Rebellen gegen Arkon. Hans Kneifel

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Rebellen gegen Arkon - Hans Kneifel


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Maghan! Na Tha‘genem par atha ke!«

      Ich erstarrte. Mit allen Sinnen versuchte ich, den Ursprung der Worte festzustellen. Doch die Stimme schien von überall zugleich zu kommen. Ich ahnte, dass der Altar selbst die Schwingungsmembran eines gigantischen Lautsprechers war.

      »Na Maghan! Na Tha‘genem par atha ke!«

      Die Sprache war Alt-Tefroda, das sich von der alten lemurischen Sprache kaum unterschied. Ich kannte den Dialekt! Gehört hatte ich ihn ausschließlich in Situationen allerhöchster Lebensgefahr.

      Fürst Ligatem und Cinthia fingen an zu schreien. Sie stießen Worte aus, deren Sinn ich nicht verstehen konnte. In ihr Geschrei mischte sich ein umfassendes Dröhnen, das aus den Tiefen der Wüste entsprang.

      Es dauerte drei, vier weitere Sekunden, dann verstand ich nichts mehr außer dem Satz in Alt-Tefroda:

      »Na Maghan! Na Tha‘genem par atha ke!«

      Unwillkürlich übersetzte ich:

       »Maghan! Schaltung Sternentau wurde soeben aktiviert!«

      Die Botschaft wurde endlos wiederholt. Was bei allen Göttern war unter Schaltung Sternentau zu verstehen? Den Ausdruck Maghan kannte ich jedoch sehr gut; die Meister der Insel hatten sich damals so titulieren lassen. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen hatte mein Sprung auf den Altar einen uralten Mechanismus aktiviert.

      Eben wollte ich wieder auf den Boden zurück, wollte den Mechanismus zum Halten bringen, da sackte Cinthia vor meinen Augen leblos zusammen.

       Flieh, Narr!

      Es war zu spät. Ich konnte mich nicht mehr bewegen.

      3.

      SIEG?

       Vergangenheit 5772 v. Chr. / 12.402 da Ark

      Ein gellender Signalton riss Kommandeur Irakhem aus dem Schlaf. Er war sich darüber im Klaren, dass damit der Anfang vom Ende eingeleitet wurde.

      Salziges Tränensekret überströmte seine Wangen; ein Zeichen der übermächtigen Erregung, die ihn erfasste.

      Mit einem Satz war er aus dem Bett. Er aktivierte das Visiphon. Dass sein weißes Haar wirr in alle Richtungen hing, nur nicht in den Nacken, kümmerte ihn nicht. Er diente dem Nert und seiner Heimat Traversan. Sein persönliches Erscheinungsbild hatte zurückzustehen, jedenfalls für den Augenblick.

      Auf der anderen Seite salutierte ein Orbton. Irakhem kannte ihn als Offizier von niedrigem Rang. Er kannte alle Offiziere in seinem Umfeld, die meisten mit Namen. An der Galaktonautischen Akademie hatte man ihn gelehrt, wie man Untergebene führte: Es war wichtig, durch scheinbare Kleinigkeiten stets Überlegenheit zu dokumentieren.

      Mit 23 Jahren war Irakhem viel jünger als der Orbton. Dennoch wurde er als Befehlshaber der Traversan-Flotte von allen anerkannt.

      Er war der einzige Kapitän zweiter Klasse des Systems. Kapitäne erster Klasse – oder gar Admiräle! – hatte es auf den Welten von Travs Stern nie gegeben.

      »Also! Was ist geschehen, Orbton?«

      Du kennst doch die Antwort, Narr!, kritisierte sein aktivierter Logiksektor. Es ist Pyrius Bit!

      Irakhem hätte beinahe laut geantwortet. Ärgerlich biss er auf seine Unterlippe. Er musste sich an die Stimme in seinem Inneren, die zu allem und jedem Kommentare abgab, erst noch gewöhnen. Der Logiksektor verschaffte ihm Überlegenheit. Die ARK SUMMIA wirkte wie ein innerer, stets gegenwärtiger Schulmeister.

      »Also?«, wiederholte er scharf. »Ich erwarte deine Auskunft, Orbton!«

      »Nun, ich … ich dachte … Jawohl!«

      Der Mann schien verwirrt, wahrscheinlich über Irakhems Verhalten.

      »Ein Verband von Imperiumsschiffen, Erhabener! Sie sind kurz jenseits der zehnten Planetenbahn aus dem Hyperraum gestürzt. Der Transitionsschock hat eine unserer Beobachtungsstationen vernichtet. Zwanzig Männer sind dabei gestorben.«

      Kommandeur Irakhem presste die Lippen zusammen. Transitionen innerhalb eines Systems galten als lebensgefährlich und wurden selten vorgenommen. Zum Ethos der Raumfahrer gehörte, grundsätzlich das planetengebundene Leben nicht zu gefährden. Ausnahmen gab es auch im Kriegsfall nicht.

      Wer spricht von einem Krieg?, ergänzte sein Logiksektor. Traversan wird nicht mehr sein als eine blutige, bestenfalls tragische Randnotiz der Geschichte.

      Irakhem ignorierte die Stimme. Er fragte knapp:

      »Welchen Kurs fliegen die Imperiumsschiffe?«

      »Sie halten Kurs Traversan, Erhabener!«

      »Anzahl?«

      »Wir haben noch Orterprobleme durch den Transitionsschock. Unsere Geräte müssen neu kalibriert werden. Die Anzahl der Schiffe werde ich Euch bald nennen können, Pal‘athor. Habt einige Minuten Geduld.«

      Pal‘athor – Zweiplanetenträger.

      Er lachte bitter. Der militärische Rang, den er in jungen Jahren erreicht hatte, würde ihm nichts mehr nützen. Auf der Prüfungswelt Alassa hatte er die ARK SUMMIA absolviert. Er besaß seinen aktivierten Extrasinn seit diesem Tag, so wie die hochgestellten Adligen und erhabenen Flottenkommandeure.

      Irakhem fühlte einen brennenden Ehrgeiz. In wenigen Jahren, so die Planung, hätte er die Weiterbildung zu einer höheren Offizierslaufbahn in Angriff genommen. Das Volk von Traversan hätte voller Stolz auf seinen ersten Admiral geblickt; und den meisten Stolz von allen hätte Nert Kuriol da Traversan empfunden, Irakhems väterlicher Förderer. Und nun war alles vorbei. Bevor es noch richtig begonnen hatte.

      »Wann wird der Imperiumsverband eintreffen, Orbton?«

      »Unveränderte Sublichtwerte vorausgesetzt, in sieben Stunden.«

      »Nehmen wir an, sie beschleunigen maximal?«

      »Dann schaffen sie es in fünf Stunden«, bekundete der Mann irritiert. »Aber warum sollten sie das tun, Erhabener? Sie würden doch nur unnötig ihre Triebwerks-Stützmasse verschwenden.«

      Irakhem warf dem Mann einen scharfen Blick zu.

      »Wenn wir etwas nicht verstehen, so heißt das nicht, dass es nicht geschehen kann.«

      Die Gesichtszüge des Offiziers wurden starr.

      »Ich verstehe, Kommandeur.«

      »Gut. Nachrichten werden bitte unverzüglich an mich weitergereicht. Ich werde mich in spätestens fünfzehn Minuten an Bord meines Flaggschiffs einfinden. Danke.«

      Irakhem schaltete das Visiphon ab. Fünf Stunden, das ließ ihm noch etwas Zeit. Er konnte seine Vorbereitungen treffen. Nicht, dass er einen großen Sinn darin gesehen hätte; aber es lag nicht in der Mentalität der Traversaner, aufzugeben. Pyrius Bit konnte sie vernichten. Er würde den Sieg allerdings sehr, sehr teuer erkaufen.

      Irakhem erwartete seinen Tod. Ob der Tod heute schon kommen würde oder ob er mit Intelligenz und Kampfmoral das Ende noch einmal verzögern konnte, das war noch unklar.

      Der Kommandeur duschte kurz. Er kaute Konzentrate, trank Wasser mit einem belebenden Langzeitaufputscher, dann band er sein Haar mit einer Spange aus Arkonstahl im Nacken zusammen. Zur blaugrauen Standarduniform wählte er einen dunkelroten Umhang.

      Einen Moment lang überlegte er, ob er Nert Kuriol von dem nahenden Verband in Kenntnis setzen musste. Dann aber sagte er sich, dass der Fürst von Traversan dieselben Informationen besaß wie er selbst; wenn nicht die besseren. Kuriol war der eigentliche Oberkommandierende der Streitkräfte von Traversan, Irakhem nur sein Stellvertreter.

      Irakhem trat ins Freie, hinaus auf eine der Palast-Terrassen. Ein Antigravstrahl erfasste ihn und zog ihn schwerelos in die Luft.

      Der Leka-Diskus, ein LE-20-05 für den interplanetarischen Shuttle-Verkehr, katapultierte


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