Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums. Horst-Joachim Rahn

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Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums - Horst-Joachim Rahn


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wenn es uns gelungen ist, eine Dummheit zu vermeiden“ (J. de la Bruyère). „Unsichtbar wird die Dummheit, wenn sie genügend große Ausmaße angenommen hat“ (B. Brecht). Zum Schluss die etwas launige Meinung: „Besser dumm und reich als schlau und unzufrieden“ (Th. Holtbernd).

      ► Was lernen wir aus obigen Thesen? „Die Dummheit wäre nicht Dummheit, wenn sie den Geist nicht fürchtete“ (N. Chamfort). „Die Dummheit verrät sich am leichtesten durch die Einbildung“ (Sprichwort). Es ist erstaunlich: „Auch der Dumme hat manchmal einen gescheiten Gedanken. Er merkt es nur nicht“ (D. Kaye). Anders gedacht: „Alberne Leute sagen Dummheiten, Gescheite machen sie“ (M. von Ebner-Eschenbach). Manchmal ist das Handeln schwierig: „Gegen die Dummheit ist kein Kraut gewachsen“ (aus Japan). Verblüffend ist die Aussage: „Zum Karneval geht die Dummheit als Wahrheit“ (M. Richter). Übrigens: „Man kann auch mit braunen Augen blauäugig sein“ (H. Lahm). Manchmal ist es zum Verzweifeln: „Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens“ (F. von Schiller). Der ehemalige Bundeskanzler Konrad Adenauer sagte einmal: „Das hat der liebe Gott nicht gut gemacht. Allen Dingen hat er Grenzen gesetzt, nur nicht der Dummheit.“ Und: „Am gefährlichsten sind die dummen Menschen mit dem intelligenten Gesichtsausdruck“ (W. Mitsch). Auch die Dummheit ist relativ:

      „Dummheit ist nicht wenig wissen, auch nicht wenig wissen wollen. Dummheit ist glauben, genug zu wissen“

       (Konfuzius)

      „Man hat seinen Geist nie so nötig, wie wenn man es mit einem Dummkopf zu tun hat“ (aus China). Vor allem in der Erziehung hat der Begriff seinen Stellenwert. Für Pädagogen verbietet sich eine Wertung, wie z. B. „das war ein dummer Beitrag …“, weil sie die betroffene Person sehr stark herabmindert und das zugrunde liegende Problem keinesfalls löst. Auch schwächere, beschränkte und vereinsamte Kinder und Jugendliche sollten richtig geführt werden.115 Wer vorschnell Menschen zu Versagern abstempelt, der macht sie zu solchen. Zu einem Teil liegt es in der Hand des Pädagogen, das Verhalten schlechter Schüler zu beeinflussen.116 Zum Schluss: „Arroganz und Beleidigung haben nicht nur in der Pädagogik keinen Platz.“*

      Die Intelligenz (lat. intelligentia = Einsicht, Verstand) wurde bis heute nicht wissenschaftlich allgemeingültig definiert.117 Während die klassisch interpretierte Intelligenz eines Menschen auf kognitiven Elementen bzw. auf dem folgerichtigen Denken basiert, zeigt die soziale (bzw. emotionale) Intelligenz die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle richtig wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen. Die Korrelation zwischen Intelligenz und Bildungserfolg ist positiv. Intelligenz wird auch in Form eines Quotienten (IQ) ausgedrückt, der sich aus Intelligenztests ergibt. Ein IQ von 100 gibt die durchschnittliche Intelligenz an. Während ein IQ von > 140 als extrem hohe Intelligenz gesehen wird, deutet ein IQ von < 80 auf niedrige Intelligenz hin (Tabelle).

      Der IQ von 50 % der Bevölkerung liegt im Bereich von 90 bis 110. Etwa 25 Prozent liegen darüber und 25 % darunter; weniger als 0,5 % der Bevölkerung hat einen IQ von 140.118

       IQ-Wert Erklärung

      140 und höher extrem hohe Intelligenz

      120 – 139 sehr hohe Intelligenz

      110 – 119 hohe Intelligenz

      90 – 109 durchschnittliche Intelligenz

      80 – 89 niedrige Intelligenz

      70 – 79 sehr niedrige Intelligenz

      unter 70 extrem niedrige Intelligenz

      ► Thesen der Vererbungstheoretiker: So wie Haut- und Haarfarbe vererbt werden, ist auch Intelligenz erblich bedingt. Geistig hoch stehender Nachwuchs ist ein Faktor der Kulturgeschichte. Die Umwelttheoretiker müssen sich endlich darauf einigen, wann eigentlich die Intelligenz erworben wird (drittes bis sechstes Lebensjahr?), wenn nicht mit der Geburt. Obwohl eineiige Zwillinge nach der Geburt getrennt wurden, aber jahrelang in unterschiedlichen Milieus gelebt haben, hatten sie nach Messungen den gleichen IQ.119 Und: „Nur ein zufriedener Mensch kann emotionale Intelligenz entwickeln“ (A. Marti). Auch gilt: „Zuhören zu können benötigt ein ausgewogenes Maß von Intelligenz“ (M. Wichor).

      ► Antithesen: Intelligenz ist keine Erbanlage, sondern wird nach der Geburt durch die Umwelt erworben. Kinder in einem intakten Elternhaus haben einer höheren IQ als Heimkinder, auch wenn diese intelligente Eltern haben. Wenn die Intelligenz (IQ-Messung) eines Zehnjährigen (Milieueinfluss) höher angesetzt wird als die eines Dreijährigen, dann ist diese Intelligenz wohl erworben worden. Die eineiigen Zwillinge (nach der Geburt getrennt) können ihre Fähigkeiten auch der Ähnlichkeit des Milieus zu verdanken haben, z. B. in der Zeit zwischen Geburt und Trennung.120

      ► Synthese: Ohne entsprechende Umwelt können sich die besten Erbanlagen nicht entwickeln. Ohne Erbanlagen hilft auch die beste Erziehung nichts.121 Wenn J.A. Mozart schon in sehr frühen Jahren am Klavier saß und ihn seine Eltern früh gefördert haben, dann ist es schwierig festzulegen, ob das Erbgut oder die Umwelt hier stärker prägend waren. Intelligenz wird sowohl vererbt, als auch erworben. Ungeklärt ist dabei, welche prozentualen Anteile dafür genau verantwortlich sind. Allgemeine IQ-Werte stehen mit dem beruflichen Erfolg nur in einem mäßigen Zusammenhang: Der Lebenserfolg eines Menschen ist nicht allein von der Intelligenz abhängig. Vielleicht ist das auch ganz gut so! Zum Schluss: „Intelligenz ist nicht mit Weisheit identisch“* . „Weisheit entspringt nicht so sehr dem Verstand als aus dem Herzen“ (P. Rosegger). Im Taktgefühl zeigt sich die Intelligenz des Herzens (Sprichwort). „Intelligenz ist begrenzt, Dummheit endlos“ (A.M. Bussek): Intelligenz lässt sich auch leichter als sie verbergen. Zum Schluss: „In Verbindung mit Bildung ist Intelligenz sehr wertvoll.“*

      Das Gute und das Schöne verehren wir, das Böse ist zwar gegeben, aber wir mögen es weniger. Der Autor Colin McGinn hat in einem seiner Bücher122 die ethische Debatte darüber belebt und uns zur Auseinandersetzung mit diesen Themen bewegt. Das Gute lässt sich meist zweifelsfrei erkennen, was bei dem Bösen nicht immer so ist. „Das Gute ist eine Aufforderung, es auch zu tun, das Böse zu lassen und das Schöne zu suchen.“*

      Das Böse ist die Kraft, die den Menschen zum moralisch falschen Handeln antreibt, z. B. zur Sünde, Lüge, Angeberei, zum Egoismus und/​oder zum Verbrechen. Das Böse ist eine Herausforderung für Philosophie und Theologie.123 Aus China stammt dazu das Sprichwort: „Das Böse lernt sich leicht, das Gute schwer.“ Demgegenüber werden unter dem Begriff des Guten traditionell moralische und ethische Werte verstanden. Wir sollten im Rahmen der Betrachtungen des geisteswissenschaftlichen Universums vorrangig das Gute in den Blick nehmen, das sich z. B. in der Bescheidenheit, Selbstlosigkeit, Höflichkeit, Ehrlichkeit, dem Edelmut, der Hilfsbereitschaft und in der Demut zeigt. Aber: „Die Guten können zu unglücklichen Opfern der Bösen werden“ (M. de Sade). Lässt sich das Böse bekämpfen? In China werden Drachen verehrt, weil sie das Böse zugunsten des Guten bekämpfen. Ein interessanter Bezug ergibt sich zum Phänomen der Faszination: „Das Gute behält seine Faszination in der Niederlage und verliert sie im Sieg. Das Böse behält seine Faszination im Sieg und verliert sie in der Niederlage“ (M. Rumpf).

      ► Was ist das Böse? Der Aufklärer und seltsame Querkopf J.J. Rousseau, der selbst wenig Kritik vertrug und Zurückhaltung bzw. Demut nicht kannte, hält den Menschen eigentlich von Natur aus für gut. Trotzdem gibt es überall Lug und Trug, Mord und Totschlag.124 „Das ist der Fluch der bösen Tat, dass sie fortzeugend immer Böses muss gebären“ (F.v. Schiller). Auch: „Das radikale Böse ist ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Natur“ (E. Kant). Und: „Das Böse in der Welt rührt uns viel mehr als das


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