Die Chinesische Truhe. Bernhard Trenkle
Читать онлайн книгу.überwiegend als körperliche und mentale Trainings- und Meditationspraxis umschrieben (Anm. d. Übers.).
3Dies ist meistens ein Behälter, kann aber auch eine Befestigung (Gestell), ein Werkzeug (Schaufel) oder anderes sein, je nach Beschaffenheit des Symbols (Anm. d. Übers.).
4Hier sind Herz, Lungen, Leber, Milz und Nieren gemeint (Anm. d. Übers.).
5Während des Cunxiang (hier »vertiefende Imagination« genannt) wird die Wahrnehmung auf verschiedenen Sinneskanälen lebhaft und bei gleichzeitiger emotionaler Beteiligung aktiviert. Es findet sich kein entsprechender Ausdruck im Deutschen (Anm. d. Übers.).
6Eine Art Trance (Anm. d. Übers.).
7Im Orig.: Konsultieren (Anm. d. Übers.).
8Ein Zustand von Wunsch-, Bedürfnis- und Beschwerdelosigkeit; vgl. »Xiulian« und »Leerheit« im Buddhismus (Anm. d. Übers.).
9Übers. a. d. Orig. Dies ist keine allgemein-chinesische Vorstellung. Auch aus westlicher Sicht ist es unklar, ob alle Komapatienten ohne Bewusstsein sind (Anm. d. Red.).
2Das Therapieverfahren
Die Behandlung mit der Chinesischen Truhe ist in zehn Schritte unterteilt und wird in zwei Phasen durchgeführt, einer statischen und einer dynamischen Phase. Jede Phase wird eingeleitet durch dreifach regulierende Entspannungsübungen für Körper, Atem und Emotionen, wodurch der Klient in einem ruhigen Zustand ankommt. Am Ende jeder Phase wird ein Protokoll erstellt, um die Ergebnisse festzuhalten. So kann später eine Evaluation erfolgen.
2.1Statische Phase
In dieser Phase wird ein Symptom zur Behandlung ausgesucht. Es werden ein entsprechendes Symbol und ein passender Träger vertiefend imaginiert.
2.1.1Dreifach regulierende Entspannung: Körper, Atem, Denken und Fühlen
Diese dient dazu, zu entspannen und zur Ruhe zu kommen, Körper und Geist in Einklang zu bringen, den Übergang vom Alltagsleben zum Behandlungsbeginn zu gestalten.
Regulieren über den Körper
Aufrecht mit geradem Rücken auf dem vorderen Drittel der Sitzfläche sitzen. Beide Hände ruhen auf den Knien, die Augen sind leicht geschlossen.
Regulieren über die Atmung
Langsam, tief atmen. Aufmerksamkeit auf das Ausatmen gerichtet, das Einatmen kommt von allein. Beim Ausatmen darauf achten, dass nicht die ganze Luft vollständig ausströmt, sodass ein fließender Übergang zum nächsten Atemzug ermöglicht wird.
Regulieren über das Denken und Fühlen
Mit dem Ausatmen alle Gedanken und Gefühle aus dem Bewusstsein strömen lassen.
Dem Klienten mitteilen, wenn er sich entspannt fühlt, sich in einem ruhigen und friedlichen Zustand befindet, kann er die Übung beenden und langsam die Augen öffnen. Dieser Prozess dauert in der Regel drei bis fünf Minuten.
2.1.2Das Ausgangssymptom festlegen
Das Ausgangssymptom wählen
Mit Ausgangssymptomen sind v. a. negative Empfindungen, nämlich körperliche und psychische Beschwerden gemeint, einschließlich negativer Gefühle und Stimmungen. Zu psychischen Beschwerden gehören negative Emotionen wie Depressivität, Ängste und Phobien, sie sollen klar differenziert werden. Negative Körperwahrnehmungen wie Kopfschmerzen, Druck auf der Brust, Völlegefühl etc. sind genau zu lokalisieren. Die Chinesische Truhe arbeitet mit Symptomen, die Teil psychischer oder auch psychosomatischer Krankheiten sein können; die diagnostische Zuordnung spielt wie gesagt keine Rolle. Die adressierten körperlichen Symptome sind meistens Teil psychosomatischer Beschwerden, aber auch, wenn es eine körperliche Ursache gibt, kann die Methode eine gewisse Wirkung erzielen. Wichtig ist dabei, die subjektiv erlebten negativen Gefühle von auslösenden Lebensereignissen zu trennen. Der Behandlungsgegenstand der Chinesischen Truhe sind prinzipiell Erstere, nicht Letztere.
Die Beeinträchtigung durch die Symptome messen
Der Klient schätzt die Beeinträchtigung durch die Beschwerden auf einer Skala von 0 bis 10 ein: 0 bedeutet beschwerdefrei, 10 maximale Beschwerden.
Hier ist zu beachten, dass die Beeinträchtigung durch die Beschwerden von der Schwere der Symptome zu unterscheiden ist. Es geht darum, inwieweit den Klienten die Beschwerden auf körperlicher und psychischer Ebene stören. Symptomschwere und persönliche Beeinträchtigung sind nicht immer leicht voneinander zu unterscheiden, sie korrelieren in hohem Maße. Dass die beiden nicht gleich sind, sondern unterschiedliche Dimensionen darstellen, auch wenn ihre strenge Differenzierung in den meisten Fällen nicht notwendig ist, sollte jedoch klar sein. Es ist in bestimmten Situationen wichtig zu differenzieren.
Beeinträchtigungsgrad und Symptomwahl
In der Praxis wird ein Symptom mit einem Beeinträchtigungsgrad von ≥ 7, mindestens ≥ 5, zur Behandlung ausgesucht. Es geht auch mit zwei bis drei ähnlichen Symptomen, deren Beeinträchtigungsgrad jeweils ≤ 5 liegt, deren Gesamtwert aufsummiert jedoch > 7 sein sollte.
2.1.3Das Symbol für das Ausgangssymptom intensiv imaginieren
Das Ausgangssymptom zum konkreten Objekt umwandeln
Der Therapeut lädt den Klienten ein, sich sein Symptom als einen konkreten Gegenstand vorzustellen, einen Gegenstand mit physikalischen Eigenschaften. So könnte zum Beispiel gereizte Stimmung als ein wirres Knäuel, der Druck auf der Brust als Stein bildlich werden. Das Symbol zeichnet sich gewöhnlich ab, indem der Therapeut dem Klienten von verschiedenen Seiten Fragen stellt, möglichst nicht durch den willkürlichen Einsatz der Vorstellungskraft.
Das Symbol prüfen und vereinfachen
Das vom Klienten entwickelte, spontan entstandene oder vom Therapeuten eingeleitete Symbol eignet sich nicht unbedingt von vornherein. An dieser Stelle ist es am Therapeuten, zu überprüfen und beim Sortieren zu helfen: Das Symbol soll grundsätzlich das Symptom verkörpern und nicht dessen Auslöser, oft ein Lebensereignis; in der Praxis wird dies allerdings leicht verwechselt. Das Symbol ist nicht immer klar und eindeutig. Sollten mehrere Objekte als Symbol auftauchen, ist ein Objekt als das wichtigste zu erfassen, als das Hauptthema zu bearbeiten; die anderen, restlichen werden in der nächsten Sitzung berücksichtigt.
Ein präzises und prägnantes Symbol als Arbeitsgegenstand zu entwickeln, ist grundlegend für die wirksame Durchführung der Chinesischen Truhe.
Das Symbol intensiv imaginieren
Der Therapeut wendet suggestiv, zielgerichtet zwei Strategien bei der Fragestellung an, um den Klienten schrittweise in die vertiefende Imagination mit dem Symbol eintauchen zu lassen, mit bildhaftem, plastischem Erleben. Die erste Möglichkeit ist, aus verschiedenen Blickwinkeln nach möglichst vielen Facetten des Symbols zu fragen, sodass das Symbol sich allmählich