Chronik von Eden. D.J. Franzen

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Chronik von Eden - D.J. Franzen


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      »Ich lebe nicht mehr. Ich habe etwas viel besseres gefunden.« Langsam nahm er das Tuch von seinem Gesicht und enthüllte seine schrecklich entstellten Züge.

      »Scheiße!«, entfuhr es Sandra. »Das tut mir so leid. Ich wusste ja nicht …«

      »Ich mache dir keine Vorwürfe.« Frank lächelte, was aber mehr bizarr als andere wirkte. »Stattdessen bin ich gekommen, um dir ein Angebot machen.«

      »Ein Angebot? Was denn für ein Angebot?«

      »Ich lebe jetzt zwischen den Welten, bin halb am Leben und zur Hälfte tot. Aber ich bin unsterblich, und die anderen Untoten sind meine Diener. Schließe dich mir an, und wir werden gemeinsam über die Welt herrschen. Sei meine Königin! Was sagst du?«

      »Deine Königin?!?«

      Fassungslos starrte Sandra auf das Ding, das einmal Frank gewesen war. Es strahlte Kälte aus, doch zugleich schien es auch Macht zu atmen. Was war nur aus dem Menschen geworden, den sie einst gekannt hatte?

      Dann fiel unvermittelt ein Schuss.

      *

      Kurz zuvor

      Eine Gruppe von zehn Soldaten bewegte sich leise und schnell am Zaun des Stützpunkts entlang. Ihre Mienen waren konzentriert, die Waffen geladen und entsichert.

      »Denkst du wirklich, wir finden denjenigen, der den Hummer gefahren hat?« Peter Immenhoff hatte leise und mit Skepsis in der Stimme gesprochen.

      »Falls nicht, haben wir es wenigstens versucht«, gab Jörg Weimer, der die Soldaten anführte, ebenso leise zurück. »Der Mann hat durch seine mutige Tat schließlich einer ganzen Gruppe Immuner das Leben gerettet. Da sind wir es ihm zumindest schuldig, nach ihm zu suchen.«

      Übergangslos blieben die Männer stehen. Sie hatten den Hummer gefunden!

      Das schwere Fahrzeug war von einer größeren Horde Zombies umringt, die jedoch einen respektvollen Abstand dazu einhielten. Nicht allzu weit von der Fahrertür entfernt stand ein Mann. Er schien fast beschwörend auf den Lenker des Wagens einzureden.

      »Wer ist das?« Immenhoffs Stimme war kaum mehr als ein Lufthauch, während er mit dem Daumen auf den Mann neben dem Hummer deutete.

      »Ich weiß es nicht.« Weimer zuckte mit den Schultern. »Aber wir müssen den Fahrer auf jeden Fall da rausholen.«

      Der Rest der Kommunikation ging mittels Handzeichen vonstatten. Die Soldaten legten an, und als Weimer die entsprechende Geste machte, krachte der erste Schuss.

      Der Mann neben dem Auto riss den Kopf herum. Gleichzeitig verhüllte er sein Gesicht mit einer fließenden Bewegung, so dass seine Erscheinung jetzt an die eines Wüstennomaden erinnerte. Mit ein paar schnellen Schritten stellte er sich vor die Motorhaube des Wagens, so dass er den Fahrer desselben verdeckte, wobei dieser auch zuvor schon durch dir spiegelnde Scheibe hindurch mehr zu erahnen als zu erkennen gewesen war.

      Mittlerweile hatten die anderen Männer aus Weimers Truppe ebenfalls geschossen, und es lagen acht Zombies am Boden, die sich nicht mehr rührten. Wie auf Kommando setzte sich der Rest der Untoten in Bewegung und griff die Soldaten an. Doch diese verkauften ihr Leben so teuer wie möglich, denn keiner von ihnen verspürte auch nur die geringste Lust, als »kleines Frühstückchen« zu enden.

      *

      Sandra saß starr da. Ihre Gedanken rasten. Franks Schicksal hatte sie wie ein mentaler Schlag getroffen, von dem sie sich nur langsam erholte. Nur am Rande ihres Bewusstseins hatte sie mitbekommen, dass Soldaten aufgetaucht waren und das Feuer auf die Untoten eröffnet hatten.

      Frank hatte sich im selben Moment so vors Auto gestellt, dass sie nicht versehentlich getroffen werden konnte. Hatte er denn gar keine Angst, selbst im Kugelhagel zu sterben?

      Die Soldaten kämpften wie besessen, doch der Übermacht der Zombies konnten sie nicht lange standhalten. Schon wurde dem ersten von ihnen das Gewehr aus den Händen gewunden. Der Mann schrie auf, dann erstarb der Laut in einem feuchten Gurgeln, als die Zähne des Untoten Kehle und Schlagader des Soldaten zerfetzten.

      Derweil redete Frank unablässig weiter auf Sandra ein. Aber seine Worte rauschten in ihren Ohren wie ein starker Wind in den Kastanien. Sie konnte ihnen einfach keinen Sinn mehr entnehmen, war viel zu aufgewühlt und zu verunsichert.

      In der Zwischenzeit fielen drei weitere Soldaten unter den gierigen Bissen der Zombies. Das Blut spritzte, und die Schreie der Männer drangen merkwürdig verzerrt an Sandras Ohren, in denen ihr Herz so laut pochte, als würde es ihr jeden Moment aus der Brust springen. Die ganze Szenerie war ein einziger fleischgewordener Albtraum.

      Sandra schüttelte sich. Über das wirre Zeug, das Frank ihr erzählte hatte, würde sie später nachdenken müssen. Nun musste sie zuerst den Männern helfen, die offenbar gekommen waren, um nach ihr zu sehen.

      Der V8 des Hummer erwachte röhrend zum Leben. Fast im gleichen Moment machte das Fahrzeug einen Satz nach vorne. Frank wurde wie eine Spielzeugpuppe beiseite geschleudert und blieb mit verrenkten Gliedern liegen. Gleichzeitig schien der Angriff der Zombies an Intensität zu verlieren.

      Als Sandra den Wagen neben den Soldaten zum Stehen brachte, waren noch vier von ihnen auf den Beinen. »Los, rein da!«

      Die Männer ließen sich das nicht zweimal sagen und sahen zu, dass sie in das Fahrzeug kamen. Gerade als der letzte von ihnen die Tür hinter sich schließen wollte, wurde er von zwei starken Armen gepackt und wieder nach draußen gerissen. Ein lautes Knacken kündete davon, dass ihm offenbar das Genick gebrochen worden war.

      Sandra gab Stoff und raste davon, die restlichen Zombies hinter sich zurücklassend. Als sie weit genug von ihnen entfernt war, wendete sie den Hummer und fuhr zum Haupttor zurück.

      Wie sie es gehofft hatte, öffnete sich das Tor wie von Geisterhand bewegt vor ihnen und ließ sie passieren. Doch es waren ebenfalls schon wieder Zombies hier eingetroffen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund schienen sie sich regelrecht zusammenzurotten.

      Das Haupttor wurde auf der Innenseite von einer größeren Gruppe Soldaten gesichert. Als der Hummer sie passiert hatte, eröffneten diese ein regelrechtes Sperrfeuer auf die Untoten.

      Als das Stahlgatter begann, sich wieder zu schließen, rief plötzlich einer der Verteidiger: »Verdammt, diese blöden toten Viecher blockieren das Tor. Ihr müsst sie früher erwischen!«

      Ende des dritten Buches der Chronik von Eden

      Viertes Buch: Babylon

      von Dave Nocturn

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