Pardona 3 - Herz der tausend Welten. Mháire Stritter

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Pardona 3 - Herz der tausend Welten - Mháire Stritter


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sich im Nebel, verdrängte ihn auf eine Art und Weise, die sich unangenehm anfühlte.

      »Warte«, sagte sie und drehte ihre Segel.

      Etwas kam aus dem formlosen Limbus geschossen, wimmelnde Tentakel anstelle eines Arms und zerfetzte graue Flügel auf den Schultern eines vor Schleim schimmernden Körpers. Das Ding griff mit Krallen und Greifarmen nach ihrer Takelage, zerrte an den seidengeflochtenen Leinen und schrie schrill und pfeifend.

      Hond gab wütende, abgehackte Rufe von sich und sprang hin und her, während ihr geliehener Körper in einem Echo des Unbehagens und Schmerzes zusammensank, die ihren Geist erfassten. Der Dämon hatte ihre Schutzbarrieren durchbrochen, sie konnte das Loch wie einen Riss im Segel spüren, und sein Schrei drang auf vielen Wegen hinaus in die graue Weite. Der Klang wurde sofort verschluckt, aber das darin verborgene Signal wurde weitergetragen. Irgendwo, noch weit entfernt, ertönte eine Antwort.

      »Er muss weg!«, schrie sie. »Er ruft mehr!«

      Hond lief hilflos auf und ab und sie warf sich herum, schleuderte das seelenlose Ding an ihrem Mast hin und her, aber es kreischte höhnisch und wiederholte seinen Ruf in die Leere. Entmutigt sah sie mit den Augen ihres kleineren Körpers nach oben, schwankte mit ihren eigenen Bewegungen und Manövern mit und stützte sich an der Reling ab. Hond hielt inne und presste dann auffordernd seine Schulter gegen sie.

      Sie sah hinab, dann wieder hoch, und verstand.

      Die lange Zeit der Eingewöhnung und Übung hatte ihr eine sichere Kontrolle über den neuen Körper gewährt und mit erleichternder Mühelosigkeit zog sie sich die Griffe und Tritte am Mast hoch. Der Dämon sah ihr entgegen, öffnete ein den halben Kopf spaltendes Maul und zischte sie an. Speichel sprühte herab und brannte auf ihrer Haut ebenso wie auf ihrem Holz.

      »Fort mit dir!«, schrie sie und kletterte weiter, griff mit einer Hand nach einer Leine und zog kräftig daran. Das Ding schwankte, zischte erneut und kletterte auf den Segelbaum hinaus. Erneut schrie es und erneut erklang eine Antwort – nur deutlich schneller, näher.

      Sie schätzte die Position des Dämons und die von Hond ab und drehte ihre Weltenhülle, die Zeit und Schwere bestimmte, gegen die Ausrichtung ihres Leibs und schüttelte sich. Alles wurde nach oben gerissen, rauschend wölbte sich das Segel aufwärts und der Dämon, überrascht, verlor den Halt. Als er mit einem Kreischen durch die Grenzen ihrer Schutzbarrieren fiel, fing sie mit beiden Armen Hond, die Beine fest um ihren Mast gewickelt. Der Vierbeiner jaulte, wand sich in Angst, und sie presste ihn an sich, murmelte beruhigende Worte, während sie die Schwere langsam wieder zu ihrem Kiel hin ausrichtete.

      Dunkle Flecken näherten sich in ihrer Wahrnehmung, aus den unbestimmbaren Richtungen des Limbus, deutlich größere Wesen als der erste Eindringling. Sie blutete Licht und Kraft ins Nichts, lockte sie mit dem Duft ihrer Magie an.

      Wohin? Der Teil ihrer Aufmerksamkeit in dem Körper mit Armen und Beinen kletterte vorsichtig mit Hond über den Schultern wieder hinab, doch weit mehr konzentrierte sie sich auf ihre Position zwischen den dahinschwebenden Welten und Sphären. Sie durfte nicht dorthin. Aber hier draußen …

      Etwas streifte ihre kleine Blase aus Zeit und Raum und alles geriet ins Schlingern. Eine Hand, groß wie ihr ganzer geliehener Körper, strich tastend durch ihre Barrieren und hinterließ mit einem kreischenden Geräusch lange Furchen in ihrer Flanke.

      Sie griff nach einer Kraftlinie und zog sich an ihr entlang, so schnell sie konnte, füllte ihre Segel mit Willen und Macht und rannte mit ihren Verfolgern um die Wette ins Nichts hinaus.

      »Wohin, wohin, wohin?«, murmelte sie panisch und Hond winselte.

      Sie warf das Ruder herum, wechselte die Kraftlinie und die Leere entfaltete sich wie eine plötzlich glattgezogene Spirale. Irgendwo im Nebel erklang der wütende Ruf eines Häschers, der sie verloren hatte, aber andere blieben ihr auf den Fersen, folgten der Witterung von Magie und Furcht.

      »Ich bin keine Kämpferin«, sagte sie Hond, den sie weiter fest an sich presste. »Viele Schwestern mussten es werden, das weiß ich, aber ich habe niemals Waffen getragen. Ich wüsste nicht wie!«

      Er leckte über ihr Gesicht und wand sich dann halb aus ihrem Griff, um die Verfolger anzuknurren, die unsichtbar im Nebel hinter, vor und um sie waren, wie ein Kaleidoskop zerstreut in den haltlosen Dimensionen des Limbus.

      »Nicht«, bat sie. »Du hättest auch keine Chance!«

      Erneut duckte sie sich weg, drehte ihre Globule und ihre Hülle und wechselte die Richtung. Eine Schwinge schnitt in ihre kleine Blase Realität hinein und streifte krachend den Bugspriet. Das Holz des geschnitzten Vogels barst und sie schrie vor Schmerzen, während der Häscher einen begeisterten Ruf ausstieß.

      Sie drängten sich immer enger um sie und sie presste die Zähne des neuen Körpers zusammen, bis ihr Kiefer knackte.

      Orima hatte sie geleitet, wenn sie von Welt zu Welt gereist waren. Ihre blinden Augen hatten die Verbindungen der Kraft gesehen und vielmehr noch, wo neue geschaffen werden konnten. Sie hatte ihre Macht durch Rilmandra fließen lassen, war ihr Kompass gewesen.

      Rilmandra war allein, aber sie erinnerte sich, erinnerte sich vage wie in einem goldenen Traum an das Gefühl, durch Schicht um Schicht von Sein und Realität zu gleiten, unberührt von Distanz und Barrieren, ob von Göttern geschaffen oder anderen. Ein Gradient, ein Fluss, von einem Ort zum anderen ohne Biegung und Hindernis.

      Klauen verfingen sich im Wimpel an ihrem Mast, rissen die Seide ab, auf der Kelch und Schwert prangten. Rilmandra schrie erneut und Hond heulte, aber sie lenkte die Angst, die Wut und für einen klaren, gläsernen Moment wurde dies zu einer Kompassnadel.

      Die Leere beugte sich, verformte sich und ein Tunnel tat sich auf, der sie fortspülte und die Verfolger zurückließ. Die Sphären sangen und Licht wirbelte um sie, dann fiel sie zurück in den Nebel – allein, diesmal, wenn auch nicht unversehrt.

      Taumelnd richtete sie sich auf. Leinen hingen zerrissen herab, dem Vogel am Bug waren die Augen und Teil des Schnabels herausgerissen worden. Ihre Magie sickerte aus den Wunden im Rumpf und ihrer Schutzhülle. Die Globule flackerte, instabil, und für ein paar Herzschläge waren sie und Hond ohne Gewicht, bevor sie zurück zum Deck gezogen wurden.

      Sie wusste noch nicht, wo sie waren. Ihre Sinne tasteten nach den Linien der Kraft im Nebel, nach Spuren von Welten und ihren Verbindungen zueinander. »Ganz ruhig«, sagte sie zu Hond, der noch zitterte. »Für den Moment sind wir sicher.«

      Er schnaufte, sammelte sich dann aber und lief zu einer sich öffnenden Blüte in den Schnitzereien. Morgenlob? Es war eine Frage, neugieriges Unwissen.

      »Ich weiß nicht genau, was ich getan habe«, gestand sie. »Ich habe einen Übergang geöffnet. Meine Schöpferin konnte dies, aber ich habe es noch nie … allein vollbracht.«

      Er schnaufte erneut und sie stand auf, sah von ihm zu den beiden im Eis, die zwar hin und her geworfen worden, aber unversehrt geblieben waren. Sie mit Leinen wenigstens leicht zu sichern, war eine gute Idee gewesen.

      »Nicht ganz allein«, gab sie zu, »aber auch alles andere als perfekt. Ich bin erschöpft. Und sie werden weiter nach uns suchen.«

      Sie ging langsam auf ihrem Deck auf und ab, suchte nach schwereren Schäden. Dann ging sie unter Deck und holte Seide und die metallenen Dorne zum Spleißen und Flechten empor, die Orima einst genutzt hatte, um ihre Leinen und Segel zu richten. Etwas hilflos sah sie darauf hinab.

      »Ich wusste nicht, was ich alles doch noch lernen müsste«, sagte sie. »Aber … es schmerzt, so zerrissen zu sein.«

      Sie hob den Kopf und sah zu ihren Segeln, dankbar für die geliehenen Hände und Augen, die es möglich machen würden, die ärgsten Wunden zu heilen. Orimas Banner war fort und eine Woge von Trauer überkam sie.

      Die Augen des Körpers weinten und ein Schmerz nistete sich unter ihrem Brustbein ein. »Ich vermisse dich«, wisperte sie. »Es ist einsam hier.«

      Während Hond sie unruhig vom Deck aus beobachtete und hin und her lief, kletterte sie in ihren Leinen und Wanten und schnitt los,


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