Erfolgreich Publizieren. Barbara Budrich

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Erfolgreich Publizieren - Barbara Budrich


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der Gegenstand kaum mehr zu erkennen ist. Um das Interesse der Leser*innen zu fesseln, empfiehlt sich eine ausgewogene Darstellung von Grafiken und Tabellen auf der einen, Text auf der anderen Seite. Da viele Zahlen aus den Tabellen im Text wieder aufgegriffen werden, um die Argumentation zu unterstützen, sollten Sie darauf achten, welche Tabellen zentral sind. Vielleicht kann ja die eine oder andere Grafik oder Tabelle in den Anhang oder auch ins Internet.

      [30] Wem es gelingt, aus dem Forschungsbericht eine „Geschichte“ zu machen, wer die Zahlen dazu bringt, zu „sprechen“, der hat viel vollbracht. Leider ist das gleichbedeutend mit viel Arbeit; ohne die Garantie, dass dann aus diesem Bericht eine Monografie zu einer aktuellen und zentralen Thematik geworden wäre, die zum Buchtyp II zu zählen wäre. Ganz entscheidend ist auch hier das Thema. So kann sich bei der Überarbeitung die gleiche Situation ergeben wie oben für Qualifikationsarbeiten beschrieben: Die Überarbeitung ist notwendig, damit der Verlag das Buch überhaupt in sein Programm übernimmt – bessere Konditionen, die sich aus einer besseren Verkäuflichkeit ableiten, sind damit nicht garantiert.

      Bevor Sie viel Arbeit in einen Forschungsbericht stecken, überlegen Sie am besten gemeinsam mit Ihrem Verlag, ob sich der Aufwand lohnen kann. Denken Sie gemeinsam über alternative Veröffentlichungsoptionen nach.

      Konzipierte Sammelbände und Monografien

      Der Buchtyp II unterscheidet sich wenig vom Buchtyp I – abgesehen von den Absatzerwartungen.

      Konzipierte, durchdachte Sammelbände sind das, was anstelle von Tagungsbänden entstehen kann. Natürlich können solche Sammelbände auch ohne Veranstaltungen entstehen. Wichtig dafür sind auch hier Leitfäden für die einzelnen Beitragenden, um ein Minimum an Einheitlichkeit zu erzielen. Legen wir die Monografie als Idealtypus zugrunde, dann ist es eine zentrale Aufgabe der Herausgeber*innen, die in der Monografie recht selbstverständliche Einheitlichkeit (wiederum idealtypisch gesprochen) auf den Sammelband zu übertragen. Dies gilt für die Herangehensweise, den Stil, die Gliederung der einzelnen Beiträge und die redaktionell-technische Seite (s. Kap. 10). Außerdem hilft es den Leser* innen, wenn ein integriertes Literaturverzeichnis und – je nach Umfang des Ganzen – ein Index erstellt werden. Je umfangreicher ein Buch, desto wichtiger ist diese Art von Apparat, um den Überblick und gezielte Arbeit zu erleichtern.

      Monografien mit aktueller und zentraler Thematik können quasi „gewachsene“ Qualifikations- und Forschungsarbeiten sein. Manchmal [31] erwachsen sie aus der weiteren Beschäftigung mit dem Promotions- oder Habilthema, manchmal sind es grundlegendere Diskussionen, die einen Punkt in der Entwicklung wissenschaftlicher Diskurse markieren. Wie auch immer ihr Entstehungszusammenhang: Der Fokus ist generell breiter angelegt als bei Qualifikationsarbeiten, doch die „Lebenserwartung“ für diesen Buchtyp ist aufgrund der (relativen) Aktualität der Thematik begrenzt. Für die Verlage bedeutet dies eine „Lebensdauer“ – also nennenswerte Verkäufe innerhalb – von maximal zwei Jahren. Danach geht der Absatz gegen null, und die Tendenz der Verlage ist, das Buch einzustampfen, zu makulieren, um die Lagerkosten niedrig zu halten. Durch die Möglichkeit, Bücher digital oder mit Print on Demand feilzuhalten, dürfte die Verfügbarkeit aber generell in die „Unendlichkeit“ reichen: Auch wenn Fragen der Langzeitarchivierung digitaler Publikationen noch nicht abschließend geklärt sind, können vergriffene Bücher von den Rechteinhabern als E-Books angeboten werden – nach Ablauf einer bestimmten Zeit vielleicht als kostenfreie Option im Open Access und möglicherweise verknüpft mit einem – kostenpflichtigen – Print-on-Demand-Angebot. Mit dieser Strategie müsste kein Buch mehr als vergriffen gelten, kein Zeitschriftenaufsatz in Vergessenheit geraten.

      Wenn hier von der Aktualität einer Thematik die Rede ist, dann geht es nicht um Tagesaktualität – diese abzubilden ist nicht Aufgabe von Wissenschaftsverlagen. Die Aktualität, die hier gemeint ist, bezeichnet immer die Aktualität im wissenschaftlichen Diskurs.

      Die Notwendigkeit eines Druckkostenzuschusses ist für Veröffentlichungen dieses Typs abhängig von der Absatzerwartung. Wem allerdings an niedrigen Ladenpreisen oder besonderer Ausstattung gelegen ist, der kommt rasch mit dem Verlag über Geld ins Gespräch.

      Manches Mal lässt sich leider erst ex post feststellen, dass ein Buch wider Erwarten zu Buchtyp I gehörte. Ein Buch, von dem der Verlag sich recht ordentliche Verkäufe versprochen hat, bewegt sich kaum: Das gehört zum „echten“ Risiko des Verlages, hier gibt es Fehleinschätzungen, die den Verlag Geld kosten können.

      Für den umgekehrten Fall – Ihr Buch ist erfolgreicher, als ursprünglich erwartet – könnten Sie versuchen, mit dem Verlag ein Honorar auszuhandeln, das erst nach dem Abverkauf einer bestimmten Anzahl von Exemplaren zum Zuge kommt; also mit einer etwaigen 2. Auflage oder nach dem 200. verkauften Exemplar.

      [32] Es ist den Versuch wert, wenngleich die Honorare in den Sozial- und Geisteswissenschaften seltener in große Höhen klettern und sich manch ein Verlag darauf auch gar nicht einlassen wird.

      Für gewöhnlich dürfte es für Autor*innen bzw. Herausgeber*innen aufwändiger sein, ein Buch des Buchtyps II zu verfassen als eines des Typs I. In der Regel dürfte sich dieser Aufwand jedoch lohnen: Lesbarere Bücher finden häufig weitere Verbreitung.

      Einführungen, Lehrbücher und Handbücher

      Etwas so Grundlegendes zu schreiben wie eine Einführung oder ein Lehrbuch, ist eine Aufgabe für jene, die die Meisterschaft erlangt haben. Die Autor*innen müssen das Feld souverän beherrschen, müssen unterscheiden können zwischen Theorien, deren Auslegungen und deren Weiterentwicklungen. Sie müssen den Mainstream kennen und die Diskussionen der Peripherie, um den Lernenden den Weg zu weisen. Dafür ist die Kenntnis der einschlägigen Literatur bis in die Zeit kurz vor Erscheinen eines Buches wichtig. Eine Portion didaktischen Verständnisses ist darüber hinaus wünschenswert. Mit anderen Worten: Eine gute Einführung, ein gutes Lehrbuch zu schreiben ist eine Kunst – und viel Arbeit! Gelingt es, freuen sich alle Beteiligten über die gute Arbeitsgrundlage und die fließenden Tantiemen. Und das über Jahre. Neuauflagen, die für die Autor*innen nicht mehr ganz so viel Arbeitsbelastung mit sich bringen, geben alle zwei, drei Jahre einen neuen Impuls; die Aktualität der Literatur, das Hinzufügen neuer Diskussionsstränge oder das Korrigieren älterer sorgt für konstante Attraktivität. Natürlich ist auch dies nur idealtypisch. Manche Lehrbücher halten sich seit Jahren auch ohne Aktualisierung und mit allen alten Fehlern erfolgreich, weil ihnen keine Konkurrenz gegenübersteht. Manche Neuauflage ist ein einfacher Nachdruck und verdient ob der fehlenden Aktualisierung und Überarbeitung ihren Namen nicht. Und manch ein Lehrbuch hat weniger Erfolg als eine gut geschriebene Doktorarbeit.

      Die digitale Wende bringt auch Bewegung in den Anspruch an Lehrbücher. Hochschulen bieten multimediale Unterrichtseinheiten an, [33] virtuelle Seminarräume diskutieren Online-Publikationen. Hochschulen fordern Campuslizenzen für E-Books, damit alle Lehrenden und Studierenden im Intranet der Hochschule unbegrenzten Zugriff auf die Materialien haben. Interaktives Zusatzmaterial zu gedruckten Lehrbüchern in Form von Multiple-Choice-Tests, Foren, kommentierten Linksammlungen oder Living Reviews (einschlägige kommentierte Literaturlisten, die laufend aktualisiert werden) usw. werden nachgefragt und konfrontieren Verlage mit wachsenden Kosten bei sinkenden Einnahmen.

      Die Entwicklung auf dem Lehrbuchmarkt war in den letzten Jahren inflationär. Durch die hohe Zahl der neu erschienenen Lehrbücher, die häufig durch Rückbezug auf die Einführung von BA/MA-Studiengängen legitimiert werden, sind die Absätze für den einzelnen Titel zurückgegangen. Was die Digitalisierung im Weiteren bringen wird, ist für die Verlage derzeit eine große, für einige auch existenzielle Frage.

      Ein Lehrbuch zu schreiben ist eine große Herausforderung und nur von ausgewiesenen Fachleuten seriös zu leisten.

      Für Handbücher gilt Ähnliches, mit der Einschränkung, dass die Herausgabe eines Handbuchs die undankbarste Arbeit in diesem Bereich überhaupt sein dürfte. Alle Probleme, die eine Herausgeberschaft beinhaltet – Politik in der Auswahl der Beitragenden; Verzögerungen in der Abgabe bei den für das Feld Wichtigsten; Ignorieren


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