Drei Zimmer, Küche, Sarg. Heinz von Wilk

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Drei Zimmer, Küche, Sarg - Heinz von Wilk


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das, was ich Ihrem Anwalt erzählt habe. Das ist nicht verhandelbar. Ich bringe Ihren Bruder zurück und sorge dafür, dass seine Spielschulden annulliert werden. Außerdem kümmere ich mich um die Jamaikaner. Die Leute werden Ihre Wohnung und Rosenheim in absehbarer Zeit verlassen. Ich trage alle meine Spesen selber. Und die werden nicht unbeträchtlich sein, weil ich für die Jamaikaner-Sache wahrscheinlich Hilfe brauche. Auch werde ich in gewissen Rosenheimer Kreisen bekannt machen, dass man Sie und Ihre Immobilien besser auf Dauer in Ruhe lässt. Haben wir den Deal?«

      Es entstand eine kurze Pause, der Auer hörte, wie das Telefon abgedeckt wurde, und zwei Männerstimmen, dann kam der Schiermeier wieder: »Herr Auer, hören Sie mich?«

      »Ja.«

      »Gut. Wir machen das exakt so, wie Sie es wünschen. Mein Anwalt regelt die Sache heute noch mit dem Notar, nächste Woche um diese Zeit ist dann die offizielle Umschreibung des Ladengeschäftes und dazugehörender Wohnung. Ab wann darf ich damit rechnen, dass Sie tätig werden?«

      »Sobald mir der Notar mit seinem Wort bestätigt, dass es genau so ablaufen wird.«

      »Vertrauen Sie mir doch!«

      »Vertrau mir, genau das sagte der Fuchs zur Gans. Und wie ging die Geschichte aus? Aber wissen Sie was? Ich mache mich ab morgen dran. Schönen Abend noch.«

      Der Auer lächelte, als er das Telefon auf den Tresen legte, was ihm einen zornigen Blick von der Rosi einbrachte: »Was bitte gibt es da zum Lachen? Ich bin ruiniert, du redest von Fuchs und Gans und grinst auch noch wie ein beschissenes Heumandl. Darf ich da auch mitlachen, ja?«

      »Wenn du magst, gerne. Pass auf, das ist alles völlig verkehrt rübergekommen. Der Anwalt sollte dir sagen, dass du ab nächster Woche keine Mieterin mehr bist, sondern Eigentümerin. Der Laden gehört dir. Und die Wohnung auch.«

      »Spinnst du? Bist du besoffen?«

      »Besoffen? Ja, von dir. Ich hab da einen Deal gemacht und mein Preis ist dein Laden. Der gehört jetzt mir und ich schenke ihn dir.«

      Sie kam langsam näher, mit vorgestreckten Armen und einem Gesicht wie ein Fragezeichen: »Moooment. Wo sollte einer wie du so viel Geld herhaben? Das ist doch bloß wieder einer von deinen fiesen Tricks, damit du mich in die Kiste kriegst, oder? Genau wie beim letzten Mal? Das hat mir nämlich außer Ärger nicht viel gebracht.«

      Dazu muss ich schnell einflechten, dass es in der letzten Geschichte schon so ausgesehen hat, als würde die Rosi ihren Laden vom Max »finanziert« bekommen, erinnerst du dich?

      Aber es war halt so, dass der Harzinger, der alte Knabe, der nach wie vor über dem Nagelstudio wohnt, der Besitzer war. Der hat das Studio samt Wohnung über einen Anwalt an den Freund von der Silikon-Wally verkauft. Der wiederum (Günter) ist zu dem Deal vom Auer Max genötigt worden. Also hat der die Immobilie gleich dem Anwalt wieder um den Hals gewickelt, damit der sie versilbert. Gekauft hat der Schiermeier, auch weil der Preis günstig war. Ungünstig für die Rosi hat sich der Deal aber trotzdem ausgewirkt, denn sie musste weiter Miete bezahlen. Deswegen das gesunde Misstrauen ihrerseits, als der Max mit der gleichen Masche jetzt wieder ankam.

      »Geld? Hab ich auch nicht. Brauch ich dafür auch nicht. Ich soll was machen, was ich gut kann. Das tue ich. Anstelle von Bezahlung kriegst du deinen Laden. Ich finde, das ist ein Superdeal. Diesmal mit meiner berühmten Geling-Garantie. Und was deinen zweiten Satz mit der Kiste anbelangt: immer gerne.«

      Die Rosi flog ihm nun in die Arme wie ein Tornado, biss ihn herzhaft ins Ohr und flüsterte: »Du bist der bescheuertste Typ, den es gibt. Aber ich liebe dich. So, und jetzt zwick mich, damit ich merke, dass ich nicht träume.«

      Der Auer Max griff hinter sich, schnappte mit einer Hand die Fahne und zog sie von unten ganz nach oben: »Da wüsst’ ich jetzt aber schon was Besseres, oder?«

      Und sie hauchte: »Beam me up, Scotty! Richtung Kiste.«

      Chili, der Mann für alle Fälle

      Der 65 Meter hohe Turm der St.-Nikolaus-Kirche wurde von zwei Seiten angestrahlt und die Glocken hoben zum Mitternachts-Geläut an, als der Auer Max grinsend über den Grünen Markt und weiter zum Mittertor ging.

      Zwar tat ihm außer den Haaren so ziemlich der ganze Körper weh, aber er war bester Laune. Die Rosi hatte wirklich alle Register gezogen, und das waren nicht wenige.

      Ich meine, du kannst dir ja denken, dass der Max während seiner Zeit bei der Münchner Sitte mit vielen Damen mit ausgeprägtem Penetrations-Hintergrund zu tun hatte. Manchmal auch privat.

      Viele von den Mädels haben Sachen drauf, bei denen du aufpassen musst, dass es dir keine Sicherung raushaut. Die Eva mit dem Eiswürfel-Trick zum Beispiel. Der bei gleichzeitiger Anwendung einer Spezialmassage, mein lieber Scholli. Da ist die Nutella-Nummer schon eher was für Anfänger. Oder die rote Lissy, die mit einigen ihrer Körperteile Dinge tun konnte, die man nicht einmal von einem Schlangenmenschen erwartet hätte. Oder die Schwertschluckerin, mein lieber Mann, da könnte ich jetzt noch so einiges erzählen. Aber Fakt ist, dass sich der Max immer alles ganz genau gemerkt hat, und die besten Darbietungen hat er mit der Rosi durchgespielt, ja, was meinst du denn?

      Über die Münchner Straße fuhren ein paar Autos, Fußgänger waren nur noch vereinzelt unterwegs und selbst die Dealer im Salingarten gähnten. Aber der Max, bester Laune, grüßte jeden und pfiff vor sich hin.

      Man sollte meinen, dass er müde wäre. Aber mit dem ganzen Adrenalin und dem Glücksrausch im Körper war an Schlaf nicht zu denken. Der Rücken brannte ihm, die Beinmuskulatur tat weh, durch den gesamten Unterkörper zog sich ein leichtes Brennen, aber egal.

      Also ging er am Sportladen vorbei in die Tiefgarage, wo sein alter 911er stand. So leise wie möglich fuhr er die Rampe hoch und dann links in Richtung Brückenberg.

      Nach der Bahnüberführung links rein in die Enzenspergerstraße und weiter zum »Wild Wild West«.

      Für die Neuen unter uns: Das »Wild Wild West« ist der Nachtclub vom Chili. Der Chili wiederum ist ein Schulfreund vom Max. Seit der Grundschulzeit in der Königsstraße kennen sich die beiden. Der Max ist zur Polizei gegangen, erst Streife, dann Prüfung zum gehobenen Dienst, Kripo, Sitte.

      Der Chili ist auf der anderen Seite des Zauns tätig geworden, aber immer in Rosenheim. Bis auf die paar Ausflüge in die JVA Bernau. Dort hat er den Rest seiner Ausbildung zum Diplom-Ganoven bekommen. Er war ein gesuchter Safeknacker und Auftragsdieb. Aber sein Traum, das war ein Nightclub. Mit Separees, Pokertischen, zwei oder drei Stangen auf der Theke, an denen schicke Mädels tanzen, du weißt schon.

      Gut, das »Wild Wild West« ähnelt mehr einer niedrigen, langen Baracke. Aber es liegt abgeschieden, hat einen großen, mit Kies bestreuten Parkplatz, auf dem ein paar uralte Laubbäume stehen, und die nächsten Wohnblöcke sind ein paar Hundert Meter weit weg.

      Der Neon-Schriftzug über der schwarzen, sehr stabilen Eingangstür flackert unruhig, weil ein paar der Buchstaben nicht mehr richtig aufleuchteten. Und die Tür selber, die wie eine alte, stählerne Zellentür aus einem Film-Knast aussieht, ist mit einem überlebensgroßen Porträt von Will Smith bepinselt.

      Will trägt die Klamotten aus dem »Wild Wild West«-Film, hat in jeder Hand einen Colt, aber irgendwie fehlt ihm ein Teil des linken Beins. Das ist im Lauf der Zeit abgeblättert.

      Max ließ den alten Porsche ausrollen, massierte sich kurz die Schultern und stieg ächzend aus. Dann hämmerte er dem alten Will an die Brust, und gleich darauf ging eine kleine eiserne Luke auf und ein mächtiger Kopf, von dem man nur die obere Hälfte sah, kam zum Vorschein.

      Den Kopf musst du dir jetzt vorstellen wie den vom Eisenbeißer aus den alten James-Bond-Filmen. Jaws hieß der, glaube ich. Der war zwei Meter und 13 groß, breit wie ein Irschenberger Bauernschrank und übermenschlich stark. Ein Bär mit stählernen Zähnen, erinnerst du dich?

      So sah das Ungeheuer aus, das durch die Luke glotzte und sein Gesicht zu einer fürchterlichen Grimasse verzog, die er selber allerdings für ein freudiges Lächeln hielt. Der Hüne knurrte Unverständliches, riss die Tür auf und


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