Последние дни наших отцов. Жоэль Диккер
Читать онлайн книгу.Bewegung: jede von einer außerhalb des Organismus befindlichen Kraft verursachte Körperbewegung.
6.Reflexbewegung: eine unwillkürliche Bewegung, provoziert durch einen externen Stimulus, der auf ein Nervenzentrum wirkt.
7.Spontanbewegung: eine Bewegung, die ihren Ursprung innerhalb des Organismus hat.
8.Indexbewegung: eine Bewegung eines kranialen Körperteils in Relation zu einem fixierten kaudalen Teil.
9.Brownsche Bewegung: die tanzende Bewegung winziger Partikel, die in einer Flüssigkeit schweben.
Diese neun Definitionen des Begriffs Bewegung sind für unsere Diskussion wichtig. So ist zum Beispiel Definition Nummer acht: „Indexbewegung: eine Bewegung eines kranialen Körperteils in Relation zu einem fixierten kaudalen Teil“, eine sehr klare Bestimmung des klinischen Zustandes, den wir bei einem Schleudertrauma oder nach einem schweren Sturz auf das Gesäß finden, wo die blockierte unwillkürliche Bewegung des Os sacrum zu einer Bewegung des kranialen Körperteils um einen fixierten kaudalen Punkt beiträgt.
Als Ärzte und Behandler befassen wir uns auf einer persönlichen Basis mit Bewegung im Patienten. Wenn der Patient gesund ist, braucht er unsere Dienste nicht. Sein Leben und seine Bewegung, die er in seiner inneren und äußeren Umgebung und seinen anatomisch-physiologischen Mechanismen manifestiert, sind in einem frei funktionierenden Zustand. All seine innerlichen Systeme, sowohl die willkürlichen als auch die unwillkürlichen, arbeiten, um seine homöostatische Funktionsbalance von innen heraus aufrechtzuerhalten. Und er beantwortet und reflektiert eine natürliche Wechselbeziehung mit der spezifischen Umgebung seiner externen Welt der Bewegung und innerhalb seiner selbst.
Während unserer medizinischen Ausbildung haben wir diesen Körper, in dem wir sowohl anatomisch als auch physiologisch leben, seziert. Wir haben allen Teilen eines komplexen Systems, bestehend aus Zellen, Flüssigkeiten, Mechanismen von Körperteilen und deren Bewegung und Antriebsmechanismen, Namen und Funktionsbeschreibungen gegeben. In Wirklichkeit jedoch hat sich unser anatomisch-physiologischer Körper nicht in die vielen Teile, die wir als Mediziner kennen, aufgespalten. Dieser physische und funktionierende Körper hat seine vielen Teile und Aktivitäten nicht definiert. Er hat eigentlich keinen Namen, nicht einmal den, der uns von unseren Eltern gegeben wurde. Dieser namenlose Körper, den wir während unserer Zeit auf der Erde nutzen, funktioniert auf der Basis einer einfachen Eins-zu-Eins-Beziehung, sowohl innerhalb seiner selbst als auch mit seiner Umgebung.
Dies ist ein wichtiger Punkt. Wir als Ärzte, brauchen das detaillierte Wissen der Anatomie und Physiologie, das wir uns angeeignet haben, um ein analytisches Bewusstsein für die Bedürfnisse unserer Patienten zu bekommen. Der Körper unseres Patienten dagegen findet dieses detaillierte Wissen nicht notwendig. Das Leben im Körper und seine Bewegung arbeiten vereint als ein Gesamtmechanismus, um Gesundheit zu offenbaren, Krankheit zu widerstehen und zu bekämpfen sowie den Effekt von Traumen entweder zu korrigieren oder sich ihm anzupassen.
Wir sprechen über ganzheitliche Medizin und Ganzheitlichkeit, aber in Wirklichkeit sind dies meist nur schöne Worte, die nicht in die Praxis umgesetzt werden. Mein namenloser Körper und der meiner Patienten – ‚namenlos‘, weil er etwas Ganzheitliches ist – geben mir als Behandler die Gelegenheit, bei Diagnose und Behandlung medizinisch angewandte ganzheitliche Grundprinzipien in der Praxis einzusetzen. Die Ressourcen meines namenlosen Körpers und des meines Patienten, mit ihren offensichtlichen Bewegungen, die, egal ob grob oder fein, ihre Kraft von einer inhärenten Potency beziehen, ermöglichen es mir als Behandler, zuzulassen, dass die innere physiologische Funktion ihre eigene, sich nie irrende Potency offenbart, statt bei der Behandlung meiner Patienten blinde Kraft von außen anzuwenden.
Unsere namenlosen Körper haben andere Ressourcen, die die gesamten Funktionsabläufe in unserer inneren und äußeren Umgebung ergänzen, komplizieren, fördern und stützen. Wir haben einen Namen, der uns von unseren Eltern gegeben wurde. Wir haben ein Ego, einen Geist und Emotionen. Diese drei – Ego, Geist und Emotionen – sind ebenfalls Manifestationen des Lebens als Bewegung, allerdings auf anderen Frequenzen als auf der, die der physischen und physiologischen Struktur unseres namenlosen Körpers zu eigen ist. Alle drei sind ein inhärenter Anteil unserer ganzheitlichen Natur und gehören somit zu unserer Gesamtexistenz. Ego, Geist und Emotionen schaffen Bereiche sich manifestierender Bewegungen mit so vielen rasch wechselnden Variablen, wie es Menschen auf der Erde gibt. Auch hier wieder beantwortet und reflektiert unser namenloser Körper eine nach innen und außen bestehende natürliche Wechselbeziehung mit all diesen Variablen in den Bereichen von Ego, Geist und Emotionen.
Vergleiche den Körper eines Mannes, dessen ganzes Wesen Wut ausdrückt, mit dem eines Menschen, der gelassen ist, sich in einem Zustand völliger Hingabe, in meditativem Schweigen befindet. Beobachte den Einfluss einer verängstigten Mutter auf ihr verletztes Kind. Einmal brachte man mir ein Baby, das aus seinem Hochstuhl gefallen und bewusstlos war. Während ich es untersuchte, saß seine Mutter auf der anderen Seite des Raumes. Ich sah mir den immer noch bewusstlos erscheinenden kleinen Jungen gründlich an und fand keine körperlichen Verletzungen. „Sie müssen sich keine Sorgen machen, es ist nichts passiert“, sagte ich zu der Mutter. „Gott sei Dank!“, rief sie und entspannte sich. Sofort reagierte der Kleine darauf, indem er begann, sich normal zu bewegen und zu weinen. Die Angst der Mutter hatte zu der Regungslosigkeit des Kindes beigetragen.
Wir haben nun kurz über die Gesamtheit der vielfältigen Arten von Bewegung in einem namenlosen Körper gesprochen, der von sich heraus fähig ist, seine innere und äußere Umgebung als eine Funktionseinheit an sich zu beantworten und zu reflektieren. Wir haben sie ergänzt durch die vielfältigen Variablen, die Ego, Geist und Emotionen mit ihren Formen von Bewegung beitragen können. Dies sind keine Ursache-Wirkung-Zusammenhänge. Hier geht es, egal ob es sich um den Arzt oder den Patienten handelt, um ein ungeteiltes Individuum in einer nach außen und innen bestehenden Wechselbeziehung mit seiner individuellen Umgebung. Es gibt aber noch einen weiteren Faktor, der zu unserem ganzheit-lichen medizinischen Ansatz hinzugefügt werden muss, und das ist das Leben selbst, das sich durch die Bewegung des namenlosen Körpers und der variablen Bereiche von Ego, Geist und Emotionen ausdrückt. Nimmt man Leben als einen Faktor, der sich auf allen Ebenen – von grobmotorischen Bewegungen bis hin zu kleinsten Elektronenbewegungen innerhalb der Zellfunktion oder der Bereiche von Ego, Geist und Emotion – als Bewegungsvielfalt offenbart, dann sollte man diesen Faktor studieren und entwickeln, bis auch er, synchron mit der medizinischen Entwicklung der verschiedenen Arten von Bewegung als sich manifestierende Muster des Lebens, zu einer medizinischen Erfahrung wird.
Man kann es Leben nennen oder Potency oder irgendeinen anderen Begriff verwenden. Es ist ein Faktor, der in mir, dem individuellen Behandler, ebenso vorhanden ist wie im Patienten und in jeder anderen lebenden Kreatur auf der Erde. Der Faktor Leben kann vom Behandler und im Patienten auf einer individualisierten Basis entwickelt und genutzt werden. Es ist interessant zu beobachten, dass die Beziehung von Arzt oder Patient zum Leben als Faktor wieder auf einer Einzel-Basis stattfindet, genauso wie die des namenlosen Körpers. Leben hat keine Variablen wie Ego, Geist oder Emotionen. Leben ist. Der einzelne Behandler muss sich in seinem Bemühen, Leben als Faktor und aktiv Beteiligten in der klinischen Anwendung zu verstehen und zu nutzen, aus selbst Erfahrenem sein eigenes Verständnis erarbeiten. Wir können einander nicht beibringen, wie man den Faktor Leben in die tägliche Praxis und die individuellen Beziehungen zu den Patienten mit hinein nimmt. Es ist etwas, was gelernt werden kann, aber offensichtlich muss es jeder für sich lernen. Um es zusammenzufassen: Wir haben über die in vielfältiger Form stattfindende Bewegung in der Physiologie eines namenlosen Körpers und in der auch Ego, Geist und Emotionen einschließenden Physiologie eines benannten Körpers gesprochen.
Alle Formen von Bewegung, egal ob es sich um Denkprozesse, emotionale Erfahrungen oder physiologische Körpermechanismen handelt, sind Folgen. Voraussetzung für diese Bewegungen sind automatisch sich verändernde, frei schwebende Stillpunkte oder Fulkren. Der Behandler kann die vielfältigen Arten von Bewegung mit Hilfe seines sensorischen Systems wahrnehmen. Auch die koexistierenden, ständig sich verändernden Fulkren, die die Bewegungen zentrieren, erfordern von ihm, dass er ihre Existenz bewusst wahrnimmt. Es ist also wichtig, dass der Behandler bei seinem Diagnose- und Behandlungsprogramm