ist euch das aufgefallen? Innerhalb der zwei Minuten, die der allabendliche Rapport meiner Frau im Schnitt dauert, spricht sie rund 10 bis 12 unterschiedliche Profile an, 10 bis 12 männliche Bewährungsfelder, rund ein Dutzend Herausforderungen, denen ich mich zu stellen habe. Ja, schon bei einem einzigen Nach-Hause-Kommen, wie ich es eben beschrieben habe, wird mir ein ganzes Panoptikum an Typen vorgesetzt, in die ich hineinschlüpfen und deren Zuständigkeiten ich – bitte schön – erledigen darf. Vom Reparateur über den Erzieher. Vom Laufburschen bis zum Organisator. Und vom Kulturfreak bis zum Haushaltsgehilfen. Letztlich bis zum „Retter der Menschheit“. Und weil in jedem lässigen Mann von Anbeginn der Welt ohnehin der Wunsch steckt, der „Retter der Menschheit“ zu sein, reiben wir uns darin auf, jede dieser Rollen bis zur Perfektion auszufüllen und zu vollenden.

      Um es gleich zu Beginn zu sagen: Grundsätzlich habe ich da gar nichts dagegen. Ja, ich merke, dass ich das sogar möchte. Ich möchte gerne den vielfältigen Aufgaben und Anforderungen gerecht werden und Vater, Sohn, Kollege, Freund, Ehemann, Sportler, Glaubender und was weiß ich noch alles sein. Es ist eine unvorstellbare Bandbreite an Wesenszügen, die ich nicht missen möchte – und die das Leben bunt und abwechslungsreich macht. Aber es ist eben auch überaus anstrengend. Zeitraubend, nervenaufreibend und manchmal ziemlich frustrierend.

      Deswegen gestehe ich hier offen: Bisweilen schaue ich doch ein wenig neidisch auf meinen Großonkel Hellwig, der sein Leben lang zu Hause keinen Finger krumm gemacht und alles, wirklich alles meiner Großtante Roswitha überlassen hat. Bis heute unvorstellbar, dass Hellwig sich etwa selbst ein Wurstbrot schmiert, ein kühles Bier aus dem Getränkekeller holt, den Rasen mäht oder eine Glühbirne wechselt. Er wüsste wahrscheinlich gar nicht mehr, wie das geht. Wenn er es denn überhaupt je wusste. Sein reizendes Lebensmotto lautet: „Ich hab die Knete heimgebracht, dafür soll Rosi es mir schön machen. Und zwar dalli.“

      Ich habe meiner Frau dieses bewährte, traditionsreiche und klar strukturierte Beziehungsmodell mal mit einer brillanten Power-Point-Präsentation vorgestellt.


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