Die Invasion. Hans-Peter Vogt
Читать онлайн книгу.setzen erneut Luftlandetruppen ein und der Sektor wird gründlich untersucht. Diesmal werden frische Leichenteile entdeckt. Zerstückelte und verbrannte Teile dieses Schleims, den die Wissenschaftler in den Laboren bereits analysiert hatten. Auch diese Teile werden in die Labore gebracht.
Protaxa bespricht sich mit seinen Offizieren, dann beordert er die Frachtschiffe in die Athmosphäre. Sie suchen sich Landeplätze, und sie spucken jetzt hunderte von Kriegern und Kriegsmaschinen aus. Sie werden jetzt jeden Quadratkilometer der Oberfläche innerhalb des fruchtbaren Gürtels von Cantara durchkämmen, Proben nehmen, und alles Leben auslöschen, das nur entfernt an eine geelartige Masse erinnert, sofern ein Weg in die Sklaverei unwahrscheinlich erscheint.
Die Zerstörer bleiben in der Luft. Die Kampfflieger bleiben in Bereitschaft. Sie werden in Abständen von mehreren Stunden zurückbeordert, aufgetankt und wieder in die Athmosphäre geschickt, um auf jedes neue Aufflammen von Energie zu reagieren.
Eins ist den Wissenschaftlern inzwischen klar geworden. Diese graubraunen Zellansammlungen sind von ihrer puren Größe nicht nur ein Vielfaches eines der Gehirne der Xorx-Krieger, sie müssen zu ihren Lebzeiten auch ungeheuer effektiv gewesen sein. Das sind Gegner, die man nicht einschätzen kann, und so fällt die Entscheidung, wenn da noch etwas am Leben ist, dann muss das sofort ausgelöscht werden.
4.
Solange ist einer der Unteranführer der Cantara. Auch er hat Zuflucht in einer Höhle gefunden. Die Höhle ist durch die Schallwellen zum großen Teil eingestürzt und sie hat dreißig seiner Cantara unter sich begraben. Zwanzig Cantara haben überlebt, und Solange gibt jetzt Anweisung sich sehr vorsichtig an die Oberfläche zu begeben, um Nahrung aufzunehmen, und neue Energie zu tanken. Noch sind die Blätter des zerstörten Waldes grün. Es gibt Käfer, die überlebt haben, und getötete Tiere, die man verwerten kann. Auf unserer Erde würde man von Aas sprechen, aber für die Cantara sind das Zellformen, die man verwerten kann, ganz gleich, ob es da noch Leben gibt oder nicht.
Solange gibt die Anweisung, mit möglichst wenig Energie zu fahren und sich sofort zu verteilen, um als Angriffsziel möglichst unsichtbar zu bleiben.
Die Cantara “sehen” die Zerstörer in der Luft. Sie “sehen” die Kampfflieger. Sie suchen Schutz zwischen Steinen, umgefallenen Bäumen und unter verdorrendem Laub, aber sie können nicht verhindern, dass die anwachsende Energie bei der Nahrungsaufnahme auf den Wärmebildkameras der Xorx sichtbar wird.
Solange und seine Cantara werden das Opfer des nächsten Angriffs.
Wieder setzen die Flieger Laserkanonen ein. Der Wald geht in Flammen auf. Es ist eine gewaltige Feuersbrunst. Einige der Cantara verwandeln sich in ihrer Not in Steine, um dem Feuer zu widerstehen, aber es hilft ihnen nichts. Die spröde gewordene Materie explodiert unter dem Beschuss der Laserkanonen in tausend Stücke. Andere verbrennen zu Asche. Dann befiehlt Protaxa zur Sicherheit Ultraschallwellen einzusetzen. Jeder noch überlebende Cantara im Sektor C 564 wird atomisiert. Auch Solange überlebt diesen Angriff nicht.
Wie Solange ergeht es in den nächsten Tagen auch den anderen Gruppen der Cantara, sobald sie sich an die Oberfläche des Planeten trauen.
Übrig bleiben zwei Gruppen, die sich weiter verschanzt halten, aber auch die überleben nicht.
Die Bodentruppen haben Anweisung, jede noch so kleine Höhle sofort unter Feuer zu nehmen, sobald sie entdeckt wird. Die Kameras und Sonare führen sie auf die Spur.
Nur Mendez und seine Gruppe sind noch übrig. Mendez, der rechtzeitig die Flucht in die heiße Wüste angetreten hat, um sich dort unter Bergen von Sand zu vergraben.
5.
Vierzehn Tage nach dem ersten Angriff befiehlt Protaxa die Landung aller Schiffe auf dem Planeten. Er befiehlt, dass alle Frauen im gebährfähigen Alter sofort geschwängert werden, um neues Leben zu produzieren, das die Art langfristig erhält.
Er befiehlt, dass alle weiblichen Tiere erneut besamt werden, er befiehlt, dass die Bodentruppen jeden Quadratmeter untersuchen, und er befiehlt schließlich, dass die mitgebrachten Arbeiter sofort einige Areale räumen müssen, um an die fruchtbare Erde unter dem verrottenden Geäst der Bäume zu kommen. Leichen der Tiere auf dem Planeten werden gezielt gesuch und bestattet. Auf den Transportern gibt es genug Geräte, um Gruben auszuheben. Verbrennen wäre schneller gegangen, aber die Wissenschaftle haben Protaxa davor gewarnt. Es sei für den Boden langfristig besser, wenn die Leichen auf natürlichem Weg zerfallen und dem Boden zurückgeben, was er an Stoffen braucht. Diese Beerdigung sei auch eilig, damit keine Seuchen entstehen, und damit das Trinkwasser nicht durch Tierkadaver ungenießbar wird.
Die Wissenschaftler odnen an, auch mit den umgefallenen Bäumen und Blättern so zu verfahren, um ausgewählte Areale urbar zu machen. Dort, wo die Xorx Felder anlegen wollen, werden die Pflanzen also in gigantische Häcksler gesteckt und fein zermahlen. Das Schrot wird auf große Haufen geschüttet und wird nach einigen Monaten einen hervorragenden Humus ergeben, um die neuen Felder zu düngen. In solchen Dingen muss Protaxa seinen Wissenschaftlern vertrauen. Die Anweisung ist klar. Er ist für den militärischen Erfolg zuständig, die Biologen, Chemiker, Agrarspezialisten, Bergbauingenieure und Ärzte sind für den wirtschaftlichen Erfolg der Mission verantwortlich. Protaxa ist einerseits “nur” der militärische Kommandant, aber er ist zugleich der Oberbefehlshaber der gesamten Operation.
Protaxa legt ein enormes Tempo vor. Drei Wochen nach dem ersten Angriff werden bereits die ersten Felder bestellt. Sie haben das Saatgut mitgebracht. Die Wissenschaftler haben von idealen Anbaubedingungen gesprochen, und auch die ersten Bodenproben haben dasselbe Ergenis gebracht.
Den Arbeitern geht es nicht so gut. Sie müssen schuften bis zum Umfallen. In den Ruhepausen schlafen sie in Zelten. Sie werden bewacht von Xorx-Kriegern in bewaffneten Maschinen, und von Panzerechsen, die für die Aufsicht programmiert sind. An eine Flucht ist nicht zu denken. Sie wären auch sofort von den Wärmebildkameras aufgespürt worden, denn Protaxa hat angeordnet, dass fünf der Zerstörer in der Luft bleiben, um die Situation aus der Vogelperspektive zu beobachten. Er selbst bleibt mit seinem Zerstörer außerhalb der Athmosphäre. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, bis Gewissheit herrscht, dass die Lage völlig sicher ist.
Erst sechs Wochen nach dem Erstschlag scheint klar, dass keine Gefahr mehr droht. Protaxa befiehlt die Landung aller Zerstörer, und auch er selbst fliegt jetzt in die Athmosphäre, und sucht sich einen sicheren Landeplatz, um die Resourcen an Treibstoff zu schonen.
Noch sind die Bodentruppen unterwegs, um die Oberfläche des Planeten zu untersuchen, und sie werden damit wohl noch einige Wochen und Monate beschäftigt sein. Eine absolute Sicherheit wird es nicht geben, aber es ist bereits jetzt äußerst unwahrscheinlich, dass da noch irgendwo fremdes Leben ist, das nicht von den Kriegern der Xorx kontrolliert werden kann.
Die Xorx hatten auch mit Insekten, Milben und Kleintieren gerechnet, die sich im Boden verkriechen, und die Überträger von Viruserkrankungen sein können. Es wird die Aufgabe der Biologen, Genetiker und der Ärzte sein, eventuelle Auswirkungen auf die Gesundheit der Mannschaften unter Kontrolle zu bringen.
2. Leise Infiltration
1.
Mendez läßt sich Zeit. Seine Gruppe ist vorerst sicher, solange sie keine äußerlich sichtbare Energie absondert. Die Verständigung mit den Artgenossen kann mit einem Minimum an Energie erfolgen. Die Cantara können hierfür sogar die Fähigkeiten von Microorganismen nutzen, wie z.B. von Sandflöhen und den Larven von Heuschrecken, die es hier in großer Anzahl gibt.
Die Cantara haben die Vibrationen der Flugzeuge gespürt. Sie haben die Detonationen der Einschläge der Laserkanonen gespürt, sie haben gespürt, als die Raumschiffe landeten, und sie wissen, dass die Xorx im Moment mit anderen Dingen beschäftigt sind, als ausgerechnet in der heißen Zone nach möglichen Überlebenden zu suchen.
Mendez hatte in den letzten Wochen genügend Zeit, um sich einen Plan zurechtzulegen. Wenn sie überleben wollen, dann müssen