Qualitative Medienforschung. Группа авторов

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sich nicht durchsetzte, finden sich noch immer ähnliche Sichtweisen wie z. B. bei Wolfgang Coy, für den Computer »zu global vernetzten Prothesen der Sinne« werden (Coy 1994, S. 37). Kübler (2003, S. 91) konstatiert mit Verweis auf Baltes u.a. (1997), Ludes (1998, S. 77 ff.) und Kloock/Spahr (2000, S. 39 ff.) – zu ergänzen wäre Meder (1995, S. 9) – sogar eine »Tradition des McLuhanismus«.

      Umfassender ist Werner Faulstichs Medienbegriff, der »der vom schlichten ›Mensch-Medium‹ bis zu komplexen systemtheoretischen Kategorien wie Kanal, Organisation, Leistung und gesellschaftlicher Dominanz alles einzuschließen vorgibt« (Kübler 2003, S. 91). Empirisch ebenso schwer fassbar und wohl eher als Metapher zu bezeichnen ist das von Dieter Baacke in der Auseinandersetzung mit mediendidaktischen Modellen erwähnte Mycelium-Modell des Kommunikationswissenschaftlers Marten Brouwer: »Das Geflechtswerk unter der Erde soll das unvermittelte System der Interkommunikation symbolisieren, während der daraus gebildete Pilz über dem Boden das Massenkommunikationssystem bezeichnen soll. Das Modell ist insofern glücklich, als es in der vegetativen Analogie die Lebendigkeit und Unübersichtlichkeit der ständig neu entstehenden oder sich gegenseitig ersetzenden Kommunikationskanäle des sozialen Lebens plastisch macht und dieses nicht lediglich als eine technisch-kybernetische Apparatur verstehen lässt« (Baacke 1973, S. 7).

      Kittler unterscheidet in seiner Geschichte der Kommunikationsmedien technische Medien von Schriftmedien:

      »Technische Medien, anders als Schrift, arbeiten nicht auf dem Code einer Alltagssprache. Sie nutzen physikalische Prozesse, die die Zeit menschlicher Wahrnehmung unterlaufen und nur im Code neuzeitlicher Mathematik überhaupt formulierbar sind« (Kittler 1993, S. 180).

      Technische Medien (»Aufschreibsysteme«) werden dabei funktional definiert als historisch sich verändernde Mittel zum Speichern, Übertragen und Verarbeiten (Berechnen). Mit dem Computer ist für Kittler das Mediensystem geschlossen, denn »Speicher- und Übertragungsmedien gehen beide in einer Prinzipschaltung auf, die alle anderen Informationsmaschinen simulieren kann, einfach weil sie in jeder einzelnen Programmschleife speichert, überträgt und berechnet« (Kittler 1989, S. 196).

      Aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht halten es Bentele und Beck für sinnvoll, folgende Typen von Medien zu unterscheiden:

      • »materielle Medien wie Luft, Licht, Wasser, Ton, Stein, Papier, Zelluloid;

      • kommunikative Medien oder Zeichensysteme wie Sprache, Bilder, Töne;

      • technische Medien wie Mikrofone, Kameras, Sende- und Empfangseinrichtungen;

      • Medien als Institutionen, also die einzelnen Medienbetriebe (bestimmte Zeitung oder Fernsehanstalt) und die ›Gesamtmedien‹, z. B. ›der Film‹, ›der Hörfunk‹, ›das Fernsehen‹« (Bentele/Beck 1994, S. 40).

      Eine Unterscheidung in primäre, sekundäre und tertiäre Medien geht auf Harry Pross (1972) zurück. Primäre Medien sind für ihn »menschliche Elementarkontakte« wie die non-verbale Sprache der Körperhaltung, Mimik, Gestik und ebenso auch die Verbalsprache. Zwischen Sender und Empfänger ist kein Gerät geschaltet. Dagegen benötigen sekundäre Medien auf Seiten des Senders Geräte für die Herstellung von Mitteilungen (Flaggensignale, Grenzsteine, Rauchzeichen, Schreib- und Druckkunst). Als tertiäre Medien bezeichnet Pross jene Vermittlungsprozesse, die technische Erstellung, technische Sender und technische Empfänger erfordern (Rundfunk, Telefon etc.), also auf Empfänger- wie Senderseite technische Geräte benötigen.

      Nach heutigem Verständnis wird in Kommunikationswissenschaft und Medienpädagogik die Sprache in der Regel nicht zu den Medien gerechnet. Neuere Definitionen gehen beim Medienbegriff immer von einer technischen Vermittlung aus. Die Doppelseitigkeit des allgemeinen Medienbegriffs wie auch von Sprache, die nicht nur das Mittel der Verständigung im jeweiligen einzelnen sprachlichen Akt (pa-role) ist, sondern selber auch System, das Verständigung überhaupt ermöglicht (langue), bleibt jedoch grundlegend für jeden Medienbegriff in den unterschiedlichen fachspezifischen Ausformungen (vgl. Schanze 1976, S. 26).

      Der technische Medienbegriff

      Der technische Medienbegriff verweist auf die Materialität der Kommunikation, beginnend bei der Schrift, manchmal auch erst bei der mechanischen Vervielfältigung durch die Druckerpresse (etwa Hiebel u.a. 1999). Zu Verwechselungen kommt es dadurch, dass sowohl Trägermaterialien (CD-ROM) als auch Vervielfältigungsfaktoren (CD-Player) unter diesen Begriff fallen.

      Ausgangspunkt aller kommunikationstheoretischen Medienbegriffe ist das technisch-mathematische Modell der Nachrichtenübertragung zwischen technischen Systemen (Shannon/Weaver 1949), das man generell auf die Strukturierung des Problembereichs Kommunikation zu übertragen versuchte. Das informationstechnische Medienmodell sieht (je nach Autor) mindestens vier Elemente vor: Sender, Empfänger, Kanal und Code. Entscheidend für den Medienbegriff ist der Kanal als Übertragungssystem für Signale sowie der Code, also die verwendete Zeichenkonvention. Während es nachrichtentechnisch in erster Linie um die Frage der (Vermeidung von) Kanalstörungen geht, also um Übertragungsfehler, ist medienbegrifflich relevant, dass der Kanal auch den Möglichkeitsraum für Signale und verwendete Codes bestimmt: »Eine Nachricht muss kanalgerecht kodiert werden – das ist die erste Bedingung, die ein technischer Code erfüllen muss. Die Morse-Schrift ist für die Telegrafie ein kanalgerechter Code, sie ist es aber auch für optische und akustische Signale. Dagegen ist eine gesprochene Nachricht für die telegrafische Übertragung nicht kanalgerecht, sie muss umkodiert werden« (Flechtner 1966, S. 21).

      Obwohl die Metapher der Übertragung suggeriert, dass der Übertragungsweg (abgesehen von Störungen) keinen Einfluss auf die Inhalte hat, zeigt sich hier, dass er sogar ein bestimmendes Element der Nachrichtenübertragung ist. In Bezug auf neue Medien wird auch deutlich, dass sich jeweils erst ein Code entwickeln oder vereinbart werden muss, um ein Medium kommunikativ zu nutzen.

      Zur Beschreibung menschlicher Kommunikation reicht dieses klassische Modell der Kommunikationstheorie nicht aus. Da der Zusammenhang zwischen übertragenen Signalen nicht mitübertragen wird, sind Bedeutungen grundsätzlich nicht mitteilbar, sondern nur generierbar. Begriffe wie »Störung« oder »kanalgerechte Codierung« erfassen weder die zeitliche Dynamik von Kommunikation, noch kann der Sender als ausschließlich aktiv und der Empfänger als ausschließlich passiv modelliert werden, da er Empfänger Sinnstrukturen rekonstruieren (Bedeutungen zuschreiben) muss. Ferner sind Kommunikationsprozesse eingebettet in sich verändernde gesellschaftliche Strukturen und historische Kontexte – Medien können daher nicht unabhängig von der jeweiligen gesellschaftlichen Wirklichkeit gesehen werden (vgl. Baacke 1973, S. 7). Die disziplinär zuständigen Fachwissenschaften haben daher erweiterte und spezielle Medienbegriffe entwickelt.

      Der organisationssoziologische Medienbegriff

      Medientechnologien und ihre Vermarktung bedürfen ausdifferenzierter Organisations- und Arbeitsformen. Die »Doppelnatur des Systems Medium« (Saxer 1975, S. 209) besteht darin, dass jedes (publizistische) Medium einerseits ein bestimmtes kommunikationstechnisches Potenzial aufweist, sich andererseits bestimmte Sozialsysteme um diese Kommunikationstechnologie herum bilden. Im Anschluss an Saxer (1998) zählt Burkart (2002) folgende für einen »medienwissenschaftlich angemessenen« Begriff von »Medium« charakteristischen Begriffsbestandteile auf:

      • Medien sind Kommunikationskanäle, die auditive, visuelle bzw. audiovisuelle Zeichensysteme transportieren bzw. vermitteln;

      • bei Medien handelt es sich zumeist um (arbeitsteilige) Organisationen, die vielfältige Leistungen und Funktionen für die Gesellschaft (bzw. jeweilige Zielgruppen) erbringen;

      • Medien bilden für Herstellungs-, Bereitstellungs- und Empfangsprozesse mehr oder weniger komplexe soziale Systeme;

      • Medien stellen Institutionen dar, da Medien um ihres umfassenden Funktionspotenzials willen in das jeweilige gesellschaftliche Regelsystem eingefügt, institutionalisiert (Saxer 1998, S. 55) werden (vgl. Burkart 2002, S. 42 ff.).

      Begrifflich unterscheidet man auch zwischen Medien erster Ordnung, die gewissermaßen eine technische Infrastruktur mit bestimmter (publizistischer) Potenzialität


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