Every Day Ayurveda. Mit indischem Heilwissen durch die Woche. Balvinder Sidhu

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Every Day Ayurveda. Mit indischem Heilwissen durch die Woche - Balvinder Sidhu


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damit eine der ältesten Gesundheitslehren der Welt. Sie bietet einen unglaublichen Erfahrungsschatz. Zu ihren Erkenntnissen gelangten die indischen Heiler durch tiefe Meditation. Zunächst wurde das Heilwissen von Mund zu Mund überliefert. Schließlich entstanden die Schriftensammlungen (Veden), die die Grundlage der ayurvedischen Medizin bilden. Sie wurden im Lauf der Jahrhunderte immer wieder aktualisiert.

      Wichtigste Grundlage der ayurvedischen Lehre ist, dass Körper, Geist und Seele eine untrennbare Einheit bilden. Ein ayurvedischer Mediziner oder Therapeut wird daher bei körperlichen Symptomen immer verschiedenste Aspekte deines Lebens und deiner Lebensbedingungen erfragen und untersuchen. Dank dieses ganzheitlichen Ansatzes können gesundheitliche Probleme gelöst werden – zum Beispiel chronische Erschöpfung, Burn-out oder Immunschwäche –, für welche die Schulmedizin oft keine Erklärung findet.

      BEI EINEM KÖRPERLICHEN SYMPTOM SOLLTEN KÖRPER, GEIST UND SEELE BETRACHTET WERDEN.

      Nicht nur Körper, Geist und Seele gehören aus ayurvedischer Sicht zusammen. Letztlich ist alles Teil eines Ganzen oder anders gesagt: Alles ist miteinander verbunden.

      Der Mensch ist ein Teil seiner Umwelt. Und in jedem kleinsten Atom ist zugleich auch das vollkommene Universum enthalten. Die Gesetze des Mikrokosmos entsprechen dem Makrokosmos.

      Wenn dies dein erster Kontakt mit Ayurveda ist, klingt das vielleicht für dich sehr esoterisch oder gar verrückt. Tatsächlich bestätigen wissenschaftliche Teilgebiete wie die Quantenphysik heute mehr und mehr die Theorien, die die indischen Weisen bereits vor Jahrhunderten formuliert haben.

      Das uralte ayurvedische Wissen ist zugleich zeitlos und hochaktuell, da es Antworten auf viele Fragen unserer Gesellschaft liefert. In großen Teilen Indiens ist Ayurveda heute das dominierende Gesundheitssystem, das auch wissenschaftlich gelehrt wird. Seit mehreren Jahrzehnten hat man auch im Westen die Einzigartigkeit des Ayurveda erkannt. Das Heilwissen wurde an die Lebensbedingungen und die Bedürfnisse der Menschen angepasst und wird heute von vielen Ayurveda-Therapeuten in Praxen und Kliniken weitergegeben. Es gibt zudem immer mehr Schulmediziner, die das Potenzial des Ayurveda erkennen und mit Ayurveda-Therapeuten zusammenarbeiten.

      Ist es nicht faszinierend, sich vorzustellen, wie sich die Mönche und Seher (Rishis) in Indien vor Tausenden von Jahren im Schneidersitz niederließen, ihre Augen schlossen, meditierten und so zu den unglaublich klaren, bis heute gültigen Einsichten gelangten, die das Fundament des Ayurveda bilden? Das ayurvedische Verständnis der Funktionsweise unserer Organe, unseres Blutkreislaufs, das Wissen um die Einheit von Körper, Geist und Seele und die Existenz zentraler Energiepunkte hat bis heute Gültigkeit. Es hatte zudem starke Einflüsse auf andere Heilkonzepte wie die Traditionelle Chinesische Medizin.

      Der Überlieferung nach wurde den indischen Weisen dieses wertvolle Wissen von den Göttern geschenkt. Keine Angst, daran musst du nicht glauben. Etwas anderes ist in diesem Zusammenhang sehr viel wichtiger: Wenn Meditation der Ursprung des ayurvedischen Heilwissens ist, dann bedeutet das auch, dass jeder von uns diesen Schatz in sich trägt.

      Dies ist einer der wunderbaren Eigenschaften des ayurvedischen Gesundheitskonzepts: Du brauchst keine komplizierten Schriften lesen oder dir teure Gerätschaften anschaffen; im Grunde ist alles, was du für deine Gesundheit und dein Wohlbefinden brauchst, bereits da, in dir! Die ayurvedischen Methoden wie Meditation, Yoga oder Massage helfen dir dabei, die Quelle zu deinem intuitiven Wissen darüber, was dir wirklich guttut, was du für ein glückliches, gesundes Leben brauchst, wiederzuentdecken.

       Harmonie von Körper, Geist und Seele

      Meditation bedeutet für mich, dass man sich in sein Selbst versenkt und dabei gleichzeitig darüber hinauswächst. Mittels Konzentration und Achtsamkeit wird dabei versucht, den Geist zu beruhigen. Gelingt dies, kann man hinter die Gedanken und Gefühle treten, sich von ihnen distanzieren. Man wird so zum inneren Beobachter.

      DIE AYURVEDISCHEN METHODEN UNTERSTÜTZEN UNS DABEI, UNSER INNERES HEILWISSEN WIEDERZUENTDECKEN.

      Insbesondere in östlichen Kulturen, zunehmend aber auch im Westen, spielt diese Übung eine wichtige Rolle, um eine Harmonie zwischen Körper, Geist und Seele herzustellen und das Bewusstsein erweitern zu können. In vielen spirituellen Richtungen wird das Einssein mit der Welt sowie dem Göttlichen und damit einhergehend ein Zustand völliger Glückseligkeit – die Erleuchtung – als Ziel der Meditationsübung gesehen. Nach einiger Meditationspraxis ist es auch mir schon gelungen, einen Bewusstseinszustand zu erreichen, in dem die Trennung zwischen Ich und Welt aufgehoben scheint. Der Philosoph und Psychiater Karl Jaspers (1883–1969) bezeichnete dies als Aufhebung der Subjekt-Objekt-Spaltung.

      Ich stelle mir vor, dass die Rishis vor Jahrhunderten einen ähnlichen Zustand erreichten, als ihnen die tiefen Einsichten über das Wesen der menschlichen Gesundheit zuteilwurden. Aber auch losgelöst von jeder Spiritualität kann Meditation Heilung bringen: Es ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen, dass regelmäßige Meditation Aufmerksamkeit und Konzentration sowie andere kognitive Fähigkeiten verbessern.

      Studien zeigen zudem, dass Meditation einen positiven Einfluss auf die Stimmungslage hat, wir besser mit belastenden Gefühlen umgehen können und starke Selbstheilungskräfte entwickeln. Im Praxisteil des Ratgebers lade ich dich dazu ein, einfache, kurze Meditationen in deinen Tagesablauf zu integrieren. Probiere es aus!

      Kommen wir zurück zu den ersten ayurvedischen Heilern: Zunächst gaben sie ihr Wissen mündlich weiter. Es sollte geteilt werden und sich immer weiter vergrößern zum Wohle aller Lebewesen. Letztlich spielt es keine Rolle, ob dies nun vor 3000 oder vor 5000 Jahren stattfand oder ob Ayurveda sogar noch älter und damit das am längsten existierende Gesundheitskonzept der Welt ist, wie andere sagen.

      Das schriftliche System des Ayurveda ist Teil der heiligen Schriften des Hinduismus. Die Atharvaveda gilt als Grundstein ayurvedischen Heilwissens. Verschiedene Grundlagenwerke entstanden dann in den Jahrhunderten vor und nach Christi Geburt, die immer weiterentwickelt und verfeinert wurden.

      Die Charaka-Samhita befasst sich mit der inneren Medizin. Die Sushruta-Samhita widmet sich der Anatomie und Chirurgie. Die Ashtanga-Hridaya-Samhita ist ebenfalls ein klassisches Werk des ayurvedischen Heilwissens und fasst die beiden anderen großen Samhitas in Teilen zusammen. Daneben gibt es noch viele kleinere ayurvedische Schriften, die sich konkreter mit der Ursache und Therapie verschiedener Beschwerdebilder auseinandersetzen. Über die Jahrhunderte wurden die Schriften immer wieder überarbeitet, um neue Erkenntnisse erweitert und an die Lebensbedingungen der jeweiligen Zeit angepasst.

      Der ayurvedische Grundsatz, dass Körper, Geist und Seele eine untrennbare Einheit bilden, kann in seiner Bedeutung gar nicht überschätzt werden. In meiner Ayurveda-Praxis erlebe ich seit Jahrzehnten, wie eng diese drei Ebenen verwoben sind. Eine langfristige, ganzheitliche Heilung bezieht daher immer Körper, Geist und Seele mit ein. Eine meiner Klientinnen litt zum Beispiel neben verschiedenen anderen Symptomen seit langer Zeit unter einem quälenden chronischen Schnupfen, begleitet von starker Abgeschlagenheit.

      ALLES IST MIT ALLEM VERBUNDEN!

      Sie hatte über die Jahre verschiedene Ärzte konsultiert. Allergien waren ausgeschlossen worden, an den Nasenscheidewänden lag es auch nicht, die Mediziner waren letztlich ratlos. Tatsächlich gab es keine rein körperliche Ursache für den Schnupfen. Nur den Körper zu betrachten führte daher zu keinem Ergebnis.

      Sie begann also, für sich selbst zu sorgen!


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