Setze deinen Fokus!. Michael Hyatt

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Setze deinen Fokus! - Michael Hyatt


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wir ständig vor neuen Herausforderungen, Chancen und Problemen. All diese Dinge erfordern ein immenses Maß an geistiger Energie – nicht nur, um tatsächlich Lösungen zu finden, sondern manchmal auch einfach nur, um auf dem Laufenden zu bleiben.

      Taylors Ziel bestand darin, Wege zu finden, um schneller zu arbeiten. Wenn man das auf eine wissensbasierte Wirtschaft anwendet, scheint die Arbeit jedoch nie zu enden. Es gibt immer eine neue Idee, die geprüft, oder ein Problem, das gelöst werden muss, und wenn wir gute Arbeit leisten und ein Projekt abschließen, werden wir belohnt durch – Sie haben es erraten – noch mehr Arbeit. Wir stecken im sprichwörtlichen Hamsterrad fest, laufen so schnell wir können, machen aber nie wirklich Fortschritte bei der Erledigung unserer ständig wachsenden Projekt- und Aufgabenlisten. Wir haben zu viel Angst davor, hoffnungslos zurückzufallen, sobald wir langsamer werden. Wenn wir versuchen, aus dem Rad auszusteigen, werden wir vielleicht nie wieder aufspringen können, also rennen wir einfach weiter. Was glauben Sie, warum die meisten Leute ihre Arbeits-E-Mails den ganzen Tag, die ganze Nacht und das ganze Wochenende über auf ihrem Handy abrufen – sogar im Urlaub? Weil sie Angst davor haben, dass die Mails sich über ein paar Stunden, einen Tag oder – Gott bewahre – eine ganze Woche anhäufen.

      „Für mich hat Produktivität einfach bedeutet, mehr zu erledigen“, sagte Matt, einer meiner Coaching-Klienten. Als Gründer und CEO eines Multimillionen-Dollar-Unternehmens der Heizungs- und Sanitärbranche sagte er, er habe sich immer Gedanken darüber gemacht, wie er mehr erreichen könne. „Je mehr man erreicht, desto mehr Zeit hat man, um etwas anderes zu tun – einfach das Nächstbeste, was auftaucht. Wenn ich also mehr Zeit hatte, konnte ich mehr erreichen, was zu mehr Einkommen und noch mehr Projekten führte. Es geht immer um mehr.“

      Zu Matts Geschichte kommen wir später zurück. Im Moment reicht es aus, festzuhalten, dass die wichtigste Frage nicht lautet: Kann ich diese Arbeit schneller, einfacher und billiger erledigen? Sondern: Soll ich diese Arbeit überhaupt machen? Heute ist die Klärung dieser Frage wichtiger denn je, da die Technologie uns einen nie dagewesenen Zugang zu Informationen, anderen Menschen und natürlich zu unserer Arbeit ermöglicht. Wir können jetzt arbeiten, wo und wann immer wir wollen. Unsere technologischen Wunderwerke haben die Sache nicht besser gemacht. Sie haben die Lage eher noch verschlimmert. Das Versprechen des Smartphones lautete, dass es uns die Arbeit erleichtern, die Effizienz verbessern und uns mehr Zeit geben würde, uns auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren. Aber hat Ihr Smartphone oder Tablet Ihnen wirklich auf magische Weise mehr freie Zeit verschafft? Ich wette, es hat genau das Gegenteil getan!

      Theoretisch können wir heute effizienter sein als zu jedem anderen Zeitpunkt der Geschichte. Noch vor fünfzehn Jahren hätten es sich die meisten Menschen nicht träumen lassen, was wir mit den Supercomputern in unseren Taschen heute alles machen können. Mit unseren Telefonen können wir telefonieren, E-Mails versenden, Termine planen, Aufgaben verwalten, Videokonferenzen abhalten, Tabellenkalkulationen durchsehen, Dokumente erstellen, Berichte lesen, Kunden benachrichtigen, Reisen buchen, Material bestellen, Präsentationen erstellen und praktisch alles andere erledigen. Wir können Geschäfte zwischen Ampelphasen abschließen und Rechnungen überprüfen, während wir im Lebensmittelgeschäft Schlange stehen – und eigentlich müssen wir nicht einmal mehr in der Schlange stehen. Wir können diese Lebensmittel auch einfach über eine App bestellen.

      Ich liebe Technik. Ich bin ein regelrechter Geek! Aber heute verstehe ich Technik viel besser als früher. Neue technische Lösungen ermöglichen es uns vielleicht, schneller zu arbeiten. Aber noch ausschlaggebender ist, dass diese Effizienz die Versuchung und Erwartung mit sich bringt, mehr zu arbeiten. Wir nutzen die ganze Zeit, die wir durch Effizienz-Hacks einsparen, um noch mehr Aufgaben in unsere Tage zu stopfen. Wir haben einen Weg gefunden, unsere eigenen Förderbänder zu beschleunigen, und jetzt ertrinken wir in Pralinen, ohne noch irgendwo einen Platz zu haben, um den Überschuss zu verstecken.

      Ziel 2: Erfolg

      Wenn Effizienz nicht das beste Ziel für unsere Produktivitätsbemühungen ist, wie steht es denn mit der Steigerung unseres Erfolgs?

      Es scheint vernünftig anzunehmen, dass eine verbesserte Produktivität zu größerem Erfolg führt, oder? Nun, mehr oder weniger. Das Verfolgen irgendeiner vagen Vorstellung von Erfolg kann uns auch in Schwierigkeiten bringen. Das Problem ist, dass die meisten von uns sich nie die Zeit genommen haben zu definieren, was Erfolg bedeutet. Es ist, als würde man ein Rennen ohne Ziellinie laufen oder zu einer Flugreise aufbrechen, ohne zu wissen, wo wir überhaupt landen wollen. Wie können wir ohne ein klares Ziel jemals wissen, wann wir angekommen sind? Besonders problematisch ist das in Amerika, wo wir uns allzu oft vom Mythos des Mehr verführen lassen: Wir streben nach mehr Produkten, mehr Leistung, mehr Kunden und mehr Gewinn. Das ermöglicht es uns, mehr zu kaufen: mehr Häuser, mehr Spielzeug, teurere Urlaube, mehr Autos. Das wiederum kann zu noch mehr Arbeit, noch mehr Stress und letztendlich zu noch mehr Burn-out führen.

      Roy ist ein weiterer meiner Coaching-Klienten. Er betreut landesweit die Kunden einer großen Holzfirma und das war genau sein Problem. „Gemessen an unserer Branche war ich ziemlich produktiv, aber ich konnte meine eigenen Ziele nicht erreichen und es ging nicht mehr weiter“, sagte er mir. „Ich war erschöpft, ausgelaugt und gestresst und erreichte trotz allem meine Ziele nicht. Also versuchte ich, noch härter zu arbeiten.“ Roy arbeitete bereits 70 Stunden pro Woche – manchmal sogar mehr – und er war der Meinung, das Einzige, was zum Erfolg führen könne, sei mehr Einsatz.

      „Ich dachte, indem ich stur weiterkämpfe, würde ich auf die andere Seite gelangen, aber das stimmte einfach nicht. Ich dachte wirklich, durch mehr Zeiteinsatz und mehr Stunden würde ich meine Ziele erreichen, doch tatsächlich hat mich das nur weiter in Richtung Burn-out getrieben.“ Der emotionale Tribut, den er zahlte, wirkte sich zuerst in seiner Familie aus, dehnte sich dann aber auch auf die Arbeit selbst aus. Seine Fähigkeit als Teamplayer litt darunter. Er gab zu: „Ich war ausgelaugt, als ich den Tag begann und ausgelaugt, als ich ihn beendete.“

      Das ist ein Teufelskreis und seinen Tribut fordert er nicht nur von Roy. Einer Gallup-Umfrage zufolge liegt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in den USA eher bei 50 als bei 40 Stunden. Und einer von fünf Amerikanern arbeitet 60 Stunden oder länger. Auch in Deutschland liegt laut einer Arbeitszeitbefragung der Bundesagentur für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) aus dem Jahr 2018 die durchschnittliche Arbeitszeit meist deutlich höher, als die vertraglich vereinbarte bzw. die gewünschte.2 Man könnte meinen, es seien Arbeiter, die die längsten Schichten ableisten, aber nein: Es sind Fachkräfte und Büroangestellte, die am längsten arbeiten.3 In einer Studie unter 1.000 Fachkräften gaben fast 94 Prozent an, 50 oder mehr Stunden pro Woche zu arbeiten. Beinahe die Hälfte dieser Zahl arbeitete mehr als 65 Stunden. Nehmen Sie dazu lange Arbeitswege, familiäre Verpflichtungen und andere Erfordernisse, dann führen sogar geringfügig überfüllte Zeitpläne dazu, dass die Arbeit in die Freizeit hineinwuchert. Dieselbe Studie ergab, dass Berufstätige außerhalb des Büros etwa 20 bis 25 Stunden pro Woche damit verbringen, auf ihren Smartphones an arbeitsbezogener Kommunikation teilzunehmen.4

      Wir leben in einer Zeit, die der deutsche Philosoph Josef Pieper als „totale Arbeitswelt“ bezeichnete, in der die Arbeit das Leben antreibt und nicht umgekehrt.5 Die Folgen sind wirklich deprimierend. Mehr als die Hälfte der Angestellten sagen, dass sie ausgebrannt sind, 40 Prozent arbeiten mindestens einmal im Monat am Wochenende, ein Viertel regelmäßig nach Feierabend und die Hälfte von ihnen gibt an, dass sie ihren Schreibtisch nicht einmal für eine Pause verlassen können.6 Als Kronos Incorporated and Future Workplace eine Befragung mit 600 Personalverantwortlichen durchführte, gaben 95 Prozent von ihnen an, dass die Überlastung ihre Bemühungen um die Mitarbeiterbindung untergrabe. Niedrige Löhne, lange Arbeitszeiten und hohe Arbeitsbelastungen nannten sie als die drei wichtigsten Ursachen.7 Es überrascht nicht, dass kürzlich eine globale Umfrage von Willis Towers Watson ergab, dass gestresste Mitarbeiter deutlich höhere Abwesenheits- und niedrigere Produktivitätsraten aufweisen als ihre glücklicheren und gesünderen Kollegen.8 Am ernüchterndsten sind Aussagen von Forschern, nach denen Stressfaktoren am Arbeitsplatz allein in den USA für mindestens 120.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich sind.9 Im Japan der 1970er-Jahre war das Problem


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