Soziale Arbeit. Johannes Schilling

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Soziale Arbeit - Johannes Schilling


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Kapitel zur Sozialen Arbeit im Überblick zusammen und gibt Antwort auf die Frage: Was ist Soziale Arbeit?

      In der Fachliteratur werden die Begriffe Sozialpädagogik, Sozialarbeit, Soziale Arbeit z. T. recht willkürlich benutzt. Wenn wir aus Büchern zitieren, kommt es vor, dass dieser „Wortsalat“ auch hier Eingang findet. Eigentlich müsste es konsequent nur „Soziale Arbeit“ heißen.

      Warum soll ich die Berufsgeschichte Sozialer Arbeit studieren?

      Warum soll man die Frage nach Sozialarbeit/ Sozialpädagogik/Sozialer Arbeit mit einem Rückblick in die Geschichte unserer Profession beginnen? Warum beginnen wir nicht gleich damit, die gegenwärtigen Herausforderungen Sozialer Arbeit in Angriff zu nehmen? Der Grund liegt nicht darin, weil viele Bücher diese Art des Einstiegs wählen. Sondern weil es von großer Wichtigkeit ist, dass SozialarbeiterInnen/SozialpädagogInnen, die sich mit ihrem Berufsbild identifizieren wollen, sich der historischen Wurzeln ihres Berufes bewusst sind. Dies bedeutet: Wir müssen für die Entwicklung einer spezifischen Berufsidentität erst einmal zurückblicken, um überhaupt vorwärts gehen zu können. Eine komplexe Gegenwart kann ohne historische Rückgriffe gar nicht verstanden werden. Gegenwart und Zukunft(sgestaltung) ist ohne das Verständnis vergangener prägender Epochen nicht denkbar.

      Die geschichtliche Entwicklung der Sozialarbeit/ Sozialpädagogik/Sozialen Arbeit ist Grundlage für ein berufliches Selbstverständnis. So wie andere Berufe, etwa die Medizin oder Jura, grundlegende Positionen im Rückgriff auf ihre Geschichte bestimmen (Humanmedizin auf Paracelsus, Jurisprudenz auf das römische Recht etc.), hat auch die Sozialarbeit/Sozialpädagogik/Soziale Arbeit eine hochinteressante und wechselhafte Entwicklung hinter sich.

„Es ist unmöglich, eine Institution ohne den historischen Prozess, der sie hervorgebracht hat, zu begreifen.“ (Münchmeier 1992, 372)images

      Der Rückgriff auf die Geschichte in ihren verschiedenen Entwicklungslinien soll deutlich machen, dass Soziale Arbeit einerseits aus ihrer Geschichte heraus zu verstehen ist, andererseits z. T. mit den gleichen Worten neue Inhalte verbunden sind, was zu zahlreichen Missverständnissen führt. Es sollen Leitlinien herausgearbeitet werden, anhand derer aufgezeigt werden kann, wie die Profession in ihren unterschiedlichen Entstehungsepochen zu begreifen ist. Armenpflege/Fürsorge (Erwachsener) und Jugendfürsorge haben zwar vergleichbare geschichtliche Wurzeln, entwickeln sich jedoch mit dem ausgehenden Mittelalter zu eigenständigen fürsorgerischen Einrichtungen, was in den ersten beiden Kapiteln kurz skizziert werden soll. Die Darstellung erfolgt unter Bezugnahme auf Persönlichkeiten und Orte. Selbstverständlich hätte man auch eine andere Einteilung vornehmen können. Es geht um die markanten Stufen einer langfristigen Entwicklung kommunaler bzw. staatlicher Armenpflege- und Fürsorgepolitik im Kontext gesellschaftlicher Transformationsprozesse.

Der geschichtliche Verlauf der zunächst ehrenamtlichen sozialen Tätigkeitsbereiche durch öffentliche Armenpflege und Fürsorge hin zu einer eigenständigen Profession kann in folgende Zeitabschnitte eingeteilt werden:1. Armenfürsorge für Erwachsene bzw. Kinder im Mittelalter (um 12.–13. Jh.) und zu Beginn der Neuzeit (14.–16. Jh.)2. Erwachsenenfürsorge bzw. Jugendfürsorge im Zeitalter der Industrialisierung (18.–19. Jh.)3. Wohlfahrtspflege für Erwachsene bzw. Jugendwohlfahrtspflege für Kinder vor dem Zweiten Weltkrieg4. Nach dem Zweiten Weltkrieg: Bundesrepublik Deutschland (seit 1945): Armut und Hilfeimages

      Erklärung von Zeichen und Symbolen

      Einige Textstellen sind mit Zeichen/Symbolen versehen, die einer schnelleren Orientierung dienen sollen. Hier ihre Erläuterung:

      Zu Beginn eines Kapitels geben wir anhand einer Grafik in Form eines Baumes einen zusammenfassenden Überblick über die Themen des jeweiligen Kapitels.

imagesImmer, wo Sie dieses Zeichen sehen, werden „Reflexionsfragen“ formuliert, die der Leser zunächst für sich beantworten soll.
imagesWichtige Inhalte sollen leicht zu erkennen sein. Sie sind eingerahmt und durch dieses Zeichen markiert („Merksatz“).
imagesAm Ende einer Ausführung werden die wichtigsten Überlegungen jeweils noch einmal zusammengefasst („Zusammenfassung“).
imagesJedes Kapitel enthält „Praxisbeispiele“. Am Schluss eines Kapitels wird mithilfe von Lösungsvorschlägen noch einmal näher auf diese eingegangen.
imagesAm Schluss eines Kapitels finden sich Hinweise auf „Weiterführende Literatur“.
imagesHier werden „Lernfragen“ gestellt. Anhand der Fragen können die LeserInnen ihren Wissensstand überprüfen. Die Lernfragen mit dazugehörigen Antworten stehen auch als Online-Zusatzmaterial bereit. Dieses wird auf den jeweiligen Buchseiten unter www.utb-shop.de und www.reinhardt-verlag.de zum Download zur Verfügung gestellt.

      Donaueschingen/Villingen-Schwenningen, im September 2017

       Johannes Schilling und Sebastian Klus

      1 Sozialarbeit – Geschichte der Armenpflege und Armenfürsorge / Wohlfahrtspflege

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      Abbildung 2: Geschichtliche Wurzeln der Sozialarbeit

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      1. Praxis-Situation: Problem – Hilfe

      Frau Stark, 36 Jahre alt, ist alleinerziehende Mutter ihrer beiden Töchter von acht und neun Jahren. Sie arbeitet als Verkäuferin in einer Bäckerei. Mit ihrem Verdienst kann sie ihre Familie mehr schlecht als recht ernähren. Sie und ihre beiden Töchter müssen auf vieles verzichten. In den Urlaub zu fahren oder ins Kino zu gehen, ist für sie Luxus, den sie sich nicht leisten können. Frau Starks Bekannte raten ihr, sich finanzielle Unterstützung vom Jobcenter zu holen. Das sei ihr gutes Recht. Frau Stark lehnt dies jedoch energisch ab. Sie kommt schon alleine zurecht. Sie braucht das Jobcenter nicht. Die wollen einen ja nur ausfragen, kontrollieren und am Ende hat man das Gefühl, versagt zu haben und deshalb Hilfe zu brauchen. Sie ist stolz, dass sie es mit ihren Kindern so gut alleine schafft. Sie buckelt nicht vor anderen, schon gar nicht vor Leuten vom Jobcenter.

      Wie ist Ihre Meinung? Was würden Sie Frau Stark raten?

      Zu den Grundkonstanten der Armenpflege und Fürsorge zählen die beiden Begriffe Armut und Hilfe.

      Hilfe, eine Urkategorie

      „Hilfe ist eine Urkategorie des menschlichen Handelns überhaupt, ein Begriff, der nicht weiter zurückzuführen ist, außer auf den des gesellschaftlichen Handelns überhaupt ... Hilfe ist eine gesellschaftliche Kategorie. Ihr Begriff bezeichnet ein Verhalten im menschlichen Zusammenleben.“ (Scherpner 1962, 122)

      „Hilfsbedürftig und damit Gegenstand der fürsorgerischen Hilfe sind also diejenigen Gemeinschaftsmitglieder, die aus irgendwelchen Gründen den Anforderungen der Gemeinschaft gegenüber versagen, die nicht imstande sind, den Platz im Gemeinschaftsleben zu behaupten, an den sie gestellt sind, und die daher in der Gefahr sind, aus der Gemeinschaft herauszufallen.“ (Scherpner 1962, 138)

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      „Mir geht es gut. Ich komme sehr


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